Conradsdorf

Conradsdorf
Conradsdorf
Gemeinde Halsbrücke
Koordinaten: 50° 57′ N, 13° 22′ O50.942513.369444444444322Koordinaten: 50° 56′ 33″ N, 13° 22′ 10″ O
Höhe: 322–402 m ü. NN
Einwohner: 1.174 (1990)
Eingemeindung: 1994
Postleitzahl: 09633
Vorwahl: 03731
Kirche Conradsdorf an der Alten Dresdner Straße
Sühnekreuz aus Grillenburger Sandstein an der Kirche Conradsdorf (vgl. Naundorf (Bobritzsch) – große Ähnlichkeit der Steinkreuze)
Conradsdorf, alte Muldenbrücke, 1501 erbaut
Halsbacher Korallenachat Conradsdorf, Ortsgrenze Halsbach

Conradsdorf ist ein Ortsteil der Gemeinde Halsbrücke im Landkreis Mittelsachsen.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Verkehr

Das nördlich von Freiberg gelegene Conradsdorf zieht sich vom Tal der Freiberger Mulde bei einer Höhe von 322 m ü. NN hinauf bis zur weithin sichtbaren neugotischen Kirche am oberen Ortsende auf 402 m ü. NN . Conradsdorf, etwa 2 km südöstlich des Kernortes Halsbrücke gelegen, südöstlich an Tuttendorf grenzend, ist an das Netz des öffentlichen Personennahverkehrs angeschlossen und überregional über die B 173 sowohl aus Richtung Freiberg als auch aus Richtung Dresden gut erreichbar.

Geschichte

Die Gründung des früheren Waldhufendorfes eines Conrad (1334 Cunradisdorf, 1350 Conradisdorf) erfolgte mit der Kolonisation des Freiberger Landes in der zweiten Hälfte des 12. Jh. Angeblich gehörte es zum Herrschaftsbereich der Biebersteiner. Bis 1686 war das Dorf Lehnsteil des dortigen Rittergutes. Die Grundherrschaft lag in der zweiten Hälfte des 14. Jh. bei Friedrich von Maltitz, 1550 wird Hans Röhtling, Bürgermeister von Geyer und Annaberg als Lehnsherr genannt. Landesherrliche Verwaltungsbezirke von Conradsdorf waren 1445 die Pflege Freiberg, 1590 das Amt Freiberg, danach das Gerichtsamt Freiberg und nach Trennung von Justiz und Verwaltung 1875 die Amtshauptmannschaft Freiberg.

Conradsdorf war eine Hauptstation der Wallfahrer nach dem Kloster Altzella (Cella)[1].

Die neugotische Dorfkirche mit ihrem weithin sichtbaren, die Landschaft beherrschenden spitzen Dachreiter, wurde unter Verwendung des mittelalterlichen Turmchorhauses 1871/72 errichtet.

An der Umfassungsmauer des Friedhofes neben dem Eingang zum Kirchhof befindet sich ein Sandsteinkreuz mit eingeritztem Spieß, das den mittelalterlichen Mord- bzw. Sühnekreuzen zugeordnet wird. Es erinnert angeblich an einen Küster, der einen Kirchenräuber getötet haben soll. Das Kreuz wurde 1937 im Giebel der Pfarrhofscheune entdeckt.

Neben der Landwirtschaft war der Bergbau in früheren Zeiten eine wichtige Erwerbsquelle. Die Grube St. Lorenz Gegentrum, deren Lage heute noch an vielen Halden und Pingen erkennbar ist, war vom Anfang des 17. Jh. bis 1780 die bedeutendste Bergbauanlage in Conradsdorf. 1631/32 wurde der Lorenz-Gegentrum-Kunstgraben angelegt. Die Halden nahe der Fuchsmühle zeugen von der Grube Neubeschert Glück, die bis 1813 in Betrieb war. Der "Alte Tiefe Fürstenstolln" war der wichtigste Freiberger Wasserlösungsstollen seit dem 14. Jh. Das unter Denkmalschutz stehende Mundloch des Stollens wurde im 17. Jh. angelegt und befindet sich am "Roten Graben", oberhalb der Freiberger Mulde. Am Mundloch ist das Staatswappen des Kurfürstentums Sachsen gegenwärtig noch erkennbar. In der Nähe befindet sich das ebenfalls unter Denkmalschutz gestellte Mundloch des Hauptumbruchs des Alten Tiefen Fürstenstollns. Der "Hauptstolln Umbruch" wurde 1821 bis 1850 erbaut als Ersatz für den Alten Tiefen Fürstenstolln.

Der zu sehr schönem Schmuck verarbeitbare bekannte „Halsbacher Korallenachat“ wurde im Grubenfeld der Schwerspatgrube „Weichelts Hoffnung“, letzter ehemaliger Bergbaubetrieb Conradsdorfs, im Grenzbereich zu Halsbach gefunden.

Die von der Freiberger Mulde getriebene Fuchsmühle, im 18. Jh. auch Ratsmühle genannt, viel 1908 einem Brand zum Opfer und wurde danach als Blechwarenfabrik neu gebaut.

Über die Fluren von Conradsdorf führte die älteste Verbindungsstraße von Freiberg nach Dresden. Die alte Muldenbrücke neben der Betonbrücke wurde 1501 erbaut. Sie ersetzte den hölzernen Steg der ältesten Dresdner Landstraße.

Entwicklung der Einwohnerzahl

1551: 15 besessene Mann, 14 Gärtner, 23 Inwohner, 1764: 14 besessene Mann, 20 Gärtner, 29 Häusler, 11 Wüstungen, 22 Hufen je 18 Scheffel[2].

Stand jeweils 31. Dezember:

1834 bis 1925

  • 1834: 599
  • 1871: 861
  • 1890: 1027
  • 1910: 968
  • 1925: 867

1939 bis 1990

  • 1939: 782
  • 1946: 938
  • 1950: 2019
  • 1964: 1639
  • 1990: 1174

1950 wurden Falkenberg und Tuttendorf Ortsteile von Conradsdorf. 1994 wurde Conradsdorf Ortsteil der Gemeinde Halsbrücke.

Vereine

In Conradsdorf gibt es den Conradsdorfer Sportverein 61 e. V., den Hundesportverein Conradsdorf e.V., den Kleingartenverein „An der Mulde e.V.“ Conradsdorf, den Verein „Conradsdorfer Schützen 1898“ e. V., die Heimatfreunde Conradsdorf e. V., den CCV Conradsdorfer Carnevalsverein und den Ortsverein CFT 825 e.V.[3]

Literatur

  • Freiberger Land. 1. Auflage. Akademie-Verlag Berlin, Berlin 1988 (Werte unserer Heimat. Band 47).
  • Gerhard Platz: Goldene Tage, Bilder aus der Freiberger Bergbaugegend. Landesverein Sächsischer Heimatschutz Dresden, Band XXII, Heft 10/12, 1933.
  • Richard Steche: Conradsdorf. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 3. Heft: Amtshauptmannschaft Freiberg. C. C. Meinhold, Dresden 1884, S. 4.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Landesverein Sächsischer Heimatschutz Dresden, Band XXII, Heft 10/12, 1933, Seite 329
  2. vgl. Conradsdorf im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  3. darin: Conradsdorfer Vereine

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