St. Mathilde (Quedlinburg)

St. Mathilde (Quedlinburg)
St. Mathilde in Quedlinburg

St. Mathilde, auch St. Mathildis, in Quedlinburg ist die Pfarrkirche der römisch-katholischen Sankt-Mathilde-Gemeinde. Sie gehört zum Dekanat Halberstadt im Bistum Magdeburg.

Inhaltsverzeichnis

Architektur

Obwohl die einschiffige neugotische Kirche an einer höher gelegenen Stelle gebaut ist (auf den Wall der Stadtmauer), entzieht sie sich den Blicken der Besucher der Stadt.

Sie war die erst vollendete Kirche des bekannten Architekten Friedrich von Schmidt (Bauzeit 1855–58) und ist auch die zweitjüngste der Stadt Quedlinburg. Schmidt war einer der bedeutendsten Neugotiker Österreichs. Zu seinen hervorragendsten Werken zählen die Arbeit am Aufbau des Kölner Doms und der Bau des Wiener Rathauses sowie die Restaurierung des Stephansdomes. Im Juni 1858 wurde die Kirche von Bischof Konrad Martin von Paderborn konsekriert und der Heiligen Mathilde, Ehefrau König Heinrich I. geweiht.

Mit ihrer schlichten Architektur passt sich die Kirche gut dem mittelalterlichen Stadtbild an.

Der kleine Dachreiter über der östlichen Giebelwand musste wegen Bauschäden in den 1970er-Jahren abgetragen werden. Darum ist die Kirche heute auch ohne läutende Glocke. Der Kirchturm soll wieder neu errichtet und die alte Glocke darin installiert werden. Eine Realisierung bis zur 150-Jahr-Feier im Juni 2008 scheiterte an den finanziellen Möglichkeiten.

Innenraum

Die großen Fenster an beiden Seiten des Kirchenschiffs lassen viel Licht in das Innere. Beim Eintreten zieht das moderne Altarbild sofort den Blick auf sich. Nach einer Umgestaltung des Chorraumes 1953 schuf der Hallenser Künstler Meinolf Splett dieses Triptychon über dem Tabernakel. Im Mittelfeld sitzt Christus mit zum Segnen und Verkünden erhobener Hand, umgeben von Engeln und Heiligen. Auf den Seitenflügeln ist die hl. Mathilde dargestellt, als Königin und Gründerin des Stifts, als Patronin dieser Kirche und als Mutter und Wohltäterin. Die gotische Pietà (um 1400) auf dem kleinen Seitenaltar, von unbekanntem Künstler geschnitzt, war bis vor wenigen Jahren in der St. Wiperti aufgestellt. Drei Buntglasfenster von einer Kölner Glasmalerei finden sich im Chorabschluss. Im Mittleren ist die Heilige Mathilde zu sehen, neben ihr der Patron des Erzbistums Paderborn St. Liborius, im Linken Fenster die Patrone der Stiftskirche St. Dionysius und St. Servatius, im rechten Mathildes Sohn Bruno und ihr Urenkel St. Heinrich. Betrachtenswert sind auch die aus Sandstein gearbeiteten Kreuzwegstationen des Bildhauers Mormann. Die Seitenfenster wurden während der Sanierung 2003 restauriert und damit dem ursprünglichen Aussehen wieder angenähert. Die Buntglasfenster auf der Ostseite über dem Eingang wurden von einem regionalen Künstler im modernen Stil entworfen und ebenfalls 2003 bei der Sanierung eingebaut.

Orgel

Die Orgel wurde ursprünglich für eine andere Kirche konzipiert, dann jedoch nach St. Mathilde überführt. Ursprünglich mit Blasebalg angetrieben (noch bis heute funktionsfähig erhalten geblieben ist die Kalkantenglocke) erzeugt heutzutage ein Motor den notwendigen Wind. Bei der letzten Restaurierung der Orgel konnten nur die Außenhülle und die Pfeifen instand gesetzt werden, die mechanische Traktur bleibt noch reparaturbedürftig.

Disposition

Im Folgenden die Disposition:

I Hauptwerk
Bordunbaß 16′
Prinzipal 8′
Hohlflöte 8′
Viola di Gamba 8′
Oktave 4′
Mixer IV 2′
II Brustwerk
Flauto amabile 8′
Lieblich gedacht 8′
Gedecktflöte 4′
Principal 2′
Quinte 11/3
Pedal
Subbaß 16′
Oktavbaß 8′
Choralbaß 4′

Pfarrei und Gemeinde

Nach dem Zweiten Weltkrieg ist die Mitgliederanzahl der Gemeinde durch Flüchtlinge angestiegen, so dass der Platz der kleinen St. Mathilde-Kirche nicht mehr ausreichte. Darum hatte die Gemeinde 1954 mit dem Rat der Stadt Quedlinburg einen Vertrag zur Nutzung St. Wiperti als Filialkirche abgeschlossen, die von der Gemeinde auch Sommerkirche genannt wird, weil sie nicht beheizbar ist und darum nur im Sommerhalbjahr, in etwa von Pfingsten bis Erntedank, benutzt wird.

2010 wurden die Pfarreien von "St. Mathilde in Quedlinburg", "St. Gertrud in Hedersleben" und "Herz Jesu in Thale" durch Bischof Gerhard Feige aufgelöst (die seit 2006 den Gemeindeverbund Quedlinburg-Hedersleben-Thale bildeten) und auf dem Gebiet der drei ehemaligen Pfarreien die "Pfarrei St. Mathilde" mit der St. Mathilde-Kirche als Pfarrkirche neu gegründet (die anderen zwei sind Filialkirchen der Pfarrei).[1]

Der Vorraum der Kirche St. Mathilde ist tagsüber geöffnet. Hauptgottesdienste sind die Heilige Messen am Sonnabend um 18:30 Uhr und Sonntag um 10:30 Uhr. Von Pfingsten bis etwa Mitte Oktober wird das Sonntags-Hochamt in St. Wipertikirche gefeiert.

Literatur

  • Christoph Tretschok, Matthias Wozniak, Thomas Wozniak (Hrsg.): 150 Jahre katholische Kirche St. Mathilde Quedlinburg (1858 - 2008). Katholisches Pfarramt St. Mathilde, Quedlinburg 2008.
  • Ernst Coester: 150 Jahre St. Mathildenkirche Quedlinburg, das Erstlingswerk von Friedrich von Schmidt (1825–1891). In: Das Münster. 61, Nr. 4, 2008, ISSN 0027-299X, S. 358–361.

Einzelnachweise

  1. Gründung der neuen Pfarrei St. Mathilde in Thale. Pressemitteilung vom 28. April 2010.

Weblinks

 Commons: Quedlinburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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