Münzstätte Annaberg

Münzstätte Annaberg
Technisches Museum Frohnauer Hammer. Bis 1501 befand sich hier oder evtl. in der unteren Amtsmühle auf Frohnauer Flur die Münzstätte
Bildtafeln auf der Rückseite des Annaberger Bergaltars mit Darstellung der Silbergewinnung und Vermünzung, Hans Hesse, 1521
Kurfürst Friedrich III. mit seinem Bruder Johann und mit Herzog Albrecht (1486–1500), Schreckenberger (Engelsgroschen) o. J. (1498/1499), Mmz. Kleeblatt, Münzmeister Augustin Horn, Münzstätte Annaberg
Friedrich III., Johann und Georg (1507–1525), Annaberger Schreckenberger o. J., Mmz. Stern, Münzmeister Heinrich Stein

Die in der Regierungszeit Herzog Albrechts des Beherzten (albertinisches Sachsen) und Kurfürst Friedrichs des Weisen (ernestinisches Sachsen) 1498 gegründete Münzstätte Annaberg befand sich bis gegen Ende 1501 in Frohnau und ab 1502 in Annaberg. Mit der Errichtung der Münzstätte Dresden ließ Kurfürst August (1553–1586) alle Landesmünzen schließen. Die Münzstätte Annaberg musste 1558 ihren Betrieb einstellen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Jahre 1492 war der Schreckenberg fündig geworden. Die reiche Silberausbeute seiner Gruben hatte die Gründung der Bergstadt Annaberg zur Folge. Herzog Georg gründete 1496 die "Neustadt am Schreckenberg", die später den Namen St. Annaberg erhielt. Die zunächst in Frohnau seit 1498 betriebene Münzstätte ist 1746 in der Chronik Annabergs erwähnt:

...Denn an diesem Berg war das Bergwerck, wie eben erzehlet fündig worden und war von solcher Ausbeute hernach die bekannten Engels-Groschen gemüntzet worden, welche, weil sie unten in der Mühle am Schreckenberg geschlagen sind, auf der einen Seite einen Engel, welcher einen Mühlstein hält, auf der anderen Seite aber das Fürstliche Wappen gepräget ist...[1] Der hier genannte Mühlstein wird allerdings nicht auf den Schreckenbergern von einem Engel gehalten, sondern das Kurwappen. In der "Sächsischen Münzkunde" von Walter Haupt ist im Zusammenhang mit Engelsgroschen und Mühlsteinen folgendes zu finden: ...Auf der einen Seite tragen sie in einem Schild die Erzmaschallinsignien, die Kurschwerter, von einem Engel gehalten, nach dem sie auch den Namen Engelsgroschen erhielten, auf der anderen Seite das fünfteilige Wappen der Herzöge von Sachsen. Wegen ihrer Größe erhielten sie in scherzhafter Übertreibung den Namen Mühlsteine.[2] Wie sich auch immer die Bezeichnung "Mühlsteine" erklären lässt: Die Münzprägung im Anbau einer Mühle ist wohl einmalig.

Die Frohnauer Münze wurde bereits 1502 nach Annaberg verlegt. Die neue Münzstätte wird in der Annaberger Chronik 1646 wie folgt genannt:

Das Bergamtshaus, darinnen das, was auf das Bergwesen sich bezieht, verhandelt wird, wo Bergleute mit ihren Klagen gehört, Bergrechnung gehalten und die Ausbeuten ausgeteilt werden, wurde nahe an der Bergkapelle gebaut, und hinten im Hof die Münze, da unter andern Münzen die bekannten "Schreckenberger" geprägt wurden, wo auf einer Seite ein Engel ein Wappen haltend, auf der anderen Seite das sächsische Wappen eingeschlagen ist...[3]

Aus dem Silber der Gruben des Schreckenbergs wurden seit 1498 die neuen nach ihm benannten Schreckenberger Groschen (Schreckenberger, Schreckenberger Engelsgroschen, auch Annenberger genannt) nach der Münzordnung vom 18. August 1498 im Feingehalt 861/1000 ausgebracht und waren zu sieben Stück auf den rheinischen Goldgulden zu rechnen. Bis 1534 galten die Schreckenberger als Dreigroschenstücke oder 1/7 Gulden (Taler).

Schreckenberger wurden bis 1571 in Sachsen und Thüringen geprägt, zuletzt in den Münzstätten Dresden und Saalfeld, in Annaberg nur bis 1547.

Erste silberne Gulden

Gemeinschaftsprägung unter den Ernestinern und Albertinern, Friedrich III., Johann und Georg (1507-1525), Gulden (Klappmützentaler) ohne Mmz., Münzfuß seit 1505: 8,59 Gulden (Taler) a. d. f. Mark

Die sächsische Silberausbeute war im Jahre 1500 so groß, dass man ihr nicht mehr mit der Ausprägung von Groschen und Schreckenbergern begegnen konnte. Die ersten sächsischen Großsilbermünzen, die Gulden (Güldengroschen, Guldengroschen, Taler) wurden im Jahre 1500 lediglich in der Münzstätte Annaberg und evtl. in Wittenberg geprägt, die Münzstätten Freiberg und Leipzig scheiden nachweisbar aus, die Münzstätte Buchholz arbeitete erst ab 1505, die Münzstätte Schneeberg war von 1498 bis 1501 und die in Zwickau von 1493 bis 1530 geschlossen [4].

Die Prägungen der neuen Gulden unter Friedrich dem Weisen, Albrecht dem Beherzten und Johann erfolgte nach der sächsischen Münzordnung von 1500 (8,53 Gulden a. d. f. Mark, Gewicht 29,23 g, Feingewicht 27,41 g, Feingehalt 937,5/1000). Das Feingewicht des silbernen Guldens entsprach wertmäßig dem damaligen Goldwert des rheinischen Goldguldens. Sie tragen auf der einen Seite das Brustbild des Kurfürsten Friedrich III. und auf der anderen die einander gegenübergestellten Brustbilder der Herzöge Albrecht und Johann.

Von 1505 bis 1525 erfolgte die Ausmünzung des Guldens nach dem geänderten Münzfuß von 1505: 8,59 Gulden a. d. f. Mark, Gewicht 29,23 g, Feingewicht 27,20 g, Feingehalt: 930,56/1000.

Datierung der Klappmützentaler

In der Annaberger Münze sind die silbernen Gulden, die sogenannten Klappmützentaler, von 1500 bis 1525 geschlagen worden. Friedrich III., Albrecht und Johann prägten gemeinschaftlich von 1486 bis 1500. Die ersten 1500 geschlagenen Gulden (Taler) in gemeinschaftlicher Münzprägung mit Herzog Albrecht sind von großer Seltenheit. Nach dem Tod Herzog Albrechts im Jahre 1500 erfolgte die Prägung der Gulden bis 1507 mit der in der Umschrift vorhandenen Reihenfolge der Fürstennamen Friedrich, Georg und Johann, seit 1507 bis 1525 mit der geänderten Reihenfolge Friedrich, Johann und Georg. Für die undatierten Gulden ergibt sich daraus eine zeitliche Zuordnung.

Verlegung nach Dresden

Kurfürst August stellte bei der von ihm veranlassten Überprüfung der Münzen in seinen Münzstätten Freiberg, Annaberg und Schneeberg fest, dass die Münzmeister den Feinsilbergehalt, der nach den Vorschriften der sächsischen Münzordnung von 1549 (Münzfuß von 1549 bis 1558) für den Guldengroschen (Taler) mit 14 Lot 8 Grän (= 902,78/1000) festgesetzt war, eigenmächtig verringert hatten. Der Kurfürst ließ daraufhin alle Landesmünzen schließen und verlegte sie in eine einzige Münze nach Dresden in die unmittelbare Nähe seines Residenzschlosses, um über die Richtigkeit von Schrot und Korn besser wachen zu können.

Die Annaberger Münzstätte wurde 1557 zunächst ins dortige Kloster zurück verlegt, bevor sie 1558 mit der Dresdner Münze vereinigt wurde.

Münzmeister der Münzstätte Annaberg

Münzmeister von bis Münzmeisterzeichen Bemerkung
Augustin Horn 1498 1500 Kleeblatt
Heinrich Stein 1499 1511 fünfstrahliger Stern, Mondsichel mit Stern, ohne Mmz.
Augustin Horn gemeinsam mit Heinrich Stein 1500 Kleeblatt und fünfstrahliger Stern
Albrecht von Schreibersdorf 1512 1523 Kreuz
Melchior Irmisch (1524) 1527 1532 Kleeblatt
Wolf Hühnerkopf 1533 1539 Morgenstern
Wolf Hühnerkopf 1542, 1545 sechsstrahliger Stern als außeramtlicher Münzmeister für Johann Friedrich und Moritz
Nickel Streubel 1539 1545 Kreuz im Kreis
Matthäus Rothe 1545 1554 Eichel am Zweig
Leupold Holzschucher 1554 1558 Holzschuh Münzstätte 1558 nach Dresden verlegt

Um 1540 wurden das Buchstabenzeichen ANB zur Kennzeichnung der Münzstätte verwendet. Der ehemalige Annaberger Münzmeister Wolf Hühnerkopf erhielt von den Wettinern für seine Verdienste das Privileg, das aus seinem eigenen Bergwerk St. Clement gewonnene Silber als außeramtlicher Münzmeister in seinem Haus mit seinem Münzmeisterzeichen, dem sechsstrahligen Stern, selbst auszumünzen. Dieses einmalige ungewöhnliche Privileg erklärt die höchste Seltenheit dieser 1542 bis 1545 geprägten Münzen.

Literatur

  • Walter Haupt: Sächsische Münzkunde. Dt. Verl. d. Wiss., Berlin 1974. (Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege. 10)
  • Paul Arnold: Walter Haupt und seine "Sächsische Münzkunde". In Numismatische Hefte. Nr. 20, Dresden 1986.
  • Julius und Albert Erbstein: Erörterungen auf dem Gebiete der sächsischen Münz- und Medaillen-Geschichte bei Verzeichnung der Hofrath Engelhardt´schen Sammlung. Dresden 1888.
  • Heinz Fengler, Gerd Gierow, Willy Unger: transpress Lexikon Numismatik. transpress, Berlin 1976.
  • Tristan Weber: Die sächsische Münzprägung von 1500 bis 1571. H. Gietl, Regenstauf 2010, ISBN 978-3-86646-827-6.
  • Claus Keilitz: Die sächsischen Münzen 1500–1547. H. Gietl, Regenstauf 2010, ISBN 978-3-86646-528-2.
  • Brockhaus-Reisehandbuch Erzgebirge-Vogtland, Leipzig 1973.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Adam Daniel Richter: Chronica der freyen Berg-Stadt St. Annaberg. Bd. 1 S. 30, Annaberg 1746/48 (Digitalisat)
  2. Walter Haupt: Sächsische Münzkunde. Dt. Verl. d. Wiss., Berlin 1974, S.93
  3. Anonymus: Die Churfürstliche Sächs. freye Bergstadt St. Annabergk ... Chronikalische Aufzeichnungen über Annaberg und das Bergwerk. Streifzüge durch die Geschichte des oberen Erzgebirges. Heft 30. Annaberg-Buchholz 1995. (Abschrift der "Annaberger Chronik 1646" von Michael Zirolt, bearbeitet von Helmut Unger) Download (pdf 147 KB)
  4. Paul Arnold: Walter Haupt und seine "Sächsische Münzkunde". In Numismatische Hefte Nr. 20, S. 54, Dresden, 1986.

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