Schloss Hohenstein (Oberfranken)

Schloss Hohenstein (Oberfranken)
Hohenstein: Südwestseite, Lichtensteinbau, Bergfried und Torhaus

Das 1306 erstmals als Burg erwähnte Schloss Hohenstein liegt auf einem bewaldeten Sandstein-Felsrücken im Ortsteil Hohenstein der Gemeinde Ahorn, sechs Kilometer südwestlich von Coburg im bayrischen Oberfranken (Deutschland).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Burg Hohenstein

Das heutige Schloss Hohenstein wurde 1306 erstmals urkundlich als Castum Hohenstein in dem Grabfelde, also als Burg erwähnt. Als Besitzerin war die Gräfin Jutta von Henneberg eingetragen. In den folgenden 150 Jahren wechselte die Gipfelburg mehrmals den Besitzer bis zu Herzog Wilhelm von Sachsen, der die Burghut zu dem Hohen Steyn den Brüdern Hans und Thomas von Lichtenstein zu Lehen gab. 1466 verwüsteten die bambergischen Vasallen Kunz von Aufseß und Kunz von Streitberg, deren Stammschlösser in der Fränkischen Schweiz lagen, die Burg. Beide Ritter und ihr ebenfalls beteiligter Bruder Kunz Ochs wurden bald darauf durch das Coburger Ratsgericht verurteilt, den angerichteten Schaden zu ersetzen und 4000 Gulden wegen Landfriedensbruchs an die Coburger Herrschaft zu zahlen. 1525 fielen aufständische Bauern aus den Horden des Thomas Münzer ein, die die mittelalterliche Burg bis auf die Grundmauern niederbrannten. Ein Teil des quadratischen Turmes der südlichen Vorburg war als Ruine neben der Schlosskapelle erhalten.

Treppenaufgang durch den Schlosspark
Innenhof mit dem Nordflügel

Schloss Hohenstein

Die unbewohnbaren Burgreste, noch immer im Lehen derer von Lichtenstein, wurden erst 1573 von Michael von Lichtenstein als Schloss im Stil der Renaissance umgebaut, wie eine Inschrift am so genannten Lichtensteinbau bezeugt. In dieser Zeit entstand auch das hohe Torhaus. Der runde Turm, an den sich das Torhaus schmiegt, ist sechs Jahre älter und bietet von seiner Zinnenkrone Ausblicke auf die umliegenden Schlösser Banz und Callenberg, die Basilika Vierzehnheiligen, die Veste Heldburg und die Altenburg bei Bamberg.

Kurz vor Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde das Schloss 1648 von „schwedischen Völkern“ geplündert und fünf Jahre danach an Christof von Thüna, Amtmann zu Schauenstein (Brandenburg), verkauft. Thüna vermachte das Anwesen seinen fünf Töchtern zu gleichen Teilen. Die jüngste Erbin heiratete Johann Helmhard Auer von Herrenkirchen, der seine Schwägerinnen auszahlte und so das Schloss über drei Generationen in der Familie halten konnte. 1741 erwarb der Kammerjunker Adam von Schauroth aus Ansbach das Anwesen für 65.000 fränkische Gulden und 200 Dukaten Gönnegeld für laufende Nutzung und veräußerte es 18 Jahre später an den braunschweigischen Generalleutnant Philipp Ernst Freiherr von Imhof (Schreibweise auf einigen Gedenksteinen auch Imhoff). Der neue Besitzer ließ das Schloss nach seinen eigenen Vorstellungen umbauen und den Schlossgarten zunächst im Stil des Rokoko anlegen, den seine Nachfahren zu einem romantischen Park ausbauten. Nach dem Ersten Weltkrieg verlor die Familie von Imhoff durch die Reichsverfassung von 1921 ihren Besitz; er wurde freieigen, also Reichseigentum. Im Dritten Reich wurde das Schloss ab 1941 zunächst von der Reichspost als Posterholungsheim genutzt und nach dem Zweiten Weltkrieg von der Deutschen Bundespost an die Caritas verpachtet, die ein Seniorenheim einrichtete. 1976 verkaufte die Post das Anwesen an den Münchener Unternehmer Oskar Hacker, der das Schloss zwischen 1987 und 1993 restaurieren ließ, um es als Gästehaus mit Weinstube und Restaurant zu eröffnen. 1996 verpachtete Hacker sein Schloss an die Hotelbetriebsgesellschaft Kötterl & Wandt, die es als Schlosshotel mit gehobener Gastronomie weiterführt.

Gemeinde Hohenstein

Die Gemeinde Hohenstein wurde am 20. Juni 1898 in die Gemeinde Schafhof eingegliedert.[1]

Schlosskapelle

Schlosskapelle

Innerhalb der ursprünglichen mittelalterlichen Burganlage ließ in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wahrscheinlich Christof Freiherr von Thüna, dessen Ehewappen über dem Portal angebracht ist, die Schlosskapelle errichten. Der rechteckig angelegte Bau, dessen Dach ein Dachreiter mit doppeltem Glockenstuhl ziert, schließt nach Süden hin mit dem Altarraum dreiseitig ab. Über dem durchgehenden Innenraum der Kapelle mit seiner schlichten Holzdecke erhebt sich im Norden eine einfache und im Osten eine doppelte Empore. Auf das Jahr 1688 datiert ist die Kanzel mit ihrem prächtigen, aus Holz geschnitzten Schalldeckel. Ein Grabmal des Johann Helmhard Auer von Herrenkirchen († 1718) befindet sich hinter dem Altar. Reich gestaltet ist das Epitaph des Philipp Ernst von Imhof († 1768) an der Westwand des Kirchenraums.

1749 bis 1751 wirkte der fränkische Kirchenmusiker Johann Heinrich Zang als Organist auf Schloss Hohenstein. Die von ihm bespielte Orgel aus dem Jahr 1709 ist auf der Orgelempore oberhalb des schlichten Altars nur noch in Bruchstücken erhalten.

Parkanlage

Monopteros im Schlosspark

Der Park, den die Familie von Imhof in einem Zeitraum von mehr als 150 Jahren rund um Schloss Hohenstein anlegen ließ, spiegelt im Grundsatz die Prinzipien des spätromantischen Englischen Gartens wider, allerdings durchsetzt von Elementen aus der Familiengeschichte derer von Imhof und ihrer Verehrung der Reichsgeschichte. Hierdurch unterscheidet sich der Schlosspark von Hohenstein stark von den anderen bekannten Landschaftsgärten im Coburger, Bayreuther und Bamberger Raum.

Um die durch die romantische Gartenkunst geforderten Ausblicke und Sichtachsen verwirklichen zu können, ließ man kleinere Bauernanwesen abreißen und den dichten Wald durch einheimische und überseeische Gehölze ersetzen. Keller wurden in Grotten verwandelt, steinerne Ausblicke geschaffen, Ruhebänke und verschlungene Wege angelegt, Burgmauern mit einem zinnenbekrönten Aussichtsturm errichtet und ein Monopteros neben einem kleinen künstlichen Wasserfall aufgestellt. Freiflächen mit romantischen Staudenbeeten, Laubengänge und Freitreppen und sogar die obligatorische Theaterbühne und ein in Fachwerk ausgeführtes Pförtnerhaus entstanden.

Von den vielen exotischen Baumarten, die gepflanzt wurden, befinden sich noch stattliche Exemplare im Park von Schloss Hohenstein, unbeschadet der im 20. Jahrhundert zunehmend dem Verfall preisgegebenen Gesamtanlage. Seit 2001 sorgt ein als Verein eingetragener Freundeskreis wieder für die notwendige Unterstützung zur Wiederherstellung des Schlossgartens in seiner ursprünglichen Form unter den Gesichtspunkten des Denkmalschutzes. Die Ausblicke und Sichtbeziehungen, die ehemals bis weit in das Coburger und Bamberger Land reichten, sind zwar zugewachsen, dennoch stellt der öffentlich zugängliche Park ein Kleinod unter den fränkischen Landschaftsgärten dar.

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C.H.Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1983, ISBN 3-406-09669-7. Seite 441

Literatur

  • Fritz Mahnke: Schlösser und Burgen im Umkreis der Fränkischen Krone. Druck- und Verlagsanstalt Neue Presse GmbH, Coburg 1974, Seiten 41–45

Weblinks

 Commons: Schloss Hohenstein (Oberfranken) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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