Gröppendorf

Gröppendorf
Gröppendorf
Gemeinde Wermsdorf
Koordinaten: 51° 15′ N, 13° 0′ O51.25576194444412.994808888889167Koordinaten: 51° 15′ 21″ N, 12° 59′ 41″ O
Höhe: 167 m ü. NN
Einwohner: 302 (1964)
Eingemeindung: 1973
Postleitzahl: 04779

Gröppendorf ist ein 268 ha große Landgemeinde und heutiger Ortsteil der Gemeinde Wermsdorf im Landkreis Nordsachsen in Sachsen. Gröppendorf liegt zwischen Leipzig und Dresden in der Nähe der Bundesautobahn 14.

Gröppendorf zwischen 1839 und 1840

Inhaltsverzeichnis

Ortsnamenformen

  • 1350: Groperdorf
  • 1378: Gropperndorf, Groppendorf
  • 1421: Groppirndorff
  • 1445/47: Groperdorff
  • 1534: Greppendorf
  • 1548: Groeppendorff
  • 1548: Krippendorf
  • 1551: Groppendorff

Namensdeutung

Ein Groper ist auf mittelniederdeutsch ein Töpfer. Groperdorf war somit das Dorf der Töpfer, die offensichtlich bereits im Spätmittelalter das Kaolin verwendeten.

Geschichte

Gröppendorf ist eine Gutssiedlung mit Häuserzeilen und bildet eine Blockflur mit Parzellen. Der Ort wurde 1350 erstmals erwähnt. Im dreißigjährigen Krieg hatten Schweden 1637 zwischen Mahlis und Gröppendorf ein Feldlager, plünderten das Dorf und bereiteten einen Angriff auf Mügeln vor, wurden aber durch kaiserliche Truppen und die Mügelner Bürgerwehr in die Flucht geschlagen.[1] 1874 brannten in Gröppendorf drei Wirtschaften und elf Häuser nieder. Neunzehn Familien mit einhundert Menschen wurden obdachlos. Die Katastrophe war für den kleinen Ort so groß, dass ein Mügelner Hilfskomitee Gelder für die Bedürftigen sammelte.[2] 1875 wurde Gröppendorf in die Amthauptmannschaft Oschatz eingegliedert. 1945 kamen fünfundachtzig Heimatvertriebene aus Schlesien. 1952 gründeten sechs sogenannte Neubauern die LPG Typ I Freundschaft, welche bereits 1954 wieder aufgelöst wurde und von der LPG Typ III Friedrich Engels in Mahlis übernommen wurde. 1961 wurde wiederum eine LPG Typ I mit dem Namen Heimattreue gegründet.[3] Im Frühjahr 1973 wurde Gröppendorf nach Mahlis eingemeindet. Am 1. März 1994 kam Gröppendorf mit Mahlis zur Gemeinde Wermsdorf.

Rittergut Gröppendorf

Das Rittergut wurde 1445 durch das Vorwerk Schleben das erste Mal erwähnt und bewirtschaftete 80 ha. Eigentümer waren 1552 Martin und Balthasar von Canitz. Im Kriegsfalle hatte das Rittergut einen Fußknecht, einen Harnisch und drei lange Spieße zu stellen, bzw. musste sich das Gut an den Kosten der Heerfahrtswagen des Amtes Grimma beteiligen.[4] Ab 1696 bis 1716 war der Wermsdorfer Gerichtsvorsteher Johann Jakob Zobel Besitzer des Gutes. Nach 1836 unterstand das Rittergut dem Justizamt Mutzschen. Am 17. März 1852 wurde die Gerichtsbarkeit des Ritterguts über Gröppendorf und einen Teil von Glossen nach Abtretung an den Staat dem Justizamt Mügeln übertragen. Ende des 19. Jahrhunderts erwarb Emil Wünning aus Mölbis das Rittergut und vererbte es an seine Tochter Constanze Charlotte Johanne (* 1. November 1865 in Mölbis; † 28. Februar 1945 in Gröppendorf).[5] 1925 bewirtschaftete das Rittergut 248 ha Wirtschaftsfläche. Letzter Privateigentümer war der Königlich preussiche Oberleutnant Ernst Otto Joachim von Bose (* 2. Oktober 1891 in Hannover; † 30. Dezember 1960 in Goslar) und seine Ehefrau Ida Henriette Constanze (* 30. Juni 1888 in Oberfrankleben; † 16. September 1959 in Goslar). 1945 wurde das Rittergut enteignet und an 32[6] Neubauern aufgeteilt. 1949 wurde ein Teil des Schlosses abgerissen. 1999 richtete der Festausschuss 650 Jahre Gröppendorf eine Petition mit 141 Unterschriften an den Deutschen Bundestag, um den Abriss der Ruine des ehemaligen Rittergutsgebäudes zu erwirken. Diesem wurde zugestimmt und das Rittergut Gröppendorf vollständig abgerissen, womit es zu existieren aufhörte.[7]

Bürgermeister

Der letzte Bürgermeister wurde auf einer Sitzung am 26. März 1973 abberufen.[3]

Entwicklung der Einwohnerzahlen

Jahr Einwohner
1548 23
1834 260
1925 289
1939 239
1964 302[1]

Kirche

Gröppendorf gehört zum evangelisch lutherischen Kirchspiel Mahlis.

Verkehr

Schmalspurbahn Mügeln - Nerchau mit Haltepunkt Gröppendorf

Schmalspurbahn Mügeln - Nerchau

Am 27. September 1888 beginnen die Rübentransporte auf der Schmalspurbahn Mügeln–Nerchau.[8] Die Strecke, die durch Gröppendorf führte, wurde im Volksmund die Strecke Mügeln-Mutzschen-Mailand” genannt.[9] Der Haltepunkt Gröppendorf lag am Kilometer 5,73 und am Fuße des Leitenberges direkt neben der Landstraße, etwas abseits der Ortschaft. Die Gröppendorfer Kinder benutzten den Zug, um zur Schule nach Mahlis zu fahren. Der Bahnbetrieb wurde am 30. September 1972 eingestellt.[10] Ein 1996 errichtetes Stationsschild erinnert an die Zeit der vorbeifahrenden Schmalspurzüge.

Wirtschaft

Kaolingrube Gröppendorf

Die Kemmlitzer Kaolinwerke als Zweigniederlassung der Caminauer Kaolinwerk GmbH in Mügeln betreibt einen Betriebsteil in Gröppendorf, in dem Rohkaoline abgebaut und verladen werden. Das Kemmlitzer Kaolinrevier ist eines der bedeutendsten Abbaugebiete von feinkeramischen Kaolinen in Deutschland. Das Ausgangsgestein war ein vulkanisches Urgestein, das durch Erosion und die Einwirkung von Eismassen in der letzten Eiszeit in unterschiedlich großen Mulden kaolinisierte Rhyolithe bildete. Eine dieser Mulden ist der Tagebau in Gröppendorf. Die Lagerstätte besitzt eine Größe von 330.000 m² mit einer mittleren Mächtigkeit von 25 m und wurde bereits 1824 unter anderem für die Fayence - und Steingutfabrik Hubertusburg erkundet. Da die gebrannten Probeköper aber ockerfarbene und braune Funde aufwiesen, erfolgte kein Abbau. 1964 - 1967 erfolgten weitere Erkundungen. Der eigentliche Tagebau begann 1972. Die Lagerstätte trägt zwar den Namen Gröppendorf befindet sich aber zum größten Teil auf der Glossener Flur.[11]

Persönlichkeiten

Hermann Schneider
Name Lebenszeitraum Beziehung zu Gröppendorf
Camillo Karl Schneider (* 7. April 1876 in Gröppendorf; † 5. Januar 1951 in Berlin) Botaniker
Hermann Schneider (* 29. Januar 1872 in Gröppendorf; † unbekannt) Politiker in 1930er Jahren Reichsinspekteur für die Erzeugungsschlacht
Johann Karl Heinrich von Zobel (* 18. Juli 1773 in Gröppendorf; † 7. September 1849 in Borna) Theologe


Freiwillige Feuerwehr

Im Juli 1997 feierte die Freiwillige Feuerwehr ihr siebzigjähriges Bestehen.[3]

Sehenswürdigkeiten

Gröppendorfer Hydrophane

Im Melaphyr von Gröppendorf finden sich Hydrophane, das sind Milchopale, Edelsteine mit milchig weißer Farbe, welche die Fähigkeit besitzen, Wasser aufzunehmen.[12] Durch die Wasseraufnahme werden die Steine für kurze Zeit durchsichtig und erhalten ihr volles Farbenspiel. Die Steine wurden oft zu Ringsteinen verarbeitet. Der Stein wurde im 18. Jahrhundert Weltauge oder auch oculus mundi genannt.

Weblinks

  • Gröppendorf im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  • (Link) Internetseite der Gemeinde Wermsdorf mit Informationen zum Ortsteil Gröppendorf, abgerufen am 24. April 2011.

Einzelnachweise

  1. a b Landratsamt Nordsachsen, Amt für Wirtschaftsförderung, Landwirtschaft und Tourismus: Gröppendorf. Tourismusportal Nordsachsen, Internetauftritt, Stand: 2000, (online), abgerufen am 31. April 2010.
  2. Internetseite der Stadt Mügeln: Brand in Gröppendorf. 2010, Mügeln (Link) abgerufen am 24. April 2011.
  3. a b c Werner Breitenborn: Gröppendorf. Wermsdorf 2001, Autorengemeinschaft, Beiträge zur Entwicklung der Gemeinde Wermsdorf und seiner Ortsteile Luppa, Malkwitz, Calbitz, Collm, Lampersdorf, Mahlis, Wadewitz, Gröppendorf, Liptitz, Wiederoda, Rechwitz, Wermsdorf, Juni 2001, Seite 172.
  4. Ulrike Siewert: Repertorium Saxonicum. Gröppendorf nw. Mügeln. Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., Dresden, (Link) abgerufen am 24. April 2011.
  5. keine Angabe: Stammtafeln und Beiträge zur Geschichte der Familie von Bose. Aus Anlaß des 750 jährigen Bestehens neu herausgegeben. keine Angabe, 1980, (PDF, 4,25 MB MB, online) abgerufen am 24. April 2011.
  6. Siegfried Heidler: Hobby-Chronist Siegfried Heidler über das Rittergut Gröppendorf (Teil 2 und Schluss). Auf dem Terrain wird auch ein Schloss gebaut. Leipziger Volkszeitung, Oschatzer Allgemeine, Oschatz, 15. Juni 2004, Seite 14.
  7. Drucksache 14/3456: Sammelpetitionen 1999 mit 100 oder mehr Unterschriften. Berlin, 1999, S.76, (PDF, 1,46 MB, online) abgerufen am 24. April 2011.
  8. keine Angabe: Die Geschichte von Mahlis in Fakten und Zahlen (Teil 1). Erste Erwähnung im Jahre 1198. Leipziger Volkszeitung, Oschatzer Allgemeine, Oschatz, 23. November 1998, Seite 2.
  9. Sibylle Melzer: Mahlis. Informationen zum Ort auf der Internetseite des Heimat und Traditionsvereins, Stand: 2011, (online), abgerufen am 1. April 2010.
  10. Ludger Kenning: Schmalspurbahnen um Mügeln und Wilsdruff. Verlag Kenning, Nordhorn, 2000, ISBN 3-933613-29-9, S. 59.
  11. Freistaat Sachsen: Die Kaolinlagerstätten des Kemmlitzer Reviers. Landesamt für Umwelt und Geologie, Oberbergamt, Dresden, 2007, ISBN 978-3-9811421-1-2, (PDF, 9,14 MB MB, online) abgerufen am 24. April 2011.
  12. Technische Universität Dresden, Vorlesungsmaterial: Mineralische Rohstoffe. Institut für Geotechnik, Professur für Angewandte Geologie, Dresden, S. 289, (PDF, 6,03 MB, online) abgerufen am 24. April 2011.

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