- Deutsche Jakobiner
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Als Deutsche Jakobiner oder Deutsche revolutionäre Demokraten werden diejenigen Personen bezeichnet, welche die Ideen der Französischen Revolution auch in Deutschland umsetzen wollten und ein Ende der Fürstenherrschaft anstrebten.
Inhaltsverzeichnis
Österreichisch-Ungarische Jakobinerverschwörung
Leopold II. hatte geplant, den bürgerlichen und bäuerlichen Einfluss an den ungarischen Landständen und entsprechenden Institutionen in einigen Teilen der österreichischen Erblande zu vergrößern. Dazu hatte er einige Personen wie Ignaz von Martinovicz unterstützt, die für derartige Reformen etwa in Flugschriften warben. Nach der Thronbesteigung von Franz II. beendete dieser aus Furcht vor der Revolution diese Pläne. Enttäuscht radikalisierten sich die Reformer. Martinovicz verfasste eine Schrift in der er für die Beseitigung der Monarchie und für die demokratische Republik nach französischem Vorbild eintrat. Wahrscheinlich von Franz Hebenstreit („österreichischer Babeuf“) stammte ein Lied in dem er die Hinrichtung Ludwig XVI. verteidigte und die Bauern zum Aufstand aufrief.
Es bildete sich ein regelrechter Verschwörerkreis in Wien, der aus etwa 80 Personen bestand. Die Gruppe plante 1794 einen Staatsstreich, der aber nicht zur Ausführung kam.[1]
Norddeutsche Jakobiner
In Hamburg und Schleswig-Holstein entwickelte sich innerhalb der politischen Öffentlichkeit eine radikale Richtung. Dieser ging es nicht nur um die Freiheit sondern auch um soziale Gleichheit. Die Anhänger der Aufklärung spalteten sich in zwei Lager. Angehörige des Großbürgertums sympathisierten mit den Girondisten. Handwerker und einige Intellektuelle standen auf Seiten der Jakobiner und Maximilien de Robespierre. Der Jakobiner Georg Conrad Meyer gab eine Zeitschrift mit dem Titel „Der neue Mensch“ heraus. Darin forderte er unter anderem eine gleichmäßige Vermögensaufteilung, allerdings ohne die Besitzenden enteignen zu wollen. Allerdings hoffte man auch in den radikalen norddeutschen Kreisen weiterhin auf Reformen des Staates. Meyer blieb Bewunderer Friedrich II. Irgendwelche Pläne zur Umsetzung der eigenen Ziele gab es in Norddeutschland nicht.[2]
Mainzer Republik
In Folge der Nähe zu Frankreich und dem Durchzug französischer Truppen war die jakobinische Bewegung im südlichen Deutschland am stärksten vertreten. Geistige Unterstützung kam vor allem aus Straßburg einem Zentrum der französischen Revolutionspropaganda. In der Mainzer Republik wurde 1792/93 der erste Versuch unternommen die Ideen in die Praxis umzusetzen.
Cisrhenanische Bewegung
Auch nach dem Ende der Schreckensherrschaft in Frankreich gab es in Deutschland republikanische Strömungen. Zu diesen gehörte die Cisrhenanische Bewegung. Im Jahr 1797 strebten Joseph Görres und andere, unterstützt von General Lazare Hoche, die Gründung einer rheinischen Republik an. Es wurden entsprechende Volksgesellschaften gegründet und in Koblenz, Bonn und Köln wurden Freiheitsbäume aufgerichtet und die Republik ausgerufen. Allerdings wurde der Traum durch den französischen Vormarsch an den Rhein bald beendet. Der Rückhalt in der Bevölkerung war gering. Die Deutung der Bewegung als radikaldemokratisch wird nicht mehr allgemein geteilt, vielmehr stand sie stark in der Tradition der Aufklärung. Nicht von der Masse erhoffte man sich Fortschritt, sondern von den wenigen „Männern der Aufklärung.“[3]
Süddeutsche Republikaner
In Süddeutschland waren verschiedene Einflussfaktoren wirksam. Da war einmal die Helvetische Republik, da waren französische Agenten und Propagandisten und studentische Zirkel. Das Bild wird noch heterogener durch fränkische Reichsritter die von einer Adelsrepublik träumten, um der Mediatisierung zu entgehen. Auch bestanden in den Ständeversammlungen einiger Länder und in den Reichsstädten Oppositionsgruppen. Das einzig Verbindende war die Ablehnung des Ancien Regime in seiner jeweiligen Ausprägung.
Beeinflusst von der Helvetischen Republik war Ernst Jägerschmidt. Es gab Pläne mit französischer Hilfe den Rastatter Kongress zu sprengen. Die französische Unterstützung blieb allerdings aus. In Basel wurde 1799 eine umfangreiche Schrift mit einem am französischen Vorbild orientierten Verfassungsentwurf für Deutschland.
In Bayern fanden Ideen zu einer süddeutschen Republik Unterstützer sogar aus Adel und Beamtenschaft. Die meisten Flugschriften waren indes nicht so radikal, dass sie nicht auch mit einer konstitutionellen Regierung vereinbar waren. Tatsächlich nahm Maximilian von Montgelas mit seiner Reformtätigkeit der Bewegung weitgehend den Wind aus den Segeln. Bemerkenswerterweise wurde einer der führenden Vertreter des Republikanismus in Bayern Joseph von Utzschneider hochrangiger Beamter im bayerischen Finanzministerium.[4]
Personen
Mainzer Jakobinerklub
- Felix Anton Blau - Mainzer Priester und Theologe
- Georg Wilhelm Boehmer - Theologe und Kirchenrechtsgelehrter, Mitbegründer der Mainzer Republik
- Georg Forster - Mainzer Bibliothekar und Forscher
- Andreas Joseph Hofmann - Mainzer Universitätsprofessor
- Adolph Freiherr Knigge
- Friedrich Lehne - Mainzer Bibliothekar, Literat und Professor
- Adam Lux - Mainzer Akademiker, Philosoph
- Franz Konrad Macké - Maire (Bürgermeister) von Mayence/Mainz
- Mathias Metternich - Mainzer Universitätsprofessor, Mitbegründer des Mainzer Jakobinerklubs
- Nikolaus Müller - Mainzer Maler und Literat
- Friedrich Georg Pape - Theologe und Publizist in Mainz
- Georg Friedrich Rebmann, Pseudonym: Anselmus Rabiosus der Jüngere - Publizist in Wiesbaden
- Georg Wedekind - Mainzer Arzt
- Anton Joseph Dorsch, Hochschullehrer
- Rudolf Eickemeyer, General
- Karl Christian Parcus, Advokat
Jakobiner in Norddeutschland
- Heinrich Christoph Albrecht
- Georg Conrad Meyer
- Eulogius Schneider
- Friedrich Wilhelm von Schütz
- Heinrich Würzer
Wiener Jakobiner
Einzelnachweise
- ↑ Elisabeth Fehrenbach: Vom Ancien Regime zum Wiener Kongress. München: Oldenbourg, 2001. S.64f.
- ↑ Elisabeth Fehrenbach: Vom Ancien Regime zum Wiener Kongress. München: Oldenbourg, 2001. S.65
- ↑ Elisabeth Fehrenbach: Vom Ancien Regime zum Wiener Kongress. München: Oldenbourg, 2001 S.67f.
- ↑ Elisabeth Fehrenbach: Vom Ancien Regime zum Wiener Kongress. München: Oldenbourg, 2001 S.68f.
Literatur
- Franz Dumont: Deutsche Jakobiner, Mainzer Republik und Cisrhenanen 1792–1798, Band 1, Bundesarchiv und Stadt Mainz (Hrsg.), Mainz 1981,
- Deutsche Jakobiner: Mainzer Republik und Cisrhenanen, 1792-1798 [Ausstellung des Bundesarchivs und der Stadt Mainz im Foyer des Mainzer Rathauses]
- Axel Kuhn (Hrsg.): Linksrheinische deutsche Jakobiner. Aufrufe, Reden, Protokolle, Briefe und Schriften 1794 — 1801, Stuttgart 1978
- Axel Kuhn: Jakobiner im Rheinland. Der Kölner Konstitutionelle Zirkel von 1789
- Joseph Hansen: Quellen zur Geschichte des Rheinlandes im Zeitalter der Französischen Revolution 1780- 1801
- Heinrich Scheel: Süddeutsche Jakobiner. Klassenkämpfe und republikanische Bestrebungen im deutschen Süden Ende des 18. Jahrhunderts.
- Walter Grab: Norddeutsche Jakobiner, 1968
- Walter Grab: Leben und Werke norddeutscher Jakobiner, 1973
- H. Reinalter: Die Französische Revolution und Mitteleuropa. Erscheinungsformen und Wirkungen des Jakobinismus, 1988
- H.G. Haasis: Gebt der Freiheit Flügel. Die Zeit der deutschen Jakobiner 1789-1815, Bd. 1-2, 1988
Aufsätze
- E. Dittler: Die Revolutionierung des Fricktals und die demokratische Bewegung im Breisgau im Jahr 1802, in: TAFB 9, 1980, S. 107-128
- Walter Grab: Die Revolutionspropaganda der deutschen Jakobiner 1792/93, in: AfS 9, 1969, S. 113-156
- Walter Grab: Eroberung oder Befreiung? Deutsche Jakobiner und die Franzosenherrschaft im Rheinland 1792-1799, in: Studien zu Jakobinismus und Sozialismus, hrsg. von H. Pelger, 1975, S. 1-102
- Franz Dumont: Liberté und Libertät. Dokumente dt-frz.Beziehungenim Jahre 1792/93. In: Francia, Forschungen zur westeuropäischen Geschichte, Band 6, München 1978, darin der Bittbrief an den preußischen König und an das französische Comité
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