- Maria Geburt (Aschaffenburg)
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Maria Geburt auch Mariä Geburt ist eine 1894/95 errichtete katholische Pfarrkirche im Aschaffenburger Stadtteil Schweinheim.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Kirchlich gehörte Schweinheim zur Aschaffenburger Muttergottespfarrei. Die erste Kapelle in Hain, wie der Ort damals genannt wurde ist aus der Zeit um 1660. 40 Fuß lang, 32 Fuß breit, 25 Fuß hoch, der Chor 10 Fuß tief, ziegelgedeckt mit einem Dachreiter mit zwei Glöckchen.[1] Patron der Kirche war St. Alban von Mainz, dessen Gedenktag am 21. Juni gefeiert wird. 1756 wurde die Kirche umgebaut und erweitert, der Grundstein wurde bei Abbruch dieser Kirche gefunden.
Kirche von 1894/95
Nach umfangreicher Planung begannen die Gebrüder Franz und Roman Wörner aus Aschaffenburg mit den Erd- und Maurerarbeiten der neugotischen Kirche. Am 10. Juni 1894 wurde der Grundstein gelegt, und am 8. September 1984 wurde der Richtstrauß über Turm und Kirchenschiff aufgestellt. Die Kirche im frühgotischen Stil ist als Hallenkirche (auf vier Säulen) ausgeführt. 43 m lang, 18 m breit, /12,50 m / 14,50 m hoch, Bruchstein in rotem und weißem Sandstein, Turmhöhe 57,90 m. Die Altäre, Kanzel und Kommunionbank, Chorgestühl wurden von Bruno Link aus Stockhein bei Mellrichstadt gefertigt. Die gemalten Fenster entstanden in der Werkstatt von Hermann Beiler in Heidelberg. Das Chorbogenkreuz schufen die Brüder Schiestl, Würzburg. Ebenso stellte man die Heiligenfiguren aus der alten Kirche auf. Altardecken, Meßgewänder und Baldachin wurden bei den hiesigen Armen Schulschwestern gefertigt, einen besonderen Wohltäter hatte man in H.Erzbischöflich-Geistlichen-Rat Adalbert Huhn, Stadtpfarrer an der Heilig-Geist-Kirche (München), dessen Vater in Schweinheim geboren wurde. Eine gotische Monstranz, Ciborien, Leuchter und einige Paramente kamen von dort.[2]
1955 wurde das Kircheninnere, entsprechend der liturgischen Entwicklung, umgestaltet. Ein Hochaltar in Tischform wurde aufgestellt, das Mittelfenster im Chor wurde von dem jungen Künstler Friedrich Höfer aus Bensheim gestaltet. Die anderen Kirchenfenster wurden von einheimischen Künstlern geschaffen..[3]
Die Kirche wurde 1961 entgotisiert und 1999 nach dem Gesamtkonzept des Bildhauers und Künstlers Leo Zogmayer, Wien, völlig umgestaltet. Alle Fenster und liturgischen Objekte wurden in einer stark reduzierten Formensprache eigens für diesen Raum entworfen. Es ist ein heller Raum, der den Eintretenden Weite und Freiheit, Klarheit und Offenheit atmen lässt. Er ist wie geschaffen für litugische und kulturelle Versammlungen ebenso wie zur Meditation.[4]
Die Madonna, eine frühbarocke Arbeit, stammt aus der Lorettokapelle des von den Franzosen 1802 aufgehobenen Kapuzinerklosters in Mainz. Sie wurde 1805 in der alten Schweinheimer Kirche aufgestellt.[5]
Patrozinium
Nativitatem Virginis Mariae celegremus Christum eius filium adoremus Dominium''
Sein ganzes Anliegen um den Kirchenbau stellte Pfarrer Schweinfest unter den Schutz und die Fürsprache Mariens und hier ganz besonders um den Gedenktag "Mariä Geburt".
- am 8. September 1892 wurde ihm die alte Kirche polizeilich geschlossen (Baufälligkeit).
- am 8. September 1893 Zustimmung nach langen Diskussion/Verhandlungen zum Kirchenneubau.
- am 8. September 1894 Richtfest.
- am 8. September 1895 Weihe durch Bischof Franz Joseph von Stein.
Glocken
Im Turm läuten seit dem Fronleichnamsfest (8. Juni) 1950 fünf Glocken, die am 19. Mai 1950 in der Glockengießerei Albert Junker in Brilon aus "Briloner Sonderbronze" gegossen wurden und am Pfingstsonntag (28. Mai) von Generalvikar Dr. Vinzenz Fuchs aus Würzburg geweiht wurden.
Glocke 1, (cis'), 2430 kg. mit der Inschrift: "St. Maria, schirme Schweinheim" - "Pfr. Umenhof ließ uns gießen". Glocke 2, (e'), 1.440 kg. "St. Josef, segne Arbeit und Familie". Glocke 3, (fis'), 1020 kg. "St. Wendelin, hüte Haus und Flur". Glocke 4, (gis'), 720 kg. "St. Alban, hilf gut leben". Glocke 5, (ais'), 510 kg. "St. Barbara, hilf gut sterben".[6]
Orgel
Auf der Orgelempore steht ein Werk der Firma Orgelbau Vleugels in Hardheim die nach Angaben von Reginonalkantor Peter Schäfer, Klingenberg am Main 1986 ausgeschrieben und im Sommer desselben Jahres eingebaut wurde. Die Orgelweihe fand am 9. Oktober 1988 statt. Das Werk hat folgende Disposition:
I Hauptwerk C–g3 1. Bourdon 16′ 2. Principal 8′ 3. Flöte 8′ (alt) 4. Octave 4′ 5. Rohrflöte 4′ 6. Quinte 22/3′ 7. Superoctave 2′ 8. Cornet V (ab gis0) 8′ 9. Mixtur IV–V 11/3′ 10. Trompete 8′ II Schwellwerk C–g3 11. Bourdon 8′ 12. Salicional 8′ 13. Voix celeste (ab c0) 8′ 14. Praestant 4′ 15. Flute 4′ 16. Nasard (ab c0) 22/3′ 17. Flageolet 2′ 18. Tierce (ab c0) 13/5′ 19. Sifflet 1′ 20. Fourniture IV–V 2′ 21. Hautbois 8′ Tremulant Pedal C–f1 22. Principalbaß 16′ 23. Subbaß 16′ 24. Octavebaß 8′ 25. Gedacktbaß 8′ 26. Choralbaß 4′ 27. Posaune 16′ (alt) Schleifladen, mechanische Spiel- und mechanisch/elektrische Registertrakture, Setzer, Normalkoppeln, Spielnische.
Der neue Prospekt wurde von Ottmar Schimmelpfennig entworfen: drei trapezförmige Türme, außen begrenzt, miteinander verbunden durch harfenförmige Flachfelder, Schleier aus gitterartigen Ornamenten, geschlossenes Gehäuse aus massiver Eiche. Die Orgel steht jetzt in der Turmkammer. Bei der Umgestaltung 1999 wurde die neugotische Empore von 1895 beseitigt und durch eine weiter vorgezogene, nur auf das Mittelschiff beschränkte, ersetzt. Die Orgel selbst musste während der Umbaumaßnahme nicht abgetragen werden, nur die Schleier wurden teilweise entfernt.[7][8]
Pfarrer
Am 21. Januar 1821 wurde Schweinheim eigene Pfarrei. Der erste Pfarrer war Jakob Wollbach.
- 1821 - 1837 Jakob Wollbach, * 26. Februar 1784 in Neustadt a.d.Saale † 18. April 1851 in Aschaffenburg
- 1837 - 1887 Friedrich Emil Stein, * 24. Oktober 1795 in Feldkahl, † 9. Januar 1887 in Schweinheim
- 1887 - 1922 Johann Georg Schweinfest, * 16. Januar 1850 in Neuses b. Hofheim, am 5. August 1875 zum Priester geweiht, Pfarrer in Rottenbauer und vom 1. August 1887 bis 1. Mai 1922 in Schweinheim. 1916 Ernennung zum Geistlichen Rat. Ausgezeichnet mit dem Verdienstkreuz Pro Ecclesia et Pontifice und mit dem König Ludwig-Kreuz, 1912 Ehrenbürger von Schweinheim. † 21. Oktober 1925 in Schweinheim
- 1923 - 1953 Karl Umenhof, * 12. Mai 1886 in Hammelburg, Gründer der Schweinheimer Passionsspiele (1930 zusammen mit Gesellschaftsclub "Fidelio"), resigniert 31. Januar 1953, † 30. Dezember 1954 in Aschaffenburg
- 1953 - 1974 Vinzenz Buhleier, * 30. November 1913 in Röllbach, 1937 zum Priester geweiht, † 2. Juli 1974 in Aschaffenburg
- 1974 - 1990 Friedrich Kastl, * in Petschau, im Erzbistum Prag (Tschechien), am 11. März 1962 von Bischof Dr. Josef Stangl zum Priester geweiht.
- seit 1990 Markus Krauth
Kurioses
Pfarrer Johann Georg Schweinfest beschreibt seine Ankunft in der Pfarrei wie folgt:
„Als ich am 12. Juli 1887 die mir verliehene Pfarrei Schweinheim ansehen wollte... und in Aschaffenburg per Bahn angelandet war bestieg ich ein Fuhrwerk, das mich nach Schweinheim bringen sollte. Ortsunkundig fragten wir am Bahnhof nach dem Pfarrhaus und erhielten die Antwort "Der Kirche gerade gegenüber". Auf dem Heideberge (Schweinheimer Höhe) angekommen streckte ich meinen Hals noch mehr, blickte vorwärts, schaute rechts und links. Ich dachte mir: "Aber das kann doch nicht das Pfarrdorf Schweinheim sein; man sieht ja keine Kirche und kein Turm". Wir fuhren bergab, aber eine Kirche oder einen Turm sah ich immer noch nicht. Auf einmal hielt der Kutscher an. "Was ist los, warum halten wir hier"? fragte ich. "Hier (rechts deutend) ist das Pfarrhaus", war die Antwort. Aber ..."hier ist keine Kirche weit und breit". "Ja (links deutend) hier ist auch die Kirche" entgegnete der Kutscher. Als ich ein schwarzes, turmloses Gebäude mit einer primitiven, hablverfaulten Türe sah, rief ich aus: "Um Gottes Willen, das soll eine Kirche sein? ich hielt es für eine Feuerwehrhalle". Das armselige Kirchlein hatte doch ein Türmchen (Dachreiter), "das altertümliche Rathaus und der hohe, breite und blätterreiche Kastanienbaum" hatten es verdeckt. Es half nichts, ich war am Ziel meiner Reise! Als ich dann noch das Pfarrhaus im innern sah, dachte ich mir: " Jetzt begreife ich, warum trotz der Nähe der Stadt Aschaffenburg die Pfarrei Schweinheim zur Bewerbung zweimal ausgeschrieben war...".“[9]
Einzelnachweise
- ↑ Schweinheim - Ein Heimatbuch von Oberlehrer M. Göbel s.u.
- ↑ Geschichte oder Chronik des Neubaues der Pfarrkirche zu Schweinheim 1894/95 beschrieben vom Erbauer; Pfarrer Schweinfest 1897/98 s.u.
- ↑ Alois Stadtmüller Aschaffenburg nach dem Zweiten Weltkrieg - Zerstörung - Wiederaufbau - Erinnerungen, Paul Pattloch Verlag Aschaffenburg 1973, ISBN 3557 92047 x
- ↑ Kirchenportrait Maria Geburt im Bistum Würzburg
- ↑ >Felix Mader Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern Unterfranken XXIV Bezierksamt Aschaffenburg, bearbeitet von Adolf Feulner und Bernhard Hermann Röttger München 1927.
- ↑ Ralf Schramm - Schweinheimer Glocken - Glocken.pdf
- ↑ Main-Echo vom 25. August 1999
- ↑ Hermann Fischer: Orgeln der Region Bayerischer Untermain. Geschichts- und Kunstverein e.V., Aschaffenburg 2004, ISBN 3-87965-099-3.
- ↑ Einleitung zu seiner Chronik... s.u.
Literatur
- Schweinheim - Ein Heimatbuch von Oberlehrer M. Göbel Druck und Verlag Dr. J. Kirsch AG, Aschaffenburg 1930
- Geschichte oder Chronik des Neubaues der Pfarrkirche zu Schweinheim 1894/95 beschrieben vom Erbauer; Pfarrer Schweinfest 1897/98 Pfarrgemeinde Maria Geburt Schweinheim, Bearbeitung und Redaktion Josef Syndikus 1995
- Aschaffenburger Studien. II.Dokumentationen, Band 4 - Schweinheimer Bilderb ogen – Ein dorf im Wandel, zusammengestellt von Hans Brunner, Verlag: Stadt Aschaffenburg, 1989, ISBN 39801478-3-5
Weblinks
Commons: Maria Geburt Aschaffenburg-Schweinheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien49.957959.165846Koordinaten: 49° 57′ 29″ N, 9° 9′ 57″ OKategorien:- Maria-Geburt-Kirche
- Kirchengebäude in Aschaffenburg
- Kirchengebäude im Bistum Würzburg
- Neugotisches Kirchengebäude in Bayern
- Disposition einer Orgel
- Marienkirche in Bayern
- Baudenkmal in Aschaffenburg
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