- Pappenhemia (Königsberg)
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Die Pappenhemia war eine Studentenverbindung an der Albertus-Universität Königsberg im 19. Jahrhundert. Sie lebte nur 17 Jahre, hatte aber entscheidende Bedeutung für die Auflösung der „Allgemeinen Burschenschaft“ und die Entstehung der Korporationen an der Albertina. Die gelegentliche Bezeichnung der Pappenhemia als Corps erscheint fraglich, weil Pappenhemia zu keiner Zeit Mitglied des Senioren-Convents zu Königsberg war und später zur corpsfeindlichen Allgemeinen Burschenverbindung Albertina gehörte.[1]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Innerhalb der Allgemeinen Burschenschaft der Albertina wurde die Pappenhemia am 3. Dezember 1824 als erstes landsmannschaftliches Kränzchen gegründet. Ihren Namen hatte sie von dem Regiment v. Pappenheim aus dem Heer Wallensteins. Die Farben waren schwarz-weiß-blau, die Mütze schwarz. Der Wahlspruch war Tenax propositi! [2]
Im Mai 1829 trat Pappenhemia aus der Allgemeinen Burschenschaft aus. Als Landsmannschaft Pappenhemia konstituiert, stand sie zum Duellzwang, zur unbedingten Satisfaktion.
1835 beteiligte sich Pappenhemia nicht am (erstmals gegründeten) SC zu Königsberg, obwohl sie vermutlich eine ähnliche Verfassung hatte wie die Corps-Landsmannschaften.
Am 20. November 1838 trat sie als Kränzchen zur Allgemeinen Burschenverbindung Albertina. Um 1840 wetteiferten die Kränzchen Hochhemia, Gothia (I) und Pappenhemia um die Führungsrolle in der Allgemeinen Albertina. Als Pappenhemia ihren Einfluss schwinden sah, verließ sie sie am 14. März 1841 und konstituierte sich erneut als selbständige Landsmannschaft. In Gegensatz zur Allgemeinen Albertina geraten, wurde sie von ihr in Verruf gesteckt. Im September 1841 löste sich die Pappenhemia wegen Nachwuchsmangels auf.
Bedeutung
Die Mitglieder waren adelige Studenten, Söhne höherer Beamter und Professoren, die „jeunesse dorée“. Sie hielten fester zusammen als die übrigen Gruppen und erreichten vermöge ihrer Beziehungen, ihrer „äußeren Eleganz und Gewandtheit“ bald großen Einfluss. Sie selbst nannten sich die „Blüte der Universität“. In der Denkschrift von 1833 wird ausgeführt, dass sich dort die Gebildeteren der Universität ohne Rücksicht auf ihren Heimatort zu „geselligen Vergnügungen“ zusammengefunden hätten, weil sie an „den rohen Zusammenkünften der übrigen keinen Geschmack“ gefunden hätten. Bei polizeilichen Vernehmungen machten sie geltend, die anderen hätten ihrem Zirkel, der nur Geselligkeit betreibe, jene Bezeichnung gegeben.
Der Minister v. Altenstein bestätigte in jenem Sommer auf eine Anfrage des Senats, dass die Universität Königsberg „so strenge Vorschriften, wie sie die Kgl. Kabinettsorder vom 21.5.1824 gegen die geheimen, in Sonderheit burschenschaftlichen Verbindungen“ erlassen habe, „zu ihrer Ehre“ nicht bedürfe. Schon 1822 hatte der damalige Polizeipräsident Schmidt berichtet, es sei „für völlig gewiß anzunehmen, daß seit der Vernichtung der sogenannten allgemeinen Burschenschaft bis zum 1.11.1820 keine Art Verbindung, der eine gewisse Form oder eine bestimmte Tendenz zu Grunde gelegen hätte, stattgefunden“ habe.[3]
Die Lithuania II hatte 1825 keinen Nachwuchs, so dass sie von der Bühne verschwand. Es waren also nur die Pappenheimer innerhalb der „Allgemeinheit“ eine besondere Gruppe.[4]
Doch schon am 19. Dezember 1828 hatten sich die Lithauer wieder zu einem engeren Bunde zusammengeschlossen; sie feierten am 31. Januar 1829 ihr erstes Stiftungsfest als Landsmannschaft Lithuania mit den Farben grün-weiß-rot und traten aus der Allgemeinen Burschenschaft aus. Dies gab das Signal für eine ganze Reihe von Neugründungen. Unmittelbare Folge war die Gründung der „Landsmannschaft“ Masovia mit den Ablegern Scotia und Borussia. Ihr erster Senior war August Ballnus. In seiner Festschrift zu Masovias 40. Stiftungsfest schrieb Karl Heinrich:
„In einer unmittelbar vor den Pfingstferien abgehaltenen Burschenversammlung trat ein Mitglied des Kränzchens der Pappenheimer auf und gab die Erklärung ab, daß dieses Kränzchen sich als Landsmannschaft Pappenhemia konstituiert habe und als solche die Farben schwarz-weiß-blau tragen werde. Ihr Wahlspruch lautete Tenax propositi. - Sehr bald darauf - am 24. Mai 1829 - gaben etwa 40 Studenten eine gleiche Erklärung ab, daß sie zur Landsmannschaft Borussia mit den Farben schwarz-weiß zusammengetreten seien. Diese Erklärungen machten auf die übrigen Studenten einen mächtigen Eindruck. Denn nach dem Austritt dieser Landsmannschaften aus dem allgemeinen Komment trat ein Verfall desselben jedem einzelnen klar vor die Seele. Freilich war die Superiorität der Pappenheimer nun dahin; aber an ihre Stelle trat die Borussia, womit der übrigen Studentenschaft nicht gedient war. Sie wollte sich von keiner Partei beherrschen lassen und hielt noch immer an der Idee der allgemeinen Burschenschaft fest. Zwar wurden noch gemeinschaftliche Versammlungen abgehalten, aber auf diesen fingen die Borussen an zu dominieren und erregten dadurch den heftigsten Unwillen.“
– Karl Heinrich
Nachdem die Denkschrift von 1833 die Auflösung des Lithauerkränzchens erwähnt hatte, fuhr sie fort: „Seit dieser Zeit werden diejenigen, die nicht Mitglieder des Pappenheimerkränzchens waren, gewöhnlich Masuren genannt, besonders seit 1826.“ [4]
Nach Masovias Annalen und dem Paukbuch der Scotia fochten mehrere Pappenheimer noch zwischen 1838 und 1841 mit den Masuren und Schotten und noch am 1. September 1841 werden sie in den Annalen als bestehend erwähnt. Seitdem hörte man nichts mehr von ihnen.[3]
Siehe auch: Corpslandsmannschaften (Königsberg)Pappenheimer
Ohne ihre Vornamen sind bekannt Aschmann, v. Batocki (Oberstaatsanwalt), v. Brauneck, Fröhlich, Toop, Hartwich, v. Holtzendorff, v. Hindenburg I, v. Hindenburg II, v. Korff und Wiebe.[3]
Literatur
- Herman Haupt (Archivar) (Hg.): Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Burschenschaft und der deutschen Einheitsbewegung. Band X: Geschichte der Deutschen Burschenschaft, Zweiter Band: Die Demagogenzeit - Von den Karlsbader Beschlüssen bis zum Frankfurter Wachensturm (1820-1833). Heidelberg 1927, S. 97-98, 315-317
- Herman Haupt (Hg.): Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Burschenschaft und der deutschen Einheitsbewegung.Band XI: Geschichte der Deutschen Burschenschaft, Dritter Band: Die Zeit des Progresses (1833-1859). Heidelberg 1929, S. 22-24
- Hans Lippold: Die Königsberger Corps Scotia (1829-1847), Borussia (1829-1847), Normannia I (1833-1847), Normannia II (1873-1889), Baltia I (1834-1840) und Pappenhemia (1824-1841). Einst und Jetzt, Bd. 13 (1968), S. 80-92
- Eduard Loch: Masovia 1818 bis 1838. In: R. Döhler (Hg.): Corps Masovia. Die 175jährige Geschichte von Königsbergs ältester und Potsdams erster Korporation im 21. Jahrhundert. München 2005, ISBN 3-00-016108-2
- Andreas Mildahn: Die Korporationen an der Albertus-Universität. In Vorbereitung
- Siegfried Schindelmeiser: Die Albertina und ihre Studenten 1544 bis WS 1850/51 und Die Geschichte des Corps Baltia II zu Königsberg i. Pr. (1970–1985). Erstmals vollständige, bebilderte und kommentierte Neuausgabe in zwei Bänden mit einem Anhang, zwei Registern und einem Vorwort von Franz-Friedrich Prinz von Preussen, herausgegeben von R. Döhler und G. v. Klitzing, München 2010, ISBN 978-3-00-028704-6
Einzelnachweise
- ↑ Andreas Mildahn, 2011
- ↑ lateinisch für: Festhaltend an der Absicht, Johann Heinrich Jung-Stilling zugeschrieben
- ↑ a b c d e Corps Masovia, S. 43-52
- ↑ a b Schindelmeiser, Bd. 1, S. 67
Weblinks
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