Walter Brandmüller

Walter Brandmüller
Wappen Walter Kardinal Brandmüller

Walter Kardinal Brandmüller (* 5. Januar 1929 in Ansbach) ist ein deutscher Theologe, Kirchenhistoriker und Kardinal der römisch-katholischen Kirche. Er war von 1998 bis 2009 Präsident des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaft („Chefhistoriker der Kurie“).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Brandmüller, Sohn eines Offiziers, empfing am 26. Juli 1953 in Bamberg durch Erzbischof Joseph Otto Kolb die Priesterweihe. Anschließend war er als Kaplan in Kronach und der Bamberger Pfarrei St. Martin tätig. Er wurde 1963 - nach einem Promotionsstudium bei Hermann Tüchle, zu dem er von Erzbischof Josef Schneider freigestellt worden war - an der Ludwig-Maximilians-Universität München mit einer Arbeit zum Thema Das Wiedererstehen katholischer Gemeinden in den Fürstentümern Ansbach und Bayreuth promoviert. An selber Stelle wurde er 1967 mit einer Abhandlung über das Konzil von Pavia-Siena auch habilitiert. Am 30. Oktober 1969 wurde er als Professor an die damalige Philosophisch-Theologische Hochschule Dillingen berufen. Nach deren Auflösung kam der Hochschullehrer am 7. Oktober 1970 nach Augsburg, wo er bis zu seiner Emeritierung 1997 als Ordinarius für Neuere und Mittelalterliche Kirchengeschichte an der Universität Augsburg lehrte.

Seit der Habilitation liegt der Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Tätigkeit auf der Geschichte der Konzilien. So ist Brandmüller Mitbegründer und Herausgeber der Zeitschrift Annuarium historiae conciliorum (Paderborn, seit 1969, mit einigen Supplementen) und der Serie Konziliengeschichte (2 Reihen, seit 1979, bislang 37 Bände). Auch die ihm gewidmete Festschrift steht unter diesem Titel. Daneben gab er das Handbuch der bayerischen Kirchengeschichte (St. Ottilien, 1991–1999, 3 Bände) heraus.

Er war seit 1981 Mitglied der Päpstlichen Kommission der historischen Wissenschaften, seit 1998 Präsident des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaft in Rom und von 1998–2006 Präsident der Internationalen Kommission für vergleichende Kirchengeschichte.

In diesen Stellungen koordinierte er die internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Historiker- und Wissenschaftsakademien, die sich mit kirchengeschichtlichen Themen beschäftigen. Schwerpunkte waren der Fall Galileo Galilei sowie das Konzil von Konstanz und das Erste Vatikanische Konzil. Brandmüller hielt Vorträge am Institut für Universalgeschichte der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau, an der Accademia Nazionale dei Lincei („Akademie der Luchse“) in Rom und am Deutschen Historischen Institut in Paris. 2009 ging er in Ruhestand und übergab sein Amt der PCSS an Bernard Ardura.[1]

Walter Brandmüller ist Priester der Erzdiözese Bamberg, zudem Domkapitular an der Patriarchalbasilika St. Peter im Vatikan. Am 17. Juli 1983 verlieh ihm Papst Johannes Paul II. den Titel Ehrenprälat Seiner Heiligkeit[2] und 1997 den Titel Apostolischer Protonotar.[3] Seit April 2006 ist Brandmüller Mitglied der katholischen Studentenverbindung K.A.V. Capitolina Rom im CV.[4]

Im Jahr 2010 wurde Brandmüller zum Kardinal berufen. Aufgrund seines Alters – Brandmüller war zum Zeitpunkt seiner Ernennung schon älter als 80 Jahre – ist er allerdings bei einer etwaigen Papstwahl nicht wahlberechtigt. In der Vorphase wurde er zum Titularerzbischof von Caesarea in Mauretania ernannt. Am 13. November 2010 empfing Walter Brandmüller in der deutschen Nationalkirche Santa Maria dell’Anima durch Raffaele Kardinal Farina SDB die Bischofsweihe; Mitkonsekratoren waren der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick und der frühere Apostolische Nuntius Giuseppe De Andrea.[5] Im feierlichen Konsistorium vom 20. November 2010 nahm ihn Papst Benedikt XVI. als Kardinaldiakon mit der Titeldiakonie San Giuliano dei Fiamminghi in das Kardinalskollegium auf.[6]

Kardinal Brandmüller zelebrierte am 15. Mai 2011 erstmals seit der Liturgiereform von 1969/70 ein Pontifikalamt im außerordentlichen Ritus an einem der beiden Hauptaltäre von St. Peter, dem Altar der Kathedra Petri.

Brandmüller ist Mitglied des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem.

Werke (Auswahl)

Ehrungen und Auszeichnungen

Am 22. Juli 1990 erhielt Walter Brandmüller das Bundesverdienstkreuz am Bande.[7]

Literatur

  • Remigius Bäumer (Hrsg.): Synodus. Beiträge zur Konzilien- und allgemeinen Kirchengeschichte. Schöningh, Paderborn 1997, ISBN 3-506-73434-2 (Festschrift, mit Bibliographie 1957–1996, S. 893–935).
  • Cosimo Semeraro (Hrsg.): Walter Brandmüller: Scripta maneant. Raccolta di studi in occasione del suo 80° genetliaco. Libreria Editrice Vaticana, Rom 2009, ISBN 978-88-209-8169-3 (Festschrift zum 80. Geburtstag)[8]
  • Georg Denzler, Überraschungseminenz Brandmüller, in: Kirche In. Das internationale, christlich-ökumenische Nachrichtenmagazin, 25. Jahrgang, Nr. 1, 2011, S. 40-41.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vatikan: Ernennungen – Franzose löst „Chefhistoriker” Brandmüller ab. In: Radio Vatikan. 4. Dezember 2009.
  2. Annuario Pontificio per l’anno 2009. Città del Vaticano 2009, S. 2022.
  3. Der neue Wiesentbote: Erzbischof Schick gratuliert Prälat Professor Walter Brandmüller zur Ernennung zum Kardinal, abgefragt am 17. Januar 2011
  4. „Kardinal Walter Brandmüller ist ein Capitoline“, abgerufen am 21. Oktober 2010
  5. Bischofsweihe für Brandmüller am 13. November, in: Radio Vatikan vom 28. Oktober 2010.
  6. Concistoro Ordinario Pubblico per la Creazione di ventiquattro nuovi Cardinali (Continuazione), in: Presseamt des Heiligen Stuhls: Tägliches Bulletin vom 20. November 2010.
  7. ZENIT.org: Prälat Walter Brandmüller vor der Erhebung in den Kardinalsstand zum Bischof geweiht, abgefragt am 17. Januar 2011
  8. Armin Schwibach: Walter Brandmüller: Scripta maneant. In: Zenit. 7. Dezember 2009.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Walter Brandmüller — Biographie Naissance 5 janvier 1929 (1929 01 05) (82 ans) à Ansbach  Allemagne …   Wikipédia en Français

  • Brandmüller — ist der Familienname folgender Personen: Theo Brandmüller (* 1948), deutscher Komponist Neuer Musik und Hochschullehrer Ursula Brandmüller (1809–1834), Giftmörderin in Memmingen Walter Brandmüller (* 1929), deutscher katholischer Theologe und… …   Deutsch Wikipedia

  • Walter von Pontoise — (auch: Gualterius von Rebais;[1] französisch: Saint Gauthier de Pontoise) (* um 1030 in Andainville in der Picardie, Frankreich; † 8. April 1099 in Pontoise nordwestlich von Paris) war ein Benediktinermönch und Heiliger. Sein Gedenktag im… …   Deutsch Wikipedia

  • Walter Gerlach — Infobox Scientist name = Walter Gerlach image width = 200px birth date = birth date|1889|8|1|df=y birth place = Biebrich, Germany death date = death date and age|1979|8|10|1889|8|1 death place = Munich, Germany nationality = German field =… …   Wikipedia

  • Ursula Brandmüller — (* 9. August 1809 in Dickenreishausen; † 7. Juni 1834 in Memmingen) war eine Giftmörderin und wurde am 7. Juni 1834 in Memmingen öffentlich hingerichtet. Es war die letzte öffentliche Hinrichtung in Memmingen, das zum damaligen Königreich Bayern… …   Deutsch Wikipedia

  • Theo Brandmüller — (* 2. Februar 1948 in Mainz) ist ein deutscher Komponist Neuer Musik und Hochschullehrer. Inhaltsverzeichnis 1 Werdegang 2 Ehrungen 3 Kompositionen …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Bra — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Брандмюллер, Вальтер — Кардинал Вальтер Брандмюллер Kardinal Walter Brandmüller Кардинал дьякон с дьяконством San Giuliano dei Fiamminghi …   Википедия

  • Jozef Tiso — (1936) Jozef Tiso (* 13. Oktober 1887 in Nagybiccse, Österreich Ungarn; † 18. April 1947 in Bratislava, Tschechoslowakei) war ein katholischer Priester und tschechoslowakischer beziehungsweise slowakischer Politiker. Ab 1925 war er Abgeordneter… …   Deutsch Wikipedia

  • Ingo Langner — (* 1951 in Rendsburg) ist ein deutscher Autor, Publizist und Fernsehproduzent. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften 3 Fernsehdokumentationen …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”