- Ein Mörder nach Maß
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Filmdaten Deutscher Titel Ein Mörder nach Maß Originaltitel Un coupable idéal Produktionsland USA, Frankreich, Originalsprache Englisch, Erscheinungsjahr 2003 Länge 111 Minuten Altersfreigabe FSK 12 Stab Regie Jean-Xavier de Lestrade Produktion Denis Poncet,
Yves Jeanneau,
Christine Le GoffMusik Hélène Blazy Kamera Isabelle Razavet, Schnitt Ragnar Van Leyden
Pascal VernierEin Mörder nach Maß (engl. Titel: murder on a sunday morning) ist ein oscarprämierter Dokumentarfilm von 2003, der einen Mordfall aus dem Jahre 2000 in Jacksonville, Florida nachzeichnet, bei dem ein schwarzer Jugendlicher beschuldigt wird, eine weiße Touristin erschossen zu haben. Der Film zeigt vor allem die Gerichtsverhandlung und stellt dabei die Arbeit der Pflichtverteidiger in den Mittelpunkt.
Inhaltsverzeichnis
Der Fall
Am Morgen des 7. Mai 2000 wird in Jacksonville Florida ein älteres Ehepaar aus Texas vor seinem Hotel von einem jungen Schwarzen überfallen. Der Täter raubt die Handtasche der Ehefrau. Dabei fällt ein Schuss, der die Frau in den Kopf trifft und sofort tötet. Der Ehemann des Opfers beschreibt den Täter als männlichen Afroamerikaner, groß, schlank, Mitte 20, mit einem uni schwarzen T-shirt und einer Baseballmütze. Aufgrund der Beschreibung gibt die Polizei eine Fahndung heraus.
Ungefähr 2 ½ Stunden nach der Tat kommt der 15 jährige Afroamerikaner Brenton Butler, der einige Blocks weiter bei seiner Familie wohnt, in der Nähe des Tatortes vorbei, weil er zu einem Vorstellungsgespräch in einem örtlichen Videogeschäft will. Er wird von einer zufällig vorbeikommenden Polizeistreife angehalten und nach der Tat befragt. Er steigt daraufhin freiwillig in das Fahrzeug, um sich von einem der Kriminalbeamten befragen zu lassen, die noch am Tatort sind. Dort wird der ebenfalls noch anwesende Ehemann des Opfers gefragt, ob dies der Täter sei. Obwohl Brentons Aussehen von seiner ersten Beschreibung deutlich abweicht, er ist deutlich jünger und kleiner und trägt ein blaues "Nautica" T-shirt, behauptet der Mann, der Junge auf dem Rücksitz des Polizeifahrzeuges sei einwandfrei der Mörder seiner Frau.
Auf der Polizeistation beteuert der Junge in den Verhören immer wieder seine Unschuld. Die Detektive fahren mit ihm zu einem nahen Waldgebiet. Einer der Beamten geht mit dem, mit Handschellen gefesselten Brenton Butler allein tief in den Wald in der Nähe des Tatortes, angeblich um die dort vermutete Tatwaffe und die Handtasche des Opfers zu suchen. Obwohl es dort ziemlich dunkel ist, hat er jedoch keine Taschenlampe dabei. Nach Angaben des Jungen schlägt er ihn dort mit Boxhieben in den Bauch und ins Gesicht. Fotos von Schwellungen im Gesicht untermauern diese Behauptung. Später auf der Polizeistation unterschreibt der Jugendliche ein Tatgeständnis, das von einem Detektiv formuliert und niedergeschrieben wurde. Am nächsten Tag widerruft er sein Geständnis. Seine Familie beschwört, dass er zur Tatzeit noch zu Hause war. Die Staatsanwaltschaft erhebt dennoch Anklage.
Inhalt
Der Film beginnt, als das Büro der öffentlichen Pflichtverteidiger von Jacksonville mit der Verteidigung des Jugendlichen beauftragt wird. Der Fall wird vor dem Strafgericht verhandelt. Die Staatsanwältin erklärt den Geschworenen in ihrer Eröffnungsrede, sie habe unumstößliche Beweise, die die Schuld des Angeklagten zweifelsfrei belegen: die Aussage des Ehemannes des Opfers und ein unterschriebenes Geständnis des Angeklagten.
Gleich zu Beginn der Verhandlung identifiziert der Ehemann des Opfers im Gerichtssaal tatsächlich noch einmal den Angeklagten als Täter. Er scheint ganz sicher zu sein. Es gelingt den engagierten Verteidigern aber, seine Aussage zu erschüttern. Der Mann gibt zu, dass er den Täter maximal 5 Sekunden gesehen hat. Anhand eines T-shirts mit einem Firmenlogo der Firma "Nautica" von dem der Zeuge zunächst glaubt, der Täter habe es getragen, können sie zeigen, dass er geneigt ist, das auszusagen, was man von ihm hören will.
Im weiteren Verlauf der Verhandlung verdeutlichen die Verteidiger die Versäumnisse der ermittelnden Polizisten. Man gewinnt mehr und mehr den Eindruck, dass die Beamten sich bei ihrer Ermittlungsarbeit keine Mühe gemacht haben, den ersten Anschein kritisch zu hinterfragen und auch in andere Richtungen weiter zu ermitteln. Statt dessen haben sie sich offensichtlich schnell damit zufrieden gegeben, einen Tatverdächtigen zu haben und sich nur darauf konzentriert, ihm die Tat anzulasten.
Die tief religiöse Familie des Angeklagten ist fest von seiner Unschuld überzeugt und verliert während des Prozesses nie ihren unerschütterlichen Glauben an die Gerechtigkeit. In einer bewegenden Aussage setzt sich die Mutter für Ihren Sohn ein. Zum ersten Mal kommen dabei auch dem jungen Angeklagten, der bis dahin alles stoisch über sich hat ergehen lassen, die Tränen. Nach einem eindringlichen Plädoyer der Verteidigung ziehen sich die Geschworenen zur Beratung zurück. Nach gerade einmal 45 Minuten sind sie zurück und haben ein Urteil gefällt. Sie erklären den Angeklagten in allen Anklagepunkten für nicht schuldig. Überglücklich wird der Junge aus der Haft entlassen und schließt seine Familie in die Arme.
Vier Monate später erhält Pflichtverteidiger Pat McGuinness von einem anderen Klienten einen Tipp. Der wahre Täter wird überführt und vor Gericht gestellt. Seine Fingerabdrücke werden auf der aufgefundenen Handtasche der ermordeten Frau gefunden. Die Verteidigerin von Brenton Butler berichtet, dass er gestanden habe das Ehepaar überfallen und die Frau erschossen zu haben.
Im Nachspann wird berichtet, dass sich das Sheriffsbüro und die Staatsanwaltschaft für die falsche Anschuldigung und sechs Monate zu Unrecht erlittene Untersuchungshaft bei Brenton Butler entschuldigt hätten. Die ermittelnden Detektive wurden von der Mordkommission versetzt, aber nicht wegen ihres Fehlverhaltens angeklagt. Brenton Butlers Familie erhielt eine Entschädigung.
Hintergrund
Der Film zeigt auf, wie ein junger Schwarzer, der vollkommen unschuldig ist und zunächst nur befragt werden soll, ob er etwas beobachtet hat, ganz schnell allein wegen seiner Hautfarbe als Verdächtiger behandelt und nach einem erzwungenem Geständnis angeklagt wird.
Er macht deutlich, dass suggestive Situationen einen Augenzeugen stark beeinflussen können, weil er unbewusst annimmt, ein junger Schwarzer auf dem Rücksitz eines Polizeifahrzeuges müsse auch ein Verbrechen begangen haben; noch dazu unter dem Eindruck des Mordes an seiner Frau, den er unmittelbar zuvor aus nächster Nähe miterlebt hat. Einmal darauf festgelegt glaubt der Zeuge aber nun ganz fest, den richtigen Täter identifiziert zu haben. Eine professionelle Gegenüberstellung mit mehreren ähnlich aussehenden Personen hätte den Angeklagten vermutlich sofort entlastet.
Man erlebt mit, wie ein unschuldiger Jugendlicher aus einer nicht begüterten Familie möglicherweise lebenslang hinter Gitter geraten wäre, wenn in diesem Fall nicht ein besonders engagiertes Team von Pflichtverteidigern tätig geworden wäre.
Der Film ist auch als eine kritische Betrachtung des US-amerikanischen Justizsystems zu werten. In der Folge drehte Jean-Xavier de Lestrade einen weiteren Dokumentarfilm über die Gerichtsbarkeit in den USA, The Staircase: Tod auf der Treppe, in dem das Verfahren gegen den Schriftsteller Michael Iver Peterson begleitet wird, der beschuldigt wird, seine Frau getötet zu haben.
Auszeichnungen
Der Film gewann im Jahr 2002 den Oscar als Bester Dokumentarfilm.
Kritiken
„Dieser französische Dokumentarfilm gehört zu den besten, die ich je gesehen habe. . . . Seine Stärke liegt in dem ruhigen chronologischen Aufbau.“
– Brian Gibson bei rottentomatoes.com[1]
„Für jeden, der an einem wirklichkeitsgetreuen Blick in das amerikanische Justizsystem interessiert ist - abseits üblicher Hollywood Darstellungen - ist dieser Oscar prämierte Dokumentarfilm eine exzellente Studie über einen Mordprozess vom Beginn bis zum Ende.“
– contactmusic.com[2]
„...zeigt die häßliche Fratze nackter Ungerechtigkeit.“
– Hollywood Reporter[3]
„Der schnoddrige, kettenrauchende Pflichtverteidiger Pat McGuinness spürt, dass die Anklage zum Himmel stinkt und baut eine Verteidigung für Butler auf, die noch Jahrzehnte als Lehrbuchbeitrag für ausgezeichnete Jurisprudenz gelten dürfte. -- Während der Prozeß selbst ohne Zweifel für immer als ein Beispiel die Gefährlichkeit und Voreingenommenheit von Schnelljustiz stehen wird.“
– Hal Erickson in der New York Times[4]
Weblinks
- Ein Mörder nach Maß in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Murder on a Sunday Morning (2001) - Artikel in der New York Times
Einzelnachweise
Kategorien:- Filmtitel 2003
- Dokumentarfilm
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