Oskar Steinbach

Oskar Steinbach

Oskar Steinbach (* 29. Mai 1913 in Mannheim; † 10. März 1937 ebenda) war ein deutscher Motorradrennfahrer.

Inhaltsverzeichnis

Karriere

Anfänge

Oskar Steinbach galt in den 1930er-Jahren als eines der größten Talente des deutschen Motorradrennsports. Im September 1932 gewann er im Alter von 19 Jahren auf einer Norton das Hauptrennen der Lizenzfahrer auf dem Nürburgring. 1933 lag er sechs Wochen in Gips, nachdem er beim Training auf einer nicht abgesperrten Straße gestürzt war. Im Jahr 1934 siegte der Mannheimer auf einer 500-cm³-NSU beim Hockenheimer Motorradrennen. Im Halbliterlauf des Hamburger Stadtparkrennens musste er sich nach 20 Runden langem Kampf dem Nürnberger DKW-Werkspiloten Otto Ley knapp geschlagen geben. Nach der Zieldurchfahrt stürzte er und zog sich dabei eine Beinverletzung sowie eine Gehirnerschütterung zu.

Saison 1935

In die Saison 1935 startete Oskar Steinbach auf NSU mit einem Sieg im 500er-Rennen auf der Stuttgarter Solitude. Kurze Zeit später reiste er mit der deutschen Vertretung auf die Isle of Man, um an der Tourist Trophy, dem damals schwierigsten und wichtigsten Motorradrennen der Welt, teilzunehmen. In der Lightweight-Klasse (250 cm³), in der er im DKW-Werksteam den im Training gestürzten Kurt Mansfeld vertrat, schied er wegen eines Kühlerschadens aus. Ein ähnliches Schicksal ereilte ihn auch im Junior-Lauf (350 cm³). In der Königsdisziplin, dem 500-cm³-Rennen um die Senior TT belegte Steinbach auf seiner NSU hinter den einheimischen Werkspiloten Woods, Guthrie, Rusk und Duncan den fünften Platz. Er war damit als 22-jähriger Neuling ohne vorherige Streckenkenntnisse auf dem über 60 Kilometer langen Snaefell Mountain Course über sieben Minuten schneller als sein erfahrener NSU-Markenkollege Ted Mellors, der Siebter wurde. Im weiteren Saisonverlauf gewann Steinbach beim Schleizer-Dreieck-Rennen sowohl den 350er- als auch den 500er-Lauf. Bei der letzten Saisonveranstaltung um die Deutsche Meisterschaft, dem Feldberg-Bergpreis am Großen Feldberg im Taunus, siegte Steinbach ebenfalls bei den 350ern und den 500ern und wurde damit an einem Tag in beiden Klassen Deutscher Motorrad-Straßenmeister.

Saison 1936

In der Saison 1936 sollte Oskar Steinbach für DKW starten. Am ersten April-Wochenende fand traditionell der Start in die Deutsche Meisterschaft in der Hannoveraner Eilenriede statt. Da NSU behauptete, er besäße auch bei ihnen einen gültigen Vertrag für 1936, erhielt Steinbach bei diesen Rennen von den Sportkommissaren wegen eines Doppelvertrages Startverbot. Kurze Zeit später entschied die ONS, dass der Mannheimer in der 350er-Klasse für NSU fahren und in der 500-cm³-Klasse für DKW antreten sollte. Sein Debüt als Werksfahrer bei den Zschopauern gab er mit Rang fünf im Halbliterlauf um den Großen Preis der Schweiz in Bremgarten. Bei der Isle of Man TT schied Steinbach sowohl bei den 250ern als auch bei den 500ern auf DKW aus. Im Junior-Rennen der 350er wurde er auf NSU hinter Frith, White, Mellors, Thomas und Guthrie Sechster. Am 5. Juli fand auf dem 8,7 Kilometer langen Badberg-Viereck in Hohenstein-Ernstthal der XI. Großen Preises von Deutschland statt, bei dem in diesem Jahr gleichzeitig die Motorrad-Europameisterschaft 1936 ausgefahren wurde. Oskar Steinbach belegte im 350er-Lauf, der über 346 Kilometer führte, hinter Freddie Frith (Norton) den zweiten Platz. Am selben Tag bestritt er für DKW den 500er-Lauf, schied aber nach Problemen mit dem Tank seiner Maschine kurz vor Schluss durch Sturz aus. Zwei Wochen später fuhr Steinbach bei Rund um Schotten im Halbliterrennen vor Heiner Fleischmann seinen ersten Sieg auf DKW ein. Am folgenden Wochenende musste er im 500er-Lauf des Großen Preises von Belgien in Spa-Francorchamps nur den britischen Norton-Werksfahrern Jimmie Guthrie und „Crasher“ White den Vortritt lassen. Anfang September errang der Mannheimer auf dem Schleizer Dreieck vor seinem Bielefelder Teamkollegen H. P. Müller seinen ersten Sieg in einem Meisterschaftslauf für den sächsischen Hersteller DKW.

Tödlicher Unfall

Oskar Steinbach kam am 10. März 1937, im Alter von 23 Jahren, bei einem Verkehrsunfall während einer Testfahrt auf der Seckenheimer Landstraße in seiner Heimatstadt Mannheim ums Leben.

Statistik

Titel

Rennsiege

(gefärbter Hintergrund = Europameisterschaftslauf)

Jahr Klasse Maschine Rennen Strecke
1934 500 cm³ NSU Hockenheimer Motorradrennen Hockenheimring
1935 500 cm³ NSU 3. Internationales Solitude-Rennen Solitude
350 cm³ NSU 13. Schleizer-Dreieck-Rennen
(ex-aequo mit Werner Mellmann)
Schleizer Dreieck
500 cm³ NSU 13. Schleizer-Dreieck-Rennen Schleizer Dreieck
350 cm³ NSU Feldberg-Bergpreis Feldbergring
500 cm³ NSU Feldberg-Bergpreis Feldbergring
1936 500cm³ DKW 10. Rund um Schotten Schottenring
500 cm³ DKW 14. Schleizer-Dreieck-Rennen Schleizer Dreieck
250 cm³ DKW Grand Prix de l'Entre-Sambre-et-Meuse Mettet

Verweise

Literatur

  • Steffen Ottinger: DKW Motorradsport 1920–1939. Von den ersten Siegen des Zschopauer Zweitakters bei Bahnrennen bis zu den Europameisterschafts-Erfolgen. 1. Auflage. HB-Werbung und Verlag GmbH & Co. KG, Chemnitz 2009, ISBN 978-3-00-028611-7.

Weblinks

  • Fotos: Beerdigung von Oskar Steinbach bei www.meisterdinger.de: [1],[2]
  • Oskar Steinbach auf der offiziellen Webseite der Isle of Man TT (englisch)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Steinbach (Familienname) — Steinbach ist ein deutschsprachiger Familienname. Bekannte Namensträger Andreas Steinbach (* 1965), deutscher Ringer Angela Steinbach (* 1955), deutsche Schwimmerin Anton Steinbach (1844–1918), deutscher Heimatdichter und Lehrer Arndt Steinbach… …   Deutsch Wikipedia

  • Oskar — ist ein männlicher Vorname. Die englischsprachige Schreibweise ist Oscar. Der Name ist irischen, vermutlich keltischen Ursprungs und taucht im Altirischen auch als Oscur auf. Ihm entsprechen Altisländisch Asgeirr, Altenglisch Osgar und… …   Deutsch Wikipedia

  • Oskar Reincke — (auch Reinke; * 10. Januar 1907 in Hamburg; † 10. Juli 1944 ebenda) war ein deutscher Kommunist und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Oskar von Chelius — (Oscar von Chelius) (* 28. Juli 1859 in Mannheim[1]; † 12. Juni 1923 in München[2]) (Pseudonym: S. Berger) war ein deutscher General, Diplomat (Militärattaché) und Komponist. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 …   Deutsch Wikipedia

  • Oskar Wöhrle — (Theodor) Oskar Wöhrle (* 26. Januar 1890 in Sankt Ludwig, Elsaß Lothringen, Deutschland (heute Saint Louis, Frankreich); † 31. Januar 1946 in Glottertal) war ein deutschsprachiger elsässischer Dichter, Schriftsteller und Verleger mit… …   Deutsch Wikipedia

  • Emil Steinbach — Emil Robert Wilhelm Steinbach (* 11. Juni 1846 in Wien; † 26. Mai 1907 in Purkersdorf, Niederösterreich) war ein österreichischer Jurist, Politiker und Finanzminister. Er führte als hoher Beamter und Minister eine Vielzahl von bedeutenden… …   Deutsch Wikipedia

  • Erwin-von-Steinbach-Preis — Der von der Stiftung F.V.S. (seit 1994 Alfred Toepfer Stiftung F.V.S.) 1935 gestiftete Erwin von Steinbach Preis war bestimmt für das alemannische Volkstum im Elsaß, in der Schweiz und im Deutschen Reich. Die Verleihung erfolgte durch die Albert… …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Motorrad-Strassenmeister — Die Deutsche Motorrad Straßenmeisterschaft wird seit 1924 nur unterbrochen durch den Zweiten Weltkrieg ausgetragen. In den ersten Jahren waren nur deutsche Fahrer punktberechtigt, sodass nur Deutsche einen Titel erringen konnten. Im Laufe der… …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Motorrad-Straßenmeisterschaft — IDM Saison 2011 …   Deutsch Wikipedia

  • Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft — Die Deutsche Motorrad Straßenmeisterschaft wird seit 1924 nur unterbrochen durch den Zweiten Weltkrieg ausgetragen. In den ersten Jahren waren nur deutsche Fahrer punktberechtigt, sodass nur Deutsche einen Titel erringen konnten. Im Laufe der… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”