St. Cyriak und Perpetua (Freiburg im Breisgau)

St. Cyriak und Perpetua (Freiburg im Breisgau)
Von Nordwest

St. Cyriak und Perpetua ist eine römisch-katholische Pfarrkirche im Stadtbezirk Wiehre von Freiburg im Breisgau. Die kleine Barockkirche liegt auf dem Annaplatz an der Kirchstraße und wird deshalb auch Annakirchle genannt. Sie gehört zur Seelsorgeeinheit Freiburg Wiehre-Günterstal.[1][2]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Wiehre mit St. Cyriak und Perpetua 1820

Die heutige Wiehre ist entstanden aus den Dörfern Wiehre und Adelhausen, die 1008 zuerst erwähnt sind, rund hundert Jahre vor der Entstehung der Stadt Freiburg. Sie lagen südlich der Stadt, und zwar Adelhausen südlicher, nach Norden bis zur heutigen Basler Straße und Talstraße reichend, die alte Wiehre nördlicher, längs der Dreisam. Beide kamen früh unter die Gerichtsbarkeit der Stadt Freiburg. Während des Dreißigjährigen Krieges wurden sie 1643 zu einer Gemeinde vereinigt, für die sich der Name Wiehre durchsetzte. 1826 wurde die Wiehre nach Freiburg eingemeindet.[3]

Mittelpunkt des Dorfes Adelhausen war die Kirche, auch sie älter als die Freiburger Stadtkirchen. Ursprünglich hieß sie Sant Einbetten Kilch, benannt nach der ersten der legendären – nie heiliggesprochenen – „drei heiligen Jungfrauen“ Einbeth, Wilbeth und Worbeth. Nach der Legende waren sie Gefährtinnen der heiligen Ursula. Einbeth soll 237 in Straßburg gestorben und dort in der Kirche Saint-Pierre-le-Vieux bestattet sein. Später verdrängten die heiligen Cyriak und Perpetua Einbeth als Schutzpatrone. 1665 übernahm die Stadt Freiburg die Baupflicht und das Recht, die Pfarrstelle zu besetzen. Während der Ort nun Wiehre hieß, blieb Adelhausen der amtliche Name der Pfarrei, zu der auch das alte Dorf Wiehre gehörte.

Die heutige Kirche hatte drei Vorgängerbauten. Die erste, mittelalterliche Kirche überstand den Dreißigjährigen Krieg trotz aller Verwüstungen,[2] wurde aber mit der ganzen Wiehre einschließlich der Klöster Mariä Verkündigung und St. Katharina (s.u.) dem Erdboden gleichgemacht, als Sébastien Le Prestre de Vauban auf Befehl Ludwigs XIV. ab 1678 Freiburg zur (französischen) Festung ausbaute und ein freies Schussfeld brauchte.

Von 1709 bis 1711 wurde die zweite Kirche gebaut. Freiburg war seit dem Frieden von Rijswijk 1697 wieder habsburgisch. Als es 1713 im Spanischen Erbfolgekrieg gegen die Franzosen verteidigt werden musste, befahl der Festungskommandant Ferdinand Freiherr von Harrsch (1661–1722) laut seinem Tagebuch: „Die Mühlen, Häuser, Garten-Häuslein und Gärten umb die Stadt müssen eingerissen werden; Item ist das Spital und die Kürch in der Wiehre-Vorstadt zu sprengen und der Rest anzuzünden.“[4] Das geschah; Freiburg fiel trotzdem.

Das Ganze wiederholte sich. 1718 schritt die Stadt zum dritten Bau. Der Rastatter Friede 1714 hatte Freiburg erneut an Habsburg gegeben. Der Festungskommandant bestand auf einem weiter westlichen Bauplatz, von der Festung weiter entfernt, dort, wo die Kronenstraße in die Basler Straße umbiegt. Der Zeitpunkt der Fertigstellung ist nicht überliefert. 1744 wurde Freiburg im Österreichischen Erbfolgekrieg wieder von den Franzosen belagert, die Wiehre wurde abermals niedergelegt, die Stadt, besonders das Münster, durch Kanonenbeschuss schwer beschädigt und schließlich genommen. Gleich nach dem Einmarsch aber begannen die Franzosen mit der systematischen Zerstörung der von ihnen selbst 1677 erbauten Festungsanlagen, die sie zweimal, 1713 und eben jetzt, unter großen Verlusten hatten erobern müssen. Beim endgültigen Abzug 1745 hinterließen sie einen über 100 m breiten Ruinengürtel um die Stadt.[5]

Es folgte ein halbes Jahrhundert Frieden im Breisgau. An der Stelle der Festungswerke wurden Gärten und Rebpflanzungen angelegt. St. Cyriak und Perpetua sollte zunächst am Ort des dritten Baus erneuert werden; die Pfarrgemeinde mit ihrem Pfarrer Johannes Bartholomäus Heinrich (1723–1762) und dem Vogt setzte aber gegen Übernahme der Mehrkosten von 200 Gulden einen Neubau an der ursprünglichen Stelle auf dem Annaplatz durch. Dort befand sich der Friedhof (bis 1813), und auf den Friedhof gehöre die Kirche. Am 27. August 1753 wurde der Grundstein gelegt, am 30. März 1755 wurde die Kirche geweiht. Dieser vierte Bau, vom Zweiten Weltkrieg verschont, ist im Wesentlichen bis heute erhalten.

1755 zählte die Pfarrei Adelhausen 350 Seelen. 1885 waren es 6345. So wurde von 1895 bis 1899 nördlich der Einmündung der Kirchstraße in die Basler Straße eine neue große, neuromanische Kirche gebaut, St. Johann, und die Pfarrei Adelhausen wurde 1899 zur Pfarrei St. Johann.[1] Die alte Kirche war verwaist, bis sie 1918 von Franziskaner-Patres übernommen wurde. 1922 richteten sich die Mönche an der benachbarten Günterstalstraße ein Kloster ein. 1941 wurde St. Cyriak und Perpetua Pfarrkuratie und 1981 selbständige Pfarrei, heute eine der vier Pfarreien der Seelsorgeeinheit Freiburg Wiehre-Günterstal, weiterhin von den Franziskanern betreut.

Gebäude und Ausstattung

Blick auf den Altarraum
Antonius der Große
Blick auf die Orgel

Die Kirche liegt mitten auf dem Annaplatz. Sie ist ein einschiffiger Saal mit drei Fensterachsen, einem axialen quadratischen, leicht über die Westfront des Schiffs vorspringenden Turm und östlichem schmäleren, mit drei Seiten des Achtecks schließenden Chor. Die vorspringenden Turmecken schwingen zur Westwand des Schiffs muldig zurück. Dem rundbogigen Westportal entsprechen zwei rundbogige Statuennischen rechts und links, zwei nach oben zu kleiner werdende Turmfenster und die großen Fenster des Glockengeschosses. Im Süden ist dem Chor eine Sakristei vorgelagert, über die das Satteldach des Schiffs hinuntergezogen ist. Entwerfender Baumeister war Johann Baptist Hering (1716–1790), ausführender Baumeister Joseph Schauberger (1699–1760), beide in Freiburg tätig. Die gelbe Grundfarbe mit englischroten Betonungen der Kanten entspricht der ursprünglichen Farbgebung. Der Turm trug ursprünglich eine Zwiebelkuppel; sie wurde 1791 wegen Baufälligkeit durch einen wenig ansprechenden Pyramidenhelm ersetzt. Die Statuen in den Nischen der Westfront, Cyriak links und Perpetua rechts, stammen von Franz Xaver Anton Hauser (1712–1772). Cyriak trägt ein steifes Diakonengewand, Perpetua einen wehenden Mantel. Neben ihr kauert ein Löwe statt ihres eigentlichen Attributs, der wilden Kuh.[6]

Im Innern ruhen die flachen Decken von Langhaus und Chor auf Hohlkehlen. Über sie hat Franz Anton Vogel (1720–1777) aus der Wessobrunner Schule fein ziselierte Rokokoornamente gelegt, zartgrau auf gelblichem Grund. Vogel war der bedeutendste Breisgauer Stuckateur des 18. Jahrhunderts.

Der Hochaltar, um 1700, stammt aus der Kapelle des 1745 gesprengten Schlosses auf dem Schlossberg. Die Seitenaltäre, Säulenaufbauten mit baldachingeschmückten Nischen für Statuen, schuf der Freiburger Schreiner Melchior Rombach († 1768). Die Statue im rechten Seitenaltar ist der heilige Antonius der Große. Er sitzt auf einem Thron vor goldenem Strahlenkranz, die Kapuze über den Kopf gezogen, in der linken Hand seinen Stab mit Antoniuskreuz und Glöckchen, die rechte Hand auf ein Buch gestützt, links neben ihm ein Schwein. Franz Xaver Anton Hauser hat die Figur barock dem gotischen Antonius dem Großen nachgebildet, den Hans Wydyz um 1505 für die Freiburger Antoniter-Niederlassung geschaffen hatte. Die Statue im linken Seitenaltar ist eine Madonna des Freiburger Bildhauers Wilhelm Amann (1884–1961).

Die Orgel wurde 1992 von der Orgelbaufirma Thomas Jann (Laberweinting) erbaut. Das Instrument hat 17 Register (928 Pfeifen) auf zwei Manualen und Pedal. Spiel- und Registertrakturen sind mechanisch.[7]

I. Manual C–g3
1. Praestant 8’
2. Copula 8’
3. Octave 4’
4. Holzflöte 4’
5. Octave 2’
6. Mixtur II-III 11/3
7. Cromorne 8’
II. Manual C–g3
8. Rohrflöte 8’
9. Spitzflöte 4’
10. Nasard 22/3
11. Doublette 2’
12. Tierce 13/5
13. Larigot 11/3
Tremulant
Pedal C–f1
14. Subbass 16’
15. Gemshorn 8’
16. Choralbass 4’
17. Trompete 8’

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