David Woodard

David Woodard
David Woodard während der Proben zu „Exploding Beowulf“ im Roten Salon der Volksbühne Berlin (März 2010)

David J. Woodard (* 6. April 1964 in Santa Barbara, Kalifornien) ist ein US-amerikanischer Künstler, Komponist und Schriftsteller. Seine Ausfertigungen der „Dreamachine“ wurden weltweit in zahlreichen Ausstellungen präsentiert. In Deutschland wurde er vor allem durch seine Beiträge für die Zeitschrift „Der Freund“ (2004–2006) bekannt. In seinen Essays und Reiseberichten setzt er sich u. a. intensiv mit dem paraguayischen Nueva Germania und der zeitweise dort ansässigen Elisabeth Förster-Nietzsche auseinander.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Woodard wechselte häufig seinen Studienort und studierte an der University of California, Santa Barbara, der New School for Social Research, der Columbia University und der San Francisco State University.

Nueva Germania

2003 wurde er zum Stadtrat des kalifornischen Juniper Hills (Los Angeles County) gewählt. In dieser Eigenschaft schlug er eine Städtepartnerschaft mit dem paraguayischen Nueva Germania vor. Um diesen Plan voranzutreiben, besuchte Woodard den dortigen Gemeinderat. Nach seinem Besuch verfolgte er den Plan jedoch nicht weiter, hatte aber in der Stadt ein Studienobjekt gefunden, das er in der Folge mehrfach in Artikeln und Interviews beschrieb. Besonders interessiert ihn dabei der Aufenthalt von Nietzsches Schwester Elisabeth, die dort zwischen 1886 und 1889 lebte. Woodard organisierte in der Folge auch Gruppenreisen nach Nueva Germania.[1] Er initiierte so auch den Reisefilm „The Last Aryans of Paraguay“, der vom „Vice“-Magazin produziert wurde (2006).[2]

Im Frühlingstrimester 2006 war Woodard Dozent an der Wissenschaftsakademie Berlin, einer inzwischen geschlossenen Bildungseinrichtung mit satirischem Hintergrund. Titel der mit zusammen mit Christian Kracht und dem Komponisten Christian von Borries geleiteten Veranstaltung war „Nueva Germania – Gescheiterte Eugenik im Dschungel Paraguays“.[3] Rafael Horzon, der Gründer der Akademie, berichtet im 21. Kapitel seiner im Suhrkamp-Verlag erschienenen Autobiografie „Das weisse Buch“ (2010), die ans Genre des Schelmenromans angelehnt ist, von seiner Bekanntschaft mit Woodard. Sein Fazit lautet:

„Trotzdem war es immer eine Bereicherung, Woodard zu treffen: Weil er perfekte Umgangsformen besass und weil er zu den wenigen Menschen gehörte, die ich nie verstanden habe.“[4]

„Dreamachine“

Seit den 1990er Jahren baut David Woodard Exemplare der „Dreamachine“ nach, die in den 1960er Jahren von Brion Gysin (1916–1986) und Ian Sommerville (1940–1976) entwickelt wurde. Es handelt sich dabei um einen Zylinder, der um eine Lichtquelle rotiert. In den Zylinder sind verschieden geformte Löcher gestanzt, dadurch entsteht beim schnellen Drehen der „Dreamachine“ ein stroboskopartiger Effekt. Dieser trifft auf die geschlossenen Augenlider und erzeugt intensive Farb- und Lichtvisionen, wodurch Bilder im Gehirn stimuliert werden sollen, die denen eines Drogenrausches oder eines Traumes ähneln sollen.

Woodards „Dreamachine“ wurde mehrfach ausgestellt, zuerst 1996 im Los Angeles County Museum of Art als Teil der Ausstellung „Ports of Entry – William S. Burroughs and the Arts“, später u. a. 2006 in einer von Adina Popescu kuratierten Gruppenschau bei „Program“ in der Berliner Invalidenstraße 115.[5] Ein Modell der „Dreamachine“ wurde auch in der Ausstellung „MD 72“ präsentiert, die vom 10. Januar bis 10. Februar 2008 in der Galerie Neu am Berliner Mehringdamm stattfand, kuratiert von Alexander Schröder.[6]

Vom 2. Mai bis zum 24. August 2008 kuratierte Woodard zusammen mit Adrian Notz im Zürcher Cabaret Voltaire die Ausstellung „Dreamachine: David Woodard, Christian Kracht, Ma Anand Sheela“. Teil dieser Ausstellung waren Malereien und Zeichnungen, die von den Bewohnern zweier Wohnheime für Betagte und Behinderte, die Sheela Birnstiel in Maisprach und Lausen bei Basel betreibt, unter dem Einfluss der „Dreamachine“ angefertigt wurden.[7]

Über die Rezeption der „Dreamachine“ schreibt Woodard anlässlich einer Ausstellung in Freuds Traum-Museum in Sankt Petersburg:

„Wenn man mit geschlossenen Augen in die Dreamachine schaut, erzeugt sie Wachträume – es waren wohl eher die effekthascherischen Schlagzeilen, die sie hier bekannt machte. Russische Medien hatten in ihrer Vorberichterstattung zu der Ausstellung betont, dass der Rockmusiker Kurt Cobain in den Tagen und Stunden, die zu seinem frühzeitigen Ableben führten, die Dreamachine verwendet hätte. In der täglichen Schlange standen mehr Besucher, als wir erwartet hatten.“[8]

Weitere Projekte

In Frauke Finsterwalders Dokumentarfilm „Die große Pyramide“, der im Januar 2010 auf dem Max-Ophüls-Festival Premiere feierte, hat Woodard einen Kurzauftritt.

Im März 2010 agierte Woodard zusammen mit dem schottischen Musiker Momus in der Performance „Exploding Beowulf“ im Roten Salon der Volksbühne Berlin.

Veröffentlichungen (Auswahl)

Literatur

Einzelnachweise

  1. Vgl. Henning Kober: In, um und um Germanistan herum. In: taz, 18. Mai 2006.
  2. Vgl. http://www.dailymotion.com/video/x1gpw7_vice-travel-nueva-germania-paraguay_shortfilms
  3. Vgl. Stephan Maus: Oh, wie schön ist Paraguay. In: Süddeutsche Zeitung, 21. März 2006. – Vgl. außerdem die offizielle Webseite zu Veranstaltung.
  4. Rafael Horzon: Das weisse Buch. Berlin: Suhrkamp 2010. S. 205.
  5. Vgl. Niklas Maak: Das hysterische Flattern einer Segelyacht. In: FAZ, 6. Dezember 2006.
  6. Vgl. Astrid Mania: Gruselige Alphawellen. In: artnet, 23. Januar 2008.
  7. Vgl. die offizielle Webseite der Ausstellung.
  8. David Woodard: Ernst Jünger in Leningrad. In: Alexander Pschera (Hrsg.): Bunter Staub. Ernst Jünger im Gegenlicht. Berlin: Matthes & Seitz 2008. S. 164–184, hier S. 172. (PDF)

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