Oberbobritzsch

Oberbobritzsch
Oberbobritzsch
Gemeinde Bobritzsch
Koordinaten: 50° 52′ N, 13° 28′ O50.862513.463055555556420Koordinaten: 50° 51′ 45″ N, 13° 27′ 47″ O
Höhe: 420–460 m ü. NN
Einwohner: 1.638 (1990)
Eingemeindung: 1994
Postleitzahl: 09627
Vorwahl: 037325
Oberbobritzsch um 1900
St. Nicolai-Kirche Oberbobritzsch

Oberbobritzsch ist ein Ortsteil der Gemeinde Bobritzsch im Landkreis Mittelsachsen.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Verkehr

Das sich zu beiden Seiten der Bobritzsch über einer Länge von etwa 5,5 km hinziehende Dorf grenzt nördlich unmittelbar an Niederbobritzsch und schließt südlich mit der Gemarkung den Landkreis ab.
Der etwa 11 km von der Kreisstadt Freiberg entfernte Ort ist an das Netz des öffentlichen Personennahverkehrs angeschlossen. Darüber hinaus befindet sich im nahtlos übergehenden Ortsteil Niederbobritzsch ein Bahnhof an der Bahnstrecke Dresden-Chemnitz–Werdau.

Geschichte

Der Ort wurde in der Kolonisationszeit als Waldhufendorf gegründet und 1280 in einer Rechtshandlung erstmals erwähnt.[1] Berthold von Stenzenberg übertrug dem Hospital zu Freiberg das Lehen über ein Vorwerk in Bobirtsch. Weitere historische Ortsnamenformen sind u.a. 1293 Boberiz, 1361 Superior Bobritz, 1364 Obirsten Babirsch, 1445 Große Bobriczsch, 1555 Ober Boweritzsch und bedeutet oberer Ort am Biberbach.
Das seit Ende des 13. Jahrhunderts dem Hospital St. Johannis zu Freiberg zugehörige Dorf ging 1539 in den Besitz des Freiberger Rates über. Daher bezeichnete man Oberbobritzsch erst als Freiberger Hospitaldorf und später als Freiberger Ratsdorf. Landesherrliche Verwaltungsbezirke waren 1445 die Pflege Freiberg, 1696 das Amt Freiberg, danach das Gerichtsamt Freiberg und nach Trennung von Justiz und Verwaltung 1875 die Amtshauptmannschaft Freiberg.

Wichtigste Erwerbsquelle war die Landwirtschaft. Vor allem im 19. Jahrhundert gelangte der Flachsanbau zu einiger Blüte.
Der Bergbau, der ab 1511 im Ort nachweisbar ist, spielte wirtschaftlich keine Rolle. In der Grube "Morgensonne" nahe der Kirche wurde auf Silbererz und silberhaltiges Kupfererz gegraben. Der Weiße-Rose-Erbstolln am Mühlberg war bis 1924 belehnt, brachte aber auch keinen nennenswerten Ertrag. Mitte des 17. Jahrhunderts wurde unterhalb der Kirche ein Kunstgraben gefasst, der zur Versorgung der Grube St. Lorenz Gegentrum in Conradsdorf mit Aufschlagwasser diente.

Die Zahl der seit langem hier ansässigen Handwerker war beachtlich. So wurden 1586 von 60 Maurern vier Meister genannt, welche bereits 1575 eine eigene Innung bildeten.

Vom Bobritzschwasser wurden hier einst fünf Mühlen getrieben. Noch heute ist die ehemalige Nieder- oder Neumühle in Betrieb und stellt hochwertige kaltgepreßte Öle her.
Charakteristisch für den Ort sind einige Bruchsteinbrücken aus dem 18. Jahrhundert.

In der Quellmulde des Sohrbaches befinden sich Reste einer kleine mittelalterliche Wehranlage. Die Anlage ist an einem hangwärts eingeschnittenen Graben und dem erhöhten Kernwerk noch zu erkennen.

Die 1889 bis 1972 betriebene Schmalspurbahn Klingenberg-Colmnitz–Frauenstein hatte einen Haltepunkt in Oberbobritzsch und ist von hier bis Frauenstein als Rad- und Wanderweg ausgebaut.

Kirche Oberbobritzsch

Die im unteren Teil des Ortes gelegene Dorfkirche St. Nicolai wurde 1361 erstmals erwähnt. Trotz des Umbaus von 1915 enthält die Kirche noch Bausubstanz aus dem Mittelalter. Die Doppelempore wurde 1667 eingebaut und umfasste einst den Gesamtraum des nach dem Umbau dreiseitig geschlossenen Saales. Die Kanzel in der Nordempore stammt von 1658. Die 1716 von dem sächsischen Orgelbaumeister Gottfried Silbermann geschaffene Orgel hatte bis zum Umbau 1915 eine barocke Gestalt.[2] Zur hervorragenden Ausstattung gehört der 1521 bezeichnete sechsflügelige Schnitzaltar eines unbekannten Freiberger Künstlers. Hinsichtlich der Entstehungszeit ist die moderne Renaissanceornamentik des Schnitzwerkes beachtlich.
Von 1988 bis 1994 erfolgte die Sanierung des Kirchturmes und 1998 wurde die Kirchendecke restauriert.

Entwicklung der Einwohnerzahl

1546: 96 besessene Mann und Häusler, 175 Inwohner

1764: 71 besessene Mann, 45 Gärtner, 16 Häusler, 88 Hufen je 24 Scheffel[3].

Stand jeweils 31. Dezember:

1834 bis 1925

  • 1834 : 1323
  • 1871 : 1884
  • 1890 : 1977
  • 1910 : 1970
  • 1925 : 1941

1939 bis 1990

  • 1939 : 1855
  • 1946 : 2246
  • 1950 : 2211
  • 1964 : 1858
  • 1990 : 1638

1974 wurde Sohra nach Oberbobritzsch eingemeindet. Der Zusammenschluss als Landgemeinde Bobritzsch erfolgte 1994 mit Naundorf und Niederbobritzsch.

Literatur

  • Freiberger Land. 1. Auflage. Akademie-Verlag Berlin, Berlin 1988 (Werte unserer Heimat. Band 47).
  • Oberbobritzsch. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 7. Band, Zwickau 1820, S. 428.
  • Christian Friedrich Seyfert: Chronik von Oberbobritzsch, Sohra und Süßenbach, Selbstverlag, Freiberg 1882
  • Richard Steche: Oberbobritzsch. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 3. Heft: Amtshauptmannschaft Freiberg. C. C. Meinhold, Dresden 1884, S. 112.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Urkundenbuch der Stadt Freiberg in Sachsen - Band II/12 des Codex Diplomaticus Saxoniae Regiae
  2. Silbermannorgel Oberbobritzsch
  3. Vgl. Oberbobritzsch im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen

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