Gymnasium Marienstatt

Gymnasium Marienstatt
Privates Gymnasium Marienstatt
PGM-1-Haupteingang.JPG
Schulform Gymnasium
Gründung 1910
Ort Marienstatt
Land Rheinland-Pfalz
Staat Deutschland
Koordinaten 50° 41′ 6,5″ N, 7° 48′ 11,2″ O50.685147.8031Koordinaten: 50° 41′ 6,5″ N, 7° 48′ 11,2″ O
Träger Zisterzienserabtei Marienstatt
Schüler etwa 860
Lehrer etwa 60
Website www.marienstatt.bildung-rp.de

Das Gymnasium der Zisterzienserabtei Marienstatt (PGM) ist ein 1910 gegründetes privates Gymnasium in Streithausen.

Inhaltsverzeichnis

Die Schule heute

Die Schule befindet sich im Gemeindegebiet von Streithausen im Oberen Westerwald, etwa fünf Kilometer weit von Hachenburg, der nächsten Stadt, entfernt. Da die Schule zur Abtei Marienstatt gehört, liegt sie nach der typischen Tallage solcher Klöster in einem von Wald umgebenen Tal, in der Nähe der Nister am Eingang zur Kroppacher Schweiz, einem Natur- und Landschaftsschutzgebiet. Durch diese siedlungsferne Lage sind alle Schüler von vornherein Fahrschüler, wenn sie nicht längere Fuß- oder Radwege auf sich nehmen.

Die Schule liegt südöstlich der Abtei Marienstatt und ist von der Hauptpforte des Klosters aus und über einen Fußweg von einem an der K 21 liegenden Parkplatz aus zu erreichen. Eine 1990 gebaute Sporthalle liegt etwa 500 m südwestlich vom Kloster.

Der Schultrakt, vom Parkplatz aus gesehen.

Im September 2009 hatte die Schule 863 Schüler, die von 59 Lehrern unterrichtet werden. In der Orientierungsstufe und der Sekundarstufe 1 ist die Schule dreizügig. Viel mehr Schüler kann die Schule, die aus Denkmalschutzgründen nicht beliebig expandieren kann, nicht aufnehmen. Konfessionell ist die Schülerschaft in etwa ausgewogen, der Anteil der katholischen sowie evangelischen Schüler schwankt jedoch. Obwohl die Schule ursprünglich ein reines Jungeninternat war und erst seit 1967 Mädchen aufnimmt, ist das Verhältnis von Jungen und Mädchen heute ebenfalls ausgewogen. Die Schüler kommen aus fast allen umliegenden Orten bis hin zu den ferneren Städten Altenkirchen, Bad Marienberg und Westerburg.

Die mittelalterliche Klosterkirche der Abtei Marienstatt

Das PGM befindet sich in der privaten Trägerschaft des im Kloster lebenden Zisterzienserordens. Daher gehören zum Lehrerkollegium immer Ordensangehörige, Ende 2009 waren es drei. Es gilt das rheinland-pfälzische Privatschulgesetz, nach dem diese kirchliche Privatschule einer staatlichen Schule gleichwertig ist, aber ihr – christliches – Profil bestimmen kann. Dies geschieht etwa durch den für alle Schüler obligatorischen Religionsunterricht. Bis 2006 war der Schulleiter stets ein Pater vom Kloster, seit 2006 leitet (kommissarisch und seit 2008 regulär) mit Herrn OStD Klemens Schlimm, der die Fächer Deutsch und Geschichte unterrichtet, erstmals, wenn auch in einer Art Interregnum, ein weltlicher Pädagoge das Gymnasium Marienstatt. Unterstützt wird er von einem ersten stellvertretenden Schulleiter (Stephan von den Benken) und einem zweiten Stellvertreter (Pater Jakob Schwinde).

Religion, Latein und Griechisch haben, gemäß dem Bildungsprofil eines christlichen Humanismus, einen hohen Stellenwert. Jeder Schüler nimmt verpflichtend am Religions-, wie am Lateinunterricht (entweder als erste oder als zweite Fremdsprache) teil. Latein verpflichtend ab der MSS 11 hat auch die Gruppe der in dieser Jahrgangsstufe neu das Gymnasium besuchenden ehemaligen Realschüler, wenn sie keine zweite Fremdsprache mitbringen. Altgriechisch kann jeder in der 9. Klasse als dritte Fremdsprache anstelle von Französisch wählen.

Außer einem breiten Angebot an Studienfahrten gibt es an der Schule Austauschprogramme mit Belgien (Zevenkerken), Irland (Roscrea), Russland (St. Petersburg) und Ungarn (Pécs). Neben den Sprachen erfreuen sich auch die naturwissenschaftlichen Fächer einer besonderen Wertschätzung, zumal im naturwissenschaftlichen Trakt eine entsprechende Ausstattung bereitsteht, die ein technischer Assistent betreut. Und nicht zuletzt die musischen Fächer Musik und Bildende Kunst erfreuen sich großer Beliebtheit.

Das Angebot an Arbeitsgemeinschaften ist vielfältig. Unter anderem bestehen zwei Schulchöre. Der Mittel- und Oberstufenchor war unter Herrn OStR Norbert Buhrmann wiederholt Landessieger von Rheinland-Pfalz. Außerdem gibt es eine Big Band und eine Band sowie ein Flöten-Ensemble. Auch die beiden Theater-AGs bereichern das Schulleben (in den letzten Jahren mit Aufführungen von Molières „Tartuffe“, Nestroys „Lumpazivagabundus“ und Tschechows „Kirschgarten“) ebenso wie andere Arbeitsgemeinschaften.

Das Logo der Schule an einer der Schultüren.

Seit 2003 hat die Schule ein eigenes Logo: „zwei schwungvolle Striche auf einem grauen Quadrat“, entworfen von der Kunsterzieherin und Grafikerin Karin Anne Beckers und der Marienstatter Abiturientin Melanie Hahmann. Die Abstraktion der Form lässt viele Deutungen zu, auch den Bezug auf den Schulalltag in Marienstatt, den „Lerngegenstand“, den Schulort und die „fruchtbaren Verbindungen, um die sich alle an Schule Beteiligten immer wieder bemühen müssen“. Und nicht zuletzt besteht zum Zisterzienserorden als Schulträger ein Deutungsbezug: „Dass das Logo auf das Wesentliche reduziert ist, entspricht dem Geist der Zisterzienser, die die Schule bis heute tragen.“

Jährlich erscheinen, herausgegeben von der Schulleitung, sog. Schulbriefe, die über die Fakten und die wichtigsten Ereignisse des jeweiligen Schuljahrs informieren. Auch Externe können sie auf Anfrage hin bekommen.

Geschichte

Das PGM wurde im Jahre 2010 einhundert Jahre alt, auch wenn seine Vorläufer sich noch sehr von der heutigen Schule unterschieden.

Vor über einhundert Jahren, am 12. September 1910, wurde eine Oblatenschule für den Ordens- und Priesternachwuchs gegründet. Anfangs war diese Schule klein, und es unterrichteten fast ausschließlich Ordensangehörige. Im Nationalsozialismus wurde sie von 1939 bis 1945 geschlossen („ein öffentliches Bedürfnis für diese Schule“ sei „nicht vorhanden“). Seit 1951 wurde die Schule zu einem altsprachlichen Progymnasium umgestaltet. Die ausschließlich männlichen Schüler bereiteten sich auf dieser Schule auf das Abitur vor, mussten aber die letzten beiden Jahre auf einem der umliegenden staatlichen Gymnasien verbringen. Ein wichtiger Einschnitt war das Jahr 1960, als die Schule im fünfzigsten Jahre ihres Bestehens zu einem bis zum Abitur führenden Vollgymnasium wurde. 1963 hatte das neue Gymnasium sein erstes Abitur mit 14 Schülern. Die einzelnen Zahlen der (bis zum Abitur 2009) 2669 Abiturienten, die auf der Website einsehbar sind, demonstrieren die schrittweise Vergrößerung der Schule: in den 60er Jahren waren es im Schnitt 14 Schüler, in den 70er Jahren mit 28 schon die doppelte Anzahl. Dabei wuchsen die Abiturientenzahlen rapide seit 1976, als die ersten Mädchen das Reifezeugnis erwarben, und betrugen für die Jahre 1976 bis 1979 im Schnitt schon 44 Schüler. In den 80er Jahren waren es 64, in den 90er Jahren 79 Schüler und in den 2000er Jahren 86 im Durchschnitt. Zweimal wurde die 100 schon durchbrochen: 1999 (111) und 2009 (116). Die bisher stetige Zuname an Abiturienten lässt erwarten, dass auch in Zukunft die Zahlen noch steigen werden.

Bis 1975 machten nur männliche Schüler Abitur. Erstmals waren auch 1976 Schülerinnen unter den Abiturienten, eine Schülerin machte dabei schon 1975 das sog. Frühabitur, d.h. ein um ein Jahr vorgezogenes Abitur.

Seit 1960 hatte das Gymnasium Marienstatt fünf verschiedene Schulleiter: Pater Johannes Geibig (1960–1980, verstorben 2011), P. Eberhard Kahren (1980–1987), P. Dr. Gabriel Hammer (1987–1995), Abt Andreas Range (1995–2006), Klemens Schlimm (seit 2006).

Der naturwissenschaftliche oder A-Trakt.
Die Sporthalle von 1990.

Die Baugeschichte ist eine Geschichte der schrittweisen Vergrößerung: Einige Gebäude kamen im Laufe der Jahre hinzu: die Schulbibliothek mit Klassensälen darüber (1958), der Klassentrakt (1962), der naturwissenschaftliche Trakt (1978), die neue, in den Hang am Sportplatz gebaute Sporthalle (1990) und ein weiterer, in den 1990er Jahren erbauter Klassentrakt auf der Höhe der alten Turnhalle, der auch als C-Trakt bezeichnet wird, im Unterschied zum A-Trakt (naturwissenschaftlicher Trakt) und B-Trakt (Mittelbau mit Direktion, Lehrerzimmer, Klassen- und Fachräumen).

Internat

Von 1958 bis 1962 wurde ein Schülerwohnheim errichtet, dessen Gruppenwohnraumtrakt im Laufe der späten 60er Jahre um einen Einzelzimmertrakt ergänzt wurde. Bis zur Schließung des Internats im Jahre 1982 lebten ca. 120 interne Schüler der Klassen Sexta (5) bis Oberprima (13) pro Jahr in Marienstatt. Das Internat wurde von Mönchen des Klosters geführt, erster Regens war Pater Stephan Reuter, sein Nachfolger bis zur Schließung des Internats Pater Theobald Rosenbauer.

Weiterentwicklung zur Ganztagsschule

Nach einer Mehrheitsentscheidung aller Schulgremien ist das Gymnasium Marienstatt eine sog. G8–GTS-Schule geworden. D. h. die Gymnasialzeit wurde auf acht Jahre verkürzt (G8) und der nötige Mehrunterricht durch eine Ganztagsschule (GTS) kompensiert, die bis in den Nachmittag für alle Schülerinnen und Schüler offen ist. Denn nach diesem Konzept ist der Unterricht in seiner Substanz tangiert. Wer erst am späten Nachmittag aus der Schule kommt, muss alle wesentlichen Aufgaben in der Schule erledigt haben. Daher liegen in der Unterrichtszeit auch Lernzeiten. Ein pädagogisches Konzept dazu ist auf der Website der Schule nachzulesen. Eine Mensa ermöglicht die Verpflegung aller Schüler in der Mittagszeit. Für diese auch räumlichen Veränderungen wird ein weiterer Trakt in den Hang unterhalb des Parkplatzes gebaut. Die ersten Schüler, die nach diesem Ganztagsschulkonzept unterrichtet wurden, waren die fünften Klassen des Schuljahrs 2010/2011.

Literatur

  • P. Johannes Geibig: Aus der Schulchronik 1910–1960. In: Privates Gymnasium der Zisterzienserabtei Marienstatt (Hrsg.): Von der Oblatenschule zum Privaten Gymnasium. 75 Jahre Gymnasium Marienstatt. Marienstatt 1985, S. 7–28.
  • Bernhard Jendorff: Bei Ordenschristen in die Schule gehen. Gymnasium Marienstatt von 1960-1985. In: Privates Gymnasium der Zisterzienserabtei Marienstatt (Hrsg.): Von der Oblatenschule zum Privaten Gymnasium. 75 Jahre Gymnasium Marienstatt. Marienstatt 1985, S. 29–67.
  • P. Jakob Schwinde, Christian Pulfrich: Auf dem Weg zur G8GTS-Schule. In: Direktor des Privaten Gymnasium Marienstatt (Hrsg.): Privates Gymnasium der Zisterzienserabtei Marienstatt. Chronik 2008/2009. Marienstatt o. J., S. 10–15.
  • Privates Gymnasium der Zisterzienserabtei Marienstatt (Hrsg.): Einhundertjahrbuch. 100 Jahre Schule in Marienstatt. 1910–2010. Oblatenschule – Progymnasium – Privates Gymnasium. Festschrift mit Schlaglichtern aus dem Jubiläumsschuljahr 2009/2010. Marienstatt 2010 (umfassende und kunstvoll ausgestattete Chronik der Schule mit Berichten von Zeitzeugen und mit zahlreichen Abbildungen versehen, 544 Seiten).

Weblinks


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