Säbeltanz (Tanz)

Säbeltanz (Tanz)
Zeichnung aus dem 19. Jahrhundert (Jean-Léon Gérôme)

Der Säbeltanz ist ein orientalischer Tanz, der auch fälschlicherweise Schwerttanz genannt wird.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Die Herkunft des Säbeltanzes, wie er heute im orientalischen Tanz gezeigt wird, ist ein Fantasietanz, der keine historisch belegbare Quellen hat: Einige Tänzerinnen beziehen sich als Vorbild für ihre Interpretationen auf die griechischen Quellen über das Volk der Amazonen oder auf Vorbilder kämpfender Frauen aus der Geschichte des Orients. Einige Tänzerinnen führen an, der Säbeltanz stamme aus den Hochzeitsriten orientalischer Berbervölker: Der Frau wurde während der Hochzeit das (Schutz)Schwert (Säbel) des Mannes übergeben. Die Übergabe diente als Symbol, dass sie nun zur Herrin des Hauses und Bewahrerin der Familienehre geworden war. Um zu zeigen, dass sie mit dem Säbel umzugehen weiß, entwickelten die Frauen eine spielerische und tänzerische Art, nämlich den Säbeltanz. Diese Theorie wurde bisher nicht belegt.

Form

Alle Musikarten sind im Fantasytanz möglich, daher auch im Säbeltanz. Von reinen Instrumentalstücken über klassische Musik, Filmmusik bis zu moderner Musik mit Synthesizer oder Folkloremusik ist alles erlaubt.

Tänzerin in typischer Säbeltanzpose

Das Kostüm, sowie der Schmuck sind frei wählbar und richten sich nach keinen direkten historischen Vorlagen oder Quellen. Meist wird mit einem Oberteil (z.T. mit Jacke) und einer Pluderhose getanzt. Oft wird der Säbeltanz auch in folkloristischen Kostümen gezeigt oder in einem dem klassischen Bauchtanzkostüm sehr ähnlichen Kostüm oder auch Kleid.

Der Säbeltanz kann mit schnellen und langsameren Bewegungen getanzt werden. Dies ist der Tänzerin frei überlassen. Es werden immer die typischen Bewegungen des orientalischen Tanzes benutzt. Die getanzte Illusion der kampfbereiten Frau mit dem todbringenden Säbel steht hier zwar im Vordergrund, der Tanzausdruck ist in der Regel nicht kämpferisch, eher huldvoll und ätherisch. Der Säbel darf trotzdem niemals mit der Hand umschlossen werden, auch wenn die ausbalancierten Tanzsäbel keine Klinge haben. Die Attraktion des Säbeltanzes ist das möglichst bewegungsfreie Balancieren des Säbels auf dem Kopf, der Schulter, der Hüfte und dem Bauch, in einer Bewegung oder während die Tänzerin tanzt. Es werden oft Doppel-Säbeltänze gezeigt, um die Virtuosität der Tänzerin noch stärker zu unterstreichen. Tänze mit mehr als zwei Säbeln lassen einen Tanz nicht mehr zu, hier wird ausschließlich balanciert und langsam geschritten. Viele Tänzerinnen benutzen typische Bewegungen des "Shamadantanzes" , sowie leicht akrobatische Elemente wie Spagat, Balancieren auf einem Bein oder Elemente des Bodentanzes zum Säbeltanz. In den letzten Jahren wurden auch häufig Säbeltänze, die normalerweise als Solo angelegt sind, als Duo oder Gruppentanz gezeigt, häufig auch mit kleinen Show-Kampfeinlagen, die auf die Musik (meist Filmmusik) abgestimmt sind. Gruppentänze mit dem Säbel sind besonders schwer aufzuführen, da die Synchronizität aller Tänzerinnen sehr hoch sein muss, um den Säbeltanz auf das Publikum wirken zu lassen. Den Säbeltanz zeigten vereinzelt auch Männer, im orientalischen Tanz sind es zu 99% Frauen, die ihn zeigen.

Säbel versus Schwert

Der Unterschied zwischen Säbel und Schwert ist die Größe, Länge, Schneide, Machart und das Gewicht der Waffe. Säbel haben eine gebogene Form und nur eine scharfe Schneide, sind leicht und elegant zu führen. Historisch gesehen sind Säbel die typische Waffe orientalischer Kämpfer, die den Säbel oft auch vom Pferd aus und einhändig führen konnten. Säbel schneiden und stechen, können durch Rüstungen und Panzer den Gegner tödlich verletzen, während ein Schwert hackt. Schwerter sind die typische Waffe der mittelalterlichen Ritter und Adeligen. Die ersten Kurzschwerter führten römische Legionäre mit sich, Funde aus der Bronzezeit zeigen einen frühen Gebrauch des Luxusartikels Schwert. Das typische Schwert ist gerade gearbeitet, hat zwei Schneiden und wird einhändig geführt. Die Treffer des Schwertes sind i. d. R. verheerende Verletzungen, da ein Schwert den Gegner sprichwörtlich zerhackt. Ungeachtet der häufigen Berührungen mit dem Orient, von den ersten Kreuzzügen an, hat das Krummschwert (Vorläufer des Säbels) in den Ritterschaften des westlichen Europas das ganze Mittelalter hindurch wenig Eingang gefunden. Die Ursache hierfür dürfte wohl darin zu finden sein, dass im Occident auf eine mehr zerschmetternde Wirkung der Klinge Wert gelegt wurde.

Im orientalischen Säbeltanz wird daher mit einem Säbel getanzt, der durch seine gebogene Form einfacher zu balancieren ist und eine typische Sarazenen-Waffe ist.

An Formvarianten kann man folgende Säbeltypen unterscheiden:

Türkischer Säbel, Indischer Säbel, Persischer Säbel, Polnische Karabela und Japanisches Schwert (katana)

Amazone

Ergänzungen: Kriegerinnen und Amazonen

Die kämpfende (aktive) und tötende Frau war lange Zeit tabuisiert. Das Schwert, das sich als "Symbol der Männlichkeit schlechthin" versteht, befindet sich in der Hand der Frau in der Zugehörigkeit zum falschen Geschlecht. So begeht die Kriegerin mit der todbringenden Waffe des Schwertes einen ungeheuerlichen Tabubruch, indem sie sich dieses bedeutende Symbol der Männlichkeit und Macht aneignet und es entehrt, indem sie es "verweiblicht".

Über waffentüchtige kämpfende Frauen wird bei vielen Völkerschaften fast von ältesten Zeiten an berichtet, in Form sachlich gehaltener Schriftquellen oder auch nur als Mythen und Legenden. Ein Schwerpunkt dieser Berichte liegt im ersten vorchristlichen Jahrtausend im antiken Griechenland, in Kleinasien und dem Nordschwarzmeergebiet. Beispiele: die Amazonenkönigin Hippolyte mit ihrem berühmten Gürtel oder Penthesileia, die mit einer weiblichen "Truppe" in Troja einrückte und die selbst den Kampf mit Achilleus nicht scheute. Die griechischen Künstler, die sich Amazonen-Themen zuwandten, bildeten die kämpfenden Frauen auf kunstvoll bemalten Keramikgefäßen, auf toreutischen Werken oder auch als Plastiken ab. Die abgebildeten Amazonen trugen Ausrüstungen mit Angriffs- sowie Schutzwaffen und tummeln sich gewandt zu Pferde. Das ständige Training mit Ausdauerübungen bracht offensichtlich ein so deutlich verändertes Erscheinungsbild mit sich, dass die Unterscheidung zwischen jungen Männern und Frauen erschwert wurde, besonders wenn die letzteren "barbarische" Männertracht mit Hosen trugen.

Im Gebiet nördlich des Schwarzen Meeres - dem zeitgleichen antiken Skythien - zu dem die Griechen rege Beziehungen unterhielten und wo sie längs der Küste Städte gegründeten, aber auch in den östlich und südöstlich daran anschließenden Steppen- und Waldsteppenzonen Eurasiens, hebt sich im archäologischen Fundbestand eine inzwischen beträchtliche Gruppe von Bestattungen ab, die als materielle Hinterlassenschaften von professionellen Kriegerinnen angesehen werden muss.

Die europiden Skythen, die sprachlich den Alt-Iraniern zugerechnet werden und deren klassische Kultur zwischen dem 7. und 3. Jahrhundert anzusetzen ist, zogen schon relativ früh die Aufmerksamkeit antiker Autoren auf sich. Herodot mit seinem berühmten Buch IV., dem Skythenbuch, und Pseudo-Hippokrathes mit seiner "Schrift von der Umwelt" (De arer, aquis, locis), die im Corpus Hippocraticum Aufnahme fand, bilden dabei wesentliche Quellen. Herodot und Pseudo-Hippokrathes besprachen in ihren Schriften die "sagenhaften" Amazonen, die Männer nur zur Zeugung des Nachwuchses besuchten und mindestens (so Pseudo-Hippokrathes) drei Männer am Tag töten mussten. Laut Herodot hatten die Skythen einen eigenen Begriff für die Amazonen. In ihrer Sprache hießen sie "Oiorpata", Griechisch für "Männertöter" (Oior = Mann, pata = töten).

Bereits seit dem letzten Jahrhundert kennt man im nördlichen Schwarzmeergebiet, innerhalb der verschiedenen skythischen Kulturgruppen, Gräber von bewaffneten Frauen. Bei den damals beispielhaften Ausgrabungen des Grafen A. A. Bobrinskoj (1887) in der Nähe des Ortes Smela (heutiges Gebiet von Cerkassy) wurden gleich mehrere durch anthropologische Bestimmungen abgesicherte Fälle beobachtet. Neufunde der 90er Jahre stammen aus dem südlichen Uralgebiet und darüber hinaus aus dem Altai.

  • Bewaffnete Frauen in Antike und Bibel: MedeaJudith

Literatur

  • Wendy Buonaventura: Serpent of the Nile: Women and Dance in the Arab World, Interlink Publishing Group, 1998, ISBN 1-5665-6300-3
  • Karin Van Nieuwkerk: A Trade Like Any Other: Female Singers and Dancers in Egypt, University of Texas Press, 1995, ISBN 0-29278-723-5
  • Wendy Buonaventura: Bauchtanz, Kunstmann Verlag, 1998, ISBN 3-8889-7106-3
  • Dietlinde Bedauia Karkutli: Das Bauchtanz-Buch, Rowohlt 2002, ISBN 3-4996-1328-X
  • Eluan Ghazal: Der heilige Tanz. Orientalischer Tanz und sakrale Erotik, Simon & Leutner, 2005, ISBN 3-92238-995-3
  • Eluan Ghazal: Schlangenkult und Tempelliebe. Sakrale Erotik in archaischen Gesellschaften, Simon + Leutner, 1995, ISBN 3-92238-963-5

Weblink

Siehe auch


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