Isointervallakkord

Isointervallakkord

Isointervallakkorde (auch symmetrische Akkorde, zyklische Akkorde, vagierende Akkorde, unendliche Akkorde) sind Akkorde, die vollständig aus gleichen Intervallen aufgebaut sind. Sie sind in sich symmetrisch, d.h. keiner ihrer Töne zeichnet sich vor einem anderen aus; daher besitzen sie keinen eindeutig bestimmbaren Grundton. Innerhalb der Dur-Moll-Tonalität gibt es drei solche Akkordtypen.

Inhaltsverzeichnis

Eigenschaften

Akkorde, die aus gleichen Intervallen aufgebaut sind, können beliebig erweitert oder umgestellt werden, ohne das klanglich neue Töne hinzutreten. Daher werden sie daher auch unendliche Akkorde genannt. Unterschieden werden können ihre Umkehrungen nur im Notenbild und im musikalischen Kontext, also anhand ihrer Weiterführung oder Auflösung.

Da alle Intervalle gleich sind, zeichnet sich kein Ton vor dem anderen aus - alle Töne sind gleichwertig. Somit haben sie keinen eindeutigen Grundton bzw. kann jeder Ton als Grundton interpretiert werden. Durch Umdeuten des Grundtons ist es möglich, diese Klänge verschieden aufzulösen und damit in andere Tonarten zu modulieren.

Die Klänge sind aufgrund ihres Aufbaus instabil und dissonant. Ihre Funktion ist primär dominantisch, bzw. diese vorbereitend oder zu ihr hinführend. Ihre Klangeigenschaft und die resultierende Auflösungsbedürftigkeit bewirken Assoziationen wie Sehnsucht und Unruhe, sie stehen oft für Wut, Schmerz und Verzweiflung.

Anwendung

Alle Umkehrungen sind möglich und in der Literatur häufig zu finden; die Akkorde sollten aufgrund der Erkennbarkeit vollständig sein. Gehäuftes Auftreten führt zu schwebender oder gänzlich aufgehobener Tonalität (zwischen den Tonarten vagierende Akkorde).

Typen

Grundsätzlicher Aufbau

übermäßiger Dreiklang auf C: alle Töne haben den Abstand von jeweils 4 Halbtönen (große Terz)

Die Akkorde bestehen aus gleichen Intervallen. Durch Hinzufügen eines weiteren dieser Intervalle wird ein Ton erreicht, der bereits im Akkord vorhanden ist. Bsp: Der Akkord c-e-gis besteht aus großen Terzen. Durch Hinzufügen einer weiteren großen Terz wird erneut der Ton c erreicht, es entsteht der (klanglich) identische Akkord c-e-gis-c.

Auch durch Umkehrung des Akkord ergeben sich Akkorde mit identischem Intervallaufbau: sowohl e-gis-c als auch gis-c-e sind Übereinanderschichtungen großer Terzen.

Kleinterzklänge

Aufgebaut aus drei kleinen Terzen. In durmolltonaler Musik als verminderter Septakkord von Beginn an vorhanden - in Moll steht er leitereigen auf der erhöhten 7. Tonleiterstufe (harmonisch- bzw. melodisch Moll). Dort kann er als verkürzter Dominantseptnonakkord interpretiert werden und wird entsprechend seiner dominantischen Funktion oftmals mit dem Symbol Dv bezeichnet.[1]
Jeder seiner vier Töne kann Leitton zu einer (neuen) Tonika sein; korrekte Notation macht das Auflösungsziel lesbar, eindeutig voraushörbar ist es jedoch nicht.[2]
Von dieser harmonischen Mehrdeutigkeit wird mit Beginn der Wiener Klassik zunehmend Gebrauch gemacht.

Bedingt wird auch der verminderte Dreiklang aus zwei kleinen Terzen als symmetrischer Akkord angesehen (obwohl er im eigentlichen Sinne nicht symmetrisch ist - er enthält eine Lücke).

Großterzklänge

Übermäßiger Dreiklang, bestehend aus 3 Tönen im Großterz-Abstand. Dieser Akkordtyp wird erst ab der Wiener Klassik bedeutend.

Ganztonklänge

Sie bestehen aus Ganzton-Schritten (großen Sekunden). Sie sind erst in der Harmonik des 20. Jhdts. bedeutsam. Sie lassen sich als Dominantseptnonakkord mit disalterierter Quinte deuten. (z.B. g-h-d-f-a → g-h-des-dis-f-a ↔ f-g-a-h-des-dis)

Weitere Typen

Rein formal lassen sich noch weitere symmetrische Tonfolgen konstruieren, indem der Tonraum in gleichmäßige Intervalle aufgeteilt wird, etwa Halbtonakkorde (bestehend lediglich aus Halbtönen). Diese entziehen sich der funktionellen Deutung und werden z.B. im Impressionismus verwendet.

Einzelnachweise

  1. Jürgen Ulrich: Harmonielehre für die Praxis. Schott, Mainz 2008, ISBN 978-3-7957-8738-7, S. 63f.
  2. Diether de la Motte, Harmonielehre, ISBN 978-3-7618-2115-2, 14. Aufl., S. 154

Literatur

  • Reinhard Amon: Lexikon der Harmonielehre. Wien-München 2005, ISBN 3-476-02082-7, S. 129-31

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