St. Georg und Sebastian (Untersulmetingen)

St. Georg und Sebastian (Untersulmetingen)

St. Georg und Sebastian, im Volksmund auch „die Niederkirch“ genannt, ist eine Filialkirche im Dekanat Biberach der Seelsorgeeinheit 6 Laupheim in Untersulmetingen, einem Teilort von Laupheim im Landkreis Biberach in Oberschwaben. Die Kirche ist zugleich auch Ruhestätte des letzten Abtes der Reichsabtei Ochsenhausen, Romuald Weltin. Der Oberschwäbische Jakobsweg führt an der Niederkirch vorbei.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Geschichte

Beweinung Jesu

Die sogenannte Niederkirch liegt am nördlichen Ende des Ortes Untersulmetingen, in der Nähe der Landesstraße 257 am Abzweig zur Rißtisser Straße im Tal der Riß am Fuße der Schwäbischen Alb. Von dort mündet die Riß in zehn Kilometer Entfernung in nordöstlicher Richtung in die Donau. Die im römischen Reichsstraßenverzeichnis verzeichnete Landstraße nach Rißtissen verband das Kastell Rißtissen mit den zahlreichen Burgi der Umgebung. Eine erste Kapelle wird schon um das Jahr 800 vermutet. [1] Das erhöhte Gelände, auf dem die Kirche steht, ist von einer Mauer umgeben, die auch den Friedhof der Gemeinden Ober- und Untersulmetingen umschließt. Am südöstlichen Ende der Kirche befindet sich ein Ehrenmal für die in den beiden Weltkriegen des letzten Jahrhunderts gefallenen Söhne des Ortes.

Im Jahre 1441 wurde Sulmetingen in Ober- und Untersulmetingen geteilt. Die Reichsabtei Ochsenhausen erwarb 1699 die Patronatsrechte. Die Inkorporation des Ortes in die Reichsabtei erfolgte 1719. Damit wurde Sulmetingen eine Exklave nordwestlich des Territoriums der Reichsabtei Ochsenhausen. Die Abtei wollte damit auch Einfluss auf die nahe Stadt Laupheim ausüben. Sulmetingen wurde wie Tannheim bei Memmingen und Ummendorf nahe der Reichsstadt Biberach mit einem Amtssitz des Klosters aufgewertet. Aus diesen politischen Bestrebungen wurde eine aufwendige Ausgestaltung der Niederkirch angeordnet.

In den Jahren 1743/44 wurde die Kirche unter Abt Benedikt Denzel barockisiert und neu ausgestattet. Der Abt hatte schon als einfacher Klostergeistlicher in der Kirche gewirkt. Ausführender Handwerker des Umbaus war Dominikus Wiedemann aus Elchingen. Als Stuckateure sind Hans Frey und Hans Rueß nachgewiesen. Aus der Phase der Barockisierung der Kirche stammt auch der Sakristeianbau. Gestühlwangen mit dem Wappen Abt Benedikts und das Wappen am Bogen der Apsis weisen auf die Regierungszeit des Abtes hin.

Im Säkularisationsjahr 1803 ging die Kirche in das Eigentum des Rechtsnachfolgers der Reichsabtei Ochsenhausen, des Reichsgrafentums Metternich über. 1805 starb Abt Romuald Weltin. Er hatte seit seiner Absetzung als Abt 1803 im Amtssitz von Sulmetingen gelebt. Er wurde in der Niederkirch am südlichen Chorbogenpfeiler beigesetzt. Ein Epitaph beim Ambo mit seinem Wappen erinnert an ihn. Im selben Jahr erwarb Karl Anselm von Thurn und Taxis die Rechte und das Eigentum an Ober- und Untersulmetingen. Das Zwischenspiel des bayerischen Adelshauses endete 1806. Sulmetingen wurde Bestandteil des Königreichs Württemberg.

Ausstattung

Im Westen schließt sich ein Kirchturm aus der Spätgotik an die Kirche an. Der Zwiebelaufsatz stammt aus dem Jahre 1679. Im Hochaltar befindet sich die Madonna Maria Königin des Biberacher Künstlers Hans Dürner aus dem Jahre 1610.

Anstatt der Seitenaltäre, die bei einer Renovierung 1863 entfernt wurden, befinden sich links und rechts Holzskulpturen der Kirchenpatrone Georg und Sebastian und innerhalb der Apsis links eine Holzskulptur des Heiligen Josef und gegenüber die Johannes des Täufers. Die bekannte Beweinungsgruppe aus dem frühen 16. Jahrhundert ist unterhalb des Kirchenpatrons Georg in einer Nische in der Mauer aufgestellt. Links und rechts des Hochaltars befinden sich zwei weitere Holzbildhauereien von Dominikus Hermenegild Herberger mit den benediktinischen Heiligen Ottilie und Walburga. Die Kirche hat auf der Südseite eine Kanzel mit Korb und Deckel, auf dem sich ein Lamm auf einem Buch mit sieben Siegeln befindet. Über der Kanzeltür ist eine aufwendig geschnitzte Muschel angebracht. Der eindrucksvolle Kreuzweg aus dem Jahre 1820 stammt von dem Maler J. A. Neher und wurde von Michael Schwarz aus Laupheim gestiftet.

Im Jahre 1863 wurde der Hochaltar entfernt und durch einen neugotischen Hochaltar eines Künstlers namens Winter aus Biberach ersetzt. 1882 gestaltete Winter auch die Seitenaltäre. 1904 wurden die neugotischen Altäre wieder entfernt und durch den heutigen klassizistischen Hochaltar von Schnell aus Ravensburg ersetzt. In diesem Jahr wurde auch die Empore, auf der sich die Orgel befindet, vergrößert.

Das zentrale Deckenfresko im Langhaus stammt aus dem Jahre 1957 von Schönecker und zeigt eine Szene aus dem Leben der Heiligen Cäcilia. Eine letzte große Renovierung der Kirche fand 1992 statt. Dabei kamen der Ambo und der Volksaltar von Georg Tagwerker aus Leinfelden-Echterdingen hinzu.

Glocken

Die Kirche hat vier Glocken:

  • Wetterglocke Jesus Nazarenus gegossen von Theodor Ernst aus Ulm, 1687
  • Ave Maria Glocke mit dem Wappen Benedikt Denzels, gegossen von Melchior Ernst Memmingen, 1756
  • Jesus Christus Friedenskönig Glocke gegossen von Engelbert Gebhard, Kempten, 1952
  • Heiliger Josef Glocke gegossen von Engelbert Gebhard, Kempten, 1952

Grabsteine

  • Maria Sabina Fugger mit dem Allianzwappen der Fugger und Freyberg, 1599
  • Alexander Fugger mit Kreuz und dem Wappen der Fugger, 1607
  • Maria Jakobea Fugger mit Mariens Krönung und dem Allianzwappen der Fugger und Freyberg, 1599
  • Pfarrer Hans Adam Biedermann, gestorben am 24. November 1592

Literatur

Dehio: Baden-Württemberg II. Die Regierungsbezirke Freiburg und Tübingen. Deutscher Kunstverlag, München 1997.

Tafel des Verkehrs und Verschönerungsverein Laupheims in der Niederkirch, Die Niederkirch, 1993

Weblinks

 Commons: Pfarrkirche St. Georg und Sebastian (Untersulmetingen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweis

  1. Tafel des Verkehrs und Verschönerungsverein Laupheims in der Niederkirch, 1993
48.2381059.829572

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