- Gelmini von Kreutzhof
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Gelmini von Kreutzhof, italienisch de Gelmini, ist der Name eines Südtiroler Adelsgeschlechts.
Inhaltsverzeichnis
Der Name
Der Name Gelmini (ohne Zusatz) kommt v.a. in Norditalien (Brescia, Bergamo, Milano, Trento, Verona, Parma) häufiger vor, ein bekanntes Beispiel ist Mariastella Gelmini, italienische Ministerin. Der Name, der auch in den Abwandlungen Gelmetti, Gelmi, Gelmo, Gilmozzi, Guelmi e Vielmetti und Vielmi vorkommt, leitet sich von dem im Mittelalter italienisierten Namen Wilhelm (Guglielmo, Gelmino, Gelmo) ab.
Ursprung
Der Name Gelmini kommt erstmals in Urkunden des 12. Jahrhunderts in Braone und in Val Camonica (beide Provinz Brescia) vor und ist ab 1576 im Val de Saviore (Trentino) dokumentiert. 1584 erscheinen urkundlich die Brüder Giacomo und Giovanni Battista Gelmini in Trient, die dort seit 1582 das Bürgerrecht hatten und die aus Sabbio Chiese (heute Ortsteil von Vobarno, Provinz Brescia) im Val Trompia stammten. Vorfahren der nachmaligen Adelsfamilie wurden 1522 erstmals urkundlich erwähnt. Sie waren damals Bürger von Borgo Sacco, heute Ortsteil von Rovereto an der Etsch im damaligen „Welsch-Tirol“, heute Trentino. Sie besassen nach einer dortigen Bekanntmachung von 1787 bereits seit 160 Jahren das dortige Bürgerrecht und waren mit dem immerwährenden Monopol der Flösserei in Binnengewässern von Tirol beliehen.
Die geadelte Familie
Die Brüder Franz und Johann Peter Gelmini (* 2. Juli 1723; † 30. September 1787), Bürger von Sacco, wurden am 12. April 1788 durch Kaiser Joseph II. mit dem Prädikat „von Kreutzhof“ in den Erbländisch-österreichischen Adelsstand erhoben. Johanns Sohn Anton (* 12. November 1771; † 16. Januar 1845) heiratete Ursula von An der Lan (* 8. Oktober 1781; † 23. Juni 1835), aus einer in Salurn begüterten, alten Adelsfamilie, der auch Hartmann von An der Lan-Hochbrunn entstammt. Deren Söhne Andreas und Anton wurden Stammväter zweier dort durch Generationen ansässiger Linien der Familie, die Gutsbesitzer, Seidenraupenzüchter und Weinhändler in Salurn waren. Andreas' Sohn Ferdinand (* 15. April 1867; † 5. April 1925), letzter deutsch-südtiroler Bürgermeister von Salurn, heiratete Stefania Brachetti aus Ala (Trentino), eine Verwandte des Trienter Fürstbischofs Johann Nepomuk von Tschiderer. Verwandtschaft besteht auch mit der Familie der Südtiroler Mystikerin Maria von Mörl. Viele Familienmitglieder erwarben Ansehen durch ihr ehrenamtliches Engagement für Anliegen der Gemeinde, des Genossenschaftswesens und der Kirchengemeinde. Heute leben Nachfahren beider Linien in Bozen, Eppan, Italien, Österreich und Deutschland, jedoch nicht mehr in Salurn.
Besitzungen
Familiensitz der Adelsfamilie war zunächst der alte Ansitz An der Lan, dann das stattliche ehemalige „Pfleghaus“, erbaut erste Hälfte des 17. Jahrhunderts durch Zacharias von An der Lan, später Ansitz Gelmini genannt, heute Sitz der „Werkstätten für Menschen mit Behinderung“. Ebenfalls in Salurn besaßen Cäsar von Gelmini und seine Nachkommen einen weiteren Ansitz. Anton von Gelmini erwarb 1836 das Schloss Dornach bei Salurn, das sein Sohn Max 1903 erbte. Andere (nicht geadelte) Gelmini besassen im 19. Jahrhundert die Burgen Castello Ginami in Gromo und Castello di Urgnano.
Besitzungen und Familienmitglieder in Salurn litten im 20. Jahrhundert durch die Wirren der Südtirolfrage. Berta von Gelmini, eine Tochter des letzten deutschsüdtiroler Bürgermeisters von Salurn Ferdinand von Gelmini, war eine der ersten Frauen, die Hausunterricht in deutscher Sprache erteilten, sog. Katakombenschule. Zwei Brüder wurden staatenlos, ein Bruder, Commendatore Johannes-Anton von Gelmini (1912–1980), Wein- und Getränkegroßhändler, entschloss sich aufgrund von Schikanen bei der Option in Südtirol zur Auswanderung in die deutsche Heimat seiner Frau und erwarb das Hofgut Brandenburg in Kirchzarten bei Freiburg i. Br.. Er ist der Vater von Hortense von Gelmini.
Wappen
Geteilt oben in rot ein goldenes Andreaskreuz, unten in Blau auf goldenem Boden ein radschlagender natürlicher Pfau; auf dem Helm mit rechts rot-goldenen, links blau-goldenen Decken das Andreaskreuz zwischen offenem rechten Fluge
Persönlichkeiten
- Andreas (André) Josef von Gelmini (* 1. Dezember 1811, † 20. Juli 1875), 1849/50 Bürgermeister von Salurn, Gutsbesitzer
- Anton von Gelmini (* 1823 + 1902), Rechtsanwalt und Gutsbesitzer
- Max von Gelmini (* 25. Februar 1865, † 21. April 1938), Dr. iur., Rechtsanwalt, Bürgermeister von Salurn, Namensgeber einer Straße in Salurn und Gründer der Raiffeisenkasse Salurn[1]
- Cäsar von Gelmini (* 6. September 1858, † 3. Januar 1944), Weinhändler, 1895 Bürgermeister und Spitalvater von Salurn
- Ferdinand von Gelmini (* 15. April 1867, † 5. April 1935), Bürgermeister von Salurn, Gutsbesitzer
- Wolfgang de Gelmini (* 18. Juni 1926, † 14. Januar 1993), Berliner Komponist von Filmmusik
- Hortense von Gelmini (* 14. April 1947 in Bozen, Kindheit in Salurn), deutsche Malerin, Musikerin und Schriftstellerin
- Caspar de Gelmini (* 1980 in Berlin), deutsch-italienischer Komponist zeitgenössischer, klassischer Musik, Sohn von Wolfgang de Gelmini
- Florian de Gelmini (* 1976 in Berlin), deutsch-italienischer Komponist von Filmmusik, Sohn von Wolfgang de Gelmini
Literatur
- Bitterli-Waldvogel, Thomas, Südtiroler Burgenkarte, Bozen, 1995
- Droste zu Hülshoff, Wilderich Frhr. v.: Hortense von Gelmini – Leben und Werk. L.P.V.-Verlag Hortense von Gelmini, 2007, ISBN 978-3-936509-10-6
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band IV, Seite 68, Band 67 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1978
- Libro d'Oro 1937/39 bis 1973/76
- Mattevi, Vigilio/Gemeinde Salurn (Hrsg): "Aus der Vergangenheit von Salurn - Das Dorf und einige wirtschaftliche Tätigkeiten der Bewohner", 2004
- Mattevi, Vigilio/Pfarre St. Andreas Salurn: "Die Kirche in der Geschichte von Salurn", 2000
Einzelnachweise
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