Maria Radna

Maria Radna
Die Basilika von Maria Radna, Renovierungsarbeiten 2010

Maria Radna (rum.: Maria Radna, ung.: Máriaradna) ist ein römisch-katholischer Wallfahrtsort und eine Päpstliche Basilika in Radna, einem Stadtteil der Kleinstadt Lipova im Kreis Arad in West-Rumänien. Maria Radna ist der bedeutendste Wallfahrtsort der Diözese Temeswar.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Beschreibung

Radna beziehungsweise Maria Radna liegen 34 Kilometer östlich der Kreishauptstadt Arad am nördlichen Ufer der Mureș. Der Fluss trennt Radna und Maria Radna vom Ortszentrum Lipovas. Von Westen kommend endet bei Radna die Pannonische Tiefebene und das Hügelland der rumänischen Westkarpaten beginnt. Die vielbefahrene Nationalstraße 7 (Europastraße 68) von Südungarn nach Siebenbürgen durchquert den Ort Radna und führt auch direkt an der Basilika vorbei. Neben der Wallfahrtskirche befindet sich dort auch das ehemalige Franziskanerkloster. Vor dem Eingang der Gnadenkirche liegt die Marien-Kapelle. Ein Kreuzweg führt über 14 Stationen und einer Kanzel auf den Kalvarienberg.

Geschichte

1440 wurde der Ort Radna erstmals urkundlich erwähnt. 1520 ließ eine fromme Witwe hier eine kleine Kapelle erbauen. Nachdem das Banat 1526 in der Schlacht bei Mohács von den Truppen des Osmanischen Reichs erobert wurde, diente die Kapelle den Gläubigen und den Franziskanerbrüdern, die vor den fremden Kämpfern geflüchtet waren, als Zufluchtsort.

Der Legende nach besaßen die dortigen Franziskaner große Schätze. Deshalb überfielen Janitscharen eines Nachts die Kapelle, zerstörten den Altar und die Bilder und raubten den vergoldeten Kelch. 1668 schenkte der Kaufmann Georg Vriconossa der Kapelle ein auf Papier gedrucktes Marienbild aus dem Atelier des Buchdruckers Remondini aus Italien. 1695 als die Kirche von den osmanischen Truppen niedergebrannt wurde, blieb das Gnadenbild unversehrt. Seither schreiben Gläubige dieser Ikone Wunderkräfte zu.

1709 wurde von Arad aus die erste Wallfahrt nach Maria Radna organisiert. In Folge der Pest versprachen die Bewohner der Stadt Arad, zum Zeichen des Dankes für die Beendigung und Rettung vor der Seuche, die Wallfahrt durchzuführen. 1750 erkannte die Kirche Maria Radna offiziell als Wallfahrtsort an.

Das Kloster wurde 1750 im Barockstil erbaut und in einem feierlichen Gottesdienst anlässlich Mariä Geburt als Wallfahrtsort geweiht. Seither pilgerten Jahr für Jahr an bestimmten Wallfahrtstagen große Gruppen von Gläubigen zu diesem Ort. Die Wallfahrten erfolgten in Form von Prozessionen, zu Fuß oder mit Wagen. Überliefertes Brauchtum regelte die Verabschiedung und Ordnung der Prozession und das Verhalten an Wegkreuzen und bei der Durchfahrt durch Dörfer, sowie die Begrüßung und der Einzug in die Wallfahrtskirche. Die Prozession schloss mit einer Andacht auf dem Kalvarienberg neben der Gnadenkirche.

Von 1757 bis 1767 wurde anstelle der alten Kapelle eine neue Kirche erbaut, die noch heute besteht. 1820 widmete der Erzbischof Ungarns, Alexander Rudnay von Estergom, dem Gnadenbild zwei goldene Kronen als Weihgeschenk. Er hinterließ testamentarisch, dass sein Herz nach seinem Ableben in der Marienkapelle bestattet werden sollte. Es wird heute noch im Seiten-Altar der Heiligen Mutter Anna aufbewahrt.

1895 entstanden anlässlich der 200-Jahr-Feier der prunkvolle Altar aus Carrara-Marmor und die beiden Marienstatuen. 1905 wurde eine neue Wegenstein-Orgel in der Basilika zu Maria-Radna erbaut. Ab 1906 stand den Pilgern die Lokalbahn Arad–Podgoria zur Verfügung, welche die Anreise deutlich erleichterte. 1911 wurden die beiden Türme um 30 Meter auf 67 Meter erhöht.

Nach 1918 nahmen die Pilgerzüge aus Ungarn und Jugoslawien nach Maria Radna ab. 1921 rief Bischof Julius Glattfelder zu Maria Himmelfahrt zur Wallfahrt auf, wo er selbst die Predigt hielt. 1925 pilgerten zwischen 15.000 und 18.000 Gläubige nach Maria-Radna. Wegen des großen Interesses wurden die Pilgerzüge der größeren Pfarreien aus logistischen Gründen auf die Sonntage der warmen Jahreszeit verteilt. So wurde zum Beispiel der Wallfahrtstag der Temeswarer Gemeinde auf das Fest der Heiligen Anna gelegt. Der größte Wallfahrtstag war zu Mariä Geburt, an dem bis zu 20.000 Menschen nach Maria Radna pilgerten, wobei Franziskaner aus Deutschland aushalfen. 1928 wurde der Ölberg ausgebaut. Zur Amtszeit von Bischof Augustin Pacha um 1935 erreichte die Zahl der Pilger 73.000 und knüpfte an die Zahlen des vorigen Jahrhundert an, als Pilger aus allen Ländern der Stefanskrone zu diesem Ort zogen. In den 1930er-Jahren entstand eine Exerzitienstätte für Priester und Lehrer.

Unter der kommunistischen Herrschaft wurden 1948/49 die Orden und Kongregationen der Katholischen Kirche in Rumänien aufgelöst. Durch ein Versehen wurde der Franziskanerorden erst nicht erwähnt. Nach dem 1949 erfolgten Verbot der Orden wurden alle Franziskaner Rumäniens in Maria Radna unter besonders schweren Bedingungen konzentriert. Wallfahrten wurden verboten und Klöster verstaatlicht. In Maria Radna verblieb ein einziger Pater mit zwei Brüdern, im Kloster wurde ein staatliches Altenheim errichtet.

Nach der Rumänischen Revolution von 1989 stiegen die Pilgerzahlen zur Wallfahrt wieder an, was als Folge der neu gewonnenen Freiheit gewertet werden kann.

1992 verlieh Papst Johannes Paul II. der Wallfahrtskirche Maria Radna den Titel Basilica minor. Zu diesem Anlass schenkte der Titularerzbischof Adalbert Boros, Weihbischof der Temeswarer Diözese, der Basilika einen neuen Altar als Zeichen des Dankes an die Muttergottes von Maria Radna für ihren, der Kirche und der Diözese in den Zeiten der kommunistischen Herrschaft gewährten, Schutz.

2003 verließen die Franziskanerbrüder nach ihrer mehrere Jahrhunderte überdauernden Präsenz das Kloster Maria Radna auf Grund von Mangel an Nachwuchs. Ab dieser Zeit wurde das kirchliche Leben des Wallfahrtsortes dem Diözesklerus anvertraut. Msgr. Andreas Reinholz, Canonicus Junior des Domkapitels der römisch-katholischen Diözese Temeswar, wurde zum ersten Pfarrer ernannt.

EU-Projekt

Die Basilika war bereits in der sozialistischen Zeit baufällig. 2007 wurde der auf Denkmalpflege spezialisierte Architekt Herbert Habenicht mit der Sanierung der Wallfahrtskirche betraut. Bereits vor einigen Jahren hat die Diözese Temeswar das Kirchendach erneuert. Nach einer Bestandsaufnahme 2008 wurden bei den Kirchtürmen statische Probleme festgestellt. Aus diesem Grund wurde Habenicht beauftragt, ein Gesamtkonzept für die Sanierung der Basilika Maria Radna sowie für das in der sozialistischen Zeit zum Altenheim umfunktionierte Kloster zu erstellen. Zusammen mit dem Senior Experten Service hat Habenicht bei der Europäischen Union einen Förderantrag auf Mittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung gestellt, der auch ein Marketingkonzept beinhaltet. Das Konzept zur Renovierung der Kirche und des Klosters ist Teil eines Gesamtprojekts zur Entwicklung des Kulturtourismus. Geplant ist unter anderem ein Informationszentrum für Touristen. Ergänzt werden soll dieses durch ein Wallfahrts-Museum sowie einen Konferenzraum. Vom Ausbau der touristischen Infrastruktur erhofft man sich positive Auswirkungen auf die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt der Region.[1]

Orgel

Die Wallfahrtskirche der Franziskaner in Maria Radna hatte kein eigenes Kirchenmusikensemble, doch wurden gelegentlich höhere Besuche und zu wichtigeren Festtagen Kirchenmusiker, Instrumentalisten und Chöre aus Arad, Lipova und Temeswar eingeladen. Bei Wallfahrten wurden die Kirchenlieder auf der Orgel begleitet, und mit steigender Zahl der Pilger nach 1900 benötigte man hierfür auch ein größeres Instrument.

1797/98 hatte der Temeswarer Orgelbauer Franz Anton Wälter eine Orgel mit 20 Registern erbaut. In den nachfolgenden Jahren bemühten sich auch zwei Mitglieder des Franziskanerordens, Frater Simon Sangl und Frater Ignatius Lehnerum, um die Instandhaltung der Orgel. Sangl erbaute 1818 selbst eine kleine Orgel für die Wallfahrtskirche, später war er in den Klöstern von Arad und Wukowa tätig. Im Jahre 1854 wurde Orgelbauer Stephan Hechinger aus Wien beauftragt, die Orgel zu reparieren und zu stimmen.

1893 wurde zum ersten Mal den Temeswarer Orgelbauer Carl Leopold Wegenstein mit dieser Aufgabe betraut, der in den nächsten Jahren kleinere Reparaturen durchführte. Vermutlich war dies auch der Grund, weshalb man sich 1905 für einen Neubau durch Wegenstein entschied. Das Gehäuse der Orgel ist in Weiß und Gold gefasst. Die Orgel gilt als Meisterwerk Wegensteins.

Literatur

  • Martin Roos: Maria Radna. Ein Wallfahrtsort im Südosten Europas, Band I, Schnell & Steiner, Regensburg 1998, ISBN 3-7954-1170-X
  • Martin Roos: Maria Radna. Ein Wallfahrtsort im Südosten Europas, Band II, Schnell & Steiner, Regensburg 2004, ISBN 3-7954-1183-1

Weblinks

Einzelnachweis

  1. renovabis.de, EU-Projekt für die Wallfahrtskirche Maria Radna

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