- Unsere Liebe Frau von Mantara
-
33.52802777777835.379888888889Koordinaten: 33° 31′ 41″ N, 35° 22′ 48″ O
Unsere Liebe Frau von Mantara ist ein Marienwallfahrtsort mit einem Gnadenbild „Unserer Lieben Frau". Die Wallfahrtsstätte liegt in der Stadt Maghduscha im Libanon. Das Wahrzeichen ist eine sechseckige Kapelle, zum Wallfahrtsort gehört auch eine Basilika und die „Heilige Höhle“.
Inhaltsverzeichnis
Legende und Entstehung
Der Ursprung der Marienverehrung wird auf eine Höhle zurückgeführt, in der sich Maria wartend aufgehalten haben soll, während ihr Sohn Jesus Christus in der Nähe von Tyros und Sidon predigte und dort die Tochter einer Frau heilte [1].
Vorchristliche Zeit
Schon in der vorchristlichen Zeit soll die Verehrung der Fruchtbarkeitsgöttin Astarte im Libanon und speziell im Raum von Tyros, Sidon und Maghduscha weit verbreitet gewesen sein. Die Verehrung dieser Göttin durch die westsemitischen Völker spiegelte den Jahreszyklus wider. Die Tempel und Schreine der Göttin Astarte wurden zu Beginn des Christentums in christliche Gotteshäuser umgewandelt und der Jungfrau Maria gewidmet. In der Umgebung von Maghduscha befinden sich noch immer die Überreste eines Astarteschreines.
Byzantinische Zeit
Während der Herrschaft Kaiser Konstantins hatte seine Mutter Helena um 324 angeordnet, dass alle heidnischen Tempel und Götzen des Astartekults zerstört werden sollen. Zu dieser Zeit begann die Entdeckung der Höhle, die als Aufenthaltsort Mariens erkannt wurde. Helena bat den Bischof von Tyros den Ort der Höhle zu weihen und in ihr eine kleine Kapelle herzurichten. Sie schenkte der christlichen Gemeinde eine Ikone mit dem Abbild der Mutter Maria mit dem Christuskind auf dem Arm, dem späteren Gnadenbild. Die Kapelle soll der Überlieferung nach von Helena mit dem Namen „Unsere Liebe Frau von Mantara“, benannt worden sein. Dieses soll so viel wie „Unsere Liebe wartende Frau“ bedeuten.[2] Der Ort und die Heiligen Stätten wurden über drei Jahrhunderte durch die byzantinischen Herrscher mit kaiserlichen Schätzen bestückt und finanziell unterstützt.
Islamische Herrschaft
Die islamische Expansion, die 636 mit der Schlacht am Jarmuk einen ihrer Höhepunkte fand, führte dazu, dass das byzantinische Reich seinen Einfluss verlor. Die neuen Machthaber zeigten wenig Toleranz gegenüber den Christen und zerstörten in den Städten Tyros, Sidon, Beirut, Byblos und Tripoli viele christliche Stätten. Die Einwohner Maghduschas zogen sich auf den Berg-Libanon zurück, hatten aber vor ihrer Flucht die Höhle mit der Kapelle verschlossen. Den Höhleneingang versteckten sie unter Erde, Steinen und Pflanzen. Dadurch geriet die Legende „Unserer lieben wartenden Frau“ in Vergessenheit.
Die Kreuzfahrer
Mit der Ankunft der Kreuzfahrer in Sidon siedelten sich zwischen dem 12. und 13. Jahrhundert auch einige Kreuzritter in unmittelbarer Nähe zu Maghduscha an. Ohne es zu ahnen, errichteten sie nur wenige Meter von dem Höhleneingang, eine kleine Festung. Mit den Kreuzfahrern kehrten auch viele Menschen aus den Bergen in ihre angestammten Orte zurück.
Die Emirate
Der regierende Emir Fakhreddin II. (1572–1635) war ein aufgeklärter Herrscher, er glaubte an die Gleichheit der Religionen und setzte Minister mit unterschiedlicher Religionszugehörigkeit ein. Für die Christen begann eine Renaissance, die Heilige Höhle wurde am 8. September 1721 von einem jungen Hirten wieder entdeckt. Der Überlieferung nach wollte er eine Ziege retten, die in dem Steingeröll eingeklemmt war. Mit einem Seil, welches er der Ziege umgeschlungen hatte, wollte er als Umlenkrolle einen Baum verwenden. Dabei löste sich der Baum von den Wurzeln und legte einen Eingang frei. Der Junge arbeitete sich weiter in die Grube hinein und betrat die Höhle. Das erste, was er erkannte, war die von Kaiserin Helena gestiftete Ikone. Er lief eilends ins Dorf und berichtete von seinem Fund.
Entwicklung des Wallfahrtortes
Seit der Wiederentdeckung und Freilegung wurde die Heilige Höhle für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Ort entwickelte sich zu einem Marienwallfahrtsort und der 8. September wird jedes Jahr mit einem großen Fest begangen. An dem angrenzenden Hügel befindet sich heute ein Friedhof der Melkitischen Griechisch-Katholischen Kirche. Die gesamte Wallfahrtsstätte steht heute unter der Verwaltung der Melkitischen Griechisch-Katholischen Kirche. Der Erzbischof von Sidon ist gleichzeitig der bischöfliche Leiter des Wallfahrtzentrums und Hausherr der Basika von Maghduscha. Zu Beginn der 1960er Jahre wurde unter der Schirmherrschaft von Bischof Basile Khoury eine sechseckige Kapelle, das heutigen Wahrzeichen, errichtet, deren 28 Meter hohe Turmspitze eine Marienstatue ziert.
Wunder von Maghduscha
Dem Gnadenbild „Unserer Lieben Frau von Mantura“ werden mehrere Wunderheilungen zugeschrieben. In einer Broschüre aus dem Jahre 1910, die von Bischof Basilo Haggiar von Sidon verfasst wurde, werden insgesamt 16 Wunder beschrieben. Bei der Hälfte der erwähnten Wunder wurde über Kinder und werdende Mütter berichtet. „Saïdet-El Mantara“ wurde darauf hin auch als „Unsere Liebe Frau von den Kindern“ tituliert. In der Folge entwickelte sich die Heilige Höhle zu einer Taufstätte für Kleinkinder. Als bekanntestes Wunder wird über die Heilung einer blinden Frau berichtet.
Weblinks
- Unsere Liebe Frau von Mantara, Sidon, Libanon (I+II)
- Notre Dame de Mantara (englisch, arabisch und französisch)
Einzelnachweise
Kategorien:- Christlicher Orient
- Katholischer Wallfahrtsort
- Sakralbau im Libanon
- Marienverehrung
- Christentum im Libanon
- Hexagon
Wikimedia Foundation.