Schilino

Schilino
Siedlung
Schilino / Szillen
Жилино
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Neman
Frühere Namen Szillen, Schillen (bis 1947)
Siedlung seit 1947
Bevölkerung 1014 Einwohner
(Stand: 2010)
Zeitzone UTC+3
Telefonvorwahl (+7) 40162
Postleitzahl 238725
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 221 804 001
Geographische Lage
Koordinaten 54° 54′ N, 21° 56′ O54.90666666666721.925Koordinaten: 54° 54′ 24″ N, 21° 55′ 30″ O
Schilino (Russland)
Red pog.svg
Lage in Russland
Schilino (Oblast Kaliningrad)
Red pog.svg
Oblast Kaliningrad

Schilino (russisch Жилино; deutsch Szillen, ab 1936 Schillen, litauisch Žiliai) ist eine Siedlung im Rajon Neman in der russischen Oblast Kaliningrad etwa 15 km südwestlich von Neman. Schilino ist Sitz der Landgemeinde Schilinskoje selskoje posselenije.

Inhaltsverzeichnis

Verkehr

Im Ort kreuzen sich mehrere Landstraßen, die Schilino vor 1945 zu einem Zentrum im Gebiet zwischen Tilsit (Sowetsk) und Insterburg (Tschernjachowsk) machten. Der Ort liegt an der Eisenbahnstrecke von Tschernjachowsk nach Sowetsk. Nordwestlich befindet sich ein kleiner Flugplatz.

Geschichte

Der Name Szillen (Schillen) ist von ßilas (litauisch = Heide) abgeleitet und bedeutet soviel wie Heideort. Die ersten Siedler kamen wohl im 16. Jahrhundert als Zinsbauern. Ab dem 17. Jahrhundert durfte dort auch Eigentum erworben werden. Im Jahr 1629 wurde das Kirchspiel Szillen errichtet. Im Jahr 1732 zogen protestantische Glaubensflüchtlinge aus dem Salzburger Land zu. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert wurden die Chausseen und die Eisenbahnlinie gebaut. 1895 wurde eine Freiwillige Feuerwehr gegründet. In den Jahren 1910/11 wurde Szillen an das Stromnetz angeschlossen. Angesichts der sich nähernden Front im Zweiten Weltkrieg wurde Schillen im Oktober 1944 evakuiert.

Im März 1946 wurde in Szillen zur Versorgung der in Tilsit stationierten sowjetischen 28. Mechanisierten Schützendivision die Militär-Sowchose Nr. 20 eingerichtet. Auf ihr hatten vor allem Deutsche aus Schillen und Umgebung zu arbeiten, die dort verblieben waren, denen die Flucht nicht gelungen war oder die dorthin zurückgekehrt waren. Im Sommer 1947 wurde daraus die [Zivil-)Sowchose Nr. 134. Es wurden nun auch Umsiedler aus der Sowjetunion aufgenommen. Szillen wurde in Schilino umbenannt und Hauptort eines Dorfsowjets. Im Oktober 1948 wurden die Deutschen per Lastwagen oder Schlitten nach Kaliningrad und von dort in Güterwaggons in die Sowjetische Besatzungszone abtransportiert.

Die Kirchen zu Szillen

Zur Gründung des Kirchspiels wurde in Szillen eine Kirche aus Holz errichtet. Diese brannte nach neun Jahren infolge eines Blitzschlages nieder. Eine zweite Kirche, aus Fachwerk errichtet, brach im Jahr 1698 zusammen, angeblich während eines Festtags-Gottesdienstes, wobei es auch Opfer gegeben haben soll. Im Jahr 1701 wurde eine neue Kirche fertiggestellt, diesmal aus Feldsteinen und Ziegelecken, mit einem 44 Meter hohen Turm. Zur Einweihung war auch der soeben in Königsberg gekrönte preußische König Friedrich I. erschienen. Diese Kirche wurde im Januar 1818 durch einen Orkan bis auf den Altarraum zerstört, bis 1827 aber wieder aufgebaut. 1924 wurde vor der Kirche ein Kriegerdenkmal zur Erinnerung an die Opfer des Ersten Weltkrieges errichtet. Nach 1945 wurde die Kirche als Getreidespeicher benutzt. Der Turmhelm wurde 1965 abgetragen. 1983 brannte das Gebäude aus und das Dach stürzte ein.

Haus Schillen

Das sich in Schilino befindliche ehemalige Wohnhaus des ehemaligen Gutes Erzberger wurde durch das Engagement der Kreisgemeinschaft Tilsit-Ragnit vor dem Verfall bewahrt und ist heute als Haus Schillen bekannt.

Landgemeinde Schilino

Seit der Verwaltungsreform in der Oblast Kaliningrad 2008/09 ist Schilino namensgebender Ort und Verwaltungssitz der Landgemeinde Schilinskoje selskoje posselenije. Die Gemeinde umfasst 18 Siedlungen.

russischer Name Einwohner
2010[1]
deutscher Name
Барсуковка (Barsukowka) 65 Bartukeiten
1938–45 Bartenhöh
Бобры (Bobry) 55 Babillen[2]
1938–45 Billen
Ватутино (Watutino) 42 Gaidszen[2]
1936–38 Gaidschen
1938–45 Drosselbruch
Говорово (Goworowo) 48 Blausden[2]
1938–45 Blauden
Думиничи (Duminitschi) 68 Giggam[2]
1938–45 Girren
Жилино (Schilino) 1014 Szillen
1936–45 Schillen
Загорское (Sagorskoje) 40 Sommerau
Зайцево (Saizewo) 33 Seikwethen
1938–45 Ulmental
Канаш (Kanasch) 529 Jurgaitschen
1938–45 Königskirch
Лукьяново (Lukjanowo) 30 Lenkonischken
1938–45 Großschenkendorf
Новоколхозное (Nowo-Kolchosnoje) 592 Neu Argeningken
1938–45 Argenbrück
Обручево (Obrutschewo) 46 I. Groß Wingsnupönen[2]
1938–45 Großwingen
II. Kellmienen
1938–45 Kellen
III. Försterei Lappienen
Пелевино (Pelewino) 12 Laukandten[2]
1938–45 Waldeneck
Пушкино (Puschkino) 82 Bruiszen[2]
1936–38 Bruischen
1938–45 Lindenbruch
Рудаково (Rudakowo) 111 Ruddecken
Становое (Stanowoje) 3 Norwilkischken[2]
1938–45 Argenflur
Фадеево (Fadejewo) 42 Neuhof-Hohenberg[2]
Шепетовка (Schepetowka) 186 Schillkojen
1938–45 Auerfließ

Weblinks

Fußnoten

  1. Pasport auf neman.gov39.ru
  2. a b c d e f g h i Wurde umbenannt durch die Verordnung 745/3 des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte des Gebiets Kaliningrad" vom 5. Juli 1950

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