- Hermann Schröder (Zahnmediziner)
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Hermann Schröder (* 3. Februar 1876 in Verden (Aller); † 17. April 1942 in Berlin) war ein deutscher Zahnmediziner.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Er studierte ab 1892 in Kiel, Berlin und Erlangen, wo er als Assistent blieb und zum Dr. phil. promovierte. 1898 wechselte er an das Zahnärztliche Institut der Universität Kiel, arbeitete daneben aber auch als Hilfsassistent an der chirurgischen Universitätsklinik. Zwei Jahre später wurde er auf Wunsch des Chirurgen August Bier als erster Zahnmediziner und mit Lehrauftrag für die gesamte Zahnheilkunde an die Universität Greifswald berufen. 1904 nahm er am Vierten Internationalen Zahnmedizinischen Kongress in Saint Louis teil, wo er einen Vortrag über Prognathie hielt. 1907 habilitierte sich Schröder mit der Dissertationsschrift Die Anwendungsweise zahnärztlicher Prothetik mit besonderer Berücksichtigung des sofortigen Kieferersatzes nach Resektion. Anschließend erhielt er einen Ruf nach Berlin, wo er außerordentlicher Professor für Zahnärztliche Prothetik und Leiter der prothetischen Abteilung am Zahnärztlichen Institut der Friedrich-Wilhelms-Universität wurde. Nach dem Institutsneubau in der Invalidenstraße stand ihm ab 1912 die modernste zahnärztliche Einrichtung in Europa zur Verfügung. Im Ersten Weltkrieg erlangte er den akademischen Grad eines Dr. med. und gründete eine Unterabteilung chirurgische Prothese. Schröder prägte das wissenschaftliche Leben am Institut bis zu seinem Tod im Jahre 1942. Ab 1934 war er auch dessen geschäftsführender Direktor.
Sein Grab findet man heute auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf.
Werk
Schröder beschäftigte sich hauptsächlich mit der Morphologie, Physiologie und Pathophysiologie des Kauorgans. Er entwickelte zahlreiche Techniken und Geräte der Kieferchirurgie. So konstruierte er komplizierte Artikulatoren, Geräte zur Simulation von Kieferbewegungen, die zur Anfertigung von Zahnprothesen benötigt wurden. Diese bilden den Grundstock der heutigen weltweit umfangreichsten Artikulatorensammlung im Besitz der Humboldt-Universität zu Berlin.[1] 1911 entwickelte er gemeinsam mit seinem Schüler, dem Kieferchirurgen Franz Ernst (1887–1947), das Schröderband zur Befestigung einer Zahnprothese an den Molaren. 1913 brachten Schröder und Ernst das Kieferbruchbesteck nach Schröder-Ernst auf den Markt, mit dem ein Drahtschienenverband ohne Modell angelegt werden konnte. Dieses fand in den Lazaretten des Ersten Weltkriegs breite Anwendung.
Schröder beschäftigte sich darüber hinaus mit Abformmethoden, Werkstoffkunde und Implantologie (Schrödersche Elfenbeinschrauben). Er entwickelte auch die nach ihm benannte Schrödersche Lüftung, eine Therapie, bei der die Druckentlastung eines vereiterten Zahnes nicht durch den eröffneten Wurzelkanal erfolgt, sondern durch eine Trepanation des Kieferknochens bis zum Eiterherd.
Seine Schriften Die zahnärztliche Hilfe im Felde (1914, zusammen mit Fritz Williger) und Die Unterkieferschußbrüche und ihre Behandlung (1917, zusammen mit Rudolf Klapp) wurden in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[2][3]
Schriften (Auswahl)
- Frakturen und Luxationen der Kiefer. Handbuch der zahnärztlich-chirurgischen Verbände und Prothesen, Bd. 1, Berlin (1911)
- Zur Frage der Erhöhung des Nutzeffektes der Platten-Prothese, Berlin (1924)
- Die anatomischen, physiologischen und mechanischen Grundlagen der zahnärztlichen Prothetik, Berlin (1925)
- Über die Aufgaben der zahnärztlichen Prothetik und die Versuche zu ihrer Lösung, Berlin (1929)
Einzelnachweise
- ↑ Universitätsmuseen und -sammlungen in Deutschland, Sammlung von Artikulatoren
- ↑ http://www.polunbi.de/bibliothek/1948-nslit-k.html
- ↑ http://www.polunbi.de/bibliothek/1948-nslit-w.html
Weblinks
- Felix Blankenstein: Zur Geschichte der Prothetik am Zahnärztlichen Universitätsinstitut Berlin
- Fotografie Schröders in den wissenschaftlichen Sammlungen der Humboldt-Universität zu Berlin
- Geschichte des Zentrums für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, 100 Jahre Zahnmedizin in Greifswald
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