Walter Schunack

Walter Schunack

Walter Schunack (* 21. März 1935 in Kölleda, Thüringen; † 6. April 2011) war ein deutscher Pharmazeut und Mediziner sowie Träger des Bundesverdienstkreuzes erster Klasse. Er war als Professor an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Freien Universität Berlin tätig und als solcher maßgeblich an der Etablierung der modernen medizinischen Chemie und der klinischen Pharmazie an deutschen Universitäten beteiligt.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Walter Schunack studierte Pharmazie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und schloss dieses 1960 mit einem Staatsexamen ab. 1964 promovierte er zum Dr. rer. nat. bei Hans Rochelmeyer. Ein anschließendes Medizinstudium schloss er 1970 ebenfalls mit einem Staatsexamen ab. 1971 wurde er habilitiert und im Jahr darauf zum außerplanmäßigen Professor an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ernannt. 1978 promovierte Schunack in der Medizin bei Wilfried Lorenz an der Philipps-Universität Marburg. 1984 wurde er auf eine Professur an die Freie Universität Berlin berufen, wo er bis zu seiner Pensionierung 2003 den Lehrstuhl für Pharmazeutische Chemie hielt. Von 1987 bis 1992 war er zudem Vizepräsident der Freien Universität Berlin. Er verstarb am 6. April 2011 nach schwerer Krankheit[1].

Wissenschaftliche Tätigkeit

Der Hauptaugenmerk seiner wissenschaftlichen Tätigkeit besteht in der Erforschung der Wirkungen des körpereigenen Botenstoffs Histamin sowie davon abgeleiteter Substanzen auf den Organismus. Dabei entwickelte er neue biologisch aktive Substanzen mit Wirkung auf Histamin-Rezeptoren, wie den Histamin-H1-Rezeptor-Agonisten Histaprodifen[2], den Histamin-H2-Rezeptor-Radioliganden [125I]-Iodoaminopotentidin[3] und den Histamin-H3-Rezeptor-Antagonisten Ciproxifan[4], die als Werkzeuge in der Arzneimittelforschung genutzt werden.

Auszeichnungen und Ehrungen

Für seine Verdienste wurde Walter Schunack 1987 mit der Nicolaus-Copernicus-Medaille der Medizinischen Akademie Krakau, 1992 mit dem Prix Charles Mentzer der Société de Chimie Thérapeutique Frankreichs sowie 1997 die Carl-Mannich-Medaille der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft und dem PHOENIX Pharmazie-Wissenschaftspreis ausgezeichnet. 1998 erhielt Walter Schunack die Ehrendoktorwürde der Sorbonne. Für seine Verdienste in Forschung und Lehre wurde er 2002 mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt.[5]

Werke und Veröffentlichungen (Auszug)

  • Walter Schunack, Klaus Mayer, Manfred Haake: Arzneistoffe: Lehrbuch der pharmazeutischen Chemie. Vieweg 1981, ISBN 3-528-08405-7
  • Gbahou F, Rouleau A, Morisset S, Parmentier R, Crochet S, Lin JS, Ligneau X, Tardivel-Lacombe J, Stark H, Schunack W, Ganellin CR, Schwartz JC, Arrang JM: Protean agonism at histamine H3 receptors in vitro and in vivo. In: Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A.. 100, Nr. 19, September 2003, S. 11086–91. doi:10.1073/pnas.1932276100. PMID 12960366. Volltext bei PMC: 196931.
  • Morisset S, Rouleau A, Ligneau X, Gbahou F, Tardivel-Lacombe J, Stark H, Schunack W, Ganellin CR, Schwartz JC, Arrang JM: High constitutive activity of native H3 receptors regulates histamine neurons in brain. In: Nature. 408, Nr. 6814, Dezember 2000, S. 860–4. doi:10.1038/35048583. PMID 11130725.
  • Hill SJ, Ganellin CR, Timmerman H, Schwartz JC, Shankley NP, Young JM, Schunack W, Levi R, Haas HL: International Union of Pharmacology. XIII. Classification of histamine receptors. In: Pharmacol. Rev.. 49, Nr. 3, September 1997, S. 253–78. PMID 9311023.
  • Ruat M, Traiffort E, Bouthenet ML, Schwartz JC, Hirschfeld J, Buschauer A, Schunack W: Reversible and irreversible labeling and autoradiographic localization of the cerebral histamine H2 receptor using [125I]iodinated probes. In: Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A.. 87, Nr. 5, März 1990, S. 1658–62. PMID 2308927. Volltext bei PMC: 53541.
  • Arrang JM, Garbarg M, Lancelot JC, Lecomte JM, Pollard H, Robba M, Schunack W, Schwartz JC: Highly potent and selective ligands for histamine H3-receptors. In: Nature. 327, Nr. 6118, 1987, S. 117–23. doi:10.1038/327117a0. PMID 3033516.

Einzelnachweise

  1. Zum Tod von Professor Walter Schunack, abgerufen am 19. Mai 2011
  2. Elz S, Kramer K, Pertz HH, et al.: Histaprodifens: synthesis, pharmacological in vitro evaluation, and molecular modeling of a new class of highly active and selective histamine H(1)-receptor agonists. In: J. Med. Chem.. 43, Nr. 6, März 2000, S. 1071–84. PMID 10737740.
  3. Ruat M, Traiffort E, Bouthenet ML, et al.: Reversible and irreversible labeling and autoradiographic localization of the cerebral histamine H2 receptor using [125I]iodinated probes. In: Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A.. 87, Nr. 5, März 1990, S. 1658–62. PMID 2308927. Volltext bei PMC: 53541.
  4. Kathmann M, Schlicker E, Marr I, Werthwein S, Stark H, Schunack W: Ciproxifan and chemically related compounds are highly potent and selective histamine H3-receptor antagonists. In: Naunyn Schmiedebergs Arch. Pharmacol.. 358, Nr. 6, Dezember 1998, S. 623–7. PMID 9879720.
  5. Pressemeldung des Landes Berlin vom 8. April 2002: Verdienstkreuz 1. Klasse an Prof. Dr. Walter Schunack

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