- Ingenieurschule
-
Höhere technische Bildung - Polytechnikum
(ab 1794) - Technische Hochschule
(19./20 Jh.) - Technische Universität
(20./21. Jh.) - Technische Fachhochschule
(20./21. Jh.)
- Lehr- und Versuchsanstalt
(19.–21. Jh.) - Höhere Technische Lehranstalt
(18. Jh.–heute, Schule in Österreich) - Ingenieurschule/Höhere
Technische Lehranstalt
(18.–20. Jh. Schweiz, Liechtenstein) - Ingenieurschule/Polytechnikum
(18.–20. Jh. in Deutschland) - Technologische Fachoberschule/
(Istituto Tecnico Tecnologico/Industriale,
19. Jh–heute, ehem. Gewerbeoberschule, in Italien)
Die Ingenieurschule, auch Höhere Technische Lehranstalt (HTL), Maschinenbauschule, Technische Mittelschule, Ingenieurakademie, oder Technische Akademie genannt, hatte den Status einer höheren Fachschule.
Siehe auch: Polytechnikum
Inhaltsverzeichnis
BR Deutschland und DDR
Die Ingenieurschulen existierten bis Anfang der 1970er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland. In der DDR existierten sie bis zur Wende 1989 und in einer kurzen Übergangsphase nach dem DDR-Beitritt.
Zugangsvoraussetzung war ein Zeugnis der Mittleren Reife und eine Berufsausbildung inklusive einjähriger Berufserfahrung.
Das Angebot umfasste Studiengänge in den klassischen Ingenieurwissenschaften, die anfangs nach einer vier- oder fünfsemestrigen Schulzeit mit der staatlichen Bezeichnung Ingenieur, später, ab Anfang der 1970er Jahre, nach Erhöhung auf eine sechssemestrige Ausbildung als graduierter Ingenieur und der staatlichen Abschlussbezeichnung Ing. Grad. bzw. Ing. (grad.) abgeschlossen wurden. Frühere Ingenierschulabsolventen konnten sich nachgraduieren lassen. In der DDR wurde nach 6 Semestern der Titel Ingenieur verliehen.
Nach der Einführung von Fachhochschulen mit ihren akademischen Abschlussbezeichnungen und der Umstellung auf den akademischen Diplomgrad wurde die Frage einer möglichen Nachdiplomierung auch für Ingenieurschulabsolventen sehr kontrovers diskutiert. Schließlich setzte sich die Sichtweise der beruflichen Erfahrung durch. Normativ wurde festgelegt, dass Absolventen von Vorgängereinrichtungen der Fachhochschulen, sofern sie graduiert oder nachgraduiert waren, auch ohne Nachqualifizierung an einer Fachhochschule den Titel Dipl.-Ing. oder Dipl.-Ing.(FH) als staatliche Bezeichnung führen durften. Die Führungsberechtigung wurde in den einzelnen bundesdeutschen Ländern unterschiedlich gesetzlich geregelt. In NRW wurde zum Beweis der Führungsberechtigung auf (kostenpflichtigem) Antrag hin eine Urkunde erteilt. Ingenieure, die ihre Ausbildung an einer Einrichtung der vormaligen DDR absolviert hatten, stellten ihren Antrag beim zuständigen Kultusministerium. Voraussetzung hierfür war alleinig der Nachweis einer einschlägigen dreijährigen (Ost) bzw. fünfjährigen (West) Berufstätigkeit als Ingenieur bzw. Ing. grad. Die Möglichkeit zur Nachdiplomierung bestand bis Ende 2008.
Anfang der 70er Jahre wurden in der Bundesrepublik Deutschland die Ingenieurschulen aufgelöst und die Infrastruktur zum Aufbau einer neuen Hochschulform Fachhochschule genutzt. Dieser Schritt wurde notwendig, da die Industrie nach einem universell einsetzbaren akademisch, also auf Hochschulniveau, ausgebildeten Ingenieur verlangte, der jedoch mehr anwendungsorientiert als der Dipl.-Ing. der technischen Hochschulen auf die Belange der Industrie ausgerichtet sein sollte. Außerdem wurde den Ingenieurschulabsolventen zunehmend der Status als Ingenieur im europäischen Ausland verwehrt, weil sie in ihren Ländern darunter einen Hochschulabsolventen verstanden.
Bekannte Ingenieurschulen waren zum Beispiel:
- Polytechnikum Aachen (heute Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen)
- Ingenieurschule Eisleben (ehem. Bergschule Eisleben; älteste Ingenieurschule Deutschlands)
- Ingenieurschule für Automatisierung und Werkstofftechnik Hennigsdorf
- Ingenieurschule für Bauwesen Gotha (1805 gegründet vom Herzogtum von Sachsen-Gotha-Altenburg)
- Balthasar-Neumann-Polytechnikum in Schweinfurt (1850, heute Fachhochschule Schweinfurt)
- Ingenieurschule für Kraft- und Arbeitsmaschinenbau „Rudolf Diesel“ Meißen (1953–1993)
- Ingenieurschule für Walzwerk- und Hüttentechnik Riesa
- Ingenieurschule für Maschinenbau Bautzen
- Ingenieurschule für Elektronik und Datenverarbeitung Görlitz
- Ingenieurschule für Bauwesen Erfurt (heute FH Erfurt)
- Ingenieurschule für Bergbau und Energetik (heute Fachhochschule Lausitz)
- Ingenieurschule Mittweida
- Ohm-Polytechnikum Nürnberg – Staatliche Akademie für angewandte Technik (heute Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule Nürnberg)
- Oskar-von-Miller-Polytechnikum (heute FH München)
- Staatliche Ingenieurschule Gießen 1838 bis 1970 (heute Technische Hochschule Mittelhessen)
- Staatliche Ingenieurschule Konstanz 1906 bis 1971 (heute Hochschule Konstanz (HTWG), University of Applied Sciences)
- Staatliche Ingenieurschule Furtwangen 1850 bis 1971 (heute HFU Hochschule Furtwangen University)
- Staatliche Ingenieurschule für Bauwesen Holzminden (gegründet Ende 1830 und somit älteste Baufachgewerkschule Deutschlands, heute HAWK Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen)
- Technikum Strelitz (ab 1948 Ingenieurschule für Bauwesen Neustrelitz)
- Ingenieurschule für Luftfahrttechnik IfL
- Ingenieursschule für Verkehrstechnik in Dresden
- Technikum der Freien Hansestadt Bremen, gegründet 1894
Österreich
Die Technische Universität Wien wurde 1815 als k. k. polytechnisches Institut gegründet, die Technische Universität Graz 1811 als Stiftung Joanneum mit anschließend beginnender Lehrtätigkeit, die Montanuniversität Leoben 1840 als Steiermärkisch-Ständische Montanlehranstalt ausgelagert, die Universität für Bodenkultur Wien 1872 schon als Hochschule begründet. Sonst wurden die heutigen höheren technischen Lehranstalten (HTL), soweit sie auch postsekundäre Bildung (Meisterkurse, Werkmeisterschulen)[1] anboten, immer als Anstalt oder (Staats-)Gewerbeschule bezeichnet.
Der Ausdruck Ingenieurschule war nur vereinzelt für den Werkmeisterschulen vergleichbare Kurse und den Fachschulen genannten Hochschul-Abteilungen, die seit den 1820er Jahren als Fakultät bezeichnet werden, in Gebrauch:
- in den 1840er Jahren als Ingenieurschule für Bauingenieurwesen am seinerzeitigen k. k. polytechnischen Institut Wien bis in die 1970er Jahre
- in den Nachkriegsjahren 1919 als Elektro- und Maschinenbau-Technikum Arsenal mit Abend-Ingenieurschule am Wiener Arsenal (1953 dann in der TU Wien bzw. Kammer für Arbeiter und Angestellte aufgegangen)[1]
- nach dem Anschluss Österreichs wurden für ein paar Jahre die HTLs (Schulen) so genannt
Schweiz
Die Höheren Technischen Lehranstalten (Ingenieurschulen) (HTL, französisch Ecole technique supérieure (Ecole d’ingénieurs) ETS, italienisch Scuola tecnica superiore (scuola d’ingegneria) STS wurden mit dem am 6. Oktober 1995 in Kraft gesetzten Fachhochschulgesetz des Bundes in Fachhochschulen (FH, Haute école spécialisée HES, Scuola universitaria professionale SUP) umgewandelt (siehe dort auch zu altrechtlichen Titeln).
Zuordnung der Vorgängerschulen der Fachhochschulen[2] Berner Fachhochschule BFH - Höhere Technische Lehranstalt (Ingenieurschule) HTL Bern
- Höhere Technische Lehranstalt (Ingenieurschule) HTL Biel
- Schweiz. Ingenieur- und Fachschule für die Holzwirtschaft HTL Biel
- Höhere Technische Lehranstalt (Ingenieurschule) HTL Burgdorf
- Höhere Technische Lehranstalt (Ingenieurschule) HTL Zollikofen
Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW Fachhochschule Ostschweiz FHO - Höhere Technische Lehranstalt (Ingenieurschule) HTL Buchs NTB
- Höhere Technische Lehranstalt (Ingenieurschule) HTL Chur
- Höhere Technische Lehranstalt (Ingenieurschule) HTL Rapperswil
- Höhere Technische Lehranstalt (Ingenieurschule) HTL St. Gallen
Fachhochschule Zentralschweiz, heute Hochschule Luzern HSLU Haute Ecole Spécialisée de Suisse occidentale HES-SO - Ecole technique supérieure (Ecole d’ingénieurs) ETS Changins
- Ecole technique supérieure (Ecole d’ingénieurs) ETS Fribourg
- Ecole technique supérieure (Ecole d’ingénieurs) ETS Genève
- Ecole technique supérieure (Ecole d’ingénieurs) ETS Lausanne (Ecole suisse d’ingénieurs des industries graphiques et de l’emballage)
- Ecole technique supérieure (Ecole d’ingénieurs) ETS Lausanne (EIL)
- Ecole technique supérieure (Ecole d’ingénieurs) ETS Le Locle
- Ecole technique supérieure (Ecole d’ingénieurs) ETS Lullier
- Ecole technique supérieure (Ecole d’ingénieurs) ETS Saint-Imier
- Ecole technique supérieure (Ecole d’ingénieurs) ETS Sion
- Ecole technique supérieure (Ecole d’ingénieurs) ETS Yverdon-les-Bains
Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana SUPSI - Scuola tecnica superiore (scuola d’ingegneria) STS Lugano-Trevano
Zürcher Fachhochschule ZFH - Höhere Technische Lehranstalt (Ingenieurschule) HTL Wädenswil
- Höhere Technische Lehranstalt (Ingenieurschule) HTL Winterthur
- Höhere Technische Lehranstalt (Ingenieurschule) HTL Zürich
Liechtenstein
Die Liechtensteinische Ingenieurschule (LIS) Vaduz, 1988 aus dem Abendtechnikum Vaduz entstanden, wurde 1992 Fachhochschule, 1997 als Fachhochschule Liechtenstein Stiftung des öffentlichen Rechts und 2005 in die Hochschule Liechtenstein umgewandelt.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ a b Die geschichtliche Entwicklung der Werkmeisterausbildung in Österreich. In: Wissen ist Manz, MANZ Verlag Schulbuch GmbH
- ↑ Zuordnung der Vorgängerschulen der Fachhochschulen / Classement des écoles qui ont été converties en haute école spécialisée (HES). bbt.admin.ch
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