- Orlamünde (Adelsgeschlecht)
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Die Grafen von Orlamünde oder Grafen von Weimar-Orlamünde waren ein vom 10. bis zum 12. Jahrhundert bedeutendes Hochadelsgeschlecht im heutigen Thüringen. Sie herrschten über die Grafschaft Weimar-Orlamünde mit den territorial nicht verbundenen Zentren Weimar an der Ilm und Orlamünde an der Saale.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Grafen von Weimar
Bereits 949 übertrug Graf Wilhelm von Weimar seinem Sohn Wilhelm II. den von Kaiser Otto III. zur Verwaltung überlassenen Gau Husitin (Orlamünde). Graf Wilhelm II. huldigte 1002 dem Kaiser Heinrich II. und erzielt damit den Wegfall des Schweinezinses, den die Thüringer seit dem Untergang des Königreichs Thüringen im Jahr 531 in Gestalt von 500 Schweinen an die Zentralgewalt des Reichs alljährlich zu entrichten hatten. Er starb 1003.
1040 wurde Meinhard von Orlamünde erwähnt. Graf Otto von Weimar begründete die Grafschaft Orlamünde und nahm diesen Namen als Familiennamen an. Er erbte 1062 die Grafschaft Weimar und wurde dadurch auch Markgraf von Meißen. Am 13. Mai 1112 starb mit Ulrich II. von Weimar und Orlamünde der letzte Graf von Weimar-Orlamünde aus der Weimarer Linie.
Pfalzgrafen bei Rhein
Kaiser Heinrich V. behauptete den Heimfall dieses Grafengebietes als Lehngut an das Reich. Die Pfalzgrafen bei Rhein Siegfried und Heinrich, Nachkommen Ottos von Orlamünde in weiblicher Linie, beanspruchten das Gebiet als ihr Erbe, was zu einem Erbfolgekrieg führte. Dabei kam es zwischen den Kaiserlichen und dem Pfalzgraf Siegfried mit seinen Anhängern 1113 zur Schlacht bei Warnstedt am Harz. Der Pfalzgraf wurde verwundet und starb kurze Zeit darauf. Im Laufe dieses Krieges wurde 1115 die Burg Orlamünde belagert. Im selben Jahr besiegte jedoch die Pfalzgrafenpartei den Kaiser am Welfesholze, woraufhin die Belagerung von Orlamünde durch die Kaiserlichen aufgegeben werden musste. Dieser Erbfolgekrieg wurde erst 1121 durch den in Würzburg von Kaiser Heinrich V. verkündeten Landfrieden beendet und brachte dem Pfalzgraf bei Rhein Siegfried II. den dauerhaften Besitz der Erblande Weimar-Orlamünde. Sein Nachfolger Wilhelm V., Pfalzgraf bei Rhein, errichtete die erste Saalebrücke St. Nicolaus in Orlamünde. Er starb 1140 als der Letzte der pfalzgräflichen Linie der Grafen von Orlamünde.
Brandenburgische Linie
Als weiterer Nachkomme Ottos von Orlamünde in weiblicher Linie gelangte Albrecht der Bär, Markgraf von Brandenburg, ohne Kampf in den Erbbesitz des Gebietes. Albrecht der Bär setzte seinen Sohn Hermann I. als seinen Statthalter in Orlamünde ein. Hermann I. wurde nach dem Tod seines Vaters 1170 selbstständiger Graf von Orlamünde. Er starb am 19. Oktober 1176. Ihm folgte sein Sohn Siegfried III.. Dieser überließ 1179 seine Besitzungen bei der kaiserlichen Burg Kayna an den Kaiser Friedrich I. und erhielt dafür Güter im Orlagau.
Albert, Graf von Holstein
1194 ließ Siegfried III. die Kirche St. Marie vor der Burg in Orlamünde feierlich weihen. Er starb 1206. Sein Sohn Albert, Graf von Holstein, erbte die Grafschaft Orlamünde, sein anderer Sohn Hermann II. erbte die Grafschaft Weimar. Letzterer versuchte den abwesenden Bruder die Grafschaft zu entreißen und es kam deshalb zwischen ihm und dem Schwiegervater Alberts, dem Landgrafen von Thüringen, zum Krieg. Im Laufe dieses Krieges besetzte 1223 Landgraf Ludwig der Heilige im Interesse seines Schwagers Albert die Burg Schauenforst (als Teil von Orlamünde) und nahm Hermann II. in Weimar gefangen, ließ ihn später wieder frei. 1227 kehrte Albert in sein Erbland Orlamünde zurück. Er starb 1245 kinderlos und wurde von seinem Bruder Hermann II. beerbt, der ihn gut zwei Jahre überlebte.
Die Meranische Linie
Dieser Hermann II. war der Gemahl der Beatrix, der Erbtochter von Meranien. 1272 starb Beatrix und die Meranischen Güter wurden unter den Söhnen Hermanns II. geteilt.
Otto III. erhielt Weimar und Rudolstadt. Damit wurde er zum Begründer der Weimarer Linie, die in der Folge eigenständig und nicht immer im Einvernehmen mit der brüderlichen Erblinie agierte, was eine eklatante Schwächung gegenüber den erstarkenden Landgrafen aus dem Haus Wettin bedeutete. Aus dem meranischen Erbe, das er zunächst gemeinsam mit seinem Bruder verwaltete, erhielt er die Herrschaft Plassenburg.
Hermann III. erbte die Grafschaft Orlamünde, stellte 1252 in Orlamünde eine Urkunde aus und nahm mit seinen Nachkommen dort dauernd seinen Sitz. Damit wurde er zum Begründer der Linie Orlamünde. Daneben erhielt das meranische Nordhalben. Er starb 1283 in Orlamünde an der Pest. 1310 starb Heinrich III., der Sohn und Nachfolger Hermanns III. und 1311 Heinrich IV., Sohn Heinrichs III. von Orlamünde, auf dem Turnier zu Ravensburg. 1331 gründete Heinrich V. das Wilhelmiterkloster in Orlamünde. Am 23. April 1344 verkaufte er Orlamünde an den Landgrafen Friedrich den Ernsthaften.
Der Grafenkrieg
Es folgte von 1342 bis 1346 der Thüringer Grafenkrieg. In dessen Folge schlossen die Wettiner am 11. April 1346 den Frieden von Dresden mit den Grafen von Weimar-Orlamünde. Die Orlamünder mussten ihr Stammland den Wettinern als Lehen auftragen und verloren somit ihre Reichsunmittelbarkeit und ihre politische Selbständigkeit. Graf Hermann VI., nach anderer Zählweise Hermann VIII., der Erbe von Weimar, unterstellte sich 1365 der Lehensherrschaft der Wettiner. Nach seinem Tod 1372 zogen diese Weimar als erledigtes Lehen ein.
Erlöschen im 15./16. Jahrhundert
Eine auf Hermann III. zurückgehende Nebenlinie existierte noch in Lauenstein und Gräfenthal. Sie war in Magdala, mit Schauenforst, bis 1426 in Gräfenthal, bis 1427 in Lichtenberg und bis zuletzt in und um Lauenstein begütert, aber vom wirtschaftlichen Niedergang gezeichnet. Mit dem Enkel Ottos X., dem kurbrandenburgischen Geheimen Rat Friedrich VI. († nach 1486) und dessen Tochter Katharina († nach 1544), Nonne im Kloster Heiligkreuz bei Saalburg, starben die letzten Namensträger des Geschlechtes.
Grafen von Weimar-Orlamünde
Ältere Linie der Grafen von Weimar
- 1062-1067 Otto I. von Orlamünde, Markgraf von Meißen
- 1067-1070 Ulrich I.
- 1070-1112 Ulrich II.
Jüngere Linie der Grafen von Weimar-Orlamünde
- 1112–1113 Siegfried I., Pfalzgraf bei Rhein
- 1113–1124 Siegfried II.
- 1124–1140 Wilhelm
- 1140–1170 Albrecht I., der Bär
- 1167–1176 Hermann I.
- 1176–1206 Siegfried III.
- 1206–1245 Albrecht II. (zusammen mit seinem jüngeren Bruder Hermann II., regierte praktisch nicht)
- 1206–1247 Hermann II.
Orlamünder Linie
- 1247–1283 Hermann III.
Weimarer Linie
- 1247–1285 Otto III.
- 1285–1319 Hermann IV.
- 1285–1305 Otto IV.
- 1305–1340 Otto VI.
- 1340–1365 Friedrich I.
- 1365–1372 Hermann VI.
Persönlichkeiten
- Agnes († 1354), Tochter von Otto III., Äbtissin von Kloster Himmelkron
- Kunigunde († 1382), Witwe Ottos VII., Äbtissin von Kloster Himmelthron
- Otto X. († 1403), aus später Nebenlinie, Herr zu Lauenstein und Schauenforst
- Helene, von 1435 bis 1465 Äbtissin des Klosters Hof
Im Kloster Himmelkron befinden sich Epitaphien mehrerer Familienangehöriger aus dem Hause Orlamünde, darunter die Grabtumba des Klostergründers Otto III. und der Epitaph des letzten Orlamünder Grafen Otto VI. auf der Plassenburg. [1]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Helmuth Meißner: Stiftskirche, ehemaliges Kloster und Schloss Himmelkron. München/Berlin 1998. S. 2,6-9.
Literatur
- Rudolf Endres: Orlamünde, Gafen v.. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, S. 591.
- C. Chl. Freiherr von Reitzenstein: Regesten der Grafen von Orlamuende aus Babenberger und Ascanischem Stamm mit Stammtafeln, Siegelbildern, Monumenten und Wappen. Historischer Verein für Oberfranken. Verlag Th. Burger, Bayreuth 1871-1896.
- Moritz Theodor Frommelt: Geschichte des Herzogtums Sachsen-Altenburg, Leipzig 1838
- A.L.J. Michelsen: Urkundlicher Ausgang der Grafschaft Orlamünde: hauptsächlich nach Urkunden der Hofmann-Heydenreichischen Handschrift, Verlag Frommann, 1856
- Regesten und Urkunden über die Kirche unserer lieben Frauen in Orlamünde, in: Publikationen des Vereins für Geschichts- und Altertumskunde in Kahla
- H.C. v.Gabelnetz: Genealogische Tabellen und Regesten der Grafen von Orlamünde, im: Correspondenzblatt des Gesamtvereins der deutschen Geschichte und Altertumsvereine, 1867, Nr. 6-10
- Viktor Lommer: Regesten und Jahrbücher der Stadt Orlamünde
- Paul Götz: Des Paulus Jovius [pseud.] Chronik der Grafen von Orlamünde, 1886
- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon, 1864, S. 614ff
Weblinks
- Literaturnachweise vom Schloßarchiv Wildenfels
- Genealogie-Mittelalter: Die askanischen Grafen von Weimar Orlamünde
Commons: Grafen von Orlamünde – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Thüringer Adelsgeschlecht
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