- Christusreliquie
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Als Christusreliquie bezeichnet man Reliquien, die nach der Überzeugung der Gläubigen vom Leib und Blut Jesu Christi stammen oder mit ihm in Berührung gekommen sein sollen. Diese Reliquien genießen in der katholischen Kirche besondere Verehrung.
Die bedeutendste Christusreliquie ist das Grabtuch von Turin. Zu den wichtigsten Stätten der Verehrung von Christusreliquien gehört die Kirche Santa Croce in Gerusalemme in Rom. Nachbildungen von Christusreliquien wurden mit den römischen Originalreliquien in Kontakt gebracht und dadurch selbst zu verehrungswürdigen Berührungsreliquien.
Die Authentizität der Christusreliquien ist jedoch umstritten. Viele Untersuchungen der zumeist erst im Mittelalter aufgetauchten Reliquien sprechen etwa für teilweise erheblich spätere Entstehungszeiten.
Inhaltsverzeichnis
Körper
Weitere Christusreliquien sind Teile seines Körpers. Diesem Glauben liegt die Annahme zugrunde, dass Christus körperlich in den Himmel aufgefahren und folglich sein Körper – anders als bei den Heiligen – nicht auf der Erde geblieben sei. Zu den Teilen seines Körpers, die auf der Erde verblieben, gehören folglich nur die, die er vor seiner Aufnahme in den Himmel verloren hatte. Dazu gehören:
- die Nabelschnur
- abgeschnittene Haare
- Milchzähne
- die bei der Beschneidung entfernte Vorhaut
- das bei der Passion vergossene Blut
- Tränen
- Fingernägel [1]
Leidenswerkzeuge
Eine weitere Gruppe von Christusreliquien sind die Leidenswerkzeuge, die mit der Passion Jesu in Zusammenhang gebracht werden:
- das Heilige Kreuz mit der Inschrift INRI (die Auffindung des Kreuzes und der Grabeshöhle Christi durch Kaisermutter Helena war Anlass zum Bau der Grabeskirche in Jerusalem. Etwa zwei Drittel des Kreuzes wurden in die Palastkapelle der heiligen Helena Santa Croce in Gerusalemme nach Rom und später zu ihrem Sohn Konstantin nach Konstantinopel gebracht. Ein Drittel dieser Kreuzreliquie verblieb wahrscheinlich in Jerusalem, wo sie alljährlich beim Hochfest Kreuzerhöhung dem Volk gezeigt wurde.)
- Heilige Nägel (mit ihnen soll Jesus ans Kreuz geschlagen worden sein.)
- Heilige Lanze (mit ihr öffnete der Legende nach der römische Soldat Longinus Jesu Seite. Die Lanze war nicht nur Reliquie, sondern auch führendes Herrschaftszeichen und erster nachweisbarer Bestandteil der Reichskleinodien.)
- Dornenkrone (die christlich-griechischen Schriften berichten in Matthäus 27:29, Markus 15:17 und Johannes 19:2, dass Jesus von römischen Soldaten eine Dornenkrone aufgesetzt wurde. Zusammen mit einem Schilfrohr als Zepter und einem roten Umhang statteten ihn die Soldaten zum Spott mit „königlichen“ Attributen aus, während sie ihn misshandelten, weil er als König der Juden bezeichnet wurde (Matthäus 27:11; Markus 15:2; Lukas 23:3). Heute ist diese Krone nur noch ein kahler Kranz, denn die Dornen wurden im Laufe der Jahrhunderte als Einzelreliquien verteilt.)
- Der beim Letzten Abendmahl verwendete Kelch, der sogenannte Gral: Der mythologische Heilige Gral wurde als der Kelch verstanden, den Christus beim letzten Abendmahl mit seinen Jüngern benutzte und in dem Josef von Arimathäa das Blut Christi unter dem Kreuz auffing, wie in apokryphen Evangelien erzählt wird.)
- Schweißtuch der Veronika (nach der christlichen Überlieferung reichte Veronika ihr Tuch Jesus auf dem Weg nach Golgota, um Schweiß und Blut von seinem Gesicht abzuwischen. Dabei soll sich das Gesicht Jesu auf wunderbare Weise auf dem Schweißtuch als sogenanntes Veronikabild (Vera icon) eingeprägt haben.)
- Heiliger Schwamm (der Schwamm, der den Evangelien zufolge in Essig getaucht und Christus zur Löschung seines Durstes dargeboten wurde, wurde in verschiedene Stücke aufgeteilt. Ein großes Stück befindet sich in Frankreich, kleinere Teile werden in Reliquiaren in San Giovanni in Laterano, Santa Maria Maggiore und im Aachener Dom aufbewahrt.)
- Geißelungssäule (ein Teil des Pfahls, an den Christus bei seiner Geißelung gefesselt wurde, wird in der Kirche Santa Prassede in Rom gezeigt.)
- Stein, an dem Judas Ischariot der Überlieferung nach den Herrn verriet
- Palmen, mit deren Zweigen man Jesus beim Einzug in Jerusalem am Palmsonntag geehrt hatte
Kleidungsstücke
- Heiliger Rock (die Tunika Jesu: die bekannteste Reliquie dieser Art ist im Trierer Dom aufbewahrt, sie gehörte zu den bedeutendsten Reliquien in Deutschland und wurde der Überlieferung zufolge von der heiligen Helena der Trierer Kirche geschenkt.)
- Sandalen Christi
- Schweißtuch von Oviedo (es war angeblich um Jesu Kopf gewickelt.)
Sonstige Reliquien
- Fußabdrücke Jesu (in den Kirchen Quo vadis Domine und San Sebastiano an der Via Appia Antica, an der Stelle, an der Jesus Petrus traf.
- Krippe Jesu (fünf Bretter aus dem Holz eines Maulbeerbaums der Krippe werden in der Confessio der Basilika Santa Maria Maggiore aufbewahrt.)
- Finger des ungläubigen Apostels Thomas, den dieser dem auferstandenen Jesus in die Wunde gelegt hatte
- Stufen aus dem Palast des Pontius Pilatus (in einer Kapelle in der Nähe der Laterankirche werden achtundzwanzig Stufen gezeigt, die Scala Santa (italienisch für heilige Treppe), die Jesus an dem Abend hinaufgestiegen sein soll, an dem Pilatus ihn zum Tode verurteilte.)
- Palmesel (in Verona wurden Reliquien des Esels gezeigt, der Jesus am Palmsonntag getragen hat).
Fußnoten
Literatur
- Michael Hesemann: Die stummen Zeugen von Golgatha. Die faszinierende Geschichte der Passionsreliquien Christi. Hugendubel, München 2000, ISBN 3-7205-2139-7
Weblinks
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