Walkemühle (Schlaubetal)

Walkemühle (Schlaubetal)
52.11621614.41521
Blick von der Brücke über die Oelse zum Wohngebäude des Försters
Reste der Walkemühle mit Blick auf den Mühlteich
Die Oelse an der Walkemühle
Wegemarkierung

Im Naturpark Schlaubetal findet sich an der Oelse der Standort der ehemaligen Walkemühle. Sie befand sich einst zwischen Groß Briesen im Westen, Kieselwitz im Osten, Dammendorf im Norden und Chossewitz im Süden. Nördlich der Mühle und südlich des Oelsener Sees befindet sich der Walkemühlenteich, südlich der Mühle ist ein kleiner Mühlteich und südöstlich von ihr liegt der Wiesenteich im Wald. Der Mühlenstandort ist heute ein Wohnplatz von Grunow-Dammendorf in Brandenburg, da sich hier das Wohnhaus des Försters befindet.[1]

Geschichte

Im Jahr 1620 wurde eine Brettmühle an der Oelse erbaut, nachdem es einige Jahre Streit um den Bauplatz einer solchen Mühle gab. Groß Briesen war brandenburgische Enklave und das Ordensamt Neuzelle musste erst einige Zeit auf die Klärung der Sachlage warten, ehe der Bau erfolgen konnte. Während des Dreißigjährigen Krieges lagerte der schwedische General Lennart Torstensson mit seinen Truppen im Stift Neuzelle. Man warf ihnen vor, auf der Suche nach Baumaterial ganze Dörfer abgetragen[2] und so auch sämtliche Dielen- und Schalbretter aus der Schneidemühle gestohlen zu haben. Da wegen der Marodeure auch kein neues Holz beschafft werden konnte, lag die Mühle brach. Im Jahre 1654 mietete das Amt die Kieselwitzer Schneidemühle für drei Jahre, um die nötigen Bretter für die neu zu errichtenden Gebäude zu erhalten. Man schnitt damals aus den Kieferstämmen meist Dielen, welche auf dem Wasserweg über Beeskow nach Berlin geschifft wurden. Sie kamen dann auf dem Salzhof bei Spandau zum Verkauf. Die Gewinne waren jedoch recht gering, Holz bekam man für wenig Geld. Obwohl die Bretter Eigentum des Herrenmeisters waren und zollfrei passierten, und die Untertanen des Amtes verpflichtet waren, ihr Holz nur aus dieser Mühle zu kaufen, arbeitete die Mühle unrentabel. Das Amt wollte sie deshalb verkaufen und fand 1707 in dem Pächter des Vorwerkes Weichensdorf, Thomas Wilke[3], einen Käufer. Da er aber das Erbstandsgeld nicht entrichtete, möglicherweise, weil die Einnahmen so gering waren, wurde die Mühle im Jahre 1712 erneut veräußert. Der Handelsmann Christoph Kegeler aus Berlin wurde der neue Besitzer. Seine Holzgeschäfte liefen schlecht und so setzte er 1714 auf den Getreidehandel, da damals das Korn knapp war.[4] Die Mühle wechselte weitere Male die Besitzer, bis sich Georg Reitsch im Jahre 1758 entschloss, einen Umbau zur Öl- und Grützmühle vornehmen zu lassen, da die Sägemühle allein nicht lohnte.

Die nächsten Pächter waren der Hofrat Lesemann und der Hofmauermeister Naumann[5], welche gemeinsam pachteten. Sie wollten das Holz für die Neubauten in Berlin. Als jedoch die Zollstationen die Gebühren drastisch anhoben, gaben sie die Mühle und den Holztransport auf. Ab 1768 unterstand die Mühle wieder dem Ordensamt Neuzelle. Dieses sorgte nicht nur für einen wirtschaftlichen Aufschwung des Standortes, es nutze auch seine Untertanen als Tagelöhner. Die Chossewitzer waren dazu seit Jahren verpflichtet, später mussten auch Grunower, Mixdorfer, Dammendorfer, Oelsener und Klein Briesener die schwere Arbeit verrichten. Man drohte ihnen Zuchthausstrafen, Pfändungen und Zwangseinquartierungen an, falls sie sich weigern sollten und verhängte harte Strafen. Die Gewinne steigerten sich beträchtlich und man lieferte wieder nach Berlin. Neben der Schneidemühle waren auch eine Ölpresse, ein Wohnhaus, eine Scheune und ein Stall vorhanden. Die Aufsicht führte der Dammendorfer Oberförster gemeinsam mit dem Amtsmann zu Friedland.

Im Jahre 1831 wurde eine Walkemühle eingerichtet, was ihr den Namen gab. 1833 wird der Müller Garlos[3] erwähnt, 1840 Friedrich Wilhelm Garlipp[3]. Später wieder dem Amtmann aus Friedland unterstellt, ist sie vor 1897 in Besitz des Carl Kunther[3]. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, 1946, stellte man das Sägewerk ein, bis 1957 wurde wieder Mehl gemahlen, im Jahre 1970 wurde das Mühlengebäude vollständig abgerissen. Erhalten geblieben sind das Wohnhaus, heute Wohnsitz des Försters, und die Stallung. Die Walkemühle hatte sogar eine eigene Postleitzahl: O-1231 Walkemühle[6], heute 15299.

Literatur

  • Heinz Tölle: Die Mühlen im Schlaubetal. Ihre Geschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Digitaler Druck und Verlag, Bielefeld 1998, ISBN 3980554848, S. 65

Einzelnachweise

  1. Dienstleistungsportal der Landesverwaltung Brandenburg Gebietsstand: 1. Januar 2009
  2. Winfried Töpler: Studien zur Geschichte, Kunst und Kultur der Zisterzienser: Das Kloster Neuzelle und sein Verhältnis zu den weltlichen und geistlichen Mächten (1268-1817), Band 14, Lukas Verlag 2003, ISBN 3931836533, S. 199
  3. a b c d Müller in Brandenburg
  4. Deutsche Akademie der Wissenschaften: Acta Borussica. Denkmäler Der Preußischen Staatsverwaltung Im 18. Jahrhundert, Die einzelnen Gebiete der Verwaltung. Getreidehandelspolitik. Band 4, Teil 2, Paul Parey Berlin 1901, S. 22 (Nachdruck Nabu Press 2010 ISBN 1144605539)
  5. Dr. Carl Ludwig Seidel: Miscellaneen zur vaterländischen Kunstgeschichte unserer Zeit, Erster Band, Berlin 1928 Bei Carl Friedrich Plahn, S. 89
  6. umsda.gz Universität Paderborn

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