Domenico Bartolucci

Domenico Bartolucci

Domenico Kardinal Bartolucci (* 7. Mai 1917 in Borgo San Lorenzo, Provinz Florenz, Italien) ist ein Kardinal der römisch-katholischen Kirche, Kirchenmusiker, Komponist und war Leiter des Chors der Sixtinischen Kapelle und damit Hauptverantwortlicher für die Musik in der päpstlichen Liturgie.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kardinal Bartolucci

Kardinal Domenico Bartolucci wurde am 7. Mai 1917 als Sohn einen Ziegelfabrikarbeiters in Borgo San Lorenzo in der Provinz Florenz geboren. Er trat in das Priesterseminar des Erzbistums Florenz ein, wo er als Kantor rekrutiert wurde. Im Alter von 14 Jahren komponierte er schon Motetten, Madrigale, Oratorien und Kantaten; in dieser Zeit wurde er auch als Organist an der Kirche Santa Maria del Fiore tätig. Am 23. Dezember 1939 empfing er das Sakrament der Priesterweihe von Kardinal Elia Dalla Costa. Nach dem Tod seines Meisters, Francesco Bagnoli, folgte Bartolucci ihm nach als Leiter des Chors des Doms von Florenz. In diesen Jahren begann er, Motetten, Orgelmusik, Madrigale und Kammermusik zu komponieren. 1942 wurde Bartolucci nach Rom entsandt, um seine Kenntnisse im Fach Kirchenmusik zu vertiefen. 1947 wurde er auch Pfarrer in Montefloscoli in der Diözese Florenz.

Nachdem Domenico Bartolucci stellvertretender Leiter des Chors der Patriarchalbasilika San Giovanni in Laterano war, wurde er 1947 in Nachfolge von Licinio Refice Leiter des Chors der Patriarchalbasilika Santa Maria Maggiore. 1952 wurde er auf Anraten von Maestro Lorenzo Perosi zum stellvertretenden Leiter des Chors der Sixtinischen Kapelle ernannt. Perosi selbst konnte am 12. März 1955, zum sechzehnten Jahrestag der Krönungsfeierlichkeiten des Papstes den Chor der Sixtinische Kapelle dirigieren, am 12. Oktober 1956 starb er. Papst Pius XII. ernannte Domenico Bartolucci nach dem Tode von Perosi zum Leiter des Chors der Sixtinischen Kapelle (Direttore Perpetuo della Cappella Musicale Pontificia). Am 21. Januar 1965 verlieh ihm Paul VI. den Titel Hausprälat Seiner Heiligkeit.[1] 1997 wurde Domenico Bartolucci durch Giuseppe Liberto als Leiter des Chors der Sixtinischen Kapelle ersetzt.

Am 25. Oktober 2010 erhielt er gemeinsam mit dem Bruder des Papstes Prälat Georg Ratzinger und dem Vorstand der Wiener Philharmoniker Clemens Hellsberg den Ehrenpreis der Stiftung „Fondazione Pro Musica e Arte Sacra“.[2]

Im feierlichen Konsistorium vom 20. November 2010 nahm ihn Papst Benedikt XVI. als Kardinaldiakon mit der Titeldiakonie Santissimi Nomi di Gesù e Maria in Via Lata in das Kardinalskollegium auf.[3]

Kardinal Bartolucci gehört zu jenen Priestern, die auch nach der Liturgiereform weiterhin die Hl. Messe im tridentinischen Ritus feiern, wie er in einem Interview über das Motu proprio Summorum pontificum von Papst Benedikt XVI. erwähnte.[4] Am 8. Dezember 2010 feierte der neu ernannte Kardinal die Heilige Messe in der außerordentlichen Form des römischen Ritus in der Kirche Santissima Trinità dei Pellegrini in Rom.[5][6]

Am 23. Januar 2011 dirigierte er selbst die Capella Sistina zum Abschluss einer Feier im römischen Almo Collegio Capranica.[7] Am 15. Mai 2011 erklang unter seiner Leitung Palestrinas Missa Papae Marcelli bei einer von Kardinal Walter Brandmüller gefeierten Messe in der außerordentlichen Form des römischen Ritus am Altar der Kathedra im Petersdom.[8][9]

Am 31. August 2011 organisierte er ein Konzert für Papst Benedikt XVI. in Castel Gandolfo, bei dem auch Teile der Oper „Il Brunellesco“ zur Aufführung kamen.[10] Zu diesem Anlass komponierte Kardinal Bartolucci das Stück „Benedictus“, Papst Benedikt XVI. als Dank und Gebet gewidmet. Der Papst würdigte im Anschluss den Kardinal in einer Ansprache: „Der Meister Kardinal Bartolucci muss nicht vorgestellt werden. Ich möchte nur auf drei Aspekte seines Lebens hinweisen, die ihn – neben seinem stolzen Florentiner Geist - in eindeutiger Weise charakterisieren. Das sind: der Glaube, das Priestertum und die Musik. ... die Musik ist für Sie die bevorzugte Sprache, um den Glauben der Kirche mitzuteilen und um dem, der Ihre Werke hört, auf dem Weg des Glaubens zu helfen. Sie haben auch durch die Musik Ihren priesterlichen Dienst ausgeübt.“[11]

Am 28. September 2011 hat Kardinal Domenico Bartolucci von seiner römischen Titelkirche Santissimi Nomi di Gesù e Maria an der Via Lata feierlich Besitz ergriffen.[12]

Zitate

  • „Musik ist die Seele des Wortes, das Kunst wird. Sie disponiert sie, die Schönheit Gottes zu entdecken und willkommen zu heißen. Aus diesem Grund muß die Kirche mehr wie bisher lernen, die Schönheit der Musik wiederzugewinnen.“
  • „Heute ist es Mode, in Kirchen pop-inspirierte Lieder zu singen und Gitarre zu klimpern; schuld daran sind die Pseudo-Intellektuellen, die die Liturgie und die Musik so entstellt haben, das große Erbe der Vergangenheit verachtend. Wenn die Kunst der Musik nicht wieder zu ihrer früheren Größe zurückkehrt, ohne sich als nebensächliches Produkt anzupassen, braucht man auch die Frage nach ihrer Aufgabe in der Kirche nicht mehr zu stellen. Ich bin gegen Gitarren, aber ich bin auch gegen die Oberflächlichkeit der cäcilianischen Bewegung, das ist mehr oder weniger dasselbe. Unser Motto muß sein: laßt uns zurückkehren zum Gregorianischen Choral und zur Polyphonie in der Tradition Palestrinas, laßt uns diesen Weg fortsetzen.“[13]
  • „Benedikt XVI. hat eine Vorliebe für Gregorianik und Polyphonie und will die Verwendung der lateinischen Sprache wieder einführen. Er versteht, dass ohne das Latein das Repertoire der Vergangenheit dazu bestimmt wäre, im Archiv zu verschwinden. Es ist notwendig zu einer Liturgie zurückzukehren, die der Musik, dem Geschmack am Schönen und auch der wahren sakralen Kunst Raum gibt.“[14]

Werke

Das musikalische Werk von Kardinal Domenico Bartolucci ist in 49 Bänden erschienen bei Edizioni Cappella Sistina.

Motetten

  • Primo libro dei Mottetti (Antifone Mariane), 30 mottetti a 4 voci e Litanie Lauretane
  • Secondo libro dei Mottetti, 25 canti a 1-2-3-4 voci uguali con organo
  • Terzo libro dei Mottetti, 44 mottetti a 4 voci
  • Quarto libro dei Mottetti, 35 mottetti a 5-6-7-8 voci
  • Quinto libro dei Mottetti, 24 mottetti a 4-5-6 voci e organo
  • Sesto libro dei Mottetti, 20 mottetti a 4-5-6-7-8 voci a cappella o con organo
  • Cantica varia, 7 composizioni a 4-5-6 voci a cappella o con organo
  • Sacrae Cantiones, 46 mottetti a più voci

Hymnen

  • Hymnen, 36 inni a 3-4-5-6 voci per l'anno liturgico
  • Magnificat, 4 cantici a 2-3-4 voci a organo e 8 cantici a 5 voci a cappella sugli 8 modi modali
  • Weihnachten, 26 composizioni a 1-2-3-4-5-6 voci
  • Karwoche, Messen, Mottetti und Responsorien a 4-5 stimmig

Laudi und Madrigale

  • Laudi Mariani, 24 laudi a 3-4-7 voci
  • Primo libro dei Madrigali, 18 madrigali a 3-4-5-6 voci
  • Secondo libro dei Madrigali, 13 madrigali a 3-4 voci e pianoforte
  • Miserere, per baritono solo, coro a 6 voci e orchestra; riduzione per canto e pianoforte

Messen

  • Messe (alternate al canto Gregoriano) 8 messe a 4-5 voci
  • Primo libro delle Messe, 5 messe a 1-2-3-4 voci
  • Secondo libro delle Messe, 5 messe a 2-3-4 voci
  • Terzo libro delle Messe, 6 messe a 3-4 voci
  • Quarto libro delle Messe (Dominicis infra annum), 5 messe a 3 voci
  • Messa Jubilaei, per coro a 4 voci, organo e piccola orchestra (zum Heiligen Jahr 1950 komponiert)
  • Messa Assumptionis, a 6 voci con orchestra
  • Messa in onore di S. Cecilia, per soprano, coro a 4 voci, organo e piccola orchestra
  • Messa pro Defunctis, per soli, coro a 8 voci e orchestra; riduzione per canto e pianoforte
  • Messa de Angelis, per soli, coro a 4 voci e orchestra

Opern und Oratorien

  • Brunellesco, lyrische Oper in drei Akten, für Chor und Orchester
  • Baptisma, poemetto sacro, Chor a 3 voci di soprani contralto und Orchester
  • La Natività, Oratorium für Solo, 8-stimmigen Chor und Orchester
  • La Passione, Oratorium für Solo, 6-stimmigen Chor und Orchester
  • La tempesta sul lago, Oratorium für Solo, 4-7-stimmigen Chor und Orchester
  • Gloriosi Principes, Oratorium für Solo, 6-stimmigen Chor und Orchester

Andere Kompositionen

  • Trittico Mariano, für Orgel
  • Organo, Kompositionen für Orgel und für Clavicembalo
  • Sinfonia rustica (Mugellana)
  • Concerto in mi, für Pianoforte und Orchester
  • Romanza, con variazioni, für Violine solo
  • Sonata in sol, für Violine und Pianoforte
  • Trio in la, für Violine, Violoncello e Pianoforte
  • Benedictus (zu Ehren von Papst Benedikt XVI.), für Sopran, dreistimmigen Chor und Orchester

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Annuario Pontificio per l’anno 2006, Città del Vaticano 2006, S. 1979.
  2. Romereports, Premio 25. Dezember 2010
  3. Concistoro Ordinario Pubblico per la Creazione di ventiquattro nuovi Cardinali (Continuazione), in: Presseamt des Heiligen Stuhls: Tägliches Bulletin vom 20. November 2010.
  4. Interview Mons. Bartolucci, "Disputationes Theologicae", 2009
  5. Messa in latino
  6. Artikel von Sandro Magister auf repubblica.it 8. Dezember 2010
  7. Concerto in onore di Sua Em.za Rev.ma Card. Domenico Bartolucci
  8. III Convegno sul M.P. Summorum Pontificum, Roma 13-15 maggio 2011
  9. orbiscatholicussecundus.blogspot.com: Kardinal Domenico Bartolucci, Petersdom, 15. Mai 2011
  10. CONCERTO IN ONORE DEL SANTO PADRE BENEDETTO XVI OFFERTO DAL CARDINALE DOMENICO BARTOLUCCI , 31. August 2011
  11. KONZERT ZU EHREN VON PAPST BENEDIKT XVI. IN CASTEL GANDOLFO, 31. August 2011
  12. AVVISO DELL’UFFICIO DELLE CELEBRAZIONI LITURGICHE , 19. September 2011
  13. Interview mit Domenico Bartolucci; Italienisches Original: www.chiesa.espressonline.it, Rom 2006
  14. Interview mit Kardinal Domenico Bartolucci, 17. Dezember 2010
Vorgänger Amt Nachfolger
Avery Robert Kardinal Dulles Kardinaldiakon von Santissimi Nomi di Gesù e Maria in via Lata
seit 2010
---
Vorgänger Amt Nachfolger
Lorenzo Perosi Leiter des Chores der Sixtinischen Kapelle
1956–1997
Giuseppe Liberto

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