- Seeschlachten von Barfleur und La Hougue
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Seeschlachten von Barfleur und La Hougue (1692) Teil von: Pfälzischer Erbfolgekrieg
Die Schlacht von Barfleur, 29 Mai 1692, gemalt von Ludolf Bakhuizen. Das Bild zeigt die aus Dreideckern bestehenden Flaggschiffen der beteiligten drei Flotten.Datum 29. Mai 1692–4. Juni 1692 Ort Halbinsel Cotentin Ausgang Barfleur: taktisch unentschieden, britisch-niederländischer strategischer Sieg
Cherbourg, La Hogue: britisch-niederländischer Sieg
Konfliktparteien Königreich England, Vereinigte Niederlande Frankreich Befehlshaber Edward Russell Anne Hilarion de Tourville Truppenstärke über 120 Schiffe, davon 82 Linienschiffe 70 bis 80 Schiffe, davon 44 Linienschiffe Verluste Barfleur: 2.000 Tote, 3.000 Verwundete
Cherbourg: geringfügige Verluste
La Hogue: geringfügige Verluste[1]Barfleur: 1.700 Tote und Verwundete
Cherbourg: 3 Schiffe
La Hogue: 12 Schiffe[1]Schlachten im Pfälzischen Erbfolgekrieg
1688–1697Belagerung von Philippsburg – Walcourt – Bantry Bay – Mainz – Bonn – Fleurus – Beachy Head – Boyne – Cuneo – Staffarda – Mons – Leuze – Aughrim – Barfleur/La Hougue – Namur 1 – Steenkerke – Lagos – Neerwinden – La Marsaglia – Charleroi – Toroella – Camaret – Gerona – Dixmuyen – Namur 2 – Brüssel – Ath – Barcelona
Die Seeschlachten von Barfleur und La Hougue waren kurz aufeinander folgende Schlachten des Pfälzischen Erbfolgekriegs zwischen den verbündeten Flotten des Königreichs England und der Vereinigten Niederlande einerseits und Frankreichs andererseits zwischen dem 19. Maijul./ 29. Mai 1692greg. und dem 25. Maijul./ 4. Juni 1692greg.. Das erste Gefecht fand in der Nähe von Barfleur statt; weitere Gefechte folgten bei Cherbourg und bei Saint-Vaast-la-Hougue auf der Halbinsel Cotentin, Normandie, Frankreich. Es handelt sich um die entscheidende Seeschlacht des Pfälzischen Erbfolgekriegs.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Ludwig XIV. und sein Marinesekretär, Graf Louis Phélypeaux de Pontchartrain (1643-1727), planten eine Invasion Englands, um dem abgesetzten König Jakob II. wieder zum britischen Thron zu verhelfen. Die Invasion sollte im April 1692 stattfinden, bevor die englische und niederländische Flotte in See gestochen und sich vereinigt hatten. Truppen wurden in Saint-Vaast-la-Hougue zusammengezogen, und Kavallerie und Artillerie wurde in Le Havre eingeschifft. Admiral Tourville sollte mit der französischen Flotte von Brest aus eintreffen und die Transportschiffe während der Überfahrt nach England beschützen, die englische Flotte besiegen und die Invasionsarmee in England an Land bringen.
Die französische Flotte war jedoch nicht in der Lage, sich rechtzeitig zu sammeln, da das Geschwader aus Toulon unter dem Kommando von d’Estrées durch einen Sturm in der Straße von Gibraltar zurückgeworfen wurde und dabei zwei Schiffe verlor. Das Geschwader aus Rochefort war verspätet. Dem Geschwader in Brest fehlten ausreichende Mannschaften, und Tourville musste deshalb 20 Schiffe unter dem Befehl von Chateau-Renault zurücklassen. Ungünstige Winde führten zu einer weiteren Verzögerung bis zum 12. Mai.
Tourville erreichte den Ärmelkanal mit 37 Linienschiffen und Begleitschiffen. Am 25. Mai stieß Villette mit dem Geschwader aus Rochefort, 7 Linienschiffen und Begleitschiffen, dazu. Die Gesamtstärke betrug jetzt 44 Linienschiffe; zusammen mit den Begleitschiffen waren es insgesamt zwischen 70 und 80 Schiffe.
Inzwischen sammelte sich die alliierte Flotte in St. Helens auf der Isle of Wight. Delaval erreichte St. Helens am 18. Mai; am nächsten Tag traf Carter ein, der im westlichen Ärmelkanal gewesen war, wo er einen Konvoi geleitete und Truppen nach Guernsey brachte. Die Niederländer hatten im April von Texel aus eine Flotte unter Almonde entsandt, die sich auf dem Weg nach Süden befand. Ashby stach am 7. Mai aus der Nore in See. Russell verspätete sich bis zum 9. Mai. Er traf Almonde und eine weitere niederländische Flottille bei Dungeness. Am 24. Mai standen Russell mehr als 80 Linienschiffe und zusätzliche Begleitschiffe zur Verfügung. Damit war zu diesem Zeitpunkt die französische Strategie bereits gescheitert, mit konzentrierten Kräften gegen einen zerstreuten Gegner vorzugehen.
Ludwig XIV. hatte Tourville befohlen, den Kampf unabhängig vom Kräfteverhältnis zu suchen («fort au faible»), was dieser auch tat.
Die Schlacht von Barfleur
Die Flotten sichteten einander am 29. Mai bei Tagesanbruch vor Kap Barfleur. Tourville hielt eine Besprechung mit seinen Offizieren, deren Ergebnis war, dass ein Gefecht nicht ratsam erschien. Tourville fühlte sich jedoch an den strikten Befehl des Königs gebunden, den Kampf zu suchen. Bei einer leichten Brise aus Südwest kamen sich die Flotten langsam näher, Russell von Nordwesten, Tourville von Süden. Beide Flotten waren in drei Geschwader und diese wiederum jeweils in drei Flottillen aufgeteilt, die von jeweils einem Flaggoffizier kommandiert wurden.
Wegen des schwachen Winds dauerte es fünf Stunden von der ersten Sichtung bis zum Beginn der Schlacht. Tourville hatte sein Zentrum, das Weiße Geschwader unter seinem eigenen Befehl, verstärkt, um Russells Rotes Geschwader mit annähernd gleicher Stärke angreifen zu können. Außerdem versuchte er, sein Risiko zu vermindern, indem er seine Vorhut auseinanderzog, um zu verhindern, dass sie ausmanöveriert und geschlagen werden konnte. Die Nachhut wurde zurückgehalten, um die Luvseite zu halten.
Russell ließ das Feuer so lange wie möglich zurückhalten, um erst aus geringer Distanz auf den Gegner zu feuern. Almonde, der Befehlshaber der alliierten Vorhut, ließ seine Schiffe ebenfalls auseinanderziehen, um sich der französischen Formation anzupassen. Ashby, der mit der Nachhut etwas entfernt stand, versuchte, sich zu nähern und das Blaue Geschwader in den Kampf zu führen. Ab 11:00 Uhr beschossen sich die beiden Flotten für die nächsten Stunden und verursachten beachtliche Schäden. Die Schlacht zog sich bis in die Nacht hin. Um 13:00 Uhr gelang es Shovell, nachdem sich die Windrichtung geändert hatte, die französische Linie zu durchbrechen, und die Niederländer begannen, die französische Vorhut einzukreisen. Um 16:00 Uhr setzte Windstille ein. Um 18:00 Uhr konnte Tourville die Tide nutzen, um eine Ruhepause zu erhalten. Um 20:00 Uhr nutzte Shovell die Tide für einen Angriff mit Brandern.
Gegen 22:00 Uhr war die Schlacht vorüber. Obwohl die meisten Schiffe auf beiden Seiten zum Teil schwer beschädigt waren, war kein Schiff verloren gegangen. Tourville nutzte die einsetzende Ebbe, um sich aus dem Gefecht zurückzuziehen. Russell verfolgte ihn in der Nacht.
Nachspiel
Am 30. Mai wurde der französische Rückzug durch Wind, Tide und die Tatsache behindert, dass das französische Marineministerium die Schiffe aus Kostengründen mit Ankern ausgerüstet hatte, die zu schwach waren, um den starken Gezeiten in der Region zu widerstehen. Zudem war der Hafen in Cherbourg nicht durch eine Festung geschützt.
Am Morgen des 30. Mai war die französische Flotte in kleinen Gruppen über ein weites Gebiet zerstreut. Gabaret und Langeron standen mit vier weiteren Schiffen im Norden. Sie fuhren später am Tag an der englischen Küste vorbei in den Atlantik und erreichten später den Hafen von Brest. Im Süden befand sich Nesmond mit sechs Schiffen. Er fuhr nach Südwesten auf die Küste der Normandie zu. Zwei seiner Schiffe mussten in St. Vaast-la-Hougue auf Grund gesetzt werden, zwei weitere erreichten Le Havre, wo die L'Entendu am Hafeneingang verloren ging. Mit den verbliebenen Schiffen Monarque und Aimable passierte er die Straße von Dover, umrundete Großbritannien und erreichte schließlich Brest.
Die Hauptgruppe befand sich in drei Gruppen auf westlichem Kurs. Villette war mit 15 Schiffen an der Spitze, gefolgt von d'Amfreville mit 12 und Tourville, der mit sieben Schiffen die Nachhut bildete. Während des Tages konnten sich die Einheiten sammeln, aber Tourville war durch die Versuche, sein Flaggschiff zu retten, aufgehalten worden. Später am Tag verlegte er seine Flagge von der Soleil-Royal, die in einem schlimmen Zustand war, auf die L'Ambitieux, das Flaggschiff von Mursay.
Almonde verfolgte mit der niederländische Flotte und einer Anzahl englischer Schiffe die französische Flotte. Viele Schiffe, besonders die des englischen Roten Geschwaders, waren durch Schäden verlangsamt und fielen zurück. Ashby konnte bis zum Ende des Tages zu den Franzosen aufschließen. Russell musste drei Schiffe zur Reparatur aus seinem Verband entlassen. Diese sichteten später Gabarets Gruppe, aber es kam zu keinen Kampfhandlungen. Shovell transferierte sein Kommando auf die Kent, da sein Flaggschiff, die Royal William, beschädigt war. Die Schäden an der Britannia, Russells Flaggschiff, verursachten eine Verspätung seines Geschwaders.
Am 31. Mai ankerte die französische Flotte gegen die Gezeiten vor Kap de la Hague. Das Kontingent unter Pannetier, 21 Linienschiffe, hatte das Kap umrundet und hielt auf Alderney zu, während die verbliebenen Einheiten, 13 Linienschiffe unter Tourville und anderen Flaggoffizieren, sich östlich davon befanden. Als sich das Wetter änderte, hielten die Anker der Schiffe nicht mehr stand, die Schiffe konnten ihre Position wegen Gezeiten und Wind nicht mehr halten und mussten aufgegeben werden. Die drei am stärksten beschädigten Schiffe mussten vor Cherbourg auf den Strand gesetzt werden, die restlichen zehn Schiffe erreichten Saint-Vaast-la-Hougue, wo sie zusammen mit den beiden Einheiten Nesmonds, die schon dort waren, ebenfalls auf Strand gesetzt wurden. Russell setzte mit seinen und einigen Einheiten Ashbys die Verfolgung fort, während Ashby zusammen mit Almonde Pannetiers Gruppe beschattete.
Pannetier konnte durch eine riskante Passage bei Alderney entkommen, da Almonde und Ashby ihm nicht folgten; Carter, ihr einziger Offizier, der die Gewässer kannte, war seinen Verletzungen erlegen. Später wurden sie dafür von Russell kritisiert. Almonde versuchte, Pannetier noch durch einen Kurs westlich Alderney zu erreichen, aber dessen Vorsprung war zu groß und Almonde brach die Verfolgung ab. Pannetier erreiche später Saint-Malo, während Almonde und Ashby sich nach Osten wandten, um Russell bei La Hougue zu treffen.
Die Soleil Royal, die Admirable und die Triomphant, die bei Cherbourg auf den Strand gesetzt worden waren, wurden am 3. Juni von Delaval zerstört, der sie mit Beibooten und Brandern angriff.
Unterdessen hatte sich Russell den verbliebenen Schiffen zugewandt, die in La Hougue von Landstreitkräften und einer Batterie geschützt wurden. Am 3. und 4. Juni griffen Rooke und Danby mit Beibooten an. Zu diesem Zeitpunkt waren die französischen Besatzungen erschöpft und entmutigt. Die Alliierten setzten erfolgreich Landungstruppen und Brander ein, die alle zwölf Linienschiffe niederbrannten. Dieser Kampf wurde in England als Schlacht von La Hogue gefeiert.
Folgen
Die Niederlage der französischen Flotte beendete die Invasionspläne. Der alliierte Sieg wurde in England mit einer Flottenparade gefeiert. Nach der Schlacht versuchten die Franzosen nicht mehr, die Seeherrschaft zu erringen, sondern verfolgten eine kontinentale Strategie. Auf See beschränkten sie sich auf den Handelskrieg.
Die Schlacht wird auf beiden Seiten des Ärmelkanals unterschiedlich rezipiert. Die Briten betrachten die Schlacht als ein einzelnes Ereignis über sechs Tage, das oft als „Schlacht von La Hogue“ bezeichnet wird. Die Franzosen sehen die unterschiedlichen Gefechte als verschiedene Schlachten von Barfleur, Cherbourg und La Hougue. Neutrale Beobachter wie der amerikanische Admiral Mahan[2] und Pemsel[3] sahen die Schlacht als Gesamtheit, da Seegefechte über mehrere Tage zu dieser Zeit nicht ungewöhnlich waren. Die Bezeichnung Schlacht von Barfleur and La Hogue stellt einen Kompromiss dar.
Beide Seiten beurteilen das Ergebnis unterschiedlich. Die Briten sprechen von einem Sieg, die Franzosen, die La Hougue und Cherbourg ausklammern, beanspruchen Barfleur als Sieg.
Die britische Betrachtungsweise eines großen Sieges ist zwar plausibel, aber nicht korrekt. Schon zu Mahans Zeit wurde der Sieg als weniger wichtig betrachtet.[2] Die französischen Invasionspläne wurden durchkreuzt, aber die Schlacht war nicht der entscheidende Schlag gegen die französische Marine. Die französischen Verluste konnten schnell ausgeglichen werden, und schon im folgenden Jahr konnte Tourville den Alliierten vor Lagos eine Niederlage beibringen.[4] Die Umorientierung der Franzosen zu einem Handelskrieg war mehr eine Frage der Politik als der militärischen Notwendigkeit.
Die französische Sichtweise eines Sieges bei Barfleur ist ebenfalls nicht korrekt. Die Gefechte bei Cherbourg und La Hougue können nur als Niederlagen gesehen werden, aber auch Barfleur war kein Sieg. Das strategische Ziel, die Flotte zu konzentrieren und die Kontrolle über den Ärmelkanal zu gewinnen, bevor sich die alliierte Flotte gesammelt hatte, war schon am 24. Mai gescheitert, und die Möglichkeit einer Invasion war damit schon vor der Schlacht vertan. Taktisch machte Tourville das beste aus einer schwierigen Situation. Er nutzte die Gezeiten geschickt aus, um seine Flotte zurückzuziehen, und später, um zu entkommen. Da auf beiden Seiten bei Barfleur keine Schiffe verloren gingen, kann man den Ausgang der Schlacht bestenfalls als unentschieden betrachten.
Trotzdem haben die Historiker die Fähigkeiten der Franzosen generell anerkannt.[3][5] Die Franzosen sind stolz auf die Schlacht von Barfleur.[1]
Beteiligte Einheiten
- England: 56 Linienschiffe
- Niederlande: 26 Linienschiffe
- Frankreich: 44 Linienschiffe
Weiße Flottille (Almonde) (Niederlande) Kanonen Verbleib Blauweiße Flottille (d'Amfreville) (Frankreich) Kanonen Verbleib Noordholland 68 Bourbon 68 bei La Hougue verbrannt Zeelandia 90 Monarque 90 Ter Goes 54 Aimable 70 Gelderland 64 Saint-Louis 64 bei La Hougue verbrannt Veere 62 Diamant 60 Conink William 92 … Eerste Edele 74 … Medenblick 50 … Brandenburg 92 … Westvriesland 88 Gaillard 68 bei La Hougue verbrannt Zeeland 64 Terrible 80 bei La Hougue verbrannt Ripperda 50 Merveilleux 90 bei La Hougue verbrannt Slot Muyden 72 Tonnant 80 bei La Hougue verbrannt Prins 92 Saint-Michel 60 Elswoud 72 Sans Pareil (Vermandois?) 62 Schaterschoeff 50 … Leyden 64 … Princes 92 … Amsterdam 64 Sérieux 64 Stad es Land 50 Foudroyant 84 bei La Hougue verbrannt Veluw 64 Brillant 62 Castel Medenblick 86 … Ridderschap 72 … Maegt van Doort 64 … Captaen Generael 84 … De Zeven Provinciën 76 … Rote Flottille (Russell) (Englisch) Kanonen Verbleib Weiße Flottille (Tourville) (Frankreich) Kanonen Verbleib St Michael 90 Fort 60 bei La Hougue verbrannt Bearbeiten] Einzelnachweise - ↑ a b c Castex, Seite 43
- ↑ a b Mahan
- ↑ a b Pemsel Seite 59
- ↑ Aubrey Seiten 156-160
- ↑ Aubrey, Seite 104
Literatur
- Aubrey P: The Defeat of James Stuart's Armada 1692. 1979, ISBN 0-7185-1168-9.
- Jenkins, E.H.: A History of the French Navy. 1973.
- Nicholas Rodger: The Command of The Ocean. 2004, ISBN 0-7139-9411-8.
- A.T.Mahan: The Influence of Sea-Power upon History 1660–1805. 1890, abridged 1980, ISBN 0-600-34162-3.
- Pemsel, Helmut: Atlas of Naval Warfare. 1977, trans 1979, ISBN 0-85368-351-4.
- Log of capt. Robt. Robinson, Cmdr of ye Ship Monmouth, The National Archives ADM 51/4264, (1692).
Weblinks
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