Schweickhardt von Sickingen

Schweickhardt von Sickingen

Schweikard VIII. von Sickingen († 1505 bei Landshut) war ein Ritter, der in der Kurpfalz zu einer höheren politischen und wirtschaftlichen Macht gelangte. Damit schuf er die Grundlagen, die es seinem Sohn Franz von Sickingen ermöglichten, zum Anführer der rheinischen und schwäbischen Ritterschaft aufzusteigen.

Inhaltsverzeichnis

Geburt

Die genauen Lebensdaten Schweikards sind nicht geklärt. In der Literatur finden sich unterschiedliche Angaben zu dem Geburtsjahr, so wird das Jahr 1466[1] oder auch 1467[2] angegeben.
Wahrscheinlicher ist jedoch, dass er zwischen 1443 bis 1446 geboren wurde. Diesen Zeitraum gibt H. Kehrer an mit dem Hinweis, dass Schweikard 1459 das erste Mal urkundlich erwähnt wurde und zu dieser Zeit bereits 13-16 Jahre alt war.[3] Kehrer geht weiterhin davon aus, dass Schweikard vor Januar 1466 heiratete. Zudem tätigte Schweikard Ende der 1470er, Anfang der 1480er finanziell erfolgreiche Unternehmungen. Daher scheint die Zeit der Geburt zwischen 1443 -1446 plausibel.

Leben

Bereits im 14. Jahrhundert finden sich Hinweise auf beträchtliche Einkünfte und regional hohe politische Bedeutung der Familie Sickingen. So war Schweikards Großvater, Reinhard von Sickingen (1374-1439), Landvogt im Elsass, sein Vater Schweiker Oberhofmeister von Ruprecht III. von der Pfalz.[4]
Schweikard VIII. (in verschiedener Literatur auch Swicker VIII. genannt[5]) heiratete ca. Anfang 1466 Margarethe Puller von Hohenburg, der Haupterbin des Hauses Hohenburg. Kurz nach 1466 ließ Schweikard das Testament seiner Schwiegermutter anfechten, die ihr Erbe einem Kloster vermacht hatte. In den folgenden Jahren führte er verschiedene Prozesse um das Erbe seiner Frau. Sie besaß Anrechte auf erhebliche Besitzungen, wie z.B. die Hälfte vom Schloss und Dorf Merxheim und einen Anteil an der Burg und der Stadt Landstuhl[6]. Erst 1485 war der Besitz gegen Ansprüche der anderen Erben gesichert.[7] Hierdurch gelang eine bedeutsame Expansion des sickingenschen Besitzes.
Diesen Besitz reduzierte Schweikard wiederum durch den Verkauf entlegener Ländereien. Er war bemüht, seinen Besitz hauptsächlich im Gebiet des Flusses Nahe zu konzentrieren, wozu er auch neue Lehen und Pfandschaften erwarb. Hierbei war die Ebernburg das Zentrum seiner Herrschaft. Diese Burg wurde 1482 von Pfalzgraf Johann von Simmern an Schweikard verpfändet. Zuvor hatte er nur einen Teilbesitz daran gehabt[8].
Im selben Jahr bekam Schweikard vom Kurfürsten Philipp von der Pfalz Rechte am Bergwerk bei Ebernburg verliehen. In der Folgezeit kaufte Schweikard Anteile an mehreren Bergwerken, wo er nach Kupfer, Quecksilber und Silber graben ließ[9].

Fehde gegen Köln

Im Jahr 1488 provozierte Schweikard aus nicht genau geklärten Gründen einen Streit mit Köln und führte eine fast 10-jährige Fehde gegen die Stadt.

Ein Grund könnte gewesen sein, dass Schweikard durch ein herrschendes Waffenverbot in Köln gezwungen wurde, seine Waffen abzugeben. Diese „Schmach“ war evtl. der Anlass, Köln die Fehde zu erklären.

Ein weiterer Grund könnten Geldforderungen sein, die Schweikard gegen einen Adligen hatte und die trotz rechtmäßigen Anspruches nicht von der für die Eintreibung verantwortlichen Stadt Köln eingezogen wurden. Aber auch das Hilfegesuch eines Goldschmiedes, der Forderungen gegen Köln hatte und sich an Schweikard wandte, damit dieser dem Goldschmied zu seinen Forderungen verhalf, könnte der Grund gewesen sein.[10]

Die Fehde zog sich hin und obwohl sich der Kölner Rat mehrmals traf um eine Lösung zu finden, wurde sie erst 1497 unentschieden beigelegt. Trotzdem war die Fehde für Schweikard von Vorteil, denn sein Ansehen bei Adelsgenossen wuchs dadurch und sie brachte ihm auch finanzielle Gewinne.

Politische Bedeutung

In der Zeit von März 1495 bis Januar 1496 unternahm Schweikard eine Pilgerfahrt nach Jerusalem und wurde dort zum Ritter geschlagen.[11]
Durch sein erworbenes Vermögen war Schweikard in der Lage Kredite an den Kurfürsten Philipp zu geben, so dass der Kurfürst bei Schweikard große Schulden aufbaute[12].
Zwischen Schweikard und Kurfürst Philipp entwickelte sich ein enges Verhältnis. Schweikard erhielt von Philipp neue lukrative Lehen, wie Bergwerke und lebenslängliche Verleihungen. Auch war Schweikard bemüht, seinen 1481 auf der Ebernburg geborenen Sohn Franz von Sickingen ins politische Leben einzuführen. So befand sich Franz als 13-jähriger im kurfürstlichen Gefolge auf dem Wormser Fürstentag von 1494[13].
Im Jahr 1495 war Schweikard im Gefolge des Kurfürsten Philipps bei Eröffnung des Reichstages in Worms. Mai 1499 wurde Schweikard während der Abwesenheit Philipps von diesem als einer von 5 Statthaltern in Heidelberg eingesetzt.
Auch in den folgenden Jahren wurde Schweikard mit der Leitung wichtiger Gesandtschaften beauftragt, wie im Mai 1500 beim Augsburger Reichstag und 1503, als Schweikard für Philipp zum Kurfürstentag nach Mainz reiste, um Spannungen zwischen Pfalz und Hessen zu entschärfen. Zu dieser Zeit hatte Schweikard als Hofmeister am Pfälzer Hof eines der höchsten Ämter dort inne, welches er 1501 bis 1505 bekleidete[14].

Im Jahr 1504 kam es zum Landshuter Erbfolgekrieg, in dem auch Götz von Berlichingen involviert war und seine Hand verlor. Auch Schweikard nahm auf der Seite des Kurfürsten Philipp als Berater von dessen Sohn Ruprecht von der Pfalz an diesem Krieg teil.

Nach dem Ende des Kampfes bei Landshut starb Schweikard im Jahr 1505. Die genauen Umstände und das Datum seines Todes sind hierbei unklar. Festzustehen scheint, dass er nach Beendigung des Kampfes starb[15] und nicht wie in älterer Literatur erklärt wird, auf Befehl des Königs Maximilians I. enthauptet wurde[16].

Anmerkungen und Quellen

  1. Rudolf FENDLER: Die Fehde Schweikards von Sickingen mit der Reichsstadt Köln 1488-1498; in: Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz (MHVPf ) 74, 1976, S. 39-56, hier S. 44.
  2. Hoffbauer, Frank: Franz von Sickingen - Machtgrundlagen und Finanzpolitik; in: Blätter für pfälzische Kirchengeschichte 49, 1982. S. 191-200, hier S. 191.
  3. Kehrer, Harold H.: Die Familie Sickingen und die deutschen Fürsten 1262 - 1523. Teil II; in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Bd. 129, 1981, S. 82-188, hier S.123.
  4. Scholzen, Reinhard: Franz von Sickingen. Ein adeliges Leben im Spannungsfeld zwischen Städten und Territorien; Beiträge zur pfälzischen Geschichte, Bd. 9, Kaiserslautern 1996, S. 33.
  5. So Kehrer, H. oder auch Langenbrandter, Hans-Werner: Die sickingische Herrschaft Landstuhl. Vom Reichsland zum ritterschaftlichen Kleinterritorium, Frankfurt am Main1991.
  6. Kehrer 1979, Belegteil C, Nr. 22-56.
  7. Kehrer 1979, S.124ff.
  8. Scholzen, S. 33
  9. Ebd. 34.
  10. Fendler, S. 48.
  11. Kehrer 1979, S. 130.
  12. Scholzen, S. 33.
  13. Kehrer 1979, S. 101.
  14. Ebd.
  15. Ebd. S. 132f.
  16. Vgl. Münch, Ernst: Franz von Sickingens Thaten, Plane, Freunde und Ausgang; Bd 1, Tübingen 1827, S. 6.

Weblinks

Literatur

  • Hoffbauer, Frank: Franz von Sickingen - Machtgrundlagen und Finanzpolitik; in: Blätter für pfälzische Kirchengeschichte 49, 1982, S. 191-200.
  • Kehrer, Harold H.: Die Familie Sickingen und die deutschen Fürsten 1262 - 1523. Teil I: Genealogie und Besitz; in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Bd. 127, 1979, S. 71-158.
  • Kehrer, Harold H.: Die Familie Sickingen und die deutschen Fürsten 1262 - 1523. Teil II; in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Bd. 129, 1981, S. 82-188.
  • Fendler, Rudolf, Die Fehde Schweikards von Sickingen mit der Reichsstadt Köln 1488-1498, in: Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz (MHVPf) 74 , 1976, S. 39-56.
  • Lang, Carl: Ritter Franz von Sickingen; Heilbronn 1825.
  • Langenbrandter, Hans-Werner: Die sickingische Herrschaft Landstuhl. Vom Reichsland zum ritterschaftlichen Kleinterritorium, Frankfurt am Main 1991, ISBN 363143553-3.
  • Scholzen, Reinhard : Franz von Sickingen. Ein adeliges Leben im Spannungsfeld zwischen Städten und Territorien; Beiträge zur pfälzischen Geschichte, Bd. 9, Kaiserslautern 1996. ISBN 3-927754-17-X.
  • Ulmann, H., „Sickingen, Franz“; in: Allgemeine Deutsche Biographie 34 (1892), S. 151-158.

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