Saint-Georges-du-Vièvre

Saint-Georges-du-Vièvre
Saint-Georges-du-Vièvre
Wappen von Saint-Georges-du-Vièvre
Saint-Georges-du-Vièvre (Frankreich)
Saint-Georges-du-Vièvre
Region Haute-Normandie
Département Eure
Arrondissement Bernay
Kanton Saint-Georges-du-Vièvre
Gemeindeverband Communauté de communes du Vièvre-Lieuvin.
Koordinaten 49° 15′ N, 0° 35′ O49.2441666666670.58583333333334135Koordinaten: 49° 15′ N, 0° 35′ O
Höhe 135 m (94–188 m)
Fläche 10,19 km²
Einwohner 701 (1. Jan. 2008)
Bevölkerungsdichte 69 Einw./km²
Postleitzahl 27450
INSEE-Code
Website http://www.stgeorgesvievre.fr/

Rathaus

Saint-Georges-du-Vièvre ist eine französische Gemeinde mit 701 Einwohnern (Stand 1. Januar 2008) im Département Eure in der Region Haute-Normandie.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Saint-Georges-du-Vièvre liegt im Lieuvin am Berg Mont Rôti, der mit 194 Metern einer der höchsten Berge des Départements Eure ist. Die Gemeinde liegt 42 Kilometer südöstlich von Le Havre und 20 Kilometer nordöstlich von Lisieux, etwa in der Mitte zwischen Bernay, Pont-Audemer und Brionne. Ihre Nachbargemeinden sind Saint-Jean-de-la-Léqueraye im Südwesten, La Poterie-Mathieu im Nordwesten und Saint-Grégoire-du-Vièvre im Osten.[1] Das Gemeindegebiet umfasst 1019 Hektar. Der zur Gemeinde gehörende Weiler Le Mont-Roti liegt südwestlich des Ortskerns am Fuß des namensgebenden Berges. Der Bach La Croix Blanche (‚das weiße Kreuz‘) fließt durch das Gemeindegebiet.[2]

Saint-Georges-du-Vièvre ist einer Klimazone des Typs Cfb (nach Köppen und Geiger) zugeordnet: Warmgemäßigtes Regenklima (C), vollfeucht (f), wärmster Monat unter 22 °C, mindestens vier Monate über 10 °C (a). Es herrscht Seeklima mit gemäßigtem Sommer.[1]

Namensherkunft

Der ganze Name erscheint zum ersten Mal in einer latinisierten Version im Jahre 1164 als Sanctus Georgius de Wevra.

Der Ortsnamensteil Vièvre bezeichnete im Mittelalter einen großen Wald (foresta Guevra 1066), der im 11. Jahrhundert von Saint-Étienne-l’Allier (4 Kilometer nordwestlich von Saint-Georges-du-Vièvre) bis zur Risle reichte.

Der Heilige Georg hat der Legende nach einen Drachen der Art Wyvern getötet. Vouivre, das französische Wort für Wyvern soll der ursprüngliche Name des Waldes gewesen sein, in dem der Sage nach ein Wyvern hauste, der die kleinen Kinder der Umgegend fraß.

Der Name Vièvre (Guèvre auf Französisch) ist im Grunde vorlateinischer Ursprungs *webr und bezieht sich immer auf einen Wald.

Geschichte

Im 12. Jahrhundert verschenkte der Seigneur das Lehen Le Mont-Roti an die Abtei Le Bec. Die Seigneurie La Poterie-Mathieu war im Besitz von Ländereien in Saint-Georges-du-Vièvre und mehreren anderen Ortschaften. Saint-Georges-du-Vièvre selbst war Sitz der Lehen Le Manoir, La Graffonnière, Launay und Bonnemare. La Graffonière war im 16. Jahrhundert eine Burg, heute ist es ein Gehöft.[3] Das Lehen Launay war von 1482 bis 1812 im Besitz der Adelsfamilie Le Sens de Folleville.[4]

Denkmal zur Erinnerung an einen Maquisard

1793 erhielt Saint-Georges-du-Vièvre als Saint Georges im Zuge der Französischen Revolution (1789-1799) den Status einer Gemeinde und 1801 als Saint-Georges-du-Vievre das Recht auf kommunale Selbstverwaltung.[5]

Saint-Georges-du-Vièvre war im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) eines der Zentren des Maquis Surcouf, einer normannischen Untergrundbewegung. Fünf ihrer Mitglieder wurden in der Nacht von 8. zum 9. Juni 1944 von einer deutschen Patrouille überrascht und verhaftet, beziehungsweise erschossen. Die Verhafteten wurden nach Deutschland deportiert, wo sie umkamen. Der Berg Mont Rôti wurde von den Deutschen als Aussichtspunkt genutzt, da man von dort an klaren Tagen bis zur Seine und bis Le Havre sehen kann. Der Aussichtsturm der Deutschen wurde damals vom Maquis Surcouf zerstört.[6]

Bevölkerungsentwicklung
1793 1861 1911 1982 1999 2006
739 1162 760 556 640 674

Am meisten Einwohner hatte die Gemeinde 1861 (1162), dann sank die Einwohnerzahl bis 1982 (556).[5]

Politik

Die Gemeinde Saint-Georges-du-Vièvre ist Hauptort des nach ihr benannten Kantons und des Kommunalverbands Vièvre-Lieuvin (CCVL).[7]

Seit 1997 unterhält die Ortschaft eine Gemeindepartnerschaft mit Slimbridge in Gloucestershire (Vereinigtes Königreich).

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Saint-Georges-du-Vièvre ist mit einer Blume im Conseil national des villes et villages fleuris (Nationalrat der beblümten Städte und Dörfer) vertreten.[8] Die „Blumen“ werden im Zuge eines regionalen Wettbewerbs verliehen, wobei maximal drei Blumen erreicht werden können.

Gebäude

Die Kirche Saint-Georges

Die Kirche Saint-Georges ist dem Heiligen Georg geweiht. Der viereckige Chor stammt aus dem 13. Jahrhundert und ist höher, als das im 18. Jahrhundert neuerbaute Kirchenschiff. Die Westfassade stammt aus dem 16. Jahrhundert. An der Außenmauer sind Zeichen gegen Hexerei eingeritzt. Der Glockenturm stammt aus dem 12. Jahrhundert, er wurde aber im 19. Jahrhundert um eine Etage erweitert. Die Kirchenfenster zeigen den Heiligen Georg als Drachentöter. In der Kirche wurde bei Renovierungsarbeiten im Chor ein Brunnen entdeckt. Eine Statue aus dem 14. Jahrhundert auf einem Sockel aus dem 15. Jahrhundert stellt Maria mit dem Kinde dar. Besonders interessant sind Marias Schuhe, die als chaussures à la poulaine dargestellt sind.[9]

Das Schloss Château de Launay wurde im 16. Jahrhundert für die Familie Le Sens de Folleville gebaut. Aus jener Zeit sind die Stallungen und das achteckige Taubenhaus erhalten. Das heutige Hauptgebäude im Régencestil wurde um 1720 errichtet. Es besteht aus weißen Steinen und ist zwei Stockwerke hoch. Das Dach ist mit Schiefer gedeckt. Die Räume im Erdgeschoss sind mit Eichenholztäfelung im Rokokostil ausgekleidet, auf der Szenen aus Musik, Jagd und Garten dargestellt sind. Das Taubenhaus ist ein Fachwerkhaus, dessen Knaggen mit Fratzenköpfen dekoriert sind. Außer den Fratzenköpfen sind die Wappen von Isaac Le Sens und Jeanne de Pierrepont dargestellt, die im Jahr 1504 heirateten.[4] 1810 verkaufte Robert-François le Sens das Schloss mitsamt der Einrichtung, darunter die Familienportraits, an Pierre Naguet de Saint-Vulfran, dessen Erben das Schloss bis 1918 besaßen. Das Schloss befindet sich im Privatbesitz, der Besitzer ließ das Taubenhaus abbauen, in Caen restaurieren und wieder aufbauen.[10] Château de Launay ist kein seltener Name für ein Schloss in Frankreich, es gibt gleichnamige Schlösser in La Chapelle-Réanville und in Villiers-le-Mahieu (Schloss Launay).[11]

Grünflächen

Vorderseite des Château de Launay

Der Barockgarten und der kleine Park des Château de Launay wurden im 18. Jahrhundert eingerichtet. Der Park beherbergt unter anderem eine Hänge-Buche, die 1730 gepflanzt wurde und als älteste Hänge-Buche Frankreichs gilt.[11] Das Schloss und der Garten sind offiziell als historisches Denkmal sowie als Natur- und Kulturdenkmal eingestuft.[10][12]

Sport

Saint-Georges-du-Vièvre verfügt über ein Stadtbad, zwei Tennisplätze, eine öffentliche Boulebahn und eine Reitschule. Das Schwimmbad ist von Anfang Juli bis Ende August geöffnet und wird mit Solarstrom beheizt.

Am 6. Juli 2006 fand auf der 5. Etappe der Tour de France 2006 der zweite Sprint in Saint-Georges-du-Vièvre statt.[13]

Wirtschaft und Infrastruktur

Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert war Saint-Georges-du-Vièvre bekannt für die Herstellung von feinem Leinengewebe. Das Leinen wurde in Heimarbeit hergestellt und in einer offenen Markthalle verkauft. Als die ersten Textilfabriken im Tal der Risle entstanden, wurde die Heimarbeit eingestellt. Die Markthalle wurde 1930 abgerissen.

Inzwischen hat der Tourismus an Bedeutung gewonnen, es gibt ein Hotel mit Restaurant, einen Campingplatz, mehrere Landgasthöfe und Chambre d’hôtes.

Weblinks

 Commons: Saint-Georges-du-Vièvre – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Village de Saint-Georges-du-Vièvre. In: Annuaire-Mairie.fr. Abgerufen am 6. August 2010 (französisch).
  2. Fiche cours d’eau. Ruisseau de la Croix Blanche (H6210600). In: Service d’Administration Nationale des Données et des Référentiels sur l’Eau (Sandre). Office international de l’eau (OIEau), abgerufen am 5. November 2011 (französisch).
  3. Auguste Le Prévost; Léopold Delisle, Louis Paulin Passy (Hrsg.): Mémoires et notes de M. Auguste Le Prevost pour servir à l’histoire du département de l’Eure. 3, Auguste Herissey, Évreux 1869, S. 116f (in Archive.org, abgerufen am 10. August 2010). (Französisch)
  4. a b Franck Beaumont, Philippe Seydoux: Gentilhommières des pays de l’Eure. Editions de la Morande, Paris 1999, ISBN 978-2902091317, S. 262-265.
  5. a b Saint-Georges-du-Vièvre - notice communal. In: Cassini.ehess.fr. Abgerufen am 11. August 2010 (französisch).
  6. Saint-Georges du Vievre où il semblerait que la construction du premier édifi ce remonte au 6 novembre 1100. Office de Tourisme Vièvre Lieuvin, abgerufen am 14. August 2011 (französisch).
  7. Liste des structures intercommunales (EPCI). In: eure.pref.gouv.fr. Préfecture Eure, abgerufen am 14. August 2011 (französisch).
  8. Palmarès des villes et villages fleuris. Conseil National des Villes et Villages Fleuris, abgerufen am 14. August 2011 (französisch).
  9. Saint-Georges-du-Vièvre. In: Base Palissy. Ministère de la culture, abgerufen am 6. August 2010 (französisch).
  10. a b Saint-Georges-du-Vièvre. In: Base Mérimée. Ministère de la culture, abgerufen am 6. August 2010 (französisch).
  11. a b A. Blanchard, M. Delafenêtre, Lisa Pascual: Jardins en Normandie. Eure. Connaissance des Jardins, Caen 2001, ISBN 2912454077, S. 99f. (Französisch)
  12. Liste der Gemeinden von Eure. In: eure.pref.gouv.fr. Préfecture Eure, abgerufen am 14. August 2011 (französisch).
  13. Itinéraires horaires. In: www.letour.fr/. Amaury Sport Organisation, 2006, abgerufen am 6. August 2010 (französisch).

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