Mühlthal (Starnberg)

Mühlthal (Starnberg)
Mühlthal: Untere Mühle und Pumpenhaus (links hinten)
Mühlthal

Mühlthal im engeren Sinne bezeichnet den Standort (ehemaliger) Mühlen an der Würm in der Gemarkung Leutstetten der Stadt Starnberg. Im weiteren Sinne wird der Name Mühlthal (auch Mühltal) für den Abschnitt des Würmtals zwischen Leutstetten und Königswiesen verwendet. Das Mühlthal ist ein beliebtes Ausflugsgebiet im Münchner Südwesten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Gebiet um Mühlthal ist schon seit langer Zeit besiedelt. Hiervon zeugen eine größere Anzahl von Hügelgräbern der Hallstattzeit auf dem westlichen Hochufer der Würm. Dort verlief auch die Römerstraße CambodunumBratananium, von der noch vereinzelte Spuren im Gelände erkennbar sind. Mittelalterlichen Ursprungs sind ehemalige Burg- bzw. Befestigungsanlagen auf dem östlichen Hochufer (Karlsburg auf dem Karlsberg oberhalb Mühlthal sowie auf dem Schlossberg etwa 1200 m weiter nördlich). Die Anlage der Mühlen (untere Mühle bzw. Untermühlthal und obere Mühle bzw. Obermühlthal) stehen vermutlich im Zusammenhang mit der Karlsburg. Die untere Mühle ist seit dem 12. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Sie ist heute noch vorhanden und steht unter Denkmalschutz. Daneben befindet sich ein 1890/92 für die Pasinger Wasserversorgung errichtetes Pumpenhaus, dessen Francis-Turbinen seit dem Jahr 1895 ohne Unterbrechung laufen. Von der oberen Mühle ist nichts mehr vorhanden. In der Nähe ihres Standortes befinden sich zwei ebenfalls unter Denkmalschutz stehende Gebäude: das Schusterhäusl (1826) und das Haus zum Kapeller, eine ehemalige Eremitage, die auf das Jahr 1736 zurückgeht. Im Jahr 1854 wurde die Bahnlinie München–Starnberg eröffnet und Mühlthal und das nahe Leutstetten erhielten einen eigenen Bahnhof mit einem Bahnhofsgebäude nach Plänen von Friedrich Bürklein, das heute unter Denkmalschutz steht und privat genutzt wird.

Geologie

Als Mühlthal wird das Tal der Würm im Abschnitt zwischen dem Ende des Zungenbeckens des Isar-Loisach-Gletschers und dem Austritt der Würm aus dem selbstgeschaffenen Kerbtal in die Münchner Schotterebene bezeichnet.[1] Der Isar-Loisach-Gletscher der letzten, als Würm-Kaltzeit bezeichneten Eiszeit schürfte mit seiner mittleren Hauptzunge das Becken des Starnberger Sees aus. Dessen Untergrund besteht aus miozänem Sediment, einem als Flinz bezeichnetem Mergel, auf dem zu Nagelfluh verfestigte Schotter aus den vorangegangenen Kaltzeiten abgelagert war. Im Bereich des Gletschers wurde dieser Nagelfluh abgetragen, am Rand seiner maximalen Ausdehnung vor rund 20.000 Jahren blieb er erhalten. Nördlich dahinter folgen in idealer Verkörperung der als Glaziale Serie bezeichneten typischen glazialen Morphologie ausgedehnte Schotterfelder. Sie bilden die langsam nach Norden abfallende Münchner Schotterebene, die sich über rund 50 km erstreckt.

An seinem äußersten nördlichen Rand lagerte der Gletscher Endmoränen aus mitgeführtem Schotter ab, die das Zungenbecken im Norden begrenzten. Diese Endmoränen sind in besonders typischer Form in einer doppelten Kette mit einer flachen, peripheren Rinne dazwischen ausgeführt. Am Gletschertor sind die Endmoränen durch das Schmelzwasser unterbrochen, der Abfluss der Ur-Würm ist der Beginn des Mühlthals. Ein kleiner Teil im Norden des Beckens verlandete seitdem. Auf den vom Gletscher abgelagerten Seetonen staut sich das Oberflächenwasser und vor dem Eingang ins Mühlthal entstand das Leutstettener Moos, ein Niedermoor mit einzelnen Anteilen an Übergangs- und Hochmoor. Im Rest des Beckens liegt bis heute der Starnberger See, der aufgrund der Geomorphologie mit Faltenmolasse-Rücken im Süden keine Zuflüsse aus den Alpen hat und daher durch den geringen Materialeintrag nur sehr langsam verlandet.

Das Durchbruchstal der Würm tiefte sich um rund 50 m in die Endmoränen ein und schnitt damit die wasserundurchlässigen Schichten des Mergels unterhalb des Nagelfluhs und der jüngeren Moränenschotter an. Daher treten überall im Mühlthal starke Hangquellen aus. Sie wurden zur Trinkwassergewinnung gefasst oder speisen die im Tal angelegten Fischteiche. Das Wasser der Quellen ist sehr kalkreich, so dass an einigen Stellen Kalktuff entsteht. Das harte Gestein des Nagelfluhs lenkte den Flusslauf in enge Windungen. Die stufenweise Eintiefung kann man in dem als Weiherbuchet bezeichneten Mittelteil als Terrassen auf beiden Hangseiten gut erkennen.

In das Tal transportierte der Fluss selbst während des Gletscherrückzugs weitere Schotter mit geringerer Korngröße, die den Talboden und das Bett der Würm heute ausfüllen.

Verkehr

Durch das Mühlthal führt die Staatsstraße 2063 und, meist auf der jeweils anderen Seite der Würm, ein Rad- und Wanderweg. Auf dem westlichen Hochufer der Würm verläuft die Trasse der zweigleisigen Bahnstrecke München–Garmisch-Partenkirchen. Bis zum 12. Dezember 2004 wurde der Haltepunkt „Mühlthal“ (früher: Bahnhof „Mühlthal (Oberbay)“) von der S-Bahn München bedient, der seitdem durch den rund einen Kilometer südlich gelegenen Bahnhof Starnberg Nord ersetzt wurde. Er war bei Wanderern sehr beliebt.

Literatur

  • E. Weichelt, M. Schütze, G. Ongyerth: Die Würm – Im Fluss der Geschichten. Buchendorfer Verlag, München 1995, ISBN 3-927984-46-9.
  • G. Zacherl: Eisvogel und Aronstab – Wanderungen im Würmtal zwischen Starnberg und Planegg. Buchendorfer Verlag, München 1996, ISBN 3-927984-51-5.
  • H. H. Schmidt: 6000 Jahre Ackerbau und Siedlungsgeschichte im oberen Würmtal bei München. Buchendorfer Verlag, München 1994, ISBN 3-927984-06-X.
  • G. Ongyerth: Kulturlandschaft Würmtal. Lipp, München 1995, ISBN 3-87490-639-6. (Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Arbeitsheft 74)
  • G. Schober: Denkmäler in Bayern. Band I.21 Landkreis Starnberg. Verlag Schnell & Steiner, München 1989, ISBN 3-7954-1005-3.
  • R. K. F. Meyer, H. Schmidt-Kaler: Wanderungen in die Erdgeschichte. Band 9. Auf den Spuren der Eiszeit südlich von München – westlicher Teil. Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München 1997, ISBN 3-931516-10-5.


Einzelnachweise

  1. Soweit nicht anders angegeben, beruht dieses Kapitel auf: Rolf K. F. Meyer, Hermann Schmidt-Kaler: Wanderungen in die Erdgeschichte – Band 9: Auf den Spuren der Eiszeit südlich von München, westlicher Teil. Pfeil Verlag, 2002. ISBN 3-931516-10-5. eiten 20–31
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