Mexikanische Botschaft in Berlin

Mexikanische Botschaft in Berlin
Mexikanische Botschaft in Berlin

Die Mexikanische Botschaft im Botschaftsviertel des Berliner Ortsteils Tiergarten wurde von 1999 bis 2000 als Hauptsitz der diplomatischen Vertretung Mexikos in Deutschland errichtet. Das Gebäude im Klingelhöfer-Dreieck wurde von den mexikanischen Architekten Francisco Serrano und Teodoro González de León entworfen, und ist für seine ungewöhnliche Fassadengestaltung mit vertikal gefächerten Betonstreben bekannt. Der Entwurf gilt als einer der schönsten Botschaftsneubauten in Berlin.[1]

Inhaltsverzeichnis

Lage, Bau und Architektur

Die Mexikanische Botschaft befindet sich an der südwestlichen Ecke von Klingelhöferstraße und Rauchstraße, gegenüber dem Gebäudekomplex Nordische Botschaften. Der Haupteingang der Mexikanischen Botschaft ist in der Klingelhöferstraße 3, die offizielle Bezeichnung ist Embajada de México en Alemania. In südlicher Richtung werden die benachbarten Gebäude in der Klingelhöferstraße vom Verband der Privaten Bausparkassen e.V. (Nr. 4), von der Botschaft Malaysias (Nr. 6) und von den Botschaften von Malta, Monaco und Luxemburg (gemeinsam in der Nr. 7) genutzt. Das südlichste Nachbargebäude der Botschaften im Klingelhöfer-Dreieck ist die Parteizentrale der CDU.

Nach dem Hauptstadtbeschluss von 1991 und dem Berlin/Bonn-Gesetz von 1994 stand fest, dass die wesentlichen deutschen Ansprechpartner der höchsten diplomatischen Vertreter eines Landes – Bundeskanzleramt, Bundestag, Außenministerium und Wirtschaftsministerium ihren Sitz ab 1999 (spätestens 2000) in Berlin haben würden. Dementsprechend fasste das mexikanische Außenministerium den Entschluss, die mexikanische Botschaft ebenfalls von Bonn nach Berlin zu verlagern. Die Gesandtschaftskanzlei Mexikos befand sich vor dem Zweiten Weltkrieg in der Landgrafenstraße 13 (Berlin-Tiergarten W 62),[2] südlich des Landwehrkanals und nicht weit vom heutigen Standort entfernt. An der gesamten Landgrafenstraße befindet sich heute kein einziger Altbau, eine ehemalige Gesandtschaft stand demnach nicht zur Verfügung. Mit Unterstützung des Berliner Senats erwarb Mexiko das Eckgrundstück Klingelhöferstraße/Rauchstraße, auf dem sich in der Vorkriegszeit die tschechoslowakische Gesandtschaft befand. Das mexikanische Außenministerium führte die Ausschreibung für den Entwurf des Neubaus für Botschaft und mexikanisches Kulturinstitut in einem beschränkten Wettbewerbsverfahren durch, zu dem acht Architekturbüros eingeladen waren. Die internationale Jury entschied sich für den Entwurf von Teodoro González de León und Francisco Serrano.[3]

Seitliche Sicht auf die Fassade mit den geneigten Betonstelen

Die Grundgestalt des Gebäudes wird durch einen fünfgeschossigen Quader mit einer Grundkantenlänge von ungefähr 45×30 m gebildet. Die schmalere Seite des Gebäudes weist in Nord-Süd-Richtung zur Rauchstraße bzw. zum Nachbargebäude der Bausparkassen, die längere Seite weist zur Klingelhöferstraße bzw. nach hinten zum Nachbargebäude in der Rauchstraße. Da die Rauchstraße nicht rechtwinklig in die Klingelhöferstraße einmündet, ist auch der Gebäudegrundriss nicht rechteckig: die nordöstliche Ecke des Kubus ist zurückgenommen, wodurch sich die Fassadenbreite zur Klingelhöferstraße auf ca. 41 m verkürzt, die Fassadenbreite zur Rauchstraße auf ca. 23 m. Die 18 m hohe Hauptfassade zur Klingelhöfer- und zur Rauchstraße besteht in der äußeren Schicht aus 40 senkrechten bzw. leicht schräg angestellten Betonstelen, die wie ein Lamellenvorhang wirken. Keine Betonstele gleicht der anderen, der Querschnitt der Fassadenelemente verändert sich stetig von Stele zu Stele. Der Beton enthält Zumischungen von Marmorsteinen und gemahlenem Marmor, und leuchtet dadurch weiß. Die Oberfläche des Betons an den Stelen und im Inneren des Gebäudes wurde in Handarbeit mit Spitzeisen und Drucklufthämmern bearbeitet, um eine kontrastreiche Oberfläche zu erzielen. Hinter dem Lamellenvorhang ist das Gebäude komplett verglast.

Die innere Gliederung des Gebäudes wird durch ein haushohes Atrium mit kreisförmigem Grundriss bestimmt, das der Besucher direkt hinter dem Haupteingang betritt. Im Erdgeschoss befindet sich das Foyer und Mitarbeiterräume, im ersten Obergeschoss ist die Konsularabteilung. Der Botschafter und seine direkten Mitarbeiter residieren in den beiden obersten Etagen. Auf dem Gebäude befindet sich ein treppenförmig angelegter Dachgarten, der durch Pflanzenwahl und Gartenanlage an die mittelamerikanische Flora erinnert. Die Eingangshalle ist mit Kleinplastiken und Skulpturen aus Bronze von Juan Soriano ausgestattet.[4] Das neue Botschaftsgebäude Mexikos wurde im November 2000 eingeweiht, der Baupreis lag bei 20 Millionen DM.[5]

Die Formensprache des Gebäudes steht mit klaren geometrischen Formen in der Tradition von Le Corbusier, und nutzt Sonne und Schatten als Gestaltungsmittel. So entsteht das Idealbild einer für Mexiko typischen Moderne, die ohne Folklore auskommt.[6]

Literatur

Weblinks

 Commons: Mexikanische Botschaft – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ulf Meyer: Aztekisch-ästhetisch am Tiergartenrand. In: „Berliner Zeitung“ vom 22. November 2000, ISSN 0947-174X.
  2. Berliner Adressbuch 1938, unter Benutzung amtlicher Quellen. Scherl, Berlin 1938, Teil III. (Behördenverzeichnis), S. 11.
  3. Botschaften – neue und restaurierte Bauten: Mexiko bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Senat von Berlin. (Abgerufen am 5. November 2009.)
  4. Michael Nungesser: Der Traum von Mexiko. In: „Der Tagesspiegel“ vom 22. Dezember 2002.
  5. Christian van Lessen: Mexikos neue Botschaft: Weiße Säulen dienen als Blickfang. In: „Der Tagesspiegel“ vom 21. November 2000, ZDB-ID 125917-9.
  6. Dirk Meyhöfer: Sonne im Bauwerk – Botschaften des Südens. In: „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ vom 9. August 2001.
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