- Hermann Schüttauf
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Hermann Schüttauf (* 16. Dezember 1890 in Nieder-Planitz bei Zwickau; † 25. Februar 1967 in Dresden) war ein deutscher Garten- und Landschaftsarchitekt.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Ausbildung
Von 1908 bis 1913 absolvierte er gärtnerischen Ausbildungen in Schwerin, Dresden und Leipzig. Er erreichte in der Gärtnerlehranstalt derart gute Ergebnisse, dass er 1914 das „Friedrich-August-Reisestipendium“ der Sächsischen Gesellschaft für Botanik und Gartenbau „Flora“ verliehen bekommen hatte. Damit konnte er eine Studienreise zu den bedeutendsten Stätten der Gartenkunst in Frankreich und England durchführen. In der Zwischenzeit arbeitete er in Antwerpen, Berlin und Lage (Lippe) im Gartenbau.
Funktionen
In den Jahren 1920 bis 1929 wirkte Hermann Schüttauf als Leiter der Garteninspektion der Städtischen Gartenverwaltung in Dresden und danach als Direktor der Staatlichen Gartenverwaltung des Landes Sachsen. In dieser Funktion hatte er die Verantwortung für die Hofgärten. Das war ein sehr umfangreicher Zuständigkeitsbereich. Dazu zählten in Dresden u.a. der Große Garten, die Brühlsche Terrasse, der Garten am Japanischen Palais, der Schlossgarten in Pillnitz, den Barockgarten in Großsedlitz, wo er schon in den 1920er Jahren erfolgreich mit Rekonstruktionsarbeiten begann, der Bereich der Albrechtsburg in Meißen sowie der Klostergarten Altzella bei Nossen. Einige seiner Tätigkeiten sahen etwa so aus wie am folgenden Beispiel: Schüttauf wagte nach reiflicher Erwägung aller Faktoren die generelle Baumfällung in barocken Anlagen wie der Allee in Pillnitz, die er abschnittsweise erneuerte. Für die generelle Baumfällung hatte er ein schlagendes Argument: Es blieb auf diese Weise die Einheitlichkeit gewahrt, was ja Wesenszug der Anlage einer Allee ist.
Darüber hinaus war er für die Gestaltung der 1926 und 1936 in Dresden, 1938 bzw. 1938 und 1939 präsentierten Gartenbauausstellungen verantwortlich. Schüttauf hatte sogar einen Haldenversuchsgarten in der Sächsische Schweiz betrieben, der jedoch 1945 zerstört wurde. Es wurden auch alle damit verbundenen Unterlagen vernichtet. Dabei ging es um die Erosionssanierung, welche dem Herabstürzen von Boden- und Steinmassen entgegenwirken sollte.
Von 1940 bis 1945 bis nahm er an dem Krieg teil, so dass er fachliche Tätigkeit zunächst nicht fortsetzen konnte. Nach Kriegsende erfolgter Rückkehr nach Planitz war er Direktor der Staatlichen Museen und Gärten in Dresden. Wegen seiner Mitgliedschaft in der NSDAP seit 1933 wurde ihm 1949 jedoch gekündigt. Es gab nur wenige Landschaftsarchitekten, welche wegen der Mitgliedschaft in der NSDAP Einschnitte in ihre berufliche Laufbahn hinnehmen mussten.
Er setzte jedoch sich weiterhin als freiberuflicher Gutachter und Planer für die Erhaltung historischer Gärten ein und hatte mit seinem Bemühungen auch Erfolg. Immerhin hatte er zusammen mit dem Regierungsbaurat Heinrich Sulze auch erheblichen Anteil an der Rekonstruktion des Schlossgartens von Mosigkau, der durch den 1945 zu Ende gegangenen Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört wurde.
Auseinandersetzungen mit Fachkollegen scheute Schüttauf allem Anschein nach nicht. So gab es eine Kontroverse mit dem Gartendirektor von Schloss Sanssouci Willy Kurth. Schüttauf kritisierte Kurth im Jahr 1955: "Ich bin der letzte, der unserem guten Prof. Kurth eine Perle aus seiner Krone für Sanssouci herausnehmen will, aber in einem, was er augenblicklich auf gärtnerischem Gebiet im Park von Sanssouci tut, kommen wir alle nicht mit …" Kurth hatte am Park zu Sanssouci Ergänzungen vorgenommen, welche ins Kreuzfeuer der Kritik dessen Berufskollegen gerieten. Schüttauf war nicht der Einzige, der einen zu Kurth konträren Standpunkt eingenommen hatte.
Schüttauf war einer, der wesentlichen Einfluss auf die Gartendenkmalplege in der DDR hatte. Überhaupt war er einer der ersten, welche in dieser Hinsicht erste Bemühungen um die Etablierung dieses Faches unternahmen. Den Begriff "Gartendenkmalpflege" gab es übrigens zu der Zeit noch nicht, so dass bis dahin von "Erhaltung und Pflege historischer Parks und Gärten" die Rede gewesen war.
Gartenanlagen
Von seiner schöpferischen Tätigkeit in Sachsen zeugen beispielsweise die Schlossgarten in Lichtenwalde, deren Rekonstruktion er in den Jahren 1953 bis 1956 leitete, Schloss Hartenfels in Torgau, die Kuranlagen in Bad Elster, Bad Brambach sowie die Parks in Bad Muskau, was im engen Zusammenwirken mit dem Denkmalpfleger Hans Nadler erfolgte, welche für sein Schaffen von außerordentlicher Bedeutung gewesen sind. Angesichts der begrenzten finanziellen Möglichkeiten erlangte der Muskauer Park in relativ kurzer Zeit einen beachtenswerten Zustand. Das fand auch seine Anerkennung. Weiterhin wirkte er in den Parks Thallwitz, Tiefenau (Ortsteil von Wülknitz), und Branitz (Ortsteil von Cottbus). Aber auch in Thüringen hinterließ er seine Spuren, so bei den Anlagen von Weimar insbesondere dem Park an der Ilm unweit des Goetheschen Gartenhauses, dem Belvederegarten und dem Schlosspark Tiefurt, dem Garten im Kirms-Krackow-Haus, der nach seinen Entwürfen gestaltet wurde, und bei den Gärten der Dornburger Schlösser. Möglicherweise half ihm hierbei das Buch von Wolfgang Huschke über die "Geschichte des Parkes von Weimar". In Weimar hielt er auch anfangs der 1960er Jahre seine bekannt gewordenen sogenannten „Parkseminare“. Dass 1957 Schüttauf mit den Gutachten für die Weimarer Parks betraut wurde, ist sicher kein Zufall. Nicht nur seine unbestrittene fachliche Kompetenz fällt hier ins Gewicht. Schon während des Anlegens der Parks in der Regierungszeit von Maria Pawlowna wirkte als Gartenbaumeister Eduard Petzold in Weimar, welcher mit den gartengestalterischen Ideen von Hermann Fürst von Pückler-Muskau bestens vertraut war. Petzold war Schüler keines Geringeren als eben dieses Hermann Fürst von Pückler-Muskau.
In den heutigen Reisehandbüchern u. a. zu Weimar finden sich detaillierte Beschreibungen zu den hier genannten Parks, zu den historischen Bezügen und ihrer Funktion in der heutigen Stadtentwicklung. Dass aber die erst wieder so hergestellt werden musste, ist weniger häufig dargestellt, so dass auch Petzolds Name, wie der so vieler, die sich um den Wiederaufbau und der Neugestaltung Weimars verdient machten, dort nicht häufig auftaucht.
Ehrungen
Die Stadtverwaltung von Bad Muskau ehrte 22. bis 24. September 1965 anlässlich einer Fachtagung zum 150jährigen Bestehen des Muskauer Landschaftsparkes den Gartenarchitekten Hermann Schüttauf für seinen viele Jahre währenden Einsatz für die Erhaltung, Pflege und Nutzung des Muskauer Parkes durch die Verleihung des Ehrenbürgerrechts. Gleichzeitig erhielt der Denkmalpfleger Hans Nadler ebenfalls diese Ehrung. Weiterhin hatte am 4. November 1967 durch Beschluss des Rates der Stadt Bad Muskau die Benennung einer Höhe des Bergparkes in „Schüttauf-Höhe“ stattgefunden. Außerdem erinnert ein Gedenkstein in Bad Muskau an den Garten- und Landschaftsarchitekten.
Tod
Bei einem Verkehrsunfall verunglückte Hermann Schüttauf am 25. Februar 1967 tödlich in Dresden. Die Beisetzung erfolgte auf dem Friedhof in Niederplanitz.
Publikationen
- Hermann Schüttauf: Pflege historischer Parkanlagen. Dt. Kulturbund, Kommission f. Natur u. Heimat d. Präsidialrates, Zentraler Fachausschuss Landschaftsgestaltung, Naturschutz u. Dendrologie, 1963
- Hermann Schüttauf: Parke und Gärten in der DDR (Kunstgeschichtliche Städtebücher). Leipzig 1969 (2. Auflage 1973)
Literatur
- Harri Günther: Hermann Schüttauf zum Gedenken seines 100. Geburtstages. In: Landschaftsarchitektur 20, 1990, S. 122f.
- Harri Günther: Hermann Schüttauf zum Gedenken seines 100. Geburtstages. In: Beiträge zur Gehölzkunde. 1991, S. 108–111.
- Annette Seemann: Weimar: Ein Reisebegleiter. Insel-Verlag, Frankfurt am Main/Leipzig 2004. ISBN 3-458-34766-6.
- Wolfgang Huschke, Die Geschichte des Parkes von Weimar, Weimar 1951.
Weblinks
- Hermann Schüttauf (1890 – 1967): Bedeutender Garten- und Landschaftsarchitekt. Stadtverwaltung Bad Muskau, abgerufen am 5. Mai 2009.
- Peter Fibich: Gartendenkmalpflege im Realsozialismus: Das Beispiel DDR. Abgerufen am 5. Mai 2009 (PDF).
- Dornburger Schloßgärten: Geschichte. Klassik Stiftung Weimar, abgerufen am 5. Mai 2009.
- Peter Fibich, Joachim Wolschke-Bulmahn: Impulse für die Gartendenkmalpflege. In: Stadt+Grün. Juni 2003, abgerufen am 5. Mai 2009.
- Dietrich Graf: Auftakt zur Erosionssanierung im Wehlgrund und im Raaber Kessel durch freiwillige Bergsteiger-Einsätze. In: Sächsische Schweiz Initiative, Heft 15. Sächsisches Forstamt Lohmen, 1998, abgerufen am 5. Mai 2009.
- Tagungsbericht 8. Werkstattgespräch: DDR-Planungsgeschichte - Stand und Perspektiven der Planungsgeschichte. In: H-Soz-u-Kult. 12. Juni 2003, abgerufen am 5. Mai 2009 (23. Januar 2003 bis 24. Januar 2003, Erkner bei Berlin).
- http://www.badmuskau.de/www/uploads/media/2-2006.pdf (PDF-Datei; 1,30 MB)
- http://www.sachsen-anhalt.de/LPSA/fileadmin/Files/Garten_Gesamt.pdf (PDF-Datei; 2,16 MB)
- Joachim Radkau/Frank Uekötter: Naturschutz und Nationalsozialismus [1]
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