Juden für Jesus

Juden für Jesus
Büro des Missionswerks in New York City

Juden für Jesus (englisch Jews for Jesus; JfJ) ist ein amerikanisches, evangelikales Missionswerk, das Juden zum Christentum bekehren will. JfJ wird dem religiösen Synkretismus hinzugerechnet, weil hier Elemente des Judentums und des Christentums vermischt und zu einem neuen Weltbild verschmolzen werden.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Missionswerk wurde 1973 in Nordkalifornien gegründet, als im Rahmen der jugendlichen Gegenkultur neue religiöse Bewegungen wie Hare Krishna, die von Maharishi Mahesh Yogi geführte Transzendentale Meditation sowie die Vereinigungskirche von Sun Myung Moon zahlreichen Zulauf von erfolgreichen Hippies und Popstars erhielten.[1] Gegründet wurden die Jews for Jesus von Moishe Rosen (1932-2010), ursprünglich Martin Meyer Rosen. Er konvertierte als 17-Jähriger zum Christentum und wurde baptistischer Geistlicher.[2] Er arbeitete für das American Board of Missions to the Jews,[3] trennte sich jedoch von dieser Organisation und begann selbstständig mit der Judenmission. 1979 arbeiteten über 100 Angestellte bei Jews for Jesus.

Leiter des Werks, das seinen Sitz in San Francisco hat, wurde 1996 als Nachfolger Rosens David Brickner. An einer Veranstaltung am 17. August 2008 mit Brickner nahm die republikanische Gouverneurin Sarah Palin teil, die kurz darauf für das Amt der US-Vizepräsidentin kandidierte. Brickner bezeichnete in seiner Rede terroristische Anschläge auf Israel als ein Gottesurteil gegen Juden, die sich dem Christentum verweigerten. Nachdem über Palins Anwesenheit ein Sturm der Entrüstung ausbrach, weil sie als Israel-feindlich angesehen wurde, distanzierte sich die Politikerin von Brickner.[4]

Der deutsche Zweig der Organisation wurde 1999/2000 in Essen gegründet und wird seit 2003 von Avi Snyder geleitet. Zwischen der Deutschen Evangelischen Allianz und Juden für Jesus bestehen freundschaftliche Kontakte.

Methoden zur Missionierung

JfJ verlegen Broschüren zum „Jüdischen Evangelium“, d.h. der hebräischen Übersetzung des Neuen Testaments. Sie verwenden messianische Volkslieder und Schauspiele, mehrsprachige Websites, vierteljährliche Briefsendungen, wöchentliche Telefonate und Videos, um Juden zu missionieren.

Zielgruppen ihrer Mission sind vor allem neue Immigranten, ältere Personen, Studierende und Familien mit gemischten Religionszugehörigkeiten.

Gegenpositionen

Kritik an Juden für Jesus kommt zunächst von jüdischen Geistlichen und Organisationen, welche eine zunehmende Entfremdung großer Teile der jüdischen Bevölkerung von den Grundsätzen des Judentums befürchten.

Der Rabbiner Andreas Nachama kritisiert das Missionswerk: „Aus der Sichtweise von in jüdischen Strukturen organisiertem Judentum schließt es sich schlicht aus, an Jesus zu glauben und Jude zu sein.“ Er spricht von „klassischem Antijudaismus“.[5] Der liberale Berliner Gemeinderabbiner Chaim Z. Rozwaski sieht einen Versuch, das Judentum an seinen Zweigen und Wurzeln zu zerstören: „Zu behaupten, es sei möglich, ein ‚Jude für Jesus‘ zu sein, beschädigt das Gewissen und das religiöse Denken beider Richtungen, und in diesem Sinne ist die Bewegung böswillig“, „[...] ob man einen Juden in der Gaskammer tötet oder durch Konversion – in beiden Fällen ist er als Jude tot“.[6]

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hält fest, das Werk bewerbe gezielt Kontingentflüchtlinge aus Osteuropa und mache sich deren geringes Wissen über das Judentum zunutze.[7]

Im Jahr 1999 entschied sich der Internetanbieter Lycos nach Protesten jüdischer Gruppen, einen bestehenden Werbevertrag mit Juden für Jesus nicht zu verlängern.[8]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Juliene G. Lipson: Jews for Jesus: An Illustration of Syncretism. In: Anthropological Quarterly. 53, Nr. 2, 1980-04-00, S. 101-110, S. 102.
  2. Anti-Defamation League (englisch)
  3. Yaakov Ariel: Counterculture and Mission: Jews for Jesus and the Vietnam Era Missionary Campaigns, 1970-1975. In: Religion and American Culture. 9, Nr. 2, 1999, S. 233-257, S. 233f.
  4. Pia Röder: Religiöser als die Partei erlaubt In: Süddeutsche Zeitung vom 10. September 2008
  5. Johannes Boie: Auf Missionsreise in Berlin In: Der Tagesspiegel vom 7. Dezember 2007
  6. Chaim Rozwaski: „Messianisches Judentum“: Gift im Schokoladenbonbon, haGalil, undatiert
  7. Johannes Boie: Falscher Heiligenschein, Seite des Zentralrats der Juden in Deutschland vom 30. September 2005
  8. Meldung vom 13. August 1999 bei religio.de

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