- Erhard Kroeger
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Erhard Kroeger (* 24. März 1905 in Riga; † 28. September 1987 in Tübingen) war deutscher Politiker (NSDAP) und SS-Oberführer (1941).
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Ausbildung und frühe Karriere
Nach dem Schulbesuch studierte Kroeger Rechtswissenschaften an der Albertus-Universität in Königsberg. Er schloss sein Studium mit der Promotion zum Dr. jur. ab.
Politisch hatte Kroeger seine Anfänge in der deutschvölkischen Bewegung in Lettland, zu deren Führer er schließlich aufstieg. Unter seiner Leitung näherte die Bewegung sich ab 1936 dem nationalsozialistischen Deutschland immer weiter an. 1938 siedelte Kroeger nach Berlin über, wo er am 23. Oktober in die SS aufgenommen wurde und für die Volksdeutsche Mittelstelle zu arbeiten begann. Im Dezember 1938 entwickelte Kroeger als Variation der nationalsozialistischen außenpolitischen Linie in Bezug auf den osteuropäischen Raum die Konzeption, „die Nordstaaten als halbsouveräne Staaten bestehen zu lassen.“[1]
Zweiter Weltkrieg
Kroeger trat am 7. Juli 1940 als Abgeordneter für das Wartheland, den westlichen Teil des 1939 eroberten Polens, welches zum Teil bis Ende des Ersten Weltkrieges zum Deutschen Reich gehört hatte und das zu diesem Zeitpunkt wieder offiziell dem Deutschen Reich eingegliedert wurde, in den nationalsozialistischen Reichstag ein. Er gehörte diesem bis zum Ende der NS-Herrschaft im Frühjahr 1945 an.
Nach dem Beginn des Russlandfeldzuges im Sommer 1941 leitete Kroeger bis November 1941 das Einsatzkommando 6 der Einsatzgruppe C, das im östlichen rückwärtigen Frontgebiet Massenerschießungen von sowjetischen Funktionären und Teilen der sowjetischen Bevölkerung, insbesondere Juden, durchführte. Nach der Aufstellung der Wlassow-Armee fungierte Kroeger als Verbindungsmann Heinrich Himmlers und der SS zum Stab von Wlassow.
Nachkriegszeit
Bei Kriegsende tauchte Kroeger unter: Bis 1962 lebte er unter falschen Namen in der Bundesrepublik Deutschland, in der Schweiz und in Bologna. Nachdem das Amtsgericht Wuppertal am 10. Januar 1962 einen Haftbefehl gegen Kroeger wegen des Verdachtes, während des Krieges an Massakern beteiligt gewesen zu sein, ausgestellt hatte, wurde er am 31. Dezember 1965 in Steinmaur-Sünikon im Kanton Zürich verhaftet. Das Land Nordrhein-Westfalen stellte daraufhin einen offiziellen Auslieferungsantrag. Kroeger argumentierte, dass die Tötungen politisch motiviert gewesen seien und daher nach dem Schweizer Recht keinen auslieferungswürdigen Tatbestand bilden würden. Das Schweizer Bundesgericht lehnte diesen Einwand jedoch ab und stimmte seiner Auslieferung zu.[2] Nach der Auslieferung nach Deutschland und der Ausstellung eines zweiten Haftbefehls am 22. Februar 1966 wurde Kroeger vom 17. Mai 1966 bis zum 5. Oktober 1967 in Untersuchungshaft gehalten.[3] Am 31. Juli 1969 wurde Kroeger vom Landgericht Tübingen zu drei Jahren und vier Monaten Haft verurteilt.[4] Verfahrensgegenstand war die Massentötung von Juden in der Westukraine zwischen Juni 1941 und Februar 1942.
Schriften
- Die rechtliche Stellung des Ausländers in Lettland. 1927. (Dissertation)
- Zur Mentalität des baltischen Studenten. In: Baltische Monatsschrift, 1928, S. 100f.
- Volksdeutsche Heimkehr. 1940. (mit Hans Krieg)
- Der Auszug aus der alten Heimat. Die Umsiedlung der Baltendeutschen, Veröffentlichungen des Instituts für Deutsche Nachkriegsgeschichte, Verl. der Deutschen Hochschullehrer-Zeitung Tübingen 1967.
Literatur
- „Erhard Kroeger - ein deutsches Leben 1905-1987“, in: Jahrbuch des baltischen Deutschtums, 1995, S. 163-195.
- Matthias Schröder: Deutschbaltische SS-Führer und Andrej Vlassov, „Russland kann nur von Russen besiegt werden“. Erhard Kroeger, Friedrich Buchardt und die „Russische Befreiungsarmee“ 1942-1945, Schoeningh Verlag Paderborn 2001, ISBN 3-506-77520-0
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Fischer, Frankfurt am Main 2007. ISBN 978-3-596-16048-8. (Aktualisierte 2. Auflage)
- Erich Stockhorst: 5000 Köpfe - Wer war was im Dritten Reich, Kiel 2000, ISBN 3-88741-116-1.
Einzelnachweise
- ↑ John Hiden: Contact or Isolation, 1991, S. 399.
- ↑ Sammlung der Entscheidungen des Schweizerischen Bundesgerichts. In: BGE, Band 92 I 108. (Urteil vom 11. Mai 1966 i.S. Kroeger gegen Schweizerische Bundesanwaltschaft)
- ↑ Roberta Arnold: The ICC as a new instrument for repressing Terrorism, 2004, S. 42.
- ↑ Eintrag bei Justiz und NS-Verbrechen.
Weblinks
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