- Johann Wenzel (Jobst)
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Johann Wenzel (* 17. Januar 1918 in Darmstadt; † 7. April 2009 in Mollis; Pseudonym: Jobst) war ein deutscher Ingenieur, Technikhistoriker und Uhrenforscher.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Johann Wenzel wurde am 17. Januar 1918 in Darmstadt geboren. Dort ist er aufgewachsen und hat sein Studium zum Diplomingenieur absolviert, war wissenschaftlicher Assistent in einem Forschungsinstitut an der Technischen Hochschule und hat anschließend bis 1944 im Theater als Assistent des technischen Direktors gearbeitet. Kurz vor Ende des Krieges wurde er als Sanitäter eingezogen und geriet bald in Kriegsgefangenschaft nach Frankreich. Im Jahr 1946 ist ihm eine Flucht aus der Gefangenschaft gelungen. Danach wanderte er über mehrere Länder, bis nach Brasilien aus. Brasilien wurde, unterbrochen von vielen, teils sehr langen Reisen durch die Welt, für 25 Jahre sein Zuhause. Bis 1956 arbeitete er im Wesentlichen als Vermessungsingenieur, um sich im gleichen Jahr als Unternehmer für große Rohrleitungssysteme selbständig zu machen. 1974, nach Verkauf der Fabrik und Haushaltsauflösung, zog er in die Schweiz ins Glarnerland in eine einfache Wohnung, wo der er bis zu seinem Tod wohnte. Jobst Wenzel war Mitglied der schweizer Organisation EXIT, die sich für die Sterbehilfe einsetzt. Er starb im Alter von 91 Jahren.[1][2]
Leistungen
Johann Wenzel war ein Ingenieur im besten alten Sinne. Er verstand es mit Kreativität und unter Zuhilfenahme einfachster Mittel auch schwierige Aufgabenstellungen zu lösen. Nach seiner Rückkehr aus Brasilien wurde er Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie. Vom Jahr 1978 bis 1991 wurde er als Beirat in das erweiterte Präsidium der Gesellschaft gewählt. In den 80 Jahren analysierte er zusammen mit Prof. Ludolf von Mackensen, dem damaligen Direktor des Astronomisch-Physikalischen Kabinetts in der Orangerie Kassel, die astronomische Tischuhr von Jost Bürgi. Mit Prof. Günther Glaser aus Stuttgart arbeitete er aktiv an dem Handbuch für Chronometrie und Uhrentechnik. Im Deutschen Uhrenmuseum analysierte er die astronomische Uhr von Pater Thaddäus Rinderle. Aus dieser Zeit sind viele weitere fachliche Artikel und Veröffentlichungen bekannt.
Schriften (Auswahl)
- Repetition auf Anfrage beim Schloßscheiben-Schlagwerk. In Schriften der „Freunde alter Uhren“, Band 16, DGC (Hrsg.), Verlag W. Kempter, Ulm 1977, S.71f, ISBN 3-921348-21-8
- Aus der Werkstatt für die Werkstatt: Wie wurden in früheren Jahrhunderten die Zahnräder geteilt? In Schriften der „Freunde alter Uhren“, Band 20, DGC (Hrsg.), Verlag W. Kempter, Ulm 1981, S.157f, ISBN 3-921348-27-7
- Betrachtungen über Nachtlicht- und Nachtlampenuhren. In Schriften der „Freunde alter Uhren“, Band 20, DGC (Hrsg.), Verlag W. Kempter, Ulm 1981, S.89f, ISBN 3-921348-27-7
- Das Getribe im Deckel einer Tischuhr von Jost Bürgi. In Alte Uhren, Heft 1 und Heft 2, 1983, Callwey Verlag, München
- Musik aus der Westentasche. In Schriften des historisch-wissenschaftlichen Fachkreises „Freunde alter Uhren“, Band 28, DGC (Hrsg.) Stuttgart 1989, S.121f, ISBN 3-923422-06-7
- „Neüwe Astronomische kunstliche Uhre“ von Michael Zingg aus Glarus (1599–1676). In Alte Uhren und moderne Zeitmessung, Ebner, Nr.3, 1991, S.34f.
- Das Astrolab an Uhren. In Klassik-Uhren, Ebner, Bd. 19 (1996), Nr.6, S. 36f
- Aequationsuhren. In Jahreschrift 2002, Band 41, DGC (Hrsg.) Stuttgart 2002, S.81f, ISBN 3-923422-20-2
- Der Sonnen-Sextant. In Jahreschrift 2004, Band 43, DGC (Hrsg.) Kunstverlag Josf Fink, Lindenberg in Allgäu 2004, S.232f, ISBN 3-89870-204-9
- Meine Lieblingsuhr „Das WRACK“. In Jahreschrift 2004, Band 43, DGC (Hrsg.) Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg in Allgäu 2004, S.65f, ISBN 3-89870-204-9
Literatur
- Johann Wenzel: Erinnerungen aus einem nicht ganz alltäglichen Leben. Mollis 1999.
Weblinks
- Literatur von und über Johann Wenzel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
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