- Nahe (Rhein)
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Nahe Einzugsgebiet der Nahe und ihrer Zuflüsse
Daten Gewässerkennzahl DE: 254 Lage Saarland, Rheinland-Pfalz (Deutschland) Flusssystem Rhein Abfluss über Rhein → Nordsee Quelle bei Nohfelden-Selbach
49° 32′ 27″ N, 7° 1′ 33″ O49.5408333333337.0258333333333459Quellhöhe 459 m ü. NN [1] Mündung Rhein bei Flusskilometer 529,1 in Bingen 49.977.888611111111179Koordinaten: 49° 58′ 12″ N, 7° 53′ 19″ O
49° 58′ 12″ N, 7° 53′ 19″ O49.977.888611111111179Mündungshöhe 79 m ü. NN [1] Höhenunterschied 380 m Länge 125,1 km[2] Einzugsgebiet 4.067 km²[2] Abflussmenge MQ: 30,3 m³/s [3]
MHQ: 418 m³/s[3]Rechte Nebenflüsse Glan, Alsenz, Appelbach, Wiesbach Linke Nebenflüsse Söterbach, Traunbach, Schwollbach, Idarbach, Fischbach, Hahnenbach, Simmerbach / Kellenbach, Ellerbach, Guldenbach, Bos Durchflossene Stauseen Kammerwoog, Stausee Niederhausen Mittelstädte Idar-Oberstein, Bad Kreuznach, Bingen Kleinstädte Birkenfeld, Kirn, Bad Sobernheim, Bad Münster am Stein-Ebernburg Die Nahe (lat. Nava, urspr. kelt. Wilder Fluss) ist ein etwa 125 Kilometer langer, orographisch linker Nebenfluss des Rheins im Saarland und in Rheinland-Pfalz.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Verlauf
Die Nahe trennt das Nordpfälzer Bergland vom Hunsrück und durchfließt nacheinander den saarländischen Landkreis St. Wendel sowie die rheinland-pfälzischen Kreise Birkenfeld, Bad Kreuznach und Mainz-Bingen.
Der Fluss entspringt am Waldrand nordwestlich von Nohfelden-Selbach im Saarland. Die gefasste Quelle liegt etwa 4 Kilometer südwestlich des Bostalsees, den die Nahe im Südosten umfließt. Nach der Passage des Hauptortes von Nohfelden verlässt sie das Saarland in nordöstlicher Richtung und überquert die Grenze zu Rheinland-Pfalz.
Weiter in diese Richtung führt der Flusslauf unter anderem durch Hoppstädten-Weiersbach, Idar-Oberstein (dort ist die Nahe mit der B 41 überbaut), Kirn, Monzingen und Bad Sobernheim nach Niederhausen. Über Bad Münster am Stein, Bad Kreuznach und Gensingen gelangt die Nahe – nun in nördlicher Richtung – nach Bingen, wo sie am Rheinknie von Süden her bei Flusskilometer 529,1 in den Rhein mündet. Die Nahemündung grenzt den Oberrhein vom Mittelrhein ab.
Nebengewässer
Die Nebengewässer 2. Ordnung im Einzugsgebiet der Nahe sind Idarbach, Kyrbach, Hahnenbach, Simmerbach, Ellerbach, Gräfenbach, Guldenbach, Glan, Alsenz, Appelbach und Wiesbach.
Weitere, kleinere Nebengewässer sind u. a. Söterbach, Traunbach, Schwollbach, Fischbach, Bos, Dämelbach, Gaulsbach / Hoxbach.
Stauseen
- Der Kammerwoog liegt unmittelbar oberhalb von Idar-Oberstein. Mit diesem Stauwerk wird bei Bedarf das Durchflussvolumen der Nahe reguliert, da der Fluss in Idar-Oberstein unter der Naheüberbauung nur über einen beschränkten Pegel verfügt.
- Die Gänsmühle in Martinstein nutzt das Wasser des leicht aufgestauten Flusses zur Stromgewinnung, wodurch maximal 30 kW erzeugt werden.
- An Hüsters Mühle in Idar-Oberstein wird ebenfalls Strom durch Wasserkraft erzeugt, die Leistung der Anlage beträgt maximal 200 kW. Am Stauwehr wurde in den Jahren 2008/2009 durch den Betreiber und den Landkreis Birkenfeld eine Fischaufstiegs- und -abstiegshilfe installiert, die erste und bislang einzige an der Nahe.
- Bei Niederhausen durchfließt die Nahe den gleichnamigen Stausee, der sich hinter einer Staustufe befindet und 800.000 m³ Volumen besitzt.
Hydrologie
Das Einzugsgebiet der Nahe umfasst eine Fläche von 4065 km². Aufgrund dieses im Vergleich zur Flusslänge großen Einzugsgebietes können im Mittel- und Unterlauf innerhalb von wenigen Stunden sehr starke Hochwässer auftreten, die aber auch schnell wieder abfließen. Dabei kann es in Bad Kreuznach zu Abflussmengen von über 1000 m³/s, an der Mündung von über 1300 m³/s kommen.
Die Ausdehnung des Einzugsgebietes ist der Karte zu entnehmen. Seine Grenzen sind im Uhrzeigersinn, beginnend im Osten:
- die Rheinhessische Schweiz (Wasserscheide zum Rhein)
- das Donnersberg-Massiv (Wasserscheide zu Selz und Rhein)
- das Nordpfälzer Bergland (Wasserscheide zu Pfrimm und Rhein gen Osten sowie zu Wallhalb und Schwarzbach gen Süden)
- der Hunsrück (Wasserscheide zu Prims, Blies und Saar gen Süden bzw. zur Mosel gen Nordwesten)
- der Binger Wald (Wasserscheide zum Rhein gen Norden)
Besiedelung
Am Fluss liegen die folgenden Ortschaften:
Geologie und Flora
Seit dem 19. Jahrhundert sind das Nahetal und das südöstlich davon gelegene Nordpfälzer Bergland Ziel in- und ausländischer Botaniker und Naturfreunde. Durch zahlreiche naturwissenschaftliche und heimatkundliche Veröffentlichungen wurde bekannt, dass dort in großer Zahl wärmeliebende Pflanzenarten vorkommen, die ihre Hauptverbreitung teils in Südeuropa, teils in den Steppengebieten von Osteuropa bis Asien haben. Charakteristische Arten sind zum Beispiel Berg-Steinkraut (Alyssum montanum subsp. montanum), Gold-Aster (Aster linosyris), Grundblütige Segge (Carex halleriana), Diptam (Dictamnus albus), Pfingst-Nelke (Dianthus grationopolitanus), Bleicher Schöterich (Erysimum crepidifolium), Bleicher Schwingel (Festuca pallens), Felsen-Gelbstern (Gagea bohemica subsp. saxatilis), Blaugrünes Labkraut (Galium glaucum), Steppen-Spitzkiel (Oxytropis pilosa), Großes Federgras (Stipa pulcherrima) und Roßschweif-Federgras (Stipa tirsa).
Diese Pflanzen sind in einer nacheiszeitlichen Wärmeperiode nach Europa eingewandert. Als danach das Klima erheblich kühler und feuchter wurde, starben sie im größten Teil Deutschlands wieder aus und überlebten nur an Stellen, wo aufgrund besonderer geographischer Gegebenheiten kleinräumig weiterhin die Wärme und die Trockenheit herrschten, an die sie angepasst sind.
Im Nahetal und seinen Seitentälern sind dies besonders Felshänge, die nach Süden oder Südwesten gerichtet sind und auf welche im Sommer die Sonnenstrahlen in steilem Winkel auftreffen. An heißen Sommertagen entwickeln sich dort wahrlich steppenhafte Verhältnisse mit Bodentemperaturen von 60° oder mehr. Aber nicht nur Felsen, sondern auch Laubwälder und Gebüsche, welche weniger felsige Steilhänge bedecken, weisen ein ziemlich warmes und trockenes Lokalklima auf und sind geeignete Lebensräume für wärmeliebende und trockenheitsertragende Pflanzen, deren Gesamtheit man als Xerothermvegetation bezeichnet.
Die Täler der Nahe und ihrer Nebenbäche formten sich in geologisch junger Zeit infolge einer Hebung der Erdoberfläche. Die Gewässer erhielten dadurch ein stärkeres Gefälle. Vor allem in Schmelzperioden während der Eiszeiten, als hier Tundrenklima herrschte und der Boden nicht durch eine dichte Vegetation geschützt war, kam es zu starker Erosion durch die reißende Strömung der Bäche und Flüsse. Je nachdem, wie hart der Gesteinsuntergrund war, entstanden dabei enge Täler mit schroffen Felshängen oder weiträumige, sanft geformte Täler. Im Nahegebiet ist der häufige Wechsel zwischen beiden reizvoll. Enge und felsige Talabschnitte finden sich da, wo harte vulkanische Gesteine anstehen, weiträumige im Bereich weicherer Sedimentgesteine. Überwiegend gehören die Gesteine der geologischen Epoche des Rotliegend am Ende des Erdaltertums an. Damals herrschte im Bereich des Nahegebietes ein lebhafter Vulkanismus.
Das rötliche Vulkangestein Rhyolith verwittert in den höher gelegenen, niederschlagsreicheren Teilen des Nahegebietes zu relativ saurem Boden. Dort ist die typische Flora nur schwach vertreten. In der Gegend um Bad Kreuznach und Bad Münster am Stein jedoch herrscht im Regenschatten des Hunsrücks warmes und recht trockenes Klima. Dort liefert der Rhyolith bei der Verwitterung neutrale bis basische Böden, auf denen sich geradezu ein „Hot Spot“ botanischen Artenreichtums entwickelt hat. Dieser beruht auch darauf, dass sich die Nahe dort durch ein mächtiges Rhyolithmassiv genagt und dabei grandiose Felshänge geschaffen hat, darunter den berühmten Rotenfels, der fast 120 Meter hoch nahezu senkrecht aufragt und die höchste Felswand Deutschlands außerhalb der Alpen ist. Er präsentiert sich als riesiger natürlicher Steingarten.
Ideale Standorte für die wärmeliebende Flora bietet auch das basischere Vulkangestein Andesit, dessen Vorkommen sich über das gesamte Nordpfälzer Bergland verteilen. Mehrmals musste sich die Nahe durch Andesit-Querriegel hindurchnagen, weshalb botanisch bedeutsame Felshänge, die größtenteils als Naturschutzgebiete eingestuft sind, wie Perlen einer Kette ihren Lauf begleiten. Genannt seien der Hellberg bei Kirn, der Flachsberg bei Martinstein und der Gangelsberg bei Duchroth.
Der Oberlauf der Nahe durchquert das Andesitplateau von Baumholder. Es entstand zur Zeit des Rotliegenden als riesige Lavadecke mit einem Durchmesser von rund 20 Kilometer. An seinem Rande liegt die Edelsteinstadt Idar-Oberstein, wo es nochmals einen Höhepunkt des botanischen Reichtums gibt. Die Stadt ist geradezu in Felshänge eingebettet. Flussaufwärts von Idar-Oberstein klingt die Xerothermvegetation allmählich aus, da das Klima dort kühler und feuchter wird.
Ebenfalls im Bereich des Andesitplateaus liegt der fast 12.000 Hektar große Truppenübungsplatz Baumholder, der zugleich ein hervorragendes Naturreservat darstellt. Durch das extensive Befahren mit Kettenfahrzeugen und die Beweidung durch Wanderschafherden blieb dort geradezu die Agrarlandschaft des frühen 20. Jahrhunderts erhalten. Das Betretungsverbot aus militärischen Gründen garantiert dort einen besonders wirksamen Schutz von Fauna und Flora.
Tourismus
Die als Naheland bezeichnete Region bietet vielfältige touristische Anreize:
Nahe-Radweg – Der Nahe-Radweg ermöglicht ein Kennenlernen des gesamten Flussverlaufs von der Quelle bis zur Mündung.
Weinbaugebiet Nahe – Die Landschaft an der mittleren und unteren Nahe ist nahezu deckungsgleich mit dem Weinbaugebiet Nahe, das trotz seiner geringen Größe schon sieben Deutsche Weinköniginnen gestellt hat.
Burgen, Schlösser, Klöster – Auf den Höhen von Hunsrück und Nordpfälzer Bergland zu beiden Seiten des Flusses liegen zahlreiche Burgen und Schlösser, so die Ebernburg, auf welcher 1481 der rebellische Ritter Franz von Sickingen geboren wurde. Das Kloster Disibodenberg, dessen Ruine den Disibodenberg am Zusammenfluss von Nahe und Glan krönt, wurde am Anfang des 8. Jahrhunderts gegründet.
Sonstige Bauwerke – Einen Besuch wert sind das Edelsteinmuseum in Idar-Oberstein oder in Bad Kreuznach die Kuranlagen mit Thermal- und Solebädern sowie die Brückenhäuser, ebenso der alte Dorfkern von Monzingen mit seinen historischen Gebäuden wie dem Alt’schen Haus und anderen sehenswerten Bauwerken. Die Drususbrücke bei Bingen ist die älteste Steinbrücke des Mittelalters in Deutschland, sie wurde im 11. Jahrhundert erbaut. Das Rheinland-Pfälzische Freilichtmuseum in Bad Sobernheim präsentiert vier Dörfer mit restaurierten historischen Häusern aus den verschiedenen Regionen von Rheinland-Pfalz.
Rotenfels – Der 202 Meter hohe und 1200 Meter lange Rotenfels bei Bad Münster am Stein-Ebernburg wurde durch die Nahe geschaffen und ist die größte Steilwand zwischen den Alpen und Skandinavien.
Schinderhanneshöhle – Im Soonwald 9 Kilometer nördlich der Nahe soll sich um 1800 der Räuber Johannes Bückler, der unter dem Namen „Schinderhannes“ bekannt war, in der nach ihm benannten Höhle versteckt gehalten haben.
Flughafen Hahn – Auf den Höhen des Hunsrücks, genau auf der Wasserscheide der Nahe zur Mosel, liegt der Flughafen Hahn.
Literatur
- Caspar Scheuren: Das Nahe-Thal: von dem Ursprunge der Nahe bis zu ihrer Mündung in den Rhein; nach der Natur aufgenommen. Verlag Kehr & Niessen, Coeln 1834 (Online-Ausgabe dilibri Rheinland-Pfalz).
- Ansichten vom Nahethal. Verlag Habicht, Bonn ca. 1850 (Online-Ausgabe dilibri Rheinland-Pfalz).
- Conrad Wiessner: Album des Nahethales. Verlag Voigtländer, Kreuznach 1862 (Online-Ausgabe dilibri Rheinland-Pfalz).
- Francis Frith: Das Nahethal. ca. 1870 (Online-Ausgabe dilibri Rheinland-Pfalz).
- Wilhelm Schneegans: Geschichtliche Bilder und Sagen aus dem Nahethal. Verlag Schmithals, Kreuznach 1878 (Online-Ausgabe dilibri Rheinland-Pfalz).
Weblinks
Commons: Nahe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Naheland-Touristik GmbH
- Literatur über die Nahe in der Saarländischen Bibliographie
- Private Website zum Nahetal
Einzelnachweise
- ↑ a b Topografische Karte 1:25.000"
- ↑ a b Wasserwirtschaftsverwaltung Rheinland
- ↑ a b Abfluss/Pegel Grolsheim - PDF, 581 kB
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