- K.E. Løgstrup
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K.E. Løgstrup, voller Name: Knud Ejler Christian Løgstrup (* 2. September 1905 in Kopenhagen; † 20. November 1981) war ein dänischer Philosoph und Theologe, der 1959 mit dem Søren-Gyldendal-Preis ausgezeichnet wurde, und ein bekannter Vertreter des Intuitionismus war.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Nach dem Besuch der Metropolitanskolen begann er 1923 ein Studium der Theologie an der Universität Kopenhagen und schloss dieses 1930 ab. Im Anschluss folgte ein sechsjähriger Forschungs- und Studienaufenthalt im Ausland bei den Philosophen Henri Bergson, Martin Heidegger, Hans Lipps und Moritz Schlick sowie den Theologen Friedrich Gogarten und Emanuel Hirsch. Während dieser Zeit erfolgte 1932 seine Promotion zum Doctor Theologiae an der Universität Kopenhagen mit einer Dissertation über die Ethik bei Max Scheler, die von der Universität mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wurde.
Nachdem er zwischen 1936 und 1943 Priester der Dänischen Volkskirche in der Gemeinde Sandager-Holevad in Fünen war, schloss er 1943 seine Habilitation mit einer Schrift mit dem Titel Den erkendelsesteoretiske konflikt mellem den transcendeltalfilosofiske idealisme og teologien ab.
Im Anschluss nahm er 1943 den Ruf auf eine Professur für Ethik und Religionsphilosophie an der Universität Aarhus an und lehrte dort bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1975. Während des Zweiten Weltkrieges kämpfte er in der Widerstandsbewegung gegen die deutsche Besatzungsmacht und musste wegen dieser Arbeit zwischen August 1944 und Mai 1945 im Untergrund leben.
Løgstrup, der 1959 mit dem Søren-Gyldendal-Preis ausgezeichnet wurde, wurde 1965 zunächst Ehrendoktor der Universität Lund sowie 1977 der Philipps-Universität Marburg.
Sein Hauptwerk, ein vierbändiges Lehrbuch zur Metaphysik, besteht aus den vier Büchern Metafysik I: Vidde og Prægnans. Sprogfilosofiske betragtninger (1976), Metafysik II: Kunst og erkendelse. Kunstfilosofiske betragtninger (1983), Metafysik III: Ophav og Omgivelse. Betragtninger over historie og natur (1976) sowie Metafysik IV: Skabelse og tilintetgørelse. Religionsfilosofiske betragtninger (1978).
Verfechter des Intuitionismus
Als Philosoph war er Vertreter eines ethischen Intuitionismus, der eine gesetzesbasierte Ethik im Sinne von Immanuel Kant kritisch sah und ein ethisches System ablehnte, das grundlegende Moralgesetze zu bestimmen versuchte. Der US-amerikanische Philosoph Stephen Toulmin stellte Løgstrups philosophische Gedanken anhand einer Alltagssituation wie folgt dar:
- „‚Ich habe mir von John ein Buch ausgeliehen und die Frage ist nun: Warum sollte ich dies heute zurückgeben, wie ich es ihm versprochen habe?‘, fragte Toulmin, um mehr allgemeine moralische Regeln abzuleiten. Aber wenn ich John das Buch zurückgebe, dann weil ‚Ich immer meine Versprechen halten sollte‘ oder wegen der allgemeineren Regel ‚Ich sollte niemals lügen‘. Ich verwende ihn als ein Möglichkeit; das ist ebenso unethisch.“
- “‘I have borrowed a book from John and the question is now, why should I give it back today as I promised him?’, Toulmin asks in order to derive more general moral rules. But if I give John back his book because ‘I should always keep my promises’ or because of the more general rule ‘I should never lie’, I treat him as a means; this is unethical, as well.”
Nach Løgstrups Ansicht bezieht sich die Sittlichkeit nicht auf Regeln, sondern auf die sogenannten „obersten Ausdrücke des Lebens“. Jeder Mensch hat ein intuitives Gefühl für Richtiges und Falsches. Die „obersten Ausdrücke des Lebens“ schließen Gefühle ebenso ein wie Handlungen wie die offene Rede, Vertrauen, Mitgefühl, Barmherzigkeit und Liebe. Diese Phänomene sind zur Eigensicherheit gut. Ein gutes Beispiel dafür sei die offene Rede, denn selbst wenn die Geheimpolizei eine Wohnung durchsucht, können die darin lebenden Menschen nicht helfen, aber mit den Polizisten reden, weil sie intuitiv fühlen, dies zu tun.
Moralgesetze sind nur ein Ersatz für die Intuition in Situationen, in denen diese intuitive Gefühle bei der Umsetzung in Handlungen versagen, wie zum Beispiel die Goldene Regel ein Ersatz für Mitgefühl ist. Letztlich nahm Løgstrup somit die entgegengesetzte Position zu Kant ein, der annahm, dass Moralgesetze die einzig wahrhaftige moralische Grundlage für Handlungen sind, und dass natürliche Wünsche niemals moralisch sein können.
Veröffentlichungen
- in deutscher Sprache
- Kierkegaards und Heideggers Existenzanalyse und ihr Verhältnis zur Verkündigung. 1950
- Die Freiheit des Evangeliums und die Ordnung der Gesellschaft. Vorträge. 1952
- Die ethische Forderung. 1959 (Originaltitel Den etiske fordring)
- Kontroverse um Kierkegaard und Grundtvig. Das Menschliche und das Christliche. Beitrag zur Einführung in die Diskussion um Kierkegaard und Grundtvig. Mitautor Harald Östergaard-Nielsen, Band 1, 1966
- Kontroverse um Kierkegaard und Grundtvig. Auseinandersetzung mit Kierkegaard. Band 2, 1968
- Dem Menschen zugute. Christliche Existenz und humane Erfahrung. Theologische und literarische Anstösse. Götz Harbsmeier zum 60. Geburtstag. Mitherausgeber Ernst Wolf, 1970, ISBN 3-459-00599-8
- Norm und Spontaneität. Ethik und Politik zwischen Technokratie und Dilettantokratie (Originaltitel Norm og spontaneitet), 1989, ISBN 3-16-245185-X
- Metaphysik IV. Schöpfung und Vernichtung. Religionsphilosophische Betrachtungen. 1990, ISBN 3-16-245502-2
- Metaphysik I. Weite und Prägnanz. Sprachphilosophische Betrachtungen. 1991, ISBN 3-16-145572-X
- Metaphysik III. Ursprung und Umgebung. Betrachtungen über Geschichte und Natur. 1994, ISBN 3-16-145975-X
- Metaphysik II. Kunst und Erkenntnis. kunstphilosophische Betrachtungen. 1998, ISBN 3-16-145974-1
Weblinks
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- Hochschullehrer (Aarhus)
- Däne
- Geboren 1905
- Gestorben 1981
- Mann
- „‚Ich habe mir von John ein Buch ausgeliehen und die Frage ist nun: Warum sollte ich dies heute zurückgeben, wie ich es ihm versprochen habe?‘, fragte Toulmin, um mehr allgemeine moralische Regeln abzuleiten. Aber wenn ich John das Buch zurückgebe, dann weil ‚Ich immer meine Versprechen halten sollte‘ oder wegen der allgemeineren Regel ‚Ich sollte niemals lügen‘. Ich verwende ihn als ein Möglichkeit; das ist ebenso unethisch.“
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