- Santianes de Pravia
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Die Kirche Santianes de Pravia ist die älteste noch erhaltene präromanische Kirche des ehemaligen asturischen Königreiches. Sie liegt in dem Weiler Santianes, ungefähr 45 km von Oviedo entfernt, der Hauptstadt der autonomen spanischen Region Asturien, und gehört zur Gemeinde Pravia.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die sowohl dem Apostel als auch dem Evangelisten Johannes geweihte Kirche wurde unter dem asturischen König Silo (774−783) errichtet. Wie die Crónica Albeldense berichtet, verlegte er seinen Hof von Cangas de Onís nach Pravia, dem römischen Flavium Avia, einem Kreuzungspunkt von Römerstraßen. Die dort erbaute Kirche sollte für das christlich gebliebene Spanien eine ähnliche Bedeutung haben wie der wenige Jahre später entstandene erste Bau der Großen Moschee von Córdoba für das maurische Spanien.
Architektur
Santianes de Pravia ist eine dreischiffige, holzgedeckte Pfeilerbasilika. Hauptschiff und Seitenschiffe werden durch aus Ziegel errichteten Rundbogenarkaden getrennt, die auf quadratischen Pfeilern mit Kämpferkapitellen ruhen. Das Langhaus besitzt nur zwei Joche. Mit dem sich anschließenden, dreigeteilten Querhaus bildet es ein Quadrat. Im Osten öffnet sich eine halbkreisförmige Apsis. Sowohl die Anlage als Einzelapsis als auch ihre halbrunde Form ist ungewöhnlich und weicht von den rechtwinkligen Dreierapsiden der anderen präromanischen Kirchen Asturiens ab. Auf der Westseite befindet sich eine quadratische Eingangsvorhalle. Die Wände bestehen aus roh behauenen, in Mörtel gebetteten Steinen. Im Inneren haben sich auf dem Putz noch Reste der ursprünglichen Ausmalung erhalten.
Fenster
An der Südfassade ist ein Fenster in Form eines Schlüsselloches erhalten, das in das 10. Jahrhundert datiert und mozarabischem Einfluss zugeschrieben wird. Dabei ist ein eng geschlossener Hufeisenbogen in eine weiße Kalksteinplatte eingeschnitten, die auf zwei Pfeilern aufliegt. Ein ähnlich gestaltetes Zwillingsfenster ist an einer Wand im nördlichen Seitenschiff angebracht.
Ausstattung
Bei Renovierungsarbeiten 1894 entdeckte man in der Stirnwand der Apsis den aus der Entstehungszeit der Kirche stammenden Altar mit Mensa und Stipes und Fragmente der Chorschranken (canceles). Vor Ort sind Kopien zu sehen. Erhalten ist ein Kalksteinfragment mit Stifterinschrift, die als Kreuzwortlabyrinth gestaltet ist und die aus den Worten besteht: Silo Princeps Fecit (König Silo hat es gemacht). Im Lapidarium der Sakristei werden weitere Fragmente mit Gründungsinschriften aufbewahrt. Auf den Fragmenten eines dreibogigen Fenstersturzes fand sich eine Inschrift mit dem Hinweis auf die Johannesweihe der Kirche, deren Übersetzung lautet: Zu Ehren des Apostels und Evangelisten Johannes ist dieses Haus erbaut worden.
Taufbecken
Im südlichen Seitenschiff wurde im opus signinum-Boden eine Taufpiscina mit Abfluss entdeckt. Sie ist mit den Seitenlängen 56,5 cm und 61,5 cm fast quadratisch und hat eine Tiefe von 26,5 cm. Bei der Taufzeremonie stand der Täufling in der Vertiefung und wurde mit Wasser übergossen.
Weblinks
Literatur
- Achim Arbeiter/Sabine Noack-Haley: Christliche Denkmäler des frühen Mittelalters vom 8. bis ins 11. Jahrhundert, Mainz 1999, S. 99−110, ISBN 3-8053-2312-3
- Lorenzo Arias Páramo: Guía del Arte Prerrománico Asturiano, Gijón 2. Auflage 1999, S. 13−14 ISBN 84-95178-20-6
- Jaime Cobreros: Guía del Prerrománico en España, Madrid 2006, S. 113−114, ISBN 84-9776-215-0
- Jacques Fontaine: L'Art Préroman Hispanique, Bd. 1, La Pierre-qui-Vire (Zodiaque) 2. Auflage 1973, S. 262−267
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