- Richard Berndl
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Richard Berndl (* 8. Februar 1875 in München; † Januar 1955 in München) war ein deutscher Hochschullehrer, Kunstgewerbler und Architekt des Historismus und Jugendstils und als Baumeister von Häusern, Kirchengebäuden, Mausoleen in Süddeutschland, Österreich, der Slowakei und Brasilien bekannt.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Richard Berndl erhielt seine Ausbildung als Architekt und Gestalter in Berlin und am Polytechnikum in München. Dort studierte er auch bei Friedrich von Thiersch an der Technischen Hochschule München. Er entwarf 1903 ein Mausoleum für Dionýz Andrássy in der Slowakei in Krászno-Hôrka Varalja im Komitat Gömör in Ungarn, das ihn mit einem Schlag bekannt machte[1] und eine Position als Lehrer an der Königlichen Kunstgewerbeschule in München einbrachte. Als Nachfolger von Leonhard Romeis wurde er dort 1905 zum Professor berufen.[2] Neben seiner Tätigkeit als Professor gelangte Berndl auch als freier Architekt, Innenraumgestalter und städtischer Baurat in den Jahren von 1903 bis 1937 zu Bekanntheit. Er entwarf Jugendstilgebäude, Villen und Denkmäler[3] in Deutschland und Österreich. Um 1907 entwarf er die Fassade des Hotel Union und das katholische Casino in München, einige Kirchen samt Innenausstattungen, wie in Memmingen, Aichach und Starnberg, und 1910 den Neubau der Kathedrale der Abtei São Bento in São Paulo. Zudem gewann er einige Architekturwettbewerbe, unter anderem zur Errichtung und Innenausbau des Mozarteums in Salzburg[4], das nach seinen Plänen 1910 bis 1914 im Münchner Jugendstil erbaut wurde. Durch den König von Bayern wurde Berndl 1917 mit dem Verdienstorden vom Heiligen Michael III. Klasse ausgezeichnet.[5]
Auch in den 20er Jahren blieb er Professor an der Münchner Staatsschule für angewandte Kunst (Nachfolger der königlichen Kunstgewerbeschule). Vor 1922 war er bereits vier Jahre lang als städtischer Baumeister am Stadtbauamt München bei Hans Grässel tätig gewesen.[6] Um 1928 hatte er als Regierungsbaumeister die Oberleitung für den Bau der GEWOFAG-Siedlung Neuramersdorf inne, und war um 1935 Geheimer Regierungsrat.[7] Als 1931 der Turm der Neuhauser Winthirkirche einstürzte, erstellte Berndl unentgeltlich Pläne für den Wiederaufbau im Jahre 1933.[8]
Noch 1946 unterrichtete er nach der Wiederaufnahme des Lehrbetriebs an der Akademie für angewandte Kunst in der Abteilung Architektur mit den Fächern Hochbau und Innenraumgestaltung. Ab November 1946 wurde die Akademie aufgelöst und zur Abteilung angewandte Kunst der Hochschule der bildenden Künste, wo Berndl bis zum Ruhestand am 22. Februar 1947 als Professor aktiv blieb.[9] Seine Nachfolger waren bis 1953 Harald Roth (1910-1991) und danach bis 1972 Sep Ruf (1908-1982). Als Professor im Ruhestand war Berndl um 1953 Ehrenmitglied der Akademie.[10]
Richard Berndl lebte bis 1955 mit seiner Familie in Neuhausen in der Orffstraße 15. Auf dem Friedhof der Neuhauser Winthirkirche[11] befindet sich seine Grabstätte, zusammen mit einer Gedenkinschrift für seinen in Russland als Pionier-Leutnant gefallenen Sohn, Otto Berndl (* 5. Dezember 1910; † 10. Mai 1942), der ab Februar 1940 der erste Ehemann von Lilo Ramdohr gewesen war. Richard Berndls ältere Tochter Anna-Fay lebte von 1913 bis 1983 in der Orffstraße und war Schneiderin, seine jüngere Tochter Hilde war mit dem Volkswirtschaftler Willi Zentz (* 27. März 1907) verheiratet, einem Sohn des Kommerzienrats und Tabakkaufmanns Eugen Zentz, der 1923 für Gustav von Kahr die Veranstaltung organisierte, in welcher der Hitlerputsch begann[12]. Richard Berndls Nachlass wird im Architekturmuseum der Technischen Universität München aufbewahrt. In Salzburg ist die Richard-Berndl-Straße nach ihm benannt.
Kollegen und Schüler (Auswahl)
Berndls Atelier befand sich lange in der Städtischen Gewerbeschule an der Luisenstraße in München, wo er mit einigen bekannten Kollegen zusammenwirkte, wie etwa dem Maler Karl Friedrich Roth, dem Bühnenbildner Emil Preetorius und dem Medailleur Maximilian Dasio, der um 1914 ein Medaillenporträt von ihm im Rahmen einer Bildnisreihe des Münchner Kulturlebens schuf.[13] Andere Kollegen waren Jakob Bradl, der Maler Gustav G. Klemm (1958-1938), der Bildhauer Joseph Wackerle, der Bauingenieur Constantine Frick, Max Frick, Karoll Throll[14], Adolf Mayerhofer, Eduard Schmucker[15], Hans Willich, Paul Pfann[16], Bernhard Ingwersen, Oscar Delisle[17], Heinrich Waderé (Figuren an der Fassade von São Bento in São Paulo) u.v.a. Zu den Schülern von Richard Berndl zählten Josef Aicher[18], Karl Blocherer, Hans Junghanns, Karl Joseph Kuolt [19], Cäsar Pinnau[20], Christian Ritter von Popp[21], Heinrich Scherrer[22], und andere, jedoch nicht sein eigener Sohn, der Architekt und städtische Baurat Otto Berndl.
Verbandszugehörigkeit (Auswahl)
Zeitlebens war Richard Berndl in Verbänden und Ämtern engagiert, wie etwa folgenden:
- Akademischer Architekten-Verein München, um 1905
- Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst, um 1917 [23],
- Deutscher Werkbund, 1912 [24]
- Bund Deutscher Architekten (BDA)
Werke (Auswahl)
- Im Rahmen seiner vielseitigen gestalterischen Aktivitäten entwarf Berndl auch Altäre, Säulen, Statuen, Orgeln (1907)[25], Konzertflügel (1908)[26], Ausstellungsräume, Ofen- und Ventilationsgitter, Art-Deco-Leuchter (1920)[27] und sonstige Innenausstattungen von Wohnhäusern, Konzertsälen und Kirchen.
- Mausoleum für Graf Dionýz Andrássy in der (damals zu Ungarn gehörenden) Slowakei, 1903
- Stadtpfarrkirche in Aichach, Innenausstattung im Jugendstil, 1905–1907
- Jugendstilhäuser in München-Neuhausen, 1905[28]
- Landhaus eines Kunstmalers G. in Wolfratshausen, 1906
- Wallfahrtskirche Maria Geburt, Witzighausen im Neubarock-Stil
- Hotel Union (katholisches Casino) in München (Barerstraße 7) 1906/1907 [29]
- Villa Huber (Kanalweg 11) in Kempten (Allgäu), 1909–1911
- Das Mozarteum in Salzburg, 1910–1914
- Benediktinerkloster São Bento in São Paulo, 1910–1914 [30]
- Entwurf für den christlichen und israelitischen Friedhof Brașov in Rumänien, 1917
- Jagdschloss in Kammersgrün (Lužec u Nejdku, Tschechien) zusammen mit seinem Schüler H.Scherrer, 1919 [31]
- Kirche in Frankenholz, 1925
- Haus Stengel in München-Harlaching, 1928 [32]
- St.-Vinzenz-Kirche, Birkerstraße in München-Neuhausen, 1928-1929 [33]
- Oberleitung beim Bau der Siedlung Neuramersdorf der Wohnbaugenossenschaft GEWOFAG, samt dortiger St.-Pius-Kirche, 1928–1930
- Kurhaus Elisabethhof in Bad Gastein, 1928–1929
- Kurhaus Bellevue (Alpenhof Bellevue) in Bad Gastein, 1928–1929
- Planung der Privat-Villa Franzmair (Lindenhof) in Bad Gastein, 1928–1929 [34]
- Hochaltar Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Aschau am Inn, 1929
- Winthirkirche in Neuhausen-Nymphenburg, 1933
- Heimathaus Pfaffenhausen (ehemaliges Rathaus) mit Richard-Berndl-Zimmer mit vielen von Berndls Zeichnungen und Skizzen
- Akademischer Architektenverein München: Festgabe zur Feier des 25jährigen Bestehens. Der königlich technischen Hochschule zu München gewidmet. Vorwort von Friedrich von Thiersch. 1. Teil: Das letzte Vierteljahrhundert der Münchener Baukunst. Bearbeitet von Hans Willich, mit Bildschmuck von Paul Pfann und Richard Berndl. Druck: Wolf & Söhne. München, 1904.
Galerie
Einzelnachweise
- ↑ http://www.archive.org/stream/modernebauformen06stutuoft/modernebauformen06stutuoft_djvu.txt
- ↑ http://epub.ub.uni-muenchen.de/739/1/Six_Barbara_text.pdf
- ↑ http://www.archive.org/stream/diekunstmonatshe34mnuoft/diekunstmonatshe34mnuoft_djvu.txt
- ↑ http://www.salzburgbiennale.at/ort2.html
- ↑ http://opus.kobv.de/zlb/volltexte/2008/5076/pdf/ZBBauverw_1917_005.pdf
- ↑ http://www.archive.org/stream/allgemeineskns61ml/allgemeineskns61ml_djvu.txt
- ↑ http://www.kmkbuecholdt.de/historisches/personen/architekten_bern.htm
- ↑ http://www.monacomedia.de/muenchenwiki/index.php/Winthirkirche
- ↑ http://www.architekturmuseum.de/ausstellungen/akademie.pdf
- ↑ http://www.adbk.de/Medien/PDF/Historisches/Personallisten/personallisten.pdf
- ↑ http://www.monacomedia.de/muenchenwiki/index.php/Winthirkirche
- ↑ http://www.helmut-zenz.de/hzzbay.html
- ↑ http://www.saxonia.com/cgi-bin/dynfs.pl?Kuenstler_liste=/galerie/005587.htm
- ↑ http://archiv.station.zoznam.sk/station/clanok.asp?cid=1152806363149
- ↑ http://www.muzeum.sk/default.php?obj=pamiatka&ix=ma_mbe_snm
- ↑ http://www.zvab.com/displayBookDetails.do?itemId=14752375&b=1
- ↑ http://books.google.de/books?lr=&id=f8NPAAAAMAAJ&dq=Scherrer+Berndl&q=Berndl#search_anchor
- ↑ http://www.pfarrei-thundorf.de/kirche_thundorf.htm
- ↑ Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Band 22, Seite 121, Seemann 1928
- ↑ http://www.architekturarchiv-web.de/pinnau.htm
- ↑ http://www.barnick.de/bt/wer/index.htm
- ↑ http://www.kmkbuecholdt.de/historisches/personen/architekten_sche.htm
- ↑ http://www.archive.org/stream/diechristlicheku14geseuoft/diechristlicheku14geseuoft_djvu.txt
- ↑ http://www.deutscherwerkbund-nw.de/uploads/media/1912_Mitglieder.pdf
- ↑ http://www.bistum-augsburg.de/ba/dcms/sites/bistum/kunst/kirchenmusik/orgeln/orgelprospekte.html
- ↑ http://www.historische-daten.de/projekte/museum/nf011.htm
- ↑ http://www.artnet.de/artist/425675482/richard-berndl.html
- ↑ http://www.mvhs.de/3.1/mvhs.de/data/media/6022/hs06_sued.pdf
- ↑ http://mariahilf-muenchen.de/index.php?option=com_content&task=view&id=13&Itemid=60
- ↑ http://commons.wikimedia.org/wiki/S%C3%A3o_Paulo_(city)
- ↑ http://www.slavnevily.cz/vily/karlovarsky/vila-paula-albrechta-weinkauffa
- ↑ Die Christliche Kunst, Band 27, Seite 14, Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst, München 1930
- ↑ Die Christliche Kunst, Band 27, Seite 16, Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst, München 1930
- ↑ http://gastein-im-bild.info/geffranz.html
Literatur
- Hermann Alexander Müller, Hans Wolfgang Singer (Hrsg.): Allgemeines Künstlerlexikon. Band 6. Rütten & Loening, Frankfurt am Main 1922.
- GEWOFAG 2003, S. 26 (Oberleitung der Siedlung Neu-Ramersdorf, 1928)
- Max Joseph Gradl (Hrsg.): Moderne Bauformen. Monatshefte für Architektur. VI. Jahrgang, Verlag Julius Hoffmann, Stuttgart 1907.
- Die Kunst. Monatshefte für freie und angewandte Kunst. 18. Band. Angewandte Kunst der "Dekorativen Kunst", XI. Jahrgang. Verlag F. Bruckmann, München 1908.
- Lilo Fürst-Ramdohr: Freundschaften in der Weißen Rose. Verlag Geschichtswerkstatt Neuhausen, München 1995, ISBN 3-931231-00-3. (zur Biografie von Berndls Nachkommen)
- Günther Baumann: Um mich ist Heimat. Der alte Winthirfriedhof in Neuhausen - ein Stück Münchner Kulturgeschichte, Verlag Geschichtswerkstatt Neuhausen, München 2000, ISBN 3-931231-08-9
- Felix Billeter, Antje Günther, Steffen Krämer: Münchner Moderne: Kunst und Architektur der zwanziger Jahre; S. 71/72. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2002
- Heimatbuch Landkreis Neudek, Augsburg-Göggingen 1978
Weblinks
- Digitalisat: Moderne Bauformen 1907
- Digitalisat: Die Christliche Kunst, 8. Jahrgang, 1911/1912
- Digitalisat: Allgemeines Künstlerlexikon 1922
- Die Kunst, 1908
- Andrassy-Mausoleum, 1903
- Eintrag zu Berndl bei www.archthek.de (historisches Architektenverzeichnis von Ulrich Bücholdt)
- offizielle Personalliste der Akademie der Bildenden Künste München (PDF-Datei; 137 kB)
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