Residenzschloss Dresden

Residenzschloss Dresden
Residenzschloss Dresden

Das Dresdner Schloss war das Residenzschloss der sächsischen Kurfürsten (1547–1806) und Könige (1806–1918). Als Stammsitz der albertinischen Linie der Wettiner war es ab dem 16. Jahrhundert prägend für die kulturelle Entwicklung Dresdens. Es ist eines der ältesten Bauwerke der Stadt und baugeschichtlich bedeutsam, da alle Stilrichtungen von Romanik bis Historismus ihre Spuren an dem Bauwerk hinterlassen haben.

Heute ist das Schloss Heimstatt von fünf Museen; das Historische und das Neue Grüne Gewölbe, das Münzkabinett, das Kupferstich-Kabinett und die Türckische Cammer. Auch sind hier die Kunstbibliothek sowie die Generaldirektion der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden untergebracht.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Schloss 1550
Bauzustand 1980
Bauzustand 1985
Residenzschloss heute

Im Bereich der Schloßstraße standen im 12. Jahrhundert erbaute einfache Wohnhäuser, die aber bereits 1220 bei einem Großbrand zerstört wurden. Im Jahre 1289 erfolgte eine erstmalige urkundliche Erwähnung die Burganlage als Castrum; der Innenhof der damaligen Burg maß 38 mal 36 Meter.[1]

Um 1400 begann der Bau des Hausmannsturms als nordwestlicher Eckturm sowie des östlichen Teils des Nordflügels. Um 1468–1480 entstand die geschlossene Vierflügelanlage mit südlichem Torhaus von Arnold von Westfalen.[1] 1548–1556 erfolgten Neu- und Umbauten verschiedener Schlossteile. Für den künstlerisch bedeutendsten Umbau 1553–1556 durch Moritz von Sachsen, weitergeführt durch seinen Bruder August, wurden die bekanntesten Künstler der damaligen Zeit an den Hof geholt (Francesco Ricchino[2], Gebrüder Gabriel, Benedict da Tola), die die Fassaden mittels Sgraffito-Technik verzierten. Der Stallhof folgte 1586–1591, der kleine Schlosshof mit zweigeschossigem Torhaus wurde 1589–1594 unter Beteiligung vom Baumeister Paul Buchner geschaffen.

Ein Schlossbrand 1701 zerstörte unter anderem den Georgenbau, den Ostflügel mit Riesensaal und den Schössereiturm, die man erst 1717–1719 wieder aufbaute. Die Innenräume im zweiten Obergeschoss wurden dabei barock gestaltet, unter anderem das Audienzgemach, das Schlafzimmer August des Starken, das Turmzimmer und das Porzellanzimmer. Ein Zwischenflügel beherbergte die Gemäldegalerie Alte Meister. Louis de Silvestre gestaltete im Jahre 1715 das Deckengemälde im Schlafzimmer König Augusts des Starken und 1719 dasjenige im Thronsaal.[3]

1737 kam es zur Auflösung der lutherischen Schlosskapelle. Auf dem Schlossturm wurde 1775 der erste Blitzableiter Dresdens angebracht.

Anlässlich der 800-Jahrfeier des Hauses Wettin in den Jahren 1889–1901 nahm man einen großen Schlossumbau durch Gustav Fröhlich und Gustav Dunger mit Errichtung eines neuen südlichen Schlossflügels und einheitliche Fassadengestaltung im Neorenaissancestil vor. Im Jahr 1899 wurde ein hölzerner Übergang zwischen Schloss und Katholischer Hofkirche fertiggestellt, im Volksmund Seufzerbrücke genannt (nach dem Ponte dei Sospiri, der den Dogenplast in Venedig mit dem auf der anderen Kanalseite gelegenen Gefängnis verbindet), weil sie das Bild der zwei Bauwerke nicht gerade positiv beeinflusste. Die Straße darunter trug lange Zeit keinen Namen und wurde erst im März 2007 nach dem Architekten der Hofkirche als Chiaverigasse benannt. Im Rahmen der Umbauarbeiten wurde auch ein Fernheizwerk in direkter Nachbarschaft der Semperoper errichtet, das sowohl das Schloss als auch die Oper und das neu errichtete Polizeipräsidium beheizte. Mit Rücksicht auf die umgebende Bausubstanz gestaltete man den Industriebau neobarock.

1922 wurde im zweiten Obergeschoss des Residenzschlosses ein Schlossmuseum eröffnet.

Infolge der Luftangriffe auf Dresden gegen Ende des Zweiten Weltkriegs brannte am 13. Februar 1945 das Schloss bis auf seine Grundmauern nieder, wobei auch das Grüne Gewölbe beschädigt wurde. Das Zinn der Dächer schmolz durch die hohen Temperaturen. Nach dem Krieg wurde in einem Teil der Kellergewölbe einige Jahre lang eine Pilzzucht betrieben. Der Hausmannsturm verlor seine Spitze; der Turmstumpf wurde 1946 notdürftig abgedeckt.

Am 13. Februar 1985 stellte der damalige Staatschef Erich Honecker in Aussicht, dass der Außenbau des Schlosses 1986–1990 wiederhergestellt sein würde. Allerdings war 1989 noch nicht einmal der Westflügel fertig, da die Mittel sehr spärlich flossen und nur sehr wenige Arbeiter dort beschäftigt waren. Nach der Deutschen Wiedervereinigung erhielt im Zuge des Wiederaufbaus des Schlosses 1991 der Hausmannsturm seine Spitze zurück. 2004 folgte die Einrichtung der Kunstbibliothek, dem Kupferstichkabinett Dresden, einem Studiensaal und dem Neuen Grünen Gewölbe im Westflügel und im Bärengartenflügel.

Einer der bedeutendsten Räume des Schlosses, der Riesensaal im zweiten Obergeschoss des Ostflügels, wurde 2006/07 im Rohbau fertiggestellt. Im März 2006 fand die Wiedereröffnung der sich im Erdgeschoss befindlichen Schatzkammer „Historisches Grüne Gewölbe“ statt.

Die Fürstengalerie wurde im August 2009 übergeben. Die Wiederherstellung der Englische Treppe und der Türckischen Cammer erfolgte im März 2010.

Georgenbau

Georgenbau mit Georgentor
Überdachter kleiner Schlosshof

Der am Schlossplatz liegende Georgenbau mit dem Georgentor wurde unter Herzog Georg 1530–1535 erbaut. Dieser ließ das alte, stark befestige Elbtor, am linkselbischen Aufgang zur Brücke, durch einen fast 30 Meter hohen Bau ersetzen.[1] Dabei wurden Teile des mittelalterlichen Elbtores, dem damaligen Stadtausgang zur Elbbrücke, integriert. Unter dem Georgentor hat sich sogar ein Bogen der alten Elbbrücke, der Augustusbrücke, erhalten.

Die Neorenaissance-Fassade mit hohem Schaugiebel verbindet die Nordostecke des Schlosses mit dem auf der anderen Seite der Schlossstraße gelegenen, 1565–1567 errichteten Kanzleihaus. Diese Fassade und die integrierte Triumphpforte empfingen den Besucher bei seinem elbseitigen Eintritt in die Stadt Dresden.[1]

Die heutige äußere Gestalt des Georgenbaus geht auf einen Umbau im Jahr 1899 zurück.

Zukunft

Der großen Schlosshof, bei dem für alle Fassaden die alte Putztechnik Sgraffiti vorgesehen ist, soll zukünftig für Open-Air-Veranstaltungen genutzt werden. Der kleine Schlosshof ist als neues Besucherfoyer geplant. Er wurde bereits mit einem transparenten Rauten-Membrandach des Architekten Peter Kulka überspannt. Das historische Tor von 1555 wird als Renaissance-Portal die Schlosskapelle schmücken. Die Englische Treppe von 1693 soll wieder Hauptzugang zum Schloss werden. Die Wiederherstellung der Paraderäume im Westflügel ist bis 2013 geplant, ebenso der kleine Ballsaal im Georgenbau.

Während der osmanische Teil der Rüstkammer, die Türckische Cammer, sich schon seit 2010 im Schloss befindet, ist der Einzug der verbleibenden Rüstkammer aus dem Zwinger bis 2013 vorgesehen. Bis dahin soll der Riesensaal im Schloss als Museum für die Rüstkammer wiedererstehen.

Die Wiederherstellung des Schlosses ist bis 2013 geplant. Die Kosten dafür werden auf etwa 337 Millionen Euro beziffert. Die komplette Inneneinrichtung wird allerdings erst später sichtbar sein.

Ausstellungen

„Mohr mit Smaragdstufe“ im Historischen Grünen Gewölbe

Der Museumskomplex im Schloss umfasst das Historische und das Neue Grüne Gewölbe, das Münzkabinett, das Kupferstich-Kabinett und die Türckische Cammer, die alle zu den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden gehören. Ebenfalls im Schloss befindet sich eine Kunstbibliothek für kunsthistorische Spezialliteratur. Ihr 260.000 Bände umfassender Bestand orientiert sich am Sammlungsprofil der im Schloss untergebrachten Museen.[4]

Grünes Gewölbe

Seit 2004 ist das Neue Grüne Gewölbe in der ersten Etage und seit 2006 das Historische Grüne Gewölbe im Erdgeschoss wieder zu besichtigen. Während im Neuen Grünen Gewölbe das Kunstobjekt an sich im Vordergrund steht, besticht das historische Gewölbe zusätzlich durch die prachtvolle Ausstattung der Räume. Im Gegensatz zum Neuen Grünen Gewölbe, das jederzeit besuchbar ist, ist der Zugang zum historischen Gewölbe nur mit einem im Vorverkauf erworbenem Zeitticket möglich.[5]

Das Historische Grüne Gewölbe befindet sich in den Gewölberäumen des Schlosses, womit das spätbarocke Kunstwerk in den ursprünglichen Räumen erlebbar ist. Inmitten rekonstruierter Renaissance- und Barocksäle werden die ungefähr 3.000 Exponate wie einst frei auf den Konsolen prachtvoller Schauwände und Prunktische präsentiert.

Das Neue Grüne Gewölbe zeigt in 200 Vitrinen als modernes Schatzkammer-Museum fast 1100 Kunstschätze aus drei Jahrhunderten. Hier werden Arbeiten des Hofgoldschmieds Johann Melchior Dinglinger und anderer ausgestellt, darunter der berühmte Tischaufsatz Hofstaat zu Delhi, die Zierschale Bad der Diana, der Kirschkern mit 185 Angesichtern oder der Dresdner Grüne Diamant, der größte von Natur aus grüne Diamant, der jemals gefunden wurde.[6]

Münzkabinett

Das Münzkabinett verwahrt rund 300.000 Objekte von der Antike bis zur Gegenwart. Neben Münzen und Medaillen umfasst die Sammlung auch Orden und Ehrenzeichen, historische Wertpapiere, Banknoten, Münz- und Medaillenstempel sowie münztechnische Geräte.[7]

Kupferstich-Kabinett

Das Kupferstich-Kabinett ist Kunstmuseum für Zeichnungen, druckgraphische Werke und Photographien. Hier sind berühmte Zeichnungen und graphische Blätter von Albrecht Dürer, Rembrandt, Michelangelo und Caspar David Friedrich bis hin zu Picasso zu sehen. Kupferstiche und Holzschnitte finden sich neben seltenen Beispielen aus der Geschichte der künstlerischen Fotografie.[8]

Türckische Cammer

Die Türckische Cammer zählt mit ihren mehr als 600 Objekten auf 750 Quadratmetern zu den ältesten und weltweit bedeutendsten Sammlungen osmanischer Kunst außerhalb der Türkei. Aufgrund ihrer Sammelleidenschaft und ihres Strebens nach fürstlicher Machtdarstellung trugen die sächsischen Kurfürsten vom 16. bis zum 19. Jahrhundert legendäre Schätze der sogenannten Türkenmode zusammen, die hier zu besichtigen sind.[9]

Hausmannsturm

Hausmannsturm

Der Hausmannsturm, 1674–1676 vom Architekten Wolf Caspar von Klengel in seiner heutigen Form vollendet, war mit seinen 100,27 Metern Höhe bis 1945 der höchste Turm Dresdens.

Dieser nordwestliche Eckturm des Schlosses, der 1991 seine im Zweiten Weltkrieg verlorene Spitze zurückbekommen hat, ist nach wie vor eines der markantesten Bauwerke Dresdens. Über den Besuchereingang im Westflügel des Schlosses (Bärengartenflügel) kann man die 222 Stufen bis zur Aussichtsplattform in 38,62 Meter Höhe hinaufsteigen, von wo ein weiter Blick über Dresden möglich ist.

Siehe auch

Literatur

  • Dresdner Geschichtsverein (Hg.): Das Dresdner Schloß. Geschichte und Wiederaufbau. Dresdner Hefte Nr. 38, Verlag Dresdner Geschichtsverein, Dresden 1994, ISBN 3-910055-23-0.
  • Staatliche Kunstsammlungen Dresden (Hg.): Das Dresdner Schloss. Monumente sächsischer Geschichte und Kultur. Dresden 1992.
  • Dirk Syndram: Das Schloss zu Dresden. Von der Residenz zum Museum. Verlag Koehler & Amelang, München/Berlin 2001, ISBN 3-7338-0308-6.
  • Dirk Syndram, Peter Ufer: Die Rückkehr des Dresdner Schlosses. Edition Sächsische Zeitung, Dresden 2006, ISBN 3-938325-28-3.
  • Reinhard Spehr: Archäologie im Dresdner Schloss. Die Ausgrabungen 1982 bis 1990. (Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie mit Landesmuseum für Vorgeschichte Band 50), Dresden 2006, ISBN 978-3-910008-69-4.
  • Angelica Dülberg, Norbert Oelsner, Rosemarie Pohlack: Das Dresdner Residenzschloss. (Großer DKV-Kunstführer), Berlin/München 2009, ISBN 978-3-422-02181-5.

Weblinks

 Commons: Dresdner Residenzschloss – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d D. Syndram, P. Ufer: Die Rückkehr des Dresdner Schlosses. edition Sächsische Zeitung, Dresden 2006, ISBN 978-3-938325-28-5, S. 12-23.
  2. Fritz Löffler: Das alte Dresden - Geschichte seiner Bauten. E.A.Seemann, Leipzig 1981, ISBN 3-363-00007-3, S. 36.
  3. Harald Marx: Die Gemälde des Louis de Silvestre, Dresden 1975, S. 34.
  4. Residenzschloss. Staatliche Kunstsammlungen Dresden (2011). Abgerufen am 20 Oktober 2011.
  5. Grünes Gewölbe. Staatliche Kunstsammlungen Dresden (2011). Abgerufen am 20 Oktober 2011.
  6. Dirk Syndram, Prunkstücke des Grünen Gewölbes zu Dresden, 5. Aufl. Leipzig: Seemann, 2006, ISBN 978-3-86502-150-2
  7. Münzkabinett. Staatliche Kunstsammlungen Dresden (2011). Abgerufen am 20 Oktober 2011.
  8. Kupferstich-Kabinett. Staatliche Kunstsammlungen Dresden (2011). Abgerufen am 20 Oktober 2011.
  9. Türckische Cammer. Staatliche Kunstsammlungen Dresden (2011). Abgerufen am 20 Oktober 2011.
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