Tutilo Burger

Tutilo Burger

Tutilo Burger OSB (* 8. September 1965 in Seppenhofen, heute zu Löffingen, als Hans Burger) ist ein deutscher Benediktiner, Diplom-Theologe und Diplom-Betriebswirt. Er ist seit 2011 elfter Erzabt der Erzabtei Beuron seit 1863, dem Stammkloster der Beuroner Kongregation. In diesem Jahr war das seit der Säkularisation 1802 leerstehende ehemalige Augustiner-Chorherrenstift von den Benediktinern bezogen worden.[1]

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kindheit und Schulzeit

Das Geistliche Haus der Pallottiner St. Josef Hersberg

Burger wuchs als Sohn der Eheleute Willi und Elisabeth Burger in Seppenhofen im Hochschwarzwald auf.[2] Er besuchte das Internat Hersberg in Immenstaad am Bodensee.[3] Bei seinem Abitur 1986 hatte er als Leistungskurse Mathematik und Religion.[4]Tutilos Bruder Stephan ist ebenfalls Priester und Offizial des Erzbistum Freiburg..[5]

Beginn des klösterlichen Lebens

Vier Wochen nach seinem Abitur begann Burgers klösterliches Leben mit dem Eintritt in die Benediktiner-Erzabtei St. Martin, ein Kloster in Beuron im Oberen Donautal.[4] 1988 legte er seine Profess zum Mönchtum ab.[6] Das Studium der Katholischen Theologie absolvierte er in Salzburg und Rom (Abschluss: Diplom-Theologe).[4] Die Pastoralausbildung machte er in St. Peter im Schwarzwald.[4] Am 7. Mai 1994 erhielt er in Beuron die Priesterweihe.[3][7] Er versah mehrere Jahre das klösterliche Amt des Novizenmeisters.[6]

Cellerar und Prior

Nach seiner Priesterweihe wurde er zu einem betriebswirtschaftlichen Studium an die Berufsakademie Ravensburg[8], heute Duale Hochschule Baden-Württemberg Ravensburg, geschickt.[4]. Die Praxis lernte er drei Jahre bei der OMIRA Oberland-Milchverwertung Ravensburg GmbH, der größten Molkerei Baden-Württembergs, kennen.[4] Dort erarbeitete er sich die Grundlagen, um die Verantwortung für alle finanziellen und wirtschaftlichen Angelegenheiten in Beuron zu übernehmen.[8]

Nach Abschluss als Diplom-Betriebswirt wurde er im November 1997 zum Cellerar des Klosters ernannt.[4] Als Cellerar war er Manager des Kloster-Wirtschaftsbetriebes mit 40 Angestellten in Buchhandlung, Verlag, Wäscherei und den klostereigenen Betrieben wie Metzgerei und Wasserkraftwerk.[8] Die Ordensregel Ora et labora hieß für ihn: Tagesbeginn um 5.00 Uhr, Eucharistiefeier, Stundengebet und Manager Fulltime-Job mit Schreibtischarbeit, Besprechungen und Fahrten zu Behörden oder Banken.[9] Ein weiterer Teil der Arbeit bestand aus Sitzungarbeit in verschiedenen Gremien: Förderverein, Bauausschuss, Gemeinnützige Stiftung Vetus Latina, Cellerarstagung der Deutschen Ordensobernkonferenz (AGCEP) und Wirtschaftsrat der Beuroner Benediktinerkongregation.

Im März 2001[4] wurde der Benediktinerpater durch den zuvor neu gewählten zehnten Erzabt Theodor Hogg zum Prior ernannt[3]. In seiner Eigenschaft als Prior vertrat er den Erzabt.[4]

Erzabtswahl

Erzabtei St. Martin in Beuron

Am 16. August 2011 endete die Amtszeit von Hogg. Gemäß der Wahlordnung musste er mit Erreichung des 70. Lebensjahres aus dem Amt des Erzabtes ausscheiden. Zudem hatte er schon seit längerer Zeit erklärt, dass er von der Möglichkeit einer Wiederwahl keinen Gebrauch machen wolle.[3] Für das vakante Amt[6] übernahm Burger die kommissarische Leitung der Erzabtei.[7]

Die Zahl der wahlberechtigten Konventmitglieder ist im Laufe der vergangenen Jahre stark gesunken. Von den 50 Wahlberechtigten der jüngsten Abstimmung waren viele schon im fortgeschrittenen Alter. Der älteste Wahlteilnehmer war bereits 91 Jahre alt.[1]

Bereits am Abend des 6. September 2011 hatte sich der Konvent zum ersten Mal versammelt. Die Mönche hatten sich auf die Kandidaten zu einigen und über die Wahlperiode befinden.[10] In einem wichtigen Grundsatzbeschluss begrenzten sie die Wahlperiode für den neuen Erzabt auf zwölf Jahre.[3][7] Alternativ hätte man sich auch auf eine unbestimmte Amtszeit einigen können, diese hätte dann allerdings wie beim bisherigen Amtsinhaber Hogg mit Erreichen des 70. Lebensjahres geendet.[10]

Die eigentliche Wahl, zu der die Öffentlichkeit nicht zugelassen war, erfolgte am Morgen des 7. September 2011.[3][7] Die Wahl wurde von Abt Franziskus Heereman von Zuydtwyck der Abtei Neuburg bei Heidelberg und ersten Assistenzabts der Beuroner Kongregation geleitet. Nach der jahrhundertealten Wahlordnung der Benediktiner wäre eigentlich der Abtpräses Wahlleiter. Der derzeitige Abtpräses Albert Schmid, der über den Äbten und dem Erzabt der Kongregation steht, war allerdings als Mitglied der Beuroner Konvents selbst wahlberechtigt.[10]

Trotzdem es keinen gleichwertigen Gegenkandidaten gab, konnte der bisherige Prior die nach der jahrhundertealten Wahlordnung der Benediktiner notwendige Zweidrittelmehrheit nicht im ersten Wahlgang erreichen. Erst im zweiten Wahlgang wurde die notwendige Stimmenzahl erreicht.[3][7] Wäre diese nicht zustande gekommen, hätte auch ein Administrator für drei Jahre gewählt werden können. Dafür hätte dann im dritten Wahlgang auch die einfache Mehrheit ausgereicht.[11]

Die Stimmung in Beuron war von einer gewissen Spannung geprägt, die sich gegen 10.15 Uhr mit dem Geläut der Kirchenglocken löste.[3] Er wird für die nächsten zwölf Jahre das hohe Amt des Stellvertreters Christi im Beuroner Kloster bekleiden[12] und an der Spitze der gut 50-köpfigen Mönchsgemeinschaft stehen[8].

Unmittelbar nach der Wahl zogen die Mönche in die Abteikirche ein. Der Wahlleiter, Abt Franziskus Heereman, gab in Anwesenheit des Abtes der Abtei Maria Laach bei Andernach, Benedikt Müntnich, das Wahlergebnis öffentlich bekannt. Der neue Erzabt wurde öffentlich vorgestellt. In einer damit verbundenen Zeremonie erneuerten die Patres und Brüder ihr Treueversprechen dem neuen Erzabt gegenüber[3][7] in dem sie Gehorsam, Armut, Ehelosigkeit und Bindung an das Kloster Beuron versprechen[8]. Als erste sakrale Amtshandlung erteilte Erzabt Tutilo seinen Mitbrüdern und den Kirchenbesuchern den Segen. Nach einem Gruppenfoto des gesamten Konvents mit dem neuen Oberen nutzten auch zahlreiche Gläubige die Gelegenheit, dem neuen Erzabt zu gratulieren.[3][7] Nach dem Te deum feierten die Mönche ganz weltlich weiter: Sie stießen mit einem Glas Sekt auf den neuen Erzabt an.[8]

Die dabei gezeigte gelöste Stimmung unter den Ordensleuten zeigte, dass mit der Wahl von Pater Tutilo ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der Erzabtei gesetzt worden ist. Nach Auskunft des Klosters steht der Termin für die feierliche Abtweihe derzeit noch nicht fest. Unter anderem müsse der Termin auch mit dem Erzbischof Robert Zollitsch des Erzbistums Freiburg abgestimmt werden.[3][7]

Ein Programm für seine Amtszeit gibt es nicht, aber er beabsichtigt, wie sein Vorgänger Beuron als geistliches Zentrum in der Region auszubauen. Die Erzabtei mit ihren religiösen Angeboten ist einer der wichtigsten religiösen Fixpunkte in Südwestdeutschland. Zudem bleibt der Nachwuchs im Kloster eine Sorge. Die Zahl der Mönche, in den besten Jahren waren es 300, hat sich in den vergangenen 25 Jahre halbiert. Nur ein bis zwei Mönche pro Jahr treten ein und bleiben. Der Altersdurchschnitt in Beuron liegt bei 61 Jahren. In den nächsten Tagen wird der neue Erzabt seinen eigenen Nachfolger als Prior auswählen und dann die bisherigen Ämter übergeben.[8]

Am 12. November 2011 wurde Pater Tutilo Burger vom Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch als neuer Erzabt des Klosters Beuron feierlich eingesetzt. Die Benediktion fand im Beisein von Karl Friedrich von Hohenzollern, Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, Landrat Dirk Gaerte und der Vorsitzenden des Freundeskreises der Erzabtei Tanja Gönner statt.[13]

Tätigkeiten

Tutilo Burger ist Geschäftsführer der Gemeinnützigen Stiftung Vetus Latina mit Sitz in Beuron[14] und hat die Akademieleitung der Beuroner Akademie für Wirtschaftsethik inne[15]. Er ist zudem Mitglied der Beuroner Schola.[15] Neben vielfältigen Aufgaben im geistlichen Bereich und in der Verwaltung des Klosters gilt seine persönliche Leidenschaft dem Orgelspiel.[4]

Werke

  • Benediktinische Spiritualität heute. In: Oberschwaben - Mitteilungen der Gesellschaft Oberschwaben, Ausgabe 6, 2004.
  • Zwischen Burnout und Arbeitsfreude. In: Erbe und Auftrag, Benediktinische Zeitschrift - Monastische Welt, Ausgabe 3, 2010, S. 327-328.


Vorgänger Amt Nachfolger
Theodor Hogg Erzabt der Erzabtei Beuron
seit 2011

Einzelnachweise

  1. a b Hermann-Peter Steinmüller (hps): Fakten zur Wahl. In: Südkurier vom 8. September 2011
  2. Christa Maier (cm), (wun): Tutilo Burger neuer Erzabt im Kloster Beuron. In: Badische Zeitung vom 9. September 2011
  3. a b c d e f g h i j k Hermann-Peter Steinmüller (hps): Löffinger ist neuer Erzabt von Beuron. In: Südkurier vom 8. September 2011
  4. a b c d e f g h i j Vgl. P. Tutilo Burger OSB, Beuron: Ora et labora. Elemente zu einer inneren Balance. In: Br. Jakobus Kaffanke OSB, Beuron (Hrsg.): Der 14-Stunden-Tag. Zwischen Burnout und Arbeitsfreude, 18. Beuroner Tage für Fragen der Wirtschaftsethik, 27. bis 29. November 2009, Kloster Beuron im Oberen Donautal. S. 41-47.
  5. http://www.erzbistum-freiburg.de/html/offizial.html.
  6. a b c (lmb): Neuer Abt in Erzabtei Beuron. Pater Tutilo Burger auf zwölf Jahre gewählt. Mitteilung der Erzdiözese Freiburg vom 9. September 2011
  7. a b c d e f g h Hermann-Peter Steinmüller (hps): Tutilo Burger ist neuer Erzabt. In: Südkurier vom 8. September 2011
  8. a b c d e f g Ludger Möllers: Vertrauen: Beuroner Mönche wählen jungen Pater: Erzabt Tutilo Burger steht für modernes Denken – Verantwortung für 50 Benediktiner. In: Schwäbische Zeitung vom 8. September 2011
  9. Treffpunkt bei Pater Tutilo Burger, Kloster Beuron, 30 Min., Südwest 3 vom 3. Januar 2000
  10. a b c Hermann-Peter Steinmüller (hps): Kloster wählt heute elften Erzabt. In: Südkurier vom 7. September 2011
  11. Abtwahl in Beuron. In: ORDEN online vom 29. August 2011
  12. Ludger Möllers: Pater Tutilo ist neuer Erzabt von Beuron. In: Schwäbische Zeitung vom 8. September 2011
  13. Vera Romeu (vr): Erzabt Tutilo bekommt Zeichen der neuen Würde. Christen erleben bei der Amtseinsetzung ein unvergessliches Fest in der Erzabtei Beuron. In: Schwäbische Zeitung vom 14. November 2011
  14. Stiftung Vetus Latina
  15. a b Beuroner Akademie für Wirtschaftsethik

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