Lungkwitz

Lungkwitz
Lungkwitz
Gemeinde Kreischa
Koordinaten: 50° 56′ N, 13° 46′ O50.93222222222213.774444444444210Koordinaten: 50° 55′ 56″ N, 13° 46′ 28″ O
Höhe: 210–260 m ü. NN
Eingemeindung: 1973
Postleitzahl: 01731 (DDR-8211)
Vorwahl: 035206
Siegelmarke der Gemeinde Lungkwitz

Lungkwitz ist ein Ortsteil der Gemeinde Kreischa im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Der Ort befindet sich in 14 km Luftlinie südöstlich vom Stadtzentrum Dresdens.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Lungkwitz ist von seiner Siedlungsform her ein Waldhufendorf mit einer Länge von 3 Kilometern. Das Ortsbild wird von einigen zweigeschossigen Bauernhöfen, seit dem 19. Jahrhundert auch von Häusleranwesen bestimmt. Der Ort befindet sich im Kreischaer Becken und wird vom Lockwitzbach (auch Grimmsches Wasser oder Lungkwitzbach) von Südosten nach Nordwesten durchflossen, welcher südlich des Orts in einem Engtal den Höhenzug des Wilisch (475 m) (Karsdorfer Verwerfung) durchbricht. Hier befindet sich die Teufelsmühle. Westlich des Orts befindet sich der Burgberg, östlich der Braunsberg. Der Ort wird von der Staatsstraße 183 erschlossen.

Am nördlichen Ortsende befindet sich Schloss und Stiftsgut Lungkwitz.

Der Ort liegt auf etwa 250 Metern Meereshöhe.

Nachbarorte

Kreischa Saida Wittgensdorf
Hermsdorf am Wilisch Nachbargemeinden
Hirschbach Hausdorf Maxen

Geschichte

Alte Schule für Lungkwitz und Wittgensdorf (1859 errichtet)
Denkmal für die Opfer der beiden Weltkriege (Meissner Granit)

Lungkwitz wurde im Jahre 1340 als Lungwitz erstmals urkundlich erwähnt. 1445 unterstand Lunckewitz der Pflege Dohna.

Die Urkunde von 1445 belegt, dass Heinz von Zschieren zu Lungkwitz „11 Schock geldis und ein gut vorwergk (Hermsdorf), angeschlagen mit 2 pferden“, in der Pflege Dohna besitzt. Er erhält den Lehnsbrief 1448 „… mit obiren gerichten inmaßen sein Vater seelig die gehabt…“. 1464 heißt es dazu „… über wunden und lebenden …“

Die Grundherrschaft der Lungkwitzer Flur gehörte zum Teil dem Rittergut Lungkwitz, zum Teil dem Rittergut Oberkreischa, welches zwischen 1548 und 1764 dokumentiert ist.

Verwaltungstechnisch war Lungkwitz ebenfalls geteilt. So unterstand der erstere Teil ab 1548 dem Amt Pirna (links der Elbe), während der Oberkreischaer Teil vom Amt Dresden verwaltet wurde. Ab 1856 war Lungkwitz Teil des Gerichtsbezirkes Dippoldiswalde, ab 1875 der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde. 1952 kam Lungkwitz zum neuen Kreis Freital und wurde 1973 nach Kreischa eingemeindet.

Lungkwitz ist seit jeher zu Kreischa gepfarrt. Von 1859 bis 1973 besaß der Ort ein eigenes Schulwesen, zu dem auch das benachbarte Wittgensdorf gehörte.

Das nach 1945 heimlich geborgene und in den 1990er Jahren restaurierte Kriegerdenkmal aus dem ersten Weltkrieg wurde am 14. November 1997 an altem Platz in der Dorfmitte neu geweiht. Es erinnert und mahnt an die Gefallenen beider Weltkriege.

Schloss und Stiftsgut Lungkwitz

Schloss Lungkwitz
Das Schloss von der Straßenseite

Die Anlage von Schloss und Stiftsgut Lungkwitz ging aus einer alten Wasserburg hervor, welche vor 1445 errichtet wurde. Ein altes Herrenhaus, das „Türmchengebäude“ wurde um 1550 erbaut. Es hat auf der Hofseite einen Treppenturm mit Welscher Haube und spitzer Laterne. Vermutliche Bauherren sind Hans von Carlowitz auf Zuschendorf (1547) oder Hans von Zschieren (1551).

Das Schlossgebäude wurde zwischen 1619 und 1621 erbaut, hier gilt Peter von Zschieren als Auftraggeber. Es befindet sich am Gutseingang links und besteht aus zwei orthogonal ausgerichteten Gebäudeflügeln, die durch einen Treppenturm verbunden sind. Das Gebäude verfügt über Satteldächer und Schmuckgiebel.

1724 wird das Gut an den kurfürstlich-sächsischen Hof- und Justizrat Dr. Johann Christian Bennemann verkauft. Nach seinem Tode geht es an seine Witwe Christiane Bennemann über, die es in ihrem Testament 1760 in eine mildtätige Stiftung, die Bennemann-Stiftung umwandelt. Diese Stiftung beinhaltete die Gründung eines Altenstiftes für achtzehn verarmte evangelische Witwen oder Jungfrauen aus höherem Stande und von ehrbarer Herkunft im Alter von über 50 Jahren. Damit wird das Gut, das stets verpachtet sein soll, für alle Zeiten unverkäuflich.

Das Gut mit über 400 ha Grundbesitz fiel 1945/46 unter die Bodenreform in der SBZ und wurde er grundbuchlich der Gemeinde Lungkwitz übereignet. Das Schlossgebäude wurde seitdem für Wohnungen genutzt. Derzeit ist es nach längerem Leerstand in Privatbesitz und nach einer Sanierung eine Nutzung für Betreutes Wohnen und ein Sozialzentrum vorgesehen.

Lungkwitzer Promenaden

Besonders Wert legten die Rittergutsbesitzer stets auf die Pflege der Promenaden, heute „Lungkwitzer Anlagen“ genannt. Diese befinden sich auf dem östlich des Lungwitzbaches gelegenen Hang. Christiane Bennemann bestimmte in ihrem Testament, dass der Förster dieselben "gut unterhalten und die schönen Waldungen pfleglich beaufsichtigen" soll. So wurde es bis zur Bodenreform gehalten. Danach verfielen sie. Von Ferne nicht sichtbar, laden verschlungene schattige Wege zum stillen Spaziergang ein. Sie waren früher mit Bänken, sogar mit einer kleinen Bühne versehen, von der aus man einen prächtigen Blick auf das Lungkwitzer Tal hatte. Berühmt geworden sind die zahlreichen Borken- und Stengellauben. Im Strohtempel - schon fast auf der Saidaer Höhe - trank Robert Schumann mit seiner Clara den Eierpunsch.

Der untere Weg enthält im Hang eine geologisch-historische Merkwürdigkeit: die 5 Soldatenhöhlen. Die zunächst wohl natürlich entstandenen Hohlräume lassen vermuten, dass sie schon vor 120.000 Jahren Altzeitmenschen als Unterkunft dienten, denn vor Jahrzehnten fand man ganz in der Nähe ein Steinbeil. Im Frühjahr 1997 wurden die Höhlen von ABM-Kräften entrümpelt. Auch der anliegende unter Weg wurde gut befestigt. 1998 sollten die Arbeiten zur Rekonstruktion und Erhaltung der Lungkwitzer Anlagen fortgesetzt werden.

Entwicklung der Einwohnerzahl

Jahr Einwohnerzahl[1]
1548 28 besessene Mann 16 Hufen
1764 7 besessene Mann, 7 Gärtner, 21 Häusler, 9 3/4 Hufen
1834 411
1871 621
1890 672
1910 813
Jahr Einwohnerzahl
1925 830
1939 841
1946 1011
1950 978
1964 826

Persönlichkeiten

Mit Lungkwitz verbunden sind:

Literatur

  • Richard Steche: Lungwitz. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 2. Heft: Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde. C. C. Meinhold, Dresden 1883, S. 65.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Lungkwitz im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen

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