Charles Régnier

Charles Régnier
Charles Regnier (rechts) mit Puppenspieler Gerd J. Pohl während der Arbeit zu „Hänsel und Gretel“

Charles (Friedrich Antonio) Régnier (* 22. Juli 1914 in Freiburg im Üechtland, Schweiz; † 13. September 2001 in Bad Wiessee) war ein deutscher Schauspieler. (Einige Quellen nennen unzutreffend 1915 als Régniers Geburtsjahr.) Er hatte drei Brüder: Henri Regnier, der von 1962 bis 1982 Unterhaltungschef beim Norddeutschen Rundfunk war, Axel Regnier, der ebenfalls Schauspieler und Produzent beim Bayerischen Rundfunk war, sowie Georg Regnier.

Charles Régnier,
Zeichnung von Günter Rittner 1964

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Vor 1939 war Régnier wegen Homosexualität neun Monate im KZ Lichtenburg in Prettin (Sachsen-Anhalt) interniert und wurde entlassen, nachdem er – wie viele andere auch – unterschreiben musste, nichts über das Gesehene zu erzählen[1]. Im Juni 1940 heiratete Régnier die Schauspielerin und Sängerin Pamela Wedekind, die ältere Tochter des Dramatikers Frank Wedekind, mit der er bis zu ihrem Tod 1986 verheiratet war. Sie hatten drei Kinder, darunter den Konzertgitarristen und Autor Anatol Regnier und die Schauspielerin Carola Regnier.

Seine Laufbahn als Filmschauspieler begann Régnier 1949 mit der Rolle des Bertram in dem von Fritz Kortner geschriebenen und von Josef von Báky inszenierten Film Der Ruf. Dieser Film war für ihn der Beginn einer erfolgreichen Leinwandkarriere – in den folgenden 50 Jahren war er regelmäßig im Kino und später im Fernsehen zu sehen und drehte bis zu 14 Filme pro Jahr.

Von 1961 bis 1962 war Régnier Mitglied des Wiener Burgtheaters, wo er zuvor bereits als Regisseur tätig gewesen war.

Régniers Rollenfach waren distinguierte Herren der höheren Gesellschaft, intellektuelle Entscheidungsträger, aber auch zwielichtige Gestalten. In dem Fernsehspiel In der Sache J. Robert Oppenheimer nach Heinar Kipphardt verkörperte er den US-amerikanischen Atomphysiker Robert Oppenheimer, den „Vater der Atombombe“, der in der Zeit der McCarthy-Ära wegen seiner Kritik an der Atompolitik sowie seiner Weigerung, an der Entwicklung der Wasserstoffbombe teilzunehmen und nicht zuletzt wegen Kontakten zu „kommunistischen“ Freunden, schließlich von der Forschung ausgeschlossen wurde. Régnier zeigte sein Können sowohl in komödiantischen Filmstoffen wie auch in Krimi-Klassikern, u.a. an der Seite von Klaus Kinski in der Edgar Wallace-Verfilmung Der schwarze Abt aus dem Jahr 1963.

Neben der Schauspielerei und der Arbeit als Theater-Regisseur, betätigte sich Régnier, der fließend Französisch sprach, auch als anerkannter und vielbeschäftigter Übersetzer von Romanen, Drehbüchern und Theaterstücken.

Régnier war darüber hinaus ein vielbeschäftigter Hörspielsprecher. Zu seinen bekanntesten Hörspielrollen gehört die des Dracula, die er in mehreren Fassungen für die Produktionsfirma EUROPA sprach. Für das Bonner Piccolo Puppentheater hatte er 1999 mit den Erzählertexten zum Märchen Hänsel und Gretel seine letzte reine Sprecherrolle.

Bis ins hohe Alter hinein spielte Régnier Theater und ging noch mit über 80 Jahren auf Tournee; zuletzt reiste er mit seinem Soloprogramm Charles Régnier liest Oscar Wilde und dem Stück Endspurt von Sir Peter Ustinov durch Deutschland. 1955 wurde Régnier mit dem Deutschen Kritikerpreis ausgezeichnet. 1989 erhielt er das Filmband in Gold für sein langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film. Darüber hinaus war Régnier Träger des Bundesverdienstkreuzes.

Von 1989 bis zu seinem Tod war er mit der Schauspielerin Sonja Ziemann verheiratet.

An Sonja Ziemanns Stelle verfasste er in deren Autobiografie Ein Morgen gibt es immer das Kapitel über den Tod ihres Sohns Pierre, der 1970 an Rückenmarkkrebs starb. Ziemann sah sich nicht in der Lage, diesen Lebensabschnitt selbst schriftlich festzuhalten.

Régnier starb 2001 nach einem Schlaganfall in Bad Wiessee und wurde in Badenweiler-Lipburg bestattet.

Filmografie (Auswahl)

Régnier als Theaterschauspieler (Auswahl)

  • Anthony Marriott u.a.: No Sex, please - we're british (1975)
  • Yves Jamiaque: Das schwarze Schaf (1986)
  • Pierre Barillet: Big Love (1988)
  • Robert Lamoureux: Adelaide (1992)
  • Lee Blessing: Ein Waldspaziergang (1993)
  • Friedrich Dürrenmatt: Romulus der Große (1993) am Renaissance-Theater Berlin
  • Pierre Barillet: Du bist ein Biest (1994)
  • Israel Horowitz: Irgendwann im Leben (1996)
  • Noel Coward: Duett im Zwielicht (1998)
  • Peter Ustinov: Endspurt (1999)

Régnier als Hörspiel- und Hörbuchsprecher (Auswahl)

Literatur

Anatol Regnier: Du auf deinem höchsten Dach. Tilly Wedekind und ihre Töchter. Eine Familienbiografie. Knaus, München 2003, ISBN 3813502236

siehe auch

KZ Lichtenburg: Bekannte Häftlinge

Weblinks

Quellen

  1. Anatol Regnier: Du auf deinem höchsten Dach. Tilly Wedekind und ihre Töchter. Eine Familienbiographie, Albrecht Knaus Verlag, München 2003, TB: btb Verlag 2007, ISBN 978-3-442-72674-5
    Ines Rieder: Rezension, in: Invertito - Jahrbuch für die Geschichte der Homosexualitäten - 6. Jahrgang, MännerschwarmSkript Verlag, 2003, ISBN 3-935596-65-0

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