Flutwidde

Flutwidde
Flutwidde
Ostfalen um das Jahr 1000
Flutwidde
Ostfalen um das Jahr 1000

Flutwidde war eine sächsische Gaugrafschaft und ein Teil der sächsischen Provinz Ostfalen.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Flutwidde gehörte zum Bistum Hildesheim und lag im Städtedreieck Celle, Burgdorf und Peine im heutigen Niedersachsen. Die Gaugrafschaft grenzte im Norden dem Verlauf der Aller, im Osten an Derlingau und im Süden an Astfala. Die westliche Begrenzung bildete die Leine.

Geschichte

Namentliche Nennung findet Flutwidde im Jahr 1022 in der Urkunde zur Stiftung des St. Michaelisklosters in Hildesheim durch den Hildesheimer Bischof Bernward. Darin wird das Kloster mit Liegenschaften und Gütern ausgestattet, darunter auch:

„In pago Flutwidde in prefectura Thammonis: Alenhusen, Eddinkhusen, Scelhusen, Wendelingeroth, Hardeshem, Utisson, Siradisson, Schęplica, Waditlagun.“[1]

Der Besitzer des angesprochenen Herrschaftsbereiches, Tammo (auch Thankmar), ein Bruder Bischof Bernwards, war Graf in Astfala und Flutwidde.

Die heutigen Ortsnamen in der Reihenfolge ihrer Nennung
Ortsname Heutiger Ortsname Bemerkung
1 Alenhusen Oldenhusen (wüst) bei Flettmar[2]
2 Eddinkhusen weder Eddesse noch Edemissen, da beide auf -hêm endeten
3 Scelhusen Scelhusen (wüst) nordwestlich von Uetze[3]
4 Wendelingeroth Wiedenrode
5 Hardeshem Hardesse
6 Utisson Uetze
7 Siradisson Seershausen[4]
8 Schęplica Schepelse
9 Waditlagun Wathlingen

Name

Die Deutung des Namens gestaltet sich einigermaßen schwierig, da er urkundlich unter anderem als Flutwide, Flutwidde (1022), Flotuvita (1052), Vlotwede, Flotweda, Flotwide, Flotweda, Flotwedda, Flottwedel, Flodweddel, Fludwedel und Flutwide genannt ist.
Doch lässt sich der erste Teil sicherlich nicht von der Wortsippe von hochdt. Flut bzw. engl. flood trennen, und der zweite kann kaum anderes bedeuteten als Wald bzw. Waldlandschaft (mnd. wēde, and. wido/widu) – mit der auch sonst anzutreffenden Konfusion mit mnd. -wēdel, and. -widilFurt.“[5] (Der Hinweis, Flotwedel bedeute so viel wie Flutwelle, entbehrt hingegen jeder Grundlage.[6])

Heute existiert der Name Flutwidde, in abgeleiteter Form, als Name der Samtgemeinde Flotwedel, die im Jahr 1972 aus den Einzelgemeinden Bröckel, Eicklingen, Langlingen und Wienhausen gebildet wurde.

Literatur

  • Matthias Blazek: Dorfchronik Nienhof, Langlingen 2005. Langlingen 2005
  • Matthias Blazek: Im Schatten des Klosters Wienhausen – Dörfliche Entstehung und Entwicklung der Dörfer im Flotwedel, ausgeführt und erläutert am Beispiel der Dörfer Bockelskamp und Flackenhorst. ibidem-Verlag, Stuttgart 2010. ISBN 978-3-8382-0157-3
  • Heinrich Böttger: Die Brunonen, Vorfahren und Nachkommen des Herzogs Ludolf in Sachsen. Verlag Klindworth, Hannover 1865
  • Albrecht Greule und Matthias Springer: Namen des Frühmittelalters als sprachliche Zeugnisse und als Geschichtsquellen. Walter de Gruyter, Berlin, New York 2009, bes. S. 209. ISBN 978-3-11-020815-3
  • Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der Deutschen Länder: die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Verlag C.H. Beck, München 2007. ISBN 3-406-54986-1

Weblinks

Webseite der Samtgemeinde Flotwedel

Einzelnachweise

  1. Lüntzel, Hermann Adolf, Die ältere Diöcese Hildesheim, Hildesheim 1837, S. 360. Vgl. Böttger, Die Brunonen, S. 201, und Hessler, Wolfgang, Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters – Abhandlungen der sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, phil.-hist. Kl. 49,2, Berlin (Ost) 1957, S. 122.
  2. Ohainski, Uwe; Udolph, Jürgen: Die Ortsnamen des Landkreises Hannover und der Stadt Hannover, Bielefeld 1998, S. 8
  3. Ohainski, Uwe; Udolph, Jürgen a.a.O., S. 388f – wird in Verbindung gebracht mit dem Schilfbruch (niederdeutsch Schellbrauk), früher Schellbruch oder Schellhäuser [!] Bruch.
  4. Lüntzel, wie oben, S. 119.
  5. Mehlem, Richard: Atlas der Celler Mundart · Im Blickfelde der niedersächsischen Dialekte und deren Grenzgebiete, Marburg 1967, S. 12
  6. Blazek, Im Schatten des Klosters Wienhausen, S. 10.

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