St. Georg (Wyhlen)

St. Georg (Wyhlen)
Wyhlener Georgskirche

St. Georg im südbadischen Grenzach-Wyhlen ist eine katholische Pfarrkirche, deren Ursprung bis ins 13. Jahrhundert nachgewiesen ist. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Gotteshaus im neugotischen Stil umgebaut.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorgeschichte

Der erste Geistliche in Wyhlen („plebanus in Wilon“) wird 1275 erwähnt,[1] die erste Pfarrkirche („parrochia ecclesie de Wilon“)1283.[2] Der damalige Standort am Rande des Dorfes war bewusst so gewählt, dass Wyhlen zusammen mit zwei weiteren Siedlungen die Kirche gemeinsam nutzen konnte.[3]

Vermutlich ersetzte im 15. Jahrhundert am gleichen Ort eine gotische Kirche den Vorgängerbau.[4] Das einschiffe Bauwerk schloss mit einem geradlinigen Chor und besaß ein zweieinhalbfaches Kreuzgewölbe. Die Fenster ohne Maßwerk waren spitzbogig; an der Nordseite befand sich ein Okulus. Die Erbauung des Chors wird auf das Jahr 1416 datiert, nachdem der Ort 1409 im Basler Krieg zerstört worden war.[5] Südlich des Chors stand in viergeschossiger, mit einem Satteldach gedeckter Glockenturm. Ein Wappenschild am Westportal trägt die Jahreszahl 1628.

Heutige Kirche

Nachdem die Kirche bereits in den Jahren 1878 bis 1879 Renovierungen unterzogen werden musste, entschloss man sich 1906 unter teilweiser Wiederwendung der alten Bausubstanz zu einem Umbau im neugotischen Stil. Dabei wurde das Sakramentshaus von 1415 in den Neubau des Chors eingebunden. Bis in die 1960er Jahre besaß die Kirche noch einen Dachreiter an der Vierung am Querhaus des Hauptportals, der die kleine Taufglocke beherbergte. Dieser musste jedoch aus Sicherheitsgründen abgebrochen werden.[6]

In den Jahren 1970 bis 1971 erhielt das Gotteshaus im Rahmen von Renovierungsarbeiten neue Fenster am Langhaus, einen Zelebrationsaltar und einen Ambo. An Stelle des rechten Seitenaltars setzte man einen Taufstein.[7] Dazu kam eine Umgestaltung, um dem Zweiten Vatikanischen Konzil gerecht zu werden. So übermalte man die dekorativen Ornamente an den Pfeilern und der Decke, die 1920 und 1925 durch den Waldshuter Künstler Bertsche erschaffen worden waren. Dem Eingriff fiel auch das Gesprenge des Hochaltars sowie weitere Innenausstattung zum Opfer.[8]

In den 2000er Jahren restaurierte man die Fassade des Glockenturms. Die Außenrenovierung des Langhauses (Stand: 2011) steht noch aus.

Beschreibung

Kirchenbau

Querhaus mit Eingangsportal

Das Langhaus der dreischiffigen Georgskirche in Wyhlen wird an seinen beiden Enden von einem Querbau durchkreuzt. Am kleineren befindet sich das Hauptportal, im größeren und höheren ist der Chor und die Sakristei untergebracht. Der Baukörper besitzt ein Satteldach, das von den Satteldächern der Querbauten durchkreuzt wird. Die Außenwände von Chor und Langhaus sind durch Strebepfeiler und zwei Seitenportale gegliedert. Die Kirche ist 38,8 Meter lang, 17,2 Meter breit und 12 Meter hoch.[9]

Den 48,7 Meter[10] hohen Glockenturm mit quadratischem Grundriss stockte man Anfang des 20. Jahrhunderts im Vergleich zum Vorgängerbau um eine Etage auf, so dass er über vier Geschosse verfügt; der alte Turm maß bis zur Firsthöhe nur 24,7 Meter.[11] Im obersten Stock befindet sich zu jeder Seite je eine rundbogige Klangarkade. Über den Arkaden trägt der Turm auf jeder Seite ein Zifferblatt der Turmuhr mit 1,64 Meter Durchmesser. Die goldenen Zeiger weisen auf ein schwarzes Band mit goldenen römischen Ziffern vor türkisem quadratischem Grund. Das Dach wird von einer hohen und schlanken Pyramide gebildet.

Innenraum und Ausstattung

Blick ins Langhaus in Richtung Altar

Das Mittelschiff ist durch je vier sechseckige Säulen und eine Rundsäule von den beiden Seitenschiffen getrennt. Die Kirchenschiffe wie auch der Chor sind mit reich gegliedertem, spitzbogigem Gewölbe überspannt. Die Verglasung der Langhausfenster hat das Thema „Der neue Himmel und die neue Erde“ und wurde durch den Karlsruher Künstler Emil Wachter entworfen.[12]

Der während der Passionszeit geschlossene Flügelaltar

Die Glasfenster im Chor mit Maßwerk zeigen die Heiligenfiguren Katharina, Georg, Elisabeth sowie Maria, Josef und Anna. An der Ostwand des Chors befindet sich ein Epitaph, welches an Gervasius Prothasius von Baden († 27. April 1677) erinnert. Rechts vom Epitaph ist in einem Pfeiler ein gotisches, mit eisernem Gitter verschlossenes Sakramentshaus aus dem Jahr 1436 eingebaut. Im Chor steht ein massiv-wuchtiger Zelebrationsaltar aus Jurakalk und ein Ambo.

Der Hauptaltar ist ein neugotischer Flügelaltar in Form eines Triptychons. Das Tabernakel im Mittelteil ist mit den Figuren des heiligen Fridolin, Mauritius, Beatus, Bernhardus und Konradus geschmückt. Auf dem linken Flügel ist die Anbetung Jesu durch die Heiligen Drei Könige zu sehen, rechts die Auferstehung. Der Flügelaltar wurde von dem Offenburger Künstler Franz Josef Simmler um 1900 gestaltet.[13]

In den Seitenschiffen befindet sich ein vierzehn Stationen umfassender Kreuzweg als Reliefarbeit.

Aus der Vorgängerkirche stammt das barocke Kreuz mit plastischer Darstellung des gekreuzigten Jesus.

Glocken und Orgel

Glockenturm

Die Vorgängerkirche muss bereits 1632 Glocken gehabt haben, wie eine Inschrift im damaligen Glockenstuhl belegt. Der erste Glocke, die zweifelsfrei nachgewiesen werden konnte, stammt aus dem Jahr 1690 und trägt die Inschrift „Hans Friedrich Weitenauer goss mich zu Basel für eine einsame Gemeinn Willen anno 1690“. Sowohl im deutsch-französischen Krieg 1870 bis 1871 als auch in den beiden Weltkriegen mussten die größten Glocken kriegsbedingt abgegeben werden.[14] Das heutige Geläut wurde am 26. Oktober 1963 in einer feierlichen Prozession von der Wallfahrtskapelle Himmelpforte an die Georgskirche gebracht und einen Tag später geweiht.[15]

Das fünfstimmige Bronzegeläut von St. Georg wurde 1963 von F. W. Schilling aus Heidelberg gegossen und setzt sich wie folgt zusammen:[7]

Name Schlagton Masse Inschrift
Christkönigsglocke d′ 1600 kg Jesus König aller Zeit – Hochgelobt in Ewigkeit
St.-Anna-Glocke f′ 900 kg St. Anna Mutter groß –O hilf uns selig werden
Georgsglocke g′ 1700 kg St. Georg, hilf uns streiten in unserem Lebenskrieg,
und führe uns zum Sieg
Marienglocke b′ 420 kg Wir grüßen Dich o Königin des Himmel und der Erd,
und legen Dir zu Füßen hin, all, was lieb und wert
Schutzengelglocke c′′ 280 kg Hl. Schutzengel mein, laß mich dir empfohlen sein

Die Orgel von Fischer und Krämer aus Schlatt bei Freiburg aus dem Jahr 1972 befindet sich auf einer Empore über dem Hauptportal. Das Instrument arbeitet mit mechanischer Spiel- und elektrischer Registertraktur ist mit zwei Manualen, einem Pedal und 27 Registern ausgestattet.[16]

Literatur

  • Helmut Bauckner, Ewald Kaiser, Benno Westermann: Katholische Kirche St. Georg Wyhlen, Grenzach-Wyhlen 2006.
  • Johannes Helm: Kirchen- und Kapellen im Markgräflerland, Müllheim/Baden 1989, ISBN 3-921709-16-4, S. 110−112.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. W. Haid: Liber decimationis cleri Constanciensis pro Papa de anno 1275. In: F. D. A. 1, 1865, S. 198
  2. R. Wackernagel: Urkundenbuch der Stadt Basel, Band 2, 1890 ff, S. 242
  3. Gerspach: Die Geschichte des Klosters Himmelpforte in Wyhlen. In: Das Markgräflerland, Jahrgang 4/35, 1973, S. 12
  4. Helm: Kirchen- und Kapellen im Markgräflerland, S. 110 (06.2)
  5. A. Heimann-Schwarzweber: Topographie der historischen Sehenswürdigkeiten. In: W. Bechtold (Hrsg.): Der Kreis Lörrach, 1971, S. 109
  6. Bauckner, et al.: Katholische Kirche St. Georg Wyhlen, S. 18
  7. a b Helm: Kirchen- und Kapellen im Markgräflerland, S. 112 (06.4)
  8. Bauckner, et. al: Katholische Kirche St. Georg Wyhlen, S. 20
  9. Bauckner, et. al: Katholische Kirche St. Georg Wyhlen, S. 16
  10. Bauckner, et. al: Katholische Kirche St. Georg Wyhlen, S. 18
  11. Bauckner, et. al: Katholische Kirche St. Georg Wyhlen, S. 19
  12. Emil Wachter. In: Gemeinschaft christlicher Künstler (Hrsg.): aus unserem schaffen, Erzdiözese Freiburg 1973, Heft 8, S. 52–54
  13. Bauckner, et. al: Katholische Kirche St. Georg Wyhlen, S. 54
  14. Bauckner, et. al: Katholische Kirche St. Georg Wyhlen, S. 31–32
  15. Bauckner, et. al: Katholische Kirche St. Georg Wyhlen, S. 34
  16. Helm: Kirchen- und Kapellen im Markgräflerland, S. 110

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