Stiftskirche St. Georg (Grauhof)

Stiftskirche St. Georg (Grauhof)
Stiftskirche St. Georg
Kirche und Konventsgebäude von Südosten

Die Stiftskirche St. Georg ist eine bedeutende Barockkirche im Goslarer Ortsteil Grauhof. Sie ist Teil des ehemaligen Augustiner-Chorherren-Stifts St. Georg und wird heute von der Klosterkammer Hannover unterhalten. Kirchlich gehört sie zur katholischen Pfarrei St. Jakobi in Goslar.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

In Grauhof befand sich ein Vorwerk des Stifts auf dem Georgenberg. Als das Goslarer Stift 1527 zerstört wurde, siedelte der Augustinerkonvent in das Vorwerk über, das in den folgenden Jahrzehnten zum neuen Kloster ausgebaut wurde. 1569 wurde im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg die lutherische Reformation durchgeführt, und im Kloster Grauhof wurde eine Lateinschule eingerichtet. 1643, als das Hochstift Hildesheim in den Grenzen von 1519 wiederhergestellt wurde, kam die Klosteranlage unter fürstbischöfliche Herrschaft, wurde rekatholisiert und mit Augustiner-Chorherren der Windesheimer Kongregation besiedelt. Die Kirche wurde zugleich Amtspfarrei für die Katholiken der Umgebung. Ab 1701 entstand das heutige barocke Gebäudeensemble. Die Stiftskirche wurde 1711–1717 nach Plänen des Mailänder Baumeisters Francesco Mitta neu gebaut und in den folgenden Jahrzehnten mit Kunstwerken von hoher Qualität ausgestattet. Nach der Säkularisation 1803 wurden Gebäude und Ländereien Teil des Hannoverschen Klosterfonds. Die Kirche blieb katholische Pfarrkirche. 2007–2009 wurde aus Mitteln der Klosterkammer eine aufwändige Sanierung durchgeführt.

Architektur

Die Georgskirche bildet die nördliche Flanke des Klosterquadrats und überragt mit ihren über 30 Metern Firsthöhe die übrigen Gebäudeteile beträchtlich. Äußerlich stellt sie sich als dreijochige Saalkirche mit Satteldach, eingezogenem Rechteckchor im Osten und quadratischem, spitzhaubengekröntem Turm auf der Südseite dar. Die Wände sind mit farblich abgesetzten Pilastern, Kreis- und Rundbogenfenstern gegliedert. Über dem Portal stehen drei Heiligenstatuen. Der Innenraum ist mit Wandpfeilern rhythmisiert. Das Bodenniveau des Chors liegt mehrere Meter über dem des Langhauses und wird über eine Treppe mit Marmorgeländern erreicht. Unter dem Chor befindet sich die Krypta.

Ausstattung

Die weiß gefassten Wände sind reich mit Gebälk, Figuren und Kartuschen stuckiert. Meisterwerke spätbarocker Kunst sind der Hochaltar, die ganz in Grautönen gehaltenen Seitenaltäre, die Kanzel und das Chorgestühl.

Besondere Bedeutung hat die Orgel, die 1734–1737 von Christoph Treutmann geschaffen wurde und nach vielen Umgestaltungen heute optisch und klanglich wieder dem Originalzustand nahekommt.[1] Mit 42 Registern, drei Manualen und Pedal[2] gehört sie zu den geschätztesten Konzertinstrumenten der Region, so beim alljährlichen Grauhofer Orgelsommer.

I Hinterwerck C,D–c3
Gedackt 8′
Quintadena 8′
Principal 4′
Flöte Travers 4′
Octava 2′
Waldflöte 2′
Quinta 11/2
Scharff III
Hautbois 8′
II Hauptwerck C,D–c3
Principal 16′
Viola di Gambe 16′
Lieblich Prinicipal 8′
Spitzflöte 8′
Viola di Gambe 8′
Quinta 6′
Octava 4′
Nassat 3′
Rauschpfeiffe III
Mixtur IV-VI
Trommet 16′
Trommet 8′
III Oberwerck C,D–c3
Principal 8′
Rohrflöte 8′
Octava 4′
Spitzflöte 4′
Quinta 3′
Superoctava 2′
Sesquialtera II
Mixtur V
Fagott 16′
Vox humana 8′
Pedalwerck C,D–d1
Principal 16′
Soubbas 16′
Rohrflöte 12′
Octava 8′
Flachflöte 8′
Superoctava 4′
Mixtur IV
Groß Posaunen Baß 32′
Posaune 16′
Trommet 8′
Schalmey 4′
  • Koppeln: Schiebekoppel III/II, Koppelzug I/II
  • Spielhilfen: Tremulant für das Manualwerk, Sperrventile, zwei Zimbelsterne

Chronogramme

An den Klostergebäuden sind drei lateinische Chronogramme angebracht, von denen die beiden älteren unter den Portaltympana des Konventsgebäudes zugleich binnengereimte Verspaare sind. Die Inschrift über dem Ostportal mahnt in Form eines Distichons die Bewohner zur Einigkeit, der Denkspruch über dem Südeingang erinnert in zwei Distichen an die Zerstörung des Goslarer Georgsstifts und seine Wiedererrichtung in Grauhof. An der Ostwand der Kirche nimmt ein Widmungsspruch an den heiligen Georg Bezug auf eine Bauerweiterung.

Einzelnachweise

  1. Nähere Informationen zur Orgel der Stiftskirche
  2. Zur Disposition
  3. Als Distichon (ein Hexameter und ein Pentameter) zu lesen: Vívite cónfratrés, liget únio mútua pátres: / páx in eá durét, sí stygis íra furét.
  4. a b c Abschrift und Übersetzung: Rabanus Flavus
  5. Als Distichon zu lesen: Trístibus ín turbís trucibúsque tumúltibus úrbis / quáe vicína fuít fábrica frácta ruít.
  6. Als Distichon zu lesen: Bérnardús struxít vastátaque técta redúxit: / ássistébat eí grátia lárga deí.
  7. wohl dem Hilssandsteinbruch bei Lutter am Barenberge, dessen Pfarrkirche ebenfalls dem heiligen Georg geweiht ist

Literatur

Weblinks

 Commons: Kloster Grauhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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