St. Johannes Baptist (Zolling)

St. Johannes Baptist (Zolling)
Pfarrkirche Zolling

St. Johannes Baptist ist die Pfarrkirche von Zolling.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die erste Erwähnung einer Kirche in Zolling datiert vom Jahr 804, als ein Wolfheri aus Haag seinen Besitz dem „Haus der hl. Maria und des hl. Petrus“ schenkte.[1]

Wann das Patrozinium auf Johannes den Täufer überging, ist nicht bekannt. Es wird vermutet, dass die Pfarrei Zolling in der Frühzeit zur Ausübung des Taufrechts eine kleine Taufkapelle direkt an der Amper besaß, welche dem Johannes geweiht war. Nach dem Verfall dieser Kapelle wurde die Taufe wohl in die Hauptkirche verlegt und daher das Patrozinium geändert.[2]

Die heutige Pfarrkirche entstand in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts unter Pfarrer Konrad Rothenpeck. Der östliche, niedrige Chor wurde vor dem hohen Langhaus erbaut. Aus dieser Zeit stammt vermutlich auch die Basis des Kirchturms. Der Weihtag der Kirche war wahrscheinlich das Fest des hl. Bartholomäus am 24. August. [3] Die Kirche besaß 1540 nachweislich 4 Altäre. Außerdem wurde eine Uhr und eine Glocke angeschafft.[4]

Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde an einem Samstag Mittag der Turm mit dem gotischen Spitzhelm durch die Schweden zerstört. In Gedenken an die Zerstörung des Turms läuten in Zolling die Glocken samstags bereits um 13 Uhr den Feierabend ein, obwohl in der Gegend das Feierabendläuten samstags normal um 15 Uhr erklingt. [5] Der Nachfolger wurde 1718 und 1784 wieder instandgesetzt. Dabei erhielt er seinen heutigen Rokokoaufbau. Der Baumeister des Turmes ist nicht bekannt. Weitere Instandsetzungen des Turms fanden in den Jahren 1824, 1892, 1925, 1956, 1967 und 1983 statt. Dies ist durch Inschriften in der Turmstube belegt.[6]

Im Jahr 1862 wurde auf der Südseite die teilweise zweistöckige Sakristei angebaut.

Außenbau

Turm

Pfarrkirche Zolling

Die geostete Kirche fällt vor allem durch ihren markanten rosa Rokokoturm auf, der weithin sichtbar ist. Die Basis des Turms, die höher als das Langhaus ist, existiert bereits seit der Gotik. Dies ist erkennbar an den Spitzbogenblenden und dem Spitzbogenfenster auf der Nordseite über dem Hauptportal. Oberhalb der Basis befindet sich ein weiß und rosa gestrichenes Oktogon, das von einer Kupferhaube und einer Laterne mit aufgesetztem Doppelkreuz gekrönt ist. Die Form des Kreuzes rührt wohl von der Scheyrer Kreuzreliquie her.

In diesem oberen Teil befindet sich die Turmstube, die mit drei Fenstern ausgestattet ist. Das Fenster zur Westseite ist nur aufgemalt. Durch das Fenster an der Nordseite wurde früher an hohen kirchlichen Feiertagen die gelb-weiße Fahne gehisst. Oberhalb der Turmstube befindet sich der Glockenstuhl mit den hölzernen Schallöffnungen. Darüber ist die Turmuhr, die letztmals im Jahr 1983 erneuert wurde. Die Zifferblätter haben einen Durchmesser von zwei Metern.

Wegen des mächtigen, 56m hohen Turms ist die Kirche im Volksmund auch als „Dom des Ampertals“ bekannt.

Langhaus

Das Langhaus der Kirche ist ca. 18m lang. Es besitzt auf jeder Seite 3 Spitzbogenfenster und überragt den Chor deutlich. Ein Merkmal der Kirche sind die dreifach gestuften Strebepfeiler.

Chor

Der eingezogene Chor mit einem Drei-Achtel-Schluss schließt auf der Ostseite an das Langhaus an. An der Südseite des Chors befindet sich die Sakristei.

Zwei der sechs Spitzbogenfenster sind Bildfenster, auf denen Bauernheilige verehrt werden: Der hl. Wendelin als Patron der Bauern, Hirten und Schäfer und die hl. Notburga als Patronin der Bauern und Dienstmägde.

Innenraum

Innenraum

Die Kirche betritt man durch das so genannte Glockenhaus im Erdgeschoß des Turms. Von hier aus wurden früher die Glocken per Hand geläutet.

Das anschließende einschiffige Langhaus trägt ein Tonnengewölbe. Die Schlusssteine tragen Bilder von Johannes dem Täufer und den vier Evangelisten. Das Langhaus ist durch drei Fensterachsen gegliedert. Über dem Eingang befindet sich die zweistöckige Empore, auf deren oberem Geschoss die Orgel ihren Platz findet.

Den großen, tiefen Altarraum erreicht man über zwei Stufen. Dieser hat zwei Fensterachsen. Wie in der gesamten Kirche sind auch hier die grau gefassten Netzrippen auffallend, die auf acht als Köpfen gestalteten Konsolen sitzen. Die vier Schlusssteine des Chorgewölbes sind mit den Symbolen der Dreifaltigkeit Gottvater, Jesus Christus und hl. Geist sowie dem Wappen der Gemeinde Zolling verziert.

Am Übergang vom Langhaus zum Chor befinden sich Fresken von Maria und Petrus, die Jesus Christus anbeten. Diese erinnern an das ehemalige Patrozinium der Kirche. Am rechten Pfeiler dieses Bogens befand sich bis zur Restaurierung 1960 auch eine reich verzierte, zu den noch vorhandenen Altären passende Kanzel.[7]

Ausstattung

Altäre

Die drei in der Kirche vorhandenen Altäre stammen aus dem Jahr 1866. Zusammen mit den einheitlich gestalteten, neugotischen Altären wurde auch die Kanzel von Anselm Sickinger aus München geschaffen. In ihrer barocken Ausgestaltung hatte die Zollinger Pfarrkirche bis zu 6 Altäre, von denen einige heute an den Wänden der Kirche hängen.[8].

Hochaltar

Innenraum

Der Hochaltar ist ein Flügelaltar, wie die beiden Nebenaltäre in rot und gold gehalten. Den Mittelpunkt unter dem geschnitzten gotischen Spitzwerk bildet die Figurengruppe der Taufe Jesu, wo Johannes den Täufer den niedergeknieten Heiland im Jordan tauft.. Darüber schwebt in Form einer Taube der heilige Geist und Gottvater. Letzterer ist die einzige Figur, die sowohl bei geöffneten als auch geschlossenen Flügeln sichtbar ist.

An den Flügeln des Altars befinden sich Reliefschnitzereien vom Leben und der Hinrichtung des heiligen Johannes. Auf der Rückseite der Flügel, die nur während Fastenzeit zu sehen ist, sind Symbole aus der Passion Jesu abgebildet. Ebenfalls nur bei geschlossenen Flügeln zu sehen sind vier Figuren mit ihren klassischen Attributen:

  • unten links: Petrus mit dem Schlüssel
  • unten rechts: Paulus mit dem Schwert
  • oben links: Barbara mit Kelch und Turm
  • oben rechts: Katharina mit Schwert und Richtrad

Unterhalb der Altarflügel befindet sich eine goldene Ädikula, in der normalerweise ein Kreuz gezeigt wird. Zu Anbetungsfesten wird hier die Monstranz mit der Hostie ausgestellt. Flankiert ist die Ädikula von zwei knienden Engeln, die als Leuchter gestaltet sind.

Auf der Vorderseite der Mensa befindet sich eine Reliefschnitzerei, die Jesus beim Brechen des Brotes während des letzten Abendmahls zeigen. Auf der Mensa steht befindet sich der Tabernakel, auf dessen goldenen Türen in Silber getriebene Getreideähren abgebildet sind.

Nebenaltäre

Marienaltar

Der linke Nebenaltar ist der heiligen Maria geweiht, diese ist als Schutzmantelmadonna dargestellt. Die Identität der restlichen Figuren ist nicht bekannt. Im unteren Teil des Altares zeigen zwei Engel das Schweißtuch mit dem Antlitz Jesu.

In der Karwoche wird hier der Gründonnerstagsaltar aufgestellt, in dem das Allerheiligste bis zur Osternacht verwahrt wird.

Der rechte Seitenaltar ist dem hl. Franz Xaver geweiht, dem in Bayern eine hohe Verehrung zuteil wird und dessen Bruderschaft in Zolling seit 1733 besteht.[9]

Volksaltar und Ambo

Der Volksaltar der Zollinger Kirche wurde im Zuge der Innenraumumgestaltung 1996 zusammen mit dem Ambo ersetzt. Beide bestehen aus rötlichem Kalkstein aus der Gegend von Berechtesgaden, welcher sich harmonisch in das Gesamtbild der Pfarrkirche einfügt.

Der Altar trägt auf der Vorderseite eingelassen ein goldenes Lamm, der Ambo trägt eine vergoldete Buchauflage, welche auf der erhöhten Seite von den vier Evangelisten getragen wird.

Die Weihe des Volksaltars nahm Friedrich Kardinal Wetter im Rahmen der Firmung 1996 vor.

Bilder

Im Kirchenschiff hängen 4 Bilder.

Auf der linken Seite hängen das 1661 von Johann Christoph Schauer geschaffene frühere Altarbild des Hauptaltares, das in einem wertvollen Barockrahmen die Taufe Jesu durch Johannes zeigt und das 1724 vom kurfürstlichen Hofmaler Johann Caspar Sing gemalte Großbild „Die Enthauptung des Johannes“.

Auf der rechten Seite, ebenfalls ein ehemaliges barockes Altarbild, findet man das Motiv des „Tod des hl. Franz Xaver“. Dieses Bild wurde 1733 von Lorenz Peter Herdegen geschaffen. Kunsthistorisch wertvoll ist das zweite Bild der Xaveri-Bruderschaft. Zu sehen ist eine Wallfahrt zur Zollinger Kirche, die in ihrer alten Form mit Spitzdach am Turm abgebildet ist. Dies ist das einzige Bildzeugnis des alten Turms. Außerdem kann aus diesem Bild geschlossen werden, dass es in Zolling zu dieser Zeit eine Wallfahrt zum hl. Franz Xaver gab. Über dem Bittgang ist der Heilige zu sehen, der zur Rechten der heiligen Dreifaltigkeit sitzt und den Segen des hl. Geistes auf die Wallfahrt lenkt.

Im Chor findet man zwei Bilder, die Philipp Greil 1750 gemalt hat:

„Die Anbetung der Heiligen drei Könige“ und „Jesus im Tempel“.

Ebenfalls aus der Barockzeit sind die Bilder auf der Brüstung der Emporen: In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts von Josef Niggl geschaffen zeigen die 18 Porträts Gottvater, Johannes den Täufer, Jesus, Maria, die Evangelisten und die Apostel. Bis zur Renovierung 1996 waren die Bilder in mächtigem Schwarz mit feiner Goldziselierung eingefasst, seither sind die Brüstungen weiß gestrichen.[10]

Weitere Ausstattung

Pietà

Unter der Empore auf der Südseite findet sich eine wertvolle Pietà aus dem 17. Jahrhundert. Der Schöpfer ist ebenso wie der des gotischen Kreuzes mit Schmerzensmutter, das am linken Pfeiler des Chores hängt, unbekannt.

Den Kriegern der Pfarrgemeinde wird im Kirchenschiff mit drei Steintafeln gedacht. Einen eigenen Gedenkstein erhielt Mathias Mayr, Hauptmann im Tattenbach'schen Regiment der bayrischen Patrioten, der diese in der Sendlinger Mordweihnacht 1705 geführt hat.

Orgel

Die Orgel der Zollinger Pfarrkirche wurde im Jahr 1997 von der Firma Jann in Allkofen gebaut. Sie besitzt 1172 Pfeifen aus Holz und Metall, diese verteilen sich auf 17 Register und einen Vorabzug. Die längste Pfeife ist 2,41m lang. Gespielt wird die Orgel auf zwei Manualen.

Die Orgel, die sich im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin optisch an den Altären der Kirche orientiert, wurde teilweise durch den Verkauf der Pfeifen der alten Orgel sowie eines Kochbuchs, für das viele bekannte Zollinger Rezepte beigesteuert haben, finanziert.[11]

Glocken

Die drei Glocken der Zollinger Pfarrkirche hängen in einem stählernen Glockenstuhl. Nachdem während des 1. Weltkriegs zwei der drei vorhandenen Glocken abgegeben werden müssen, wurde 1924 ein neues, komplettes Geläut angeschafft und die verbliebene Glocke verkauft. [12]

Die drei neuen Glocken wurden vom Bochumer Verein gegossen und sind relativ groß, keine hat einen Durchmesser unter 100cm. Der Durchmesser der größten Glocke beträgt 144cm, damit ist sie die drittgrößte im Dekanat Moosburg nach der Kastulusglocke in Moosburg und einer Glocke in Nandlstadt.

Friedhof

Die Kirche wird auf allen Seiten von einem Friedhof umgeben. Dieser wurde in den Jahren 1982, 1990 und 2009 erweitert, um dem Wachstum von Zolling Rechnung zu tragen. Beim Umbau 2009 wurde auch eine Urnenwand gebaut, um in Zukunft auch Urnenbestattungen vornehmen zu können.

Priestergrab

Priestergrab

Das Priestergrab befindet sich auf der Nordseite des Turmes. Nachdem es bis zum Tod von Geistlicher Rat Herrmann Kneidinger relativ unauffällig mit denselben Fliesen wie der Weg bedeckt war und nur durch die Gedenksteine in der Wandnische auffiel, wurde es dann auf Initiative des Gemeinderats zur Würdigung des Zollinger Ehrenbürgers umgestaltet. Die Gruft ist nun von einer Granitplatte bedeckt, die durch Ketten von der Umgebung abgesetzt ist.

In einer Nische des Turms befinden sich die Gedenksteine der im Priestergrab beigesetzten Personen.

Leichenhaus

Das Leichenhaus befindet sich östlich der Kirche. Neben der Aussegnungshalle findet sich eine Figur der Schmerzensmutter.

Galerie

Einzelnachweise

  1. Friedrich Keydel: Die Kirchen der Pfarrei Sankt Johannes Baptist Zolling. Thalhofen 2009, S. 4
  2. G. Völkl: Die Ortsnamen des Freisinger Landes. Frisinga, 46. Jg., Nr1, 1963
  3. Brückl/Widmann: Zolling. Eine Gemeinde im Ampertal. Freising, 1994, S. 352
  4. Brückl/Widmann: Zolling. Eine Gemeinde im Ampertal. Freising, 1994, S. 320
  5. Friedrich Keydel: Die Kirchen der Pfarrei Sankt Johannes Baptist Zolling. Thalhofen 2009, S. 5
  6. Brückl/Widmann: Zolling. Eine Gemeinde im Ampertal. Freising, 1994, S. 324
  7. Brückl/Widmann: Zolling. Eine Gemeinde im Ampertal. Freising, 1994, S. 325
  8. Friedrich Keydel: Die Kirchen der Pfarrei Sankt Johannes Baptist Zolling. Thalhofen 2009, S. 9
  9. Brückl/Widmann: Zolling. Eine Gemeinde im Ampertal. Freising, 1994, S. 316
  10. Friedrich Keydel: Die Kirchen der Pfarrei Sankt Johannes Baptist Zolling. Thalhofen 2009, S. 11ff
  11. Die neue Jann-Orgel, Festschrift. Freising 1996
  12. Brückl/Widmann: Zolling. Eine Gemeinde im Ampertal. Freising, 1994, S. 327f

Weblinks

 Commons: St. Johannes (Zolling) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
48.44980833333311.770925

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